Freitag, 5. August 2011

Der Büchermichel, wie ich ihn einst geplant hatte





Juristische Vorbemerkung: Die Bezeichnungen "Michelkatalog", "Michel", "Büchermichel" usw. sind als Markenzeichen geschützt. Die Wortbildung "Büchermichel" wurde indes - mehrfach nachweisbar - durch mich erstmals um 2000 formuliert und unter den Antiquaren bekanntgemacht. In diesem Sinn verwende ich den Begriff im folgenden. Bildrechte gehören Schwaneberger.



Ich bin gebeten worden, den alten Plan meines "Bücher-Michel", den ich vor einem Jahrzehnt zuhanden der Antiquare mehrfach veröffentlicht hatte, darzustellen.

Das ist nicht ohne strategische Überlegungen möglich: Soll ich eine Idee, die mir mitsamt der Bezeichnung nach meiner persönlichen Einschätzung entwendet worden ist, mit den inzwischen durch mich weiterentwickelten Einzelheiten hier ausbreiten, zum gefälligen Ideenklau?

Das geht nicht gut an. Deshalb werden Sie hier einen ungewohnt kurzen Beitrag lesen. Ganz unbeantwortet will ich die Anfrage nicht lassen, aber die Details, in denen bekanntlich der Teufel steckt, werde ich verschweigen.

Für die Markensammler unter Ihnen und all jene, die einen der modernen Michel-Kataloge zur Hand nehmen (den farbigen Deutschland-Standardkatalog ausgenommen), muß ich leider vorausschicken, daß die gesamte Darstellung der Michelkataloge seit etwa 1985 in einem fortwährenden Niedergang begriffen war und sich erst in jüngster Zeit wieder gebessert hat. Die Umstellung auf elektronische Druckverfahren wurde in einer ganz fürchterlichen Weise in den Dreck gefahren, um das Unglück vollzumachen, wurden Rotationsdruckverfahren der übelsten Sorte eingeführt. Viele Jahre hindurch waren die Michel-Kataloge auf schlechtem Papier bläßlich gedruckte, unübersichtliche, beleidigend und oft zu klein gesetzte, teils schlampig klischierte Machwerke der übelsten Sorte.

Ich hatte mir in der Folge als alter Philatelist mit viel Mühe die Michel-Kataloge  v o r  dem großen Umbruch in Druck und Typographie  besorgt, nur um durch die schäbigen neuen Schwanebergerprodukte nicht jede Lust am Markensammeln zu verlieren.

Sie sehen im Bild oben den Scan eines der guten, hervorragend gesetzen, bestens lesbaren klassischen Michel-Kataloge (Deutschland Spezial 1970). Nur von solchen "Michel-Katalogen" kann hier die Rede sein, kaum von den Produkten des Schwaneberger-Verlags nach etwa 1985, wie immer hier mit der Ausnahme des sehr erfreulichen farbigen Deutschland-Standardkatalogs.


Die Grundidee des Mulzerschen "Bücher-Michel" ist die "Gesamtdarstellung" der deutschen Bücher von den Anfängen des Buchdrucks bis zu einem Grenzdatum, für das sich die Einführung der ISBN-Benummerung anbietet, also etwa 1970.

Die Gesamtdarstellung soll, mit zahlreichen - genau definierten - Ausnahmen nur die selteneren Bücher umfassen, ab einem Mindestwert von rd. 25 Euro. Wie die Durchschnittswerte sinnvoll zu ermitteln sind und was für Ausnahmen nach unten hin unbedingt gemacht werden müssen - das sag ich nicht.

Wie der Markensammler seine "Gebiete" separat dargestellt bekommt, so ist auch der "Büchermichel" in Sammelgruppen aufgeteilt; er folgt jenen rd. 80 Sachgebieten des Büchersammlers, die ich öfter veröffentlicht und modifiziert hatte. Sowohl die numerische Klassifikation als auch die wissenschaftlichen Indizierungsmethoden sind im Antiquariat nicht nur nicht sinnvoll - sie führen dort zum sofortigen Kollaps . Nur was der  S a m m l e r  wünscht, darf vorgenommen werden. Ich würde nun gern davon berichten, wie man "kommende" Sammelgebiete im Antiquariat vorausahnt, postuliert, vorgibt - aber das unterliegt meiner internen Zensur. Jedenfalls ist es sehr wichtig, daß wir dem Sammler neue Wege weisen.

Innerhalb jedes dieser rd. 80 Sammelgebiete werden nun die Bücher oberhalb des Mindestwerts - mit denjenigen billigeren, die wir nach Übereinkunft aufnehmen - dargestellt, nicht anders als im Briefmarkenkatalog  in  z e i t l i c h e r  Abfolge. Wie die Briefmarke wird ja auch das Buch zu einem (fast immer) feststellbaren Datum herausgegeben. Wie bei den Marken ist die Erfassung der Nachauflagen, der Veränderungen usw. mit Symbolen darzustellen, um die Übersichtlichkeit zu erhalten.

Eine ganz wichtige Rolle spielt generell im kommenden Antiquariat die Kodifizierung, das Einführen schnell lesbarer  S y m b o l e  in Satz und Typographie. Dazu demnächst mehr.

Die Abbildungen, wie beim Markenkatalog Daumennagelbilder, sind sehr streng zu reglementieren, da wir bei den älteren Titeln ja zu einer Übereinkunft kommen müssen, mit "Deckelbildern" ist es nicht getan. Über weite Strecken wird der Katalog zunächst unbebildert bleiben müssen.

Zur Preisangabe sage ich hier auch nichts, deute nur an, daß wir hier mehr in Richtung Münzkataloge denken müssen - sapienti sat.

Ob dieser "Büchermichel" als Gesamtwerk gedruckt werden kann, weiß ich nicht, wenn, dann in China. Was sich aber sicher und mit viel Erfolg machen läßt, ist die Herausgabe einzelner Sachgebietskataloge. Und natürlich erscheint der große Gesamtkatalog im Internet.

Zusammenfassung:

Der Büchermichel nach System Mulzer hat zu  allererst die Aufgabe, einen visuell rasch und klar erfaßbaren Überblick über die selteneren Sammlertitel eines Gebiets herzustellen, die je erschienen sind. Die Parallele zum Markenkatalog ist klar erkennbar. Alle Preisangaben erhalten ihren tieferen Wert - wie bei den Briefmarkenkatalogen - erst durch ihre Positionierung im Gesamtfeld des Sachgebiets, das - ich wiederhole mich - dort visuell schnell erkannt und quergelesen werden kann.

"Mein" Büchermichel ist also in erster Linie ein Instrument zur Gewinnung neuer Käuferschichten, zur Popularisierung, zum  A n s c h i e b e n  des Gesamtantiquariats und so gesehen natürlich eine Gemeinschaftsarbeit aller Kollegen.