Freitag, 5. August 2011

Interne Anweisung der STABSABTEILUNG AMAZON

- - - - - - - - - - - - - Dies ist eine Satire!

Amazon - Zentralverwaltung

Interne Anweisung und Information der Stabsabteilung Antiquariat bei Amazon an die Mitarbeiter

- streng vertraulich -

Numerierte Kopie 31 -


Einzelnachweis über Ablage oder Vernichtung ist erforderlich. Darf das Haus nicht verlassen!

13.6.2011

Wieder einmal erinnern wir daran, das der Ankauf des ZVAB uns eine Schlüsselposition in der Strategie um die Beherrschung des  N e u buchmarkts im deutschen Sprachraum sichern soll. Die Erträge aus den  A l t buchvermittlungen über unsere Portale sind zwar erfreulich, dürfen aber nicht als Selbstzweck gesehen werden, zumal der Ankaufspreis des ZVAB, wie Sie wissen, extrem hoch war und nur durch die große Strategielinie zu rechtfertigen ist.

Es geht dabei zunächst um einen Imagetransfer. Noch mehr als im angelsächsischen Raum gilt das mittel- und höherwertige Antiquariat in Deutschland als kulturell bedeutsam, siehe die publizistische Begleitung des gehobenen Antiquariats in FAZ und Zeit, aber auch in der Süddeutschen Zeitung, in der NZZ und im Fernsehen. Zwar wurde der auf lange Sicht angestrebte Imagetransfer durch läppisch-ungeschickte kulturelle Portal-Begleitprogramme des ZVAB vor der Übernahme durch unser Haus beeinträchtigt, auch stören Flohmarkt, Billigketten im Wohltätigkeitsbereich und Ebay das positive Gesamtbild in den Medien. Wir bereiten aber zur Höherqualifizierung des Altbuchmarkts in den Medien eine kombinierte Aktion vor, von der gleich gesprochen werden soll.

Zuvor schärfen wir den mit dieser Materie befaßten Mitarbeitern ein weiteres Mal ein, auf die Verhehlung unserer Absatzanteile jederzeit zu achten. Noch besteht ein wenn auch geringes Restrisiko, daß die deutschen Monopolbehörden aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Es müssen also um jeden Preis die Betriebsteile Amazon, Abebooks und ZVAB getrennt gehalten werden. Niemals dürfen sie in einem Zusammenhang genannt werden. Durch unsere bezahlten Vertrauensleute unter den Antiquaren in diversen Foren ist gewährleistet, daß die Sprachregelung

"Zwar hat Abebooks das ZVAB gekauft und ja, Abebooks gehört zu Amazon, aber das besagt gar nichts. Hier hat nur weil eine Weltfirma eine andere zufällig gekauft",

nach der guten Plazierung im Netzdienst des Börsenvereins vor einigen Wochen auch weiterhin durch unsere Vertrauensantiquare verbreitet wird..

Wir haben leider die Panne erleben müssen, daß die Einstellung des internationalen Zweigs des ZVAB publik geworden ist, aber das Leck wurde schnell geschlossen. Die virtuelle Selbständigkeit des ZVAB soll mit allen Mitteln bis zum Tag X der Migration nach Amazon aufrechterhalten werden.

Wie Sie wissen, beabsichtigen wir an diesem Tag nicht nur die Einarbeitung des ZVAB, sondern auch die des deutschspraschigen Bereichs von Abebooks in das zentrale Amazon-Portal. Das Ziel in Bezug auf den Imagetransfer heißt:

"Amazon  i s t  das deutsche Antiquariat".

Zweierlei gilt es zu beachten dabei. Einmal werden wir nach Plan B-2 die minderwertigen Teile des Antiquariats, auch "Kistenschieber" genannt, systematisch den "erwünschten Portalen" zuweisen, im Wege von Mindest-Stückpreisdurchschnitten, die ein Händler erzielen bzw. ansetzen muß, um bei uns listen zu dürfen.

Den imagemäßig negativen unteren Bereich der Antiquare überleiten wir zu jenen Portalen, die wir mit verdeckten Geldzuwendungen am Leben erhalten. Das muß dann auch wirklich verdeckt bleiben - die bedauerliche Panne unlängst in Sachen "Eurobuch" darf sich nicht wiederholen. Sie wissen, wovon ich spreche.

Wir lassen es uns zur Einlullung nicht nur der Kartellbehörden, sondern auch zur Täuschung der Kulturmedien  einiges kosten, um marginale kleine Datenbanken aufzuplustern und als bedeutsam für den Absatz hinzustellen. Jedoch darf die gesamte Absatzhöhe der kleinen Datenbanken niemals 10 % übersteigen. Es ist sinnvoll, die Eigenvernebelung dieser "erwünschten Datenbanken" zu unterstützen und unklare, zu hoch gegriffene "Schätzungen" über deren wahre Umsätze publizistisch sehr zu fördern.

Die kleinen "erwünschten" Altbuchportale dienen uns also zur Verhehlung unserer Monopolsituation, sie nehmen ferner minderwertige Ware auf, leiten negative Images auf sich hin, geben sich mit dem Bücherschrott ab. Die gute Ware aber ist bei uns.

Nun zur Kernstrategie, die jetzt schon anlaufen soll, damit die Veränderung der Bedingungen für die Antiquare, die zur Vorbereitung der Migration in Amazon notwendig sein wird, unter der Nebelwand der "fürsorglichen Zuwendung" unbeachtet bleibt. Die Schreie der Antiquare werden so übertönt durch die Orgelklänge unserer Aktionen.

W i r   kümmern uns in Zukunft um die Antiquare.  Amazon fördert sie, Amazon schützt sie, Amazon spricht für sie. Durch unsere bezahlten Vertrauensleute sind zwei Organisationen im deutschen Antiquariat schon in unserer Hand, der Rest wird folgen. Bedauerlicherweise sperrt sich die AG im Börsenverein noch, weil einige aufgeweckte Neubuchhändler und Verleger unsere Generalstrategie bereits durchschaut haben.

Auch wirken sich die alten Konflikte zwischen Börsenverein und Amazon hier negativ aus, siehe der Fall "Schweiz", die Fälle "Erpressung bei Verleger-Rabatten" und anderes. Am Problem Börsenverein müssen wir noch arbeiten.

Ähnliches gilt für den Antiquar Mulzer in Freiburg, der völlig auf sich gestellt einen lächerlichen, mitunter aber nicht unwirksamen Krieg gegen die Amazon-Strategie meint führen zu müssen. Nach unseren Auskünften handelt es sich dabei um einen alten, ganz verkommenen Antiquar, mit dem kein Kollege etwas zu tun haben will. Die Bankauskünfte über ihn sind eher düster, seine Umsätze lächerlich gering, er versteht weder von Buchhaltung noch von EDV etwas. Leider können wir ihn nicht kaufen. Seine schriftlichen Äußerungen würden uns zwar in Stand setzen, gegen ihn wegen Geschäftsschädigung zu klagen, aber es ist damit zu rechnen, daß er diese Gelegenheit mißbrauchen würde, um sein Hintergrundwissen über die Monopolfrage in eine größere Öffentlichkeit zu tragen. Das muß vermieden werden.

Die Generalstrategie, von der wir oben schon sprachen, geht dahin,

*den Neubuchverkauf weitgehend aus den Buchhandlungen zu Amazon hinüberzuziehen,
*im deutschen Sprachraum modellhaft den Satz gültig zu machen " B u c h  i s t  A m a z o n"

Auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Ziels können wir über den Umweg  "Antiquariat  i s t  Amazon" die Kulturwelt einlullen, mithilfe des gleichfalls erwähnten Imagetransfers. Die Antiquare der mittleren und oberen Ebene sind als Vertraute, als Hätschel- und Lieblingskinder der führenden  K u l t u r m e d i e n  viel mehr wert als die unbedeutenden Absatzentgelte aus ihren Altbuchportalen.

Die Antiquare dürfen das so nie erfahren, es soll ihnen nicht bewußt werden.

Damit das gelingt, werden wir in nächster Zeit unsere "fürsorgliche Zuwendung" starten. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die heutige Diskussion, die Dr. Biester vom Börsenblatt wieder neu gestartet hat und die Soloantiquar Pardun begleitet. Wir sehen hier die Chance, durch breiteste Goodwillaktionen, Sponsoring und finanzielle Förderung zunächst das Messewesen in die Hand zu bekommen.

Dabei gilt es zu beachten, daß an und für sich die Verkaufsmesse unserer zentralen Portalidee zuwiderläuft. Wir müssen aber zunächst messefreundlich auftreten, um dann den Absatz der Messeware in unser Portal zu ziehen.

Die Vorbereitungen dazu laufen schon, der Ankauf des ersten großen Versteigerungshauses ist perfekt. Leider sind solche strategischen Käufe immer sehr teuer.

Über die schon bis in die Einzelheiten entworfene Überführung der Amazon-Antiquare in ein reines Franchise-System mit Kontrolle durch unsere Hausbank war im letzten Rundschreiben schon die Rede. Auf der regionalen Ebene brauchen wir die Antiquare, haben wir sie erst einmal an die Kette gelegt, allerdings weiterhin.

Dagegen werden wir den kleineren selbständigen Neubuchhandel systematisch austrocknen. Erfreulicherweise ist die Fürsorge für diese kleineren Häusern im Börsenverein erstaunlich gering; Verleger und Kettenbuchhandel werden sich letztlich durch ihre eigene Unsolidarität zugrunderichten. Die Devise lautet also: Antiquare als nützliche Haustiere im Käfig kleinhalten - der Neubuchhandel dagegen muß sterben, zuerst der kleine, dann die anderen.

Denn im deutschen Sprachraum können wir es verwirklichen:  B u c h  i s t  A m a z o n.

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Sommer.

Gern Ihr

Dr. Gernot Schnösel-Kalt