Donnerstag, 17. November 2011

Ein Opfer des absurden Datenbank-Prinzips im Antiquariat

   
Das Börsenblatt für den Buchhandel berichtet von einer denkwürdigen Ebay-Versteigerung. Eine Antiquarin trennt sich von 70.000 teilweise schon in Bücherdatenbanken eingespeisten Titeln, fordert sofortige Abholung ein (3 schwere Lastzüge erforderlich) und wird, wie ich vermute, nicht über 1000 Euronen dafür erlösen. Was ihr recht zu sein scheint, denn sie stellte mit "Startpreis 1 Euro" ein. Ihre Beschreibung des Materials ist sehr fair und eingehend, es handelt sich um häufige, untere Ware in offenbar recht gutem Zustand, wohl auch mit unfangreicheren MA-Blöcken.

"KONVOLUT von ca. 70.000 Bücher"

Dieser Ebay-Titel zur Versteigerung weist zwar einen grammatischen Fehler auf, aber sonst ist uns die fleißige Antiquarin als tüchtige Fachkraft bekannt. Darauf deutet die Zahl der erfolgreichen Verkäufe (bei Ebay 29.100) ebenso hin wie die sehr gute Bewertung (99,8 % von 100). Und sie ist ehrlich, denn wer glatte "100 %" gute Kundenbeurteilungen hat bei tausenden von Verkäufen, der trickst mit Sicherheit. Ihre Scans sind ordentlich, diverse Blödheiten in der Buchbeschreibung dürften den "Buchfreund"-Standards zuzuschreiben sein. Der geneigte Leser gerät in Raserei, wenn er hundertmal über das Blödwort "Hardcover" stolpern muß, gemoppelt mit dem Ausdruck "Gebundene Ausgabe" wirkt jede Titelaufnahme meschugge und vollends in den Wachsaal der Psychiatrie gelangen wir mit der 10.000 mal wiederholten Formulierung "Bemerkungen: Das Buch befindet sich in einem ordentlich erhaltenen Zustand". Liebe verehrte Petra, was ist den ein so oder anders "e r h a l t e n e r  Z u s t a n d" ?

Solche Detailkritik, die auch auf das Buchfreund-System zurückzuführen sein könnte (dort kann man grundsätzlich kein Deutsch), ändert nichts daran, daß die Ebay-Einstellungen gut, in der Sache fehlerfrei und korrekt vorgenommen werden.

Wie wir es von ihm gewohnt sind, enthält sich Redakteur Biester jeder klaren Stellungnahme zu diesem Vorgang. Er bleibt hinter der Säule stehen, verbirgt seine Meinung (falls er denn eine hat), wirft uns den Knochen mit den Fakten hin und schaut dem Leser zu - soll er ihn doch abnagen (den Knochen).

Ich zitiere, "...die betriebswirtschaftliche Misere vieler Altbuchverkäufer" - "...Aber was lernt man daraus?" - "führt... die Situation des "Gebrauchtbuchhandels" vor Augen". Ende der Analyse. Ja, wenn es sich um Inkunabeln handeln würde oder um Pressendrucke aus der Lüneburger Heide, dann bekämen wir aus seiner Feder die schönsten Kommentare.

Wobei ich bei der Wahrheit bleiben will: Ich mag das niedere Gebrauchtbuch-Antiquariat gefühlsmäßig auch nicht. Was uns schon im mittleren und oft noch im oberen Bereich nervt, nämlich die Routinearbeit, jenes seelenlose Abarbeiten, das konstante "Leseverbot" auch bei interessanten Titeln, der Zwang, mechanisch arbeiten zu müssen - das alles gestaltet das Massen-Gebrauchtbuchantiquariat zu einer wahren  H ö l l e  für jeden geistig interessierten Kollegen.

Nun hat uns Wölki, längst ein Stück Antiquariatgeschichte, schon vor einem Jahrzehnt vorgemacht, wie man Gebrauchtbuchantiquariat speditiv betreibt. Die  K o s t e n  müssen minimiert werden, und zwar durch schärfste Pfennigfuchserei auch in vermeintlichen Kleinigkeiten, das  P e r s o n a l  sollte ähnlich wie bei Schlecker oder Aldi auf Teilzeitbasis und je nach Geschäftslage frei abrufbar eingestellt werden, Titeleinträge, Verwendung von Scannern beim Titeltransfer und andere Tricks sind obligatorisch, besonders auch beim Versand.

Vernünftig lösen läßt sich das nur dann, wenn man exzellent organisieren kann. Ich habe mit verschiedenen Varianten meines "Grossohauses", in diesem Blog kann man das nachlesen, die Sache angedacht und kam zum Ergebnis, daß das nur als Gemeinschaftsleistung aller Antiquare sinnvoll durchgeführt werden kann.

Ich weiß nun nicht im Einzelnen, wie sich die Kollegin organisiert hat. Ich vermute mal, daß sie auf der Personalseite gut vorankommt, daß es bei ihr aber in der  T e c h n i k  einige Lücken und Mängel gibt. Es ist gerade die Lagerungstechnik, die bei sehr vielen Kollegen im Argen liegt. Ich sehe unendlich viel ganz primitive Fehler in den Lagerräumen bei Kollegenbesuchen.

Aber worüber die Kollegin ganz bestimmt gestolpert ist: Sie bietet  E i n z e l t i t e l  aus den letzten 40 Jahren mit einer ganz rührenden Naivität und Selbstverständlichkeit an - wobei sie voraussetzt, daß der Kunde  w e i ß , welchen Titel er will, daß er den nötigen Überblick hat über sein Interessensgebiet, um nun gerade diesen Titel von 1975 zu  s u c h e n  und jenen von 1990 nicht. Das ist natürlich völliger Unfug!

Der Kunde hat vielmehr "ungefähr" eine Vorstellung von einer "Art Buch", das er kaufen will. Die Datenbank aber fordert von ihm ein, daß er entweder einen genauen Titelwunsch haben möge oder aber, wenn ihm der fehlt, er sich durch ellenlange Listen zu quälen hat.

Wer meine Beiträge der letzten Tage gelesen hat, weiß ja, was ich meine - das Angebot solcher Titel, wie sie Kollegin Petra anbietet, scheitert (auch bei bester Arbeitstechnik) am  a b s u r d e n  G r u n d f e h l e r  unserer Bücherdatenbanken - daß nämlich der Kunde keineswegs einen präzisen Titelwunsch hat, sondern diffus aus einem Sachgebiet, in einer ungefähren Preislage, etwas Ungefähres kaufen will. Und das kann ihm die Bücherdatenbank nicht bieten!

Weil, wir wissen es nun ja, von Ebay abgesehen gute 90 % unserer Altbuchportale in der Hand von Amazon sind - deshalb ist diese Grundmisere der Bücherportale zugleich der ideale Hebel, um das Amazon -Monopol abzuschütteln. Reform der Bücherdatenbanken, Rückkehr zu den Webseiten, auch Rückkehr zu großen zentralen L a d e n - Antiquariaten - alles sind Wege, die diskutiert werden müssen.

Die Kollegin aber mit ihren unglücklichen 70.000 Surplus-Titeln ist allein und nur das Opfer des

*überstrapazierten Datenbank-Prinzips

im Antiquariat geworden. Wir müssen in weiten Bereichen wieder vom unseligen Einzeltitelangebot wegkommen. Das ist jetzt unsere Aufgabe.


Das Deckelbild gehört dem herausgebenden Reprint-Verlag

Dienstag, 15. November 2011

GIAQ: Antiquariats-Genossenschaft verrät ihre Mitte



Für Außenstehende: Die Rede ist im folgenden vom "Verband" , einer Spitzenorganisation der Antiquare, und von der "Genossenschaft", vulgo GIAQ, einem Arbeitsbündnis der Internetantiquare, beide in Deutschland

Die Interessen der unteren und mittleren Antiquare können nicht die der oberen sein.

Der mittlere Antiquar lebt im Schwerpunkt vom Verkauf gängiger Titel über die Bücherportale oder aus seinem Ladenbestand, er fertigt die eine oder andere Fachliste. Versteigerungsfähige Bücher im Wert über etwa 50 Euro geht eher selten durch seine Hände.  Wenn er solche Spitzenware erhält und damit handeln kann, freut er sich, das bleibt aber die Ausnahme in seinem Alltag.

Gerade deshalb träumt er sich gern in eine Rolle hinein, die ihm nicht zusteht. Der überwiegende Teil unserer Kollegen im Verband setzt sich bei näherem Hinsehen aus mittleren Antiquaren zusammen, die aber gern Edelantiquare sein würden. Sie pflegen im Verband zu kuschen, da sie sehr wohl um ihre fragwürdigen Edelqualitäten wissen und froh sind, wenn sie im Verband sein und Höhenluft schnuppern dürfen - das ideale Stimmvieh also für die etwa 50 "echten" Spitzenantiquare, die folgerichtig ihre Interessen im Verband recht konsequent durchsetzen. Ein Blick auf die Arbeitsschwerpunkte des Verbands genügt schon, um das zu beweisen.

GIAQ, die "Internet-Antiquare" dagegen, diese Bezeichnung steckt in dem unsinnigen Kürzel der Genossenschaft, gehören typischerweise nicht zu den Spitzenleuten der Branche. Soweit sie höhere Ambitionen haben, können und sollen sie diese im Verband diskutieren und durchsetzen.


Wenn nun aber, wie uns das Börsenblatt in gewohnter Objektivität berichtet, als Ergebnis der jüngsten GIAQ-Strategiediskussion zum 10jährigen Jubiläum eine "Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Antiquare (als) besonders lohnenswertes Ziel (in Auge gefaßt wird)", dann ist das eine  A b l e n k u n g  von, ja eine Flucht vor den wirklichen Anliegen, die sich der Genossenschaft derzeit stellen. Wohlwollend könnte man das als inhaltsleere Fensterrede bezeichnen, ich sage, daß sich die Genossenschaft damit in die Tasche  l ü g t.

Denn jeder der Antiquare, die das neue Ziel mit bestimmt hat, weiß ganz genau, wie unbeweglich und unbegabt sich der Verband in den letzten Jahren erwiesen hat, ein einziges Trauerspiel zeigt sich dem Blick, der dort nach Aktivitäten und Ideen sucht dort, wo nur "ehrenamtlich" getafelt, hohle Reden geschwungen und aufgeplusterte hehre "Ziele" deklamiert werden. Die Arbeit des Verbands ist unter seiner jetzigen Führung an einem denkwürdigen Tiefpunkt angelangt.

Abgesehen von dem halbtoten Zustand des Verbands sei nochmals betont, daß die Interessen der Genossenschaft, der mittleren Internetantiquare sich kaum mit denen der Edelantiquare decken. Wo bitte soll denn eine Zusammenarbeit möglich sein, wenn sich die Tätigkeits- (oder Untätigkeits-) Felder kaum irgendwo decken?

So lenkt man von der inneren Uneinigkeit, von der eigenen Tatenlosigkeit ab.




Die lebendige Momentaufnahme aus der Arbeitssitzung der GIAQ am vergangenen Samstag verdanken wir der Freien Waldorfschule am Kräherwald, die die Rechte daran besitzt

Montag, 14. November 2011

Bausteine zum Webseitenverbund im Antiquariat -1-


Wir sahen gestern, daß die Flucht vor dem Terror der Buchvereinzelung in den großen Bücherdatenbanken dem Antiquar nicht nur die Würde, sondern geradezu die berufliche Identität wieder zurückgibt.

Damit sinnvolles Arbeiten im Antiquariat in Zukunft möglich wird, muß der durchschnittliche Kollege einen Teil seiner Arbeitstechnik ändern.

Der Ankauf sollte wieder flächendeckend bei Privatleuten stattfinden. Nur so erhält der Antiquar jene echten Sammlerbestände, die jetzt wieder die Seele seines Geschäfts bilden. Der Zwischenhandel, das moderne Antiquariat, die Übernahme von Kollegenbeständen und der Ankauf von Posten bei Ebay und andere mehr oder minder problematische Quellen ersetzen nicht die Bearbeitung unberührter Nachlässe.

Wir besinnen uns wieder auf unsere Rolle als Begleiter des Todes (und des Umzugs ins Altersheim, was oft das gleiche bedeutet). Zwischen Aasgeier und anderen Resteverwertern, immer nahe beim Antiquitätenhandel, aber auch dem Bestattungsunternehmer und Totengräber nicht unähnlich, verwerten wir das von anderen Angesammelte neu.

Auf diese Weise erhalten wir mit etwas Glück nicht nur seltene Einzelstücke, sondern vor allem auch thematisch bestimmte Sachgebietsblöcke. Die Toten hatten ja ihre Interessen, ihre Sammelgebiete, ihre kleinen Fluchten und großen Leidenschaften.

Gleich nach jedem Erwerb ordnen wir die Bücher im Antiquariat nach den rund hundert  S a c h g r u p p e n, die sich oft mit klassischen Sammelgebieten decken.

Ich sagte Ihnen schon, daß die zentrale Verlinkungstabelle der von mir möglichst neutral und vermittelnd festgelegten hundert Themenbereiche das H e r z  des neuen Webseitenverbunds sein wird. Wo überall in Ihren Webseiten etwas größere Posten oder aber beachtlichere Einzelstücke angeboten werden, verlinken wir zur Sachgebietstabelle hin.

Das geschieht "aktiv", Sie brauchen sich darum nicht zu kümmern. Einem Spider nicht unähnlich krabbelt der Sachbearbeiter durch die Webseiten der Antiquariate, in regelmäßigen Abständen, über die noch diskutiert werden muß. Ab 5 - 10 Titeln zu einer Sachgruppe oder bei Einzelstücken über etwa 50 Euro wird verlinkt. Es versteht sich, daß die Bearbeiter Hinweise von Kollegen stets gern entgegennehmen und, wenn sie nur irgendwie ins System passen, solchen Verlinkungswünschen auch nachkommen werden.

Eine interessante Frage: Wie reagiert der Kunde auf die dann recht häufig vorkommenden "leider schon verkauft"-Meldungen, die das betreffende Antiquariat ihm mailen muß? Hier sollten wir eine Art der Antwort finden, die mit der "verkauft"-Meldung einen zusätzlichen Kundendienst verbindet. Der Antiquar muß die - vordergründig lästige - Verkauftmeldung als  C h a n c e  auffassen, mit dem Kunden in nähere Verbindung zu treten, ihm ergänzende, ähnliche Objekte anzubieten, um seine Desideratenliste zu bitten oder doch um Angabe seiner Sammelgebiete. Eine  k l u g  genutzte Verkauft-Meldung läßt sich als  Werbeinstrument nutzen.

Abgesehen davon wird der Antiquar für recht fleißige Aktualisierung seiner Listen und Titel im Netz Sorge tragen.

Mit die wichtigste Aufgabe, die wir zu lösen haben, ist eine pfiffige Internetdarstellung dergestalt, daß sich jeder verlinkte Titel / jede Titelgruppe tagesaktuell auch in  G o o g l e  befindet und dort beim Titelaufruf weit "oben" gefunden werden kann. Wie bringen wir es zuwege, daß

*Google ein vollwertiger Ersatz für die bei uns ja fehlende Gesamtdatenbank wird?

Wir sollten versuchen, unser Verlinkungssystem so anzulegen, daß wir bei Titeleingaben in Google mit, vielleicht sogar vor den Amazon-Datenbanken (Amazon, Abebooks, ZVAB) aufgerufen werden können.

Zurück zur neuen Arbeitstechnik im Antiquariat. Nach der Sachgruppenzuordnung wird der Titel auch körperlich in die Regalstelle eingelegt, die der Sachgruppe entspricht - es werden also immer Sachgruppentitel  a n g e s a m m e l t. Erscheint uns die Anzahl der gesammelten Titel zu einer Gruppe im Antiquariat interessant genug, um eine kleine Liste zusammenzustellen, dann fertigen wir sie an. Sie werden bald sehen, wie viel ganzheitlicher und angenehmer die Bearbeitung / Erstellung einer Sachgruppenliste für den einzelnen Antiquar  ist als das bisherige, blödsinnig-stupide Einzeltiteleingeben nach Kraut und Rüben.

Soviel für heute. Sie erinnern sich: Wir wollen hier Bausteine zusammentragen, über die diskutiert werden soll. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


 "Wie der Schiefe Turm in Pisa gerettet wird" - das hübsche Foto gehört der Webseite "Quermania"

Sonntag, 13. November 2011

Sonntagspredigt über Webseitenverbund und Antiquariatsmystik

Wir beschäftigen uns heute mit einigen Bausteinen, die wir zum Aufbau des kommenden Webseitenverbunds verwenden wollen.


Wie kann der  M y t h o s  des Antiquariats neu belebt werden?

"In einem weiteren Sinn bezeichnet Mythos auch Personen, Dinge oder Ereignisse von hoher symbolischer Bedeutung" (Wiki)

Es gibt im Antiquariat eine charismatische, geheimnisvoll wirkende, vom Kunden eingeforderte und vom Antiquar erfüllte Beziehung besonderer Art. Es ist ein Verhängnis, daß die deutschen Antiquariatskenner, von Wendt über Bender bis zu Biester, in den letzten Jahrzehnten mit einer himmelschreienden Nüchternheit begabt waren und sich fast nie mit der besonderen Seelenlage unseres Berufs befaßt hatten.

Diese Versäumnis liegt ganz nahe, es fällt dem unvoreingenommenen Betrachter sofort ins Auge. Wäre es in Frankfurt zu einem längeren Gespräch auf der Antiquariatsmesse zwischen Biester und mir gekommen, hätte ich ihn auf diesen Punkt festgenagelt und eine Art Privatinquisition im Café der schönen schnippischen Damen veranstaltet: Wie bringen Sie, verehrter Herr Doktor, es zuwege, sich beständig um den  K e r n  unseres Gewerbes herumzumogeln?

Derart provoziert hätten wir uns gut kennenlernen können.

Wir sind hier auf schwierigem Gelände. Psychologische Sachverhalte sind sprachlich-begrifflich nie exakt zu fassen, sie müssen umschrieben und angedeutet werden. Immerhin, versuchen wirs.

Das Antiquar ist für den Büchersammler eine Mischung aus

- Hohepriester und Wächter des Tempelschatzes,

- Schacherjude mit schmuddeligen Geheimnissen und großem Schnappsack unbekannten Inhalts,

- Seelenarzt, Hüter der verhehlten Lebensträume, der verpaßten Chancen,

- Drogendealer, der dringendste Sammlerbedürfnisse stillen kann.

Priester ist der Antiquar, weil er das  W i s s e n  der Menschheit verwaltet. Das gilt auch in Internetzeiten, denn nur im Buch haben wir die verdinglichten Wissensschätze. Zumindest unterbewußt ist nur etwas Greifbares, dessen wir uns mit eigenen Händen vergewissern können,  e c h t e s  Wissen. Vielleicht empfinden unsere Enkel das einmal anders.

Schacherjuden sind wir im naiven, nicht allzu böse gemeinten Begriff des 19. Jahrhunderts, etwa in "Soll und Haben" bei Gustav Freytag, weil wir Schätze in der Hinterhand haben, die wir herausgeben können oder auch nicht, mit denen wir Wucher treiben. Von daher die wichtigen Berufsmythen des  L a g e r s, in das der Kunde nicht eintreten darf, oder doch nur in einen Teil, oder nur wenn er zum inneren Kreis der Auserwählten gehört - der  N e u e r w e r b u n g e n, die jungfräulich, mit einem Schamtuch überdeckt, der Deflorierung wiederum nur durch Auserwählte harren - der B i e t e r k o n k u r r e n z, wenn zwei oder mehr Sammler wie die läufigen Kater um eine begehrte Zimelie herumstreichen, während der Antiquar lächelnd dabeisitzt und die Situation genießt.

Seelenarzt ist der Antiquar, weil seine universellen Buchbestände für so viele unterschiedliche Kunden ein Reich unerfüllter Träume darstellen - der Handwerker, der Ingenieur werden wollte, der Chirurg, der lieber Priester geworden wäre, der Kaufmann, der sich als Architekt sieht, der Lehrer, der eigentlich hatte Universitätsprofessor werden wollen. Sie alle bauen sich aus unseren Beständen ihren Lebensersatz auf, der Gang zum Antiquar ist auch der magische Weg in jenes Leben, das sie eigentlich hatten führen wollen...

Zum Drogendealer  wird der Antiquar, wenn er den Kunden mit Erfolg angefixt hat. Wir brauchen dazu keinen Magister Tinius - jeder geistig interessierte Mensch, ja jeder Esel kann mit geschickten Techniken zum Büchersammler eines Spezialgebiets gemacht werden. Hier fordere ich seit Monaten die Überlegung und Planung neuer Absatztechniken, deshalb auch meine maßlose Enttäuschung über den in meinen Augen ganz törichten Bücher-Michel von ZVAB-Schwaneberger. Denn der "Katalog" sollte das Herzstück jeder Sammelleidenschaft sein.

Nun kommt der wichtigste Satz, der bisher in diesem Blog zu lesen war:

Der Absatz alter Bücher über eine Bücherdatenbank, ein Bücherportal  z e r s t ö r t  die Magie des Antiquars, wir werden durch die Altbuchportale  e n t m a n n t, unserer natürlichen Berufskräfte beraubt.

Die Vereinzelung der Bücher im Portalabsatz - 600 Antiquare bieten, Stückchen für Stückchen, 12 Millionen alter Bücher an - war notwendig, sie stellte eine Übergangsphase dar, die nun beendet ist.

Wir können und müssen jetzt zurückkehren zum vorherigen Stand. Der Weg muß so beschaffen sein, daß wir unsere alten, natürlichen mythischen Berufskräfte wieder gewinnen.

Zwei Faktoren helfen uns dabei. Zum einen ist das der seltsame Zustand, daß Amazon im Alleinbesitz von gut 90 % unserer Internet-Absatzwege ist (vom Sonderfall Ebay abgesehen) und die Kartellbehörde dagegen nicht einschreitet. Warum ist das so wichtig?

Wir werden sehen, daß uns mein Projekt beständig in eine gefährliche Nähe zu verschiedenen Klippen des Wettbewerbsrechts bringt. Während die Kartellbehörde zur Zeit offenbar durch irgendwelche Winkelzüge lahmgelegt ist, kann aber der Richter in einem Wettbewerbsverfahren diese ganz unglaubliche Monopolsituation  f r e i  b e w e r t e n. Um es einfacher zu sagen: Wer einem solchen Monopolzwang ausgesetzt ist wie unser Berufsstand, der darf sich  w e h r e n, dem sind besondere wirtschaftliche Abwehrmaßnahmen gestattet.

Der andere Faktor, auf den wir bauen können, ist die sehr komfortable Internetsituation, die wir zur Zeit genießen. Webspace ist spottbillig, auch sehr gute Seitenmodelle sind preiswert, sogar gratis zu erhalten, die Verbindungen laufen schnell, fast jeder Kunde hat nicht nur Internetzugang, sondern weiß auch damit recht gut umzugehen. Vor zwei, drei Jahren wäre das alles wesentlich teurer und wegen der Überalterung unserer Kunden auch problematisch gewesen.

Mit leisem Kopfschütteln gegenüber manchen Plänen, die uns Wattig in rascher Folge vorlegt, muß ich darauf bestehen, daß wir vor allen ultramodernen Vernetzungsspielchen die Möglichkeiten unserer traditionellen, fast schon altbackenen Darstellung im klassischen Internet, in der einfach strukturierten Webseite, besser nutzen. Ich spreche von der Webseite des einzelnen Antiquars und von der Vernetzung aller Webseiten in einem gigantischen Verbund auf mehreren Ebenen.

Wir sagten: Die Fragmentierung seiner Bestände in der Millionen-Datenbank entmannt den Antiquar, sie beraubt ihn seiner natürlichen mythischen Kräfte und Fähigkeiten. Notabene sprechen wir heute nicht vom Verlust an wirtschaftlicher Macht, nicht davon, daß der Antiquar durch das Datenbankverfahren zum Hampelmann beherrschender Datensysteme wird. Sondern davon, daß Kräfte, die der Absatzförderung zugute kommen könnten und sollten, auf diese Weise geopfert werden.

Mit Hilfe eines geschickt organisierten Verbundsystems, das alle Kollegenwebseiten auf mehreren Ebenen vernetzt, können große Teile der verlorengegangenen mythischen Rolle und Bedeutung des Antiquars zurückgewonnen werden.

Dazu müssen wir eine Reihe von Regeln aufstellen, die dem Antiquar beim Bau einer guten Webseite helfen. Das wird uns in nächster Zeit noch ausführlich beschäftigen, ich bitte Sie an dieser Stelle einfach, sich eine beliebig herausgegriffene Frankfurter Webseite anzusehen

http://www.orbanundstreu.de/index.html

Sie weist zwar eine Vielzahl von Einzelschwächen auf, ist aber in der Gesamtwertung "gut bis sehr gut" und wenn es jedem Kollegen möglich wäre, sich so oder ähnlich im Netz darzustellen, würden fürs erste alle Voraussetzungen für eine sofortige Vernetzung auf mehreren Ebenen erfüllt sein. Bei dieser Gelegenheit: Kompliment an die Frankfurter Kollegen!

In einer tieferen Anstrengung wird es dann darauf ankommen, die  d i r e k t e  Beziehung zwischen Antiquar und Sammler durch technische Mittel zu verstärken. Der Kunde soll sich bei einer Reihe von Kollegen  z u h a u s e  fühlen, regelmäßig  v o r b e i s c h a u e n  und  Vertrauen gewinnen. Das wird nicht gehen ohne

- Sprechstunden im Netz / am Telefon

zu bestimmten Zeiten, in denen der Antiquar Auskunft gibt, Wünsche bearbeitet, einfach nur jene wenigen Sätze wechselt, die dem Kunden das Gefühl vermitteln, daß da ein  M e n s c h  zwischen den Bücherregalen sitzt, mit dem man reden, auf den man zählen kann.

In Klammern müssen wir uns immer wieder fragen, ob denn meine These, daß die meisten Kunden nicht einzelne Titel suchen, sondern "ungefähr" Bücher einer bestimmten Art aus bestimmten Sachbereichen erwerben wollen, stimmt. Ich bin davon überzeugt, aber das muß diskutiert weden.

Für die großen Bücherdatenbanken gibt es keine schlimmere Gefahr als die, daß sich der einzelne Antiquar wieder seiner natürlichen Kräfte besinnt, daß er selbständig dem Kunden gegenübertritt und zum Stammantiquar, zum guten Bekannten einer Reihe von Büchersammlern wird. Für die Großportale ist unser Webseitenverbund der absolute Alptraum.

Ich gehe hier gleich noch einen Schritt weiter. Auf der Grenze des Wettbewerbsrechts wandelnd können wir doch versuchen, als Abwehrmaßnahme gegen die Monopolsituation eine  A b s p r a c h e  hinzubekommen der Art, daß die Antiquare des Webseitenverbunds ihre Titel bei Direktbestellung 10 % billiger liefern. Das wäre die eine Maßnahme, eine andere könnte sein, daß wir einen Teil unserer Titel n u r  über den Webseitenverbund liefern...

Ich wünsche Ihnen noch einen guten Sonntag, Ihr

Peter Mulzer in Freiburg

Das Bild verdanken wir gutenberg.spiegel.de . Es zeigt eine Schlange, die am Amazonas zuhause ist, und den deutschen Antiquar  Mustermann

Donnerstag, 10. November 2011

GIAQ-Tagung: Portal einstellen, Webseitenverbund für alle Antiquare gründen, mit Amazon verhandeln


Der eine oder andere Teilnehmer an der Jubiläumsveranstaltung jener Genossenschaft der Internet-Antiquare, die am 12. in Berlin stattfindet, wird sich in diesen Blog verirren. Ich will ihm in Gestalt einiger Zeilen Wegzehrung mit auf den Weg geben.

1.
Zunächst ein Geständnis. Ich hatte den Genossenschaftsgedanken vor rund 12 Jahren in der Hess-Runde entwickelt aus einer recht unklaren Grundvorstellung heraus, man müsse sich in einer Berufsgruppe ähnlich solidarisch organisieren, wie es Pfadfinder oder Flüchtlinge aus Ostpreußen, Anhänger des Bischofs Lefèvre oder Briefmarkensammler tun: Begeistert, ohne persönliche Interessen, auf ein gemeinsames Ziel hin, freundlich und fröhlich. Meine DDR-Zeit war mir noch deutlich in Erinnerung und sozialistische Motive spukten mir wohl auch im Kopf herum.

Dieses unklare, aber interessante Konglomerat von Vorstellungen und Plänen bestand die Probe vor dem Realitätssinn der meisten Kollegen nicht. Im Rückblick hätte ich das schon wissen sollen, was mir erst Jahre später langsam und schmerzhaft klar wurde: Die Antiquare sind in ihrer Mehrheit weder romantisch noch gelehrt, auch nicht weltfremd - sondern unbeschreiblich und ganz besonders  n ü c h t e r n, sachbezogen und phantasielos. Was ich zuviel hatte, Phantasie nämlich, besaßen sie zu wenig.

So wurden meine schönen Genossenschaftspläne, die ich seitenweise beschrieben hatte in jenem Rundsendedienst aus Bern, der wirklich alle Kollegen täglich erreicht hatte, gnadenlos zusammen- und niedergebügelt zu einem Z w e c k v e r b a n d  mit dem nahezu einzigen konkreten Ziel, dem Kauf des ZVAB, der damals absolut marktbeherrschenden Bücherdatenbank mit Verkaufsportal.

Mir schwante von dem Augenblick an Schlimmes, als man mich aus der vorbereitenden Diskussionsgruppe ausschloß. Bei der Gründungsversammlung vor 10 Jahren in Berlin, an der ich teilnahm, wurde zementiert, was ich sofort als entscheidenden Sargnagel der Genossenschaft erkannte - auf eine weite Öffnung hin zu möglichst  a l l e n  Antiquaren wurde verzichtet zugunsten einer rigorosen Festlegung auf hohe Eintrittsgebühren.

Was ich gewollt und gefordert hatte, eine  a l l g e m e i n e  breite Organisation der Antiquare im deutschen Sprachgebiet, war verworfen worden.

2.
Der Kauf des ZVAB scheiterte unter Umständen, die bis heute nicht ganz geklärt sind und auch nicht erörtert werden müssen, denn in der Rückschau war Kollege Müller wohl wirklich nicht der ideale Finanzier und die  l a h m e, langsame, unbewegliche Struktur der Genossenschaft konnte die Probleme nicht so rasch, wie es erforderlich gewesen wäre, in den Griff bekommen.

Ich will nicht auf olle Kamellen hinaus, sehe vielmehr seit dem letzten Webseiten-Teiltest in ganz neuem Licht, welches Unglück das Portal, das die Genossenschaft schließlich selbst auf die Beine gestellt hatte, verfolgt bis zum heutigen Tag. Ich hatte begleitend über die Jahre hinweg der Genossenschafts-Datenbank zwar die Leviten gelesen, aber auch das Positive benannt. Vor allem die frühzeitige und großzügige Verwendung von  S c a n s als Bilderfolgen  und die (wenn auch dem Kunden zum Teil leider unaufrichtig verkaufte) sehr gut ausgedachte Idee selbständiger Antiquariatswebseiten, die anstelle eigener Leistungen "einfach" einen Datenbankausschnitt präsentierten - das waren Meilensteine.

Leider überwog aber eine ungeschickte Datenbankpolitik, verbunden mit jahrelang aufrechterhaltenen törichten, blöden und in unsäglichem Schülerdeutsch verfaßten Begleittexten, auch mit schweren Fehlern in Typographie und Usability des Portals. Man mag das als Äußerlichkeiten ansehen; versetze ich mich in die Rolle des Portalnutzers, dann stößt mich das - vor allem in der Rückschau - buchstäblich ab, es läßt mich Ekel empfinden vor einer Datenbank, die weder Deutsch schreiben noch sich in Augen und Finger des Benutzers hineinversetzen konnte.

Heute ist das besser geworden, aber nun hat sich beim letzten Test herausgestellt, daß die Ergebnisseiten, das Herzstück der Datenbank, auf die Dauer fast unlesbar sind. Der Nutzer aber will und muß  q u e r l e s e n  können.

Auch wenn die Begleittexte verdaubar geworden sind, zeigt sich die Empfangsseite (die ich vor einigen Monaten mit mäßigen Notenergebnissen getestet hatte) nach wie vor derart  t r i s t, in den Formulierungen oft derart  seltsam, in den Feldaufteilungen so einfallslos und absurd, daß ich zu einem klaren Ergebnis komme - die Datenbank "Antiquariat.de", derzeit und seit langem mit weit unter 10 % Marktanteil dahindümpelnd,

*kann nicht gerettet, nicht verbessert werden - sie ist wegzuwerfen.

Jeder Pfennig, jede Stunde Arbeitszeit dafür würde vergeudet sein.

3.
Nun bitte ich Sie, mit mir ein Stück wirtschaftlicher Strategie zu bedenken. Wir wissen, daß (vom Sonderfall Ebay abgesehen) Amazon zu gut 90 % den Internet-Absatz unserer alten Bücher kontrolliert. Amazon liegt im Weltkrieg mit den Buchhändlern, seit Neuestem auch mit den Verlegern. Was immer Amazon auch dazu bewogen hat, Abebooks und dann ZVAB zu kaufen, wir können es nur vermuten. Am nächsten liegt die Annahme, daß das Antiquariat einen weitaus besseren Ruf hat, als wir es von uns selber glauben, daß es also ein guter Imageträger ist und die Eroberung des deutschen Neubuchmarktes ideal sekundieren und verstärken kann. Dann wären wir Antiquare hilflose Manövriermasse im Milliardengeschäft der Neubücher.

Ich schäme mich gar nicht daran zu erinnern, daß ich seit Jahren - gut mitzuverfolgen im Börsenblatt - den Weiterverkauf des ZVAB vorausgesagt hatte, immer wieder neu - ich wurde nur ausgelacht. Heute lacht von den damaligen Mulzer-Kritikern keiner mehr. Ich empfinde meine Voraussagen von damals, wenn ich sie heute nachlese, als geradezu gespenstisch zutreffend.

Weil ich damals Recht hatte, sollte man mir auch heute in ähnlichen Fragen gut zuhören. Ich will nämlich nicht schon wieder zutreffende Voraussagen machen, mir reicht die letzte...

Und nun zur Strategie. Es spielt für Amazon-Abebooks.-ZVAB finanziell überhaupt keine Rolle, ob die genossenschaftliche Antiquariat.de-Datenbank eingestellt wird oder nicht. Diese 5-7 Prozent am Gesamtkuchen des Absatzes antiquarischer Bücher übers Internet spürt sie kaum in den Bilanzen.

Wohl aber wäre die Einstellung von Antiquariat.de strategisch-planerisch für Amazon ein ganz herber Schlag ins Kontor. Denn um weiterhin die deutschen Kartellbehörden ruhigzustellen, muß sie wenigstens einen halbwegs herzeigbaren Gegenpart nachweisen können - und genau diese hochwichtige Rolle erfüllt bis zur Stunde Antiquariat.de. Ohne es zu wollen, ja ohne es zu wissen ist also Antiquariat.de ein zentraler Stützpfeiler der gewagten, ja tollkühnen Strategie von Amazon in Sachen Kartellbehörde.

Auch deshalb sollte Antiquariat.de vollständig eingestellt werden.

4.
Was wäre dann das Aufgabenfeld der Genossenschaft? Erstens muß sie sich zum  a l l g e m e i n e n  B e r u f s v e r e i n  erweitern. Was mit der AG im Börsenverein noch zu machen ist oder vielmehr was nicht, haben wir auf der Versammlung in Frankfurt gesehen - ein einziges Trauerspiel. Über den Verband sage ich hier nichts Negatives, denn w o  er arbeitet, tut er das ganz vernünftig. Nur denkt er nicht im Traum daran, die beruflichen Interessen der Antiquare ernsthaft zu lösen. Also muß die Genossenschaft in diese Rolle eintreten - sie  m u ß, oder sie geht ein und unter. Aquis submersus...

Das rechtliche Instrument dazu wäre zum Beispiel ein assoziierter Berufsverein. Gescheiter scheint mir die Umgründung der Genossenschaft mit niedrigster Eintrittsschwelle zu sein, für alle Kollegen.

Ist Antiquariat.de eingestellt, dann wird die Genossenschaft

*zum wichtigsten Verhandlungspartner mit Amazon-Abebooks-ZVAB.

Sie kann dann Bedingungen aushandeln, sie wird wie eine  "G e w e r k s c h a f t  der Antiquare" dem Unternehmer Amazon gegenübertreten. Sie würde zu einem Machtfaktor. Innere demokratische Strukturen der umgegründeten Genossenschaft setze ich voraus, auch schnellere Entscheidungs- und Handlungskompetenzen.

Das zweite große Betätigungsfeld sehe ich in einer ganz wesentlich verbesserten Konzeption des Webseitenverbands. Würde sich die Genossenschaft dieses Ziel setzen, dann wären meine diesbezüglichen Entwürfe hinfällig, diese Zusicherung kann ich geben.

Zum Gemeinschaftskatalog sage ich an dieser Stelle nichts. Wenn es den verantwortlichen Kollegen Spaß macht und es sich wirklich  r e c h n e t, dann bin ich der letzte, der dieses seltsame, groteske Katalogbuchgebilde kritisieren möchte. Man kann es weitermachen, kanns aber auch bleibenlassen.


5.
Zusammenfassung meiner Empfehlungen für die Jubiläumstagung in Berlin:

- Das Portal Antiquariat.de sofort und ersatzlos einstellen
- Umorganisation zur allgemeinen Berufsvertretung, Berufs g e w e r k s c h a f t, Aufnahme von Verhandlungen mit Amazon-Abebooks-ZVAB
- Den großen deutschen Webseitenverbund auf ganz breiter Grundlage sofort angehen.

Und nun tagt mal schön.

Dienstag, 8. November 2011

Zwischenruf: Lieber Kollege Pardun!

Lieber Kollege Pardun,

mit Interesse verfolge ich Ihren heutigen Beitrag im "Soloantiquar", muß aber gleich vermelden, daß ich mich weniger denn ja anfreunden kann mit Ihren Thesen, ja - buchstäblich alle Ihre heute formulierten Analysen mitsamt der daraus sich ergebenden Schlußfolgerungen halte ich für unzutreffend.

*

Es kann sich nicht handeln um eine verbesserte Kommunikation unter den Kollegen. Was sollte die bringen? Die meisten Antiquare haben weder Zeit noch Lust, die Probleme ihres Berufs jenseits der Mauern ihres Lagers bzw. ihres Ladengeschäfts zu durchdenken. Muß man ihnen das übelnehmen? Ich denke nicht. Wenn ich nur so nebenbei gelegentlich einmal nachsinnen kann über mein Gewerbe, dann ergeben sich Meinungen, Vermutungen, Haltungen - aber doch keine verwertbaren, keine nützlichen Analysen.

Es ist ein schweres Stück Knochenarbeit, Berufsfragen auch nur ansatzweise systematisch zu erfassen. Mit der eigentlich doch ganz simplen Frage, was mit einer Direktverlinkung von einer Zentralseite aus alles zu machen sei, wo die Hindernisse liegen, welche Chancen das bieten könnte, war ich wochenlang schwanger. Dazu hat man gewöhnlich im Berufsleben keine Zeit.

Immer wenn man im Lauf der Jahre Kollegen von der Genossenschaft auf Unzulänglichkeiten ansprach, hatten sie geantwortet, daß sie ihre Arbeit für Datenbank und GIAQ schließlich nur ehrenamtlich, in ihrer Freizeit, erledigen könnten und man nachsichtig mit ihnen umzugehen habe. Das stimmt.

Sie sprechen, werter Kollege, hoffnungsfroh von der Aufgabe und Tätigkeit eines "Moderators". Das ist deshalb ein düsterer Gedanke, weil es, mit Verlaub, bei den Antiquaren nichts gibt, was Sie moderieren könnten. Wir haben Meinungen, Zufallsergebnisse, Haltungen - das wars dann schon. Ab und zu rappelt sich ein Einzelkämpfer auf, läßt aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder alles fallen. Den brauchen Sie auch nicht zu moderieren.

*

Viele Einzelheiten Ihres Beitrags stimmen eher - nicht. So ist die fachliche Qualifikation der meisten mittleren Antiquare sehr ordentlich, bei den oberen mit wenigen Ausnahmen ohnehin ausgezeichnet. Folgerichtig ist das Image der Antiquare in der Öffentlichkeit sehr positiv, oft unverdient überhöht, es könnte kaum besser sein. Allerdings gibt es Wirtschafts- und Bankfachleute, die tiefer blicken und die fast durchgreifende Unterkapitalisierung und finanzielle Ertragsarmseligkeit vieler Antiquariate durchschauen. Solches war aber schon immer so, ist gar keine Neuigkeit und beeinträchtigt unser Image in der Öffentlichkeit nicht.

Es gibt auch keine ernsthafte Notwendigkeit, die Antiquare zu schulen, zu veredeln oder ihnen ein Elitebewußtsein zu vermitteln. Natürlich wären Fortschritte in technischen und kaufmännischen Dingen löblich, sehr wünschbar wäre eine Grundausbildung in Webgestaltung und die regula de tri der Titelaufnahme müßte gelernt werden. Das stimmt alles, ist aber nicht mehr als nützliches Beiwerk, auf das man notfalls verzichten kann.

Was wir brauchen, ist zunächst und vor allem  n u r  eine durchgreifende  A b s a t z f ö r d e r u n g  . J e d e r  von uns soll eine bessere, schnellere, selbständige, ertragssichere Verkaufschance für seine Bücher haben, ungestört auch durch Heuschrecken jeder Art, die sich an uns klammern und durch "nützliche Dienste" aussaugen wollen.

Absatzförderung aber bedarf neuer  I d e e n. Die müssen unmittelbar zu erproben sein, erweisen sie sich als tragfähig, dann sind sie mit aller Kraft durchzusetzen.

Mein System der Sammelgruppen-Verlinkung, der Sachgebietserschließung von einer Zentralseite, von einem Medium aus ist solch eine Idee zur Absatzförderung. Eine von mehreren, die denkbar sind.

Ein kommendes Medium sollte sozusagen

*selber denken

in dem Sinn, daß die Redakteure nicht moderieren, sondern konkrete Projekte entwickeln und sie, wie heißt es so schön, zur Anwendungsreife führen.

Auf Erträgnisse aus dem Sammeln vager, schnell hingetuschter Kollegenmeinungen würde ich mich nicht verlassen wollen. Man kann nicht "nichts" moderieren. Moderiertes Nichts bleibt weiterhin - - nichts.

In diesem Sinn freundlich Ihr

Peter Mulzer

Antiquariat 2 - Neue Kontakte zwischen Händler und Kunden


Wir planen zur Zeit ein neues Medium für die Antiquare im deutschen Sprachraum und für ihre Kunden.

Ich bin nicht befugt, hier öffentlich Vermutungen anzustellen darüber, welche Kollegen sich fest zur Mitarbeit verpflichten werden, Interessenten dafür gibt es.

Wenn mehrere Mitarbeiter an einem Werk unter einen Hut gebracht werden sollen, empfielt es sich, in Bausteinen zu planen. Die kann man dann nach Wunsch zusammensetzen. Zwei Bausteine stelle ich Ihnen heute vor.

*

Der eine ist schnell abgehandelt.

Wir wollen unseren alten Börsenblatt-Netzdienst, wie er unter Biester verwirklicht worden war, wiederhaben!

Unser Leitmedium, das Börsenblatt mit seinem Netzdienst, vernachlässigt seit einiger Zeit Diskussion und Meinungsaustausch im Bereich "Antiquariat" schmählich. Da ich Biester als interessierten und fairen Redakteur einschätze, kann ich nur vermuten: Er darf nicht, er soll nicht. Der nicht immer mit glücklicher Hand gesegnete "MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH" dürfte dafür ebenso  verantwortlich sein wie der Chefredakteur des Börsenblatts, Casimir, der sich in den vergangenen Jahren nicht gerade als Freund der Antiquare profiliert hat und sehr gut, aber erzkonservativ und für meine Auffassung allzu kalt zu schreiben pflegt. Der ideale Funktionär für einen Börsenverein, den wir  s o  nicht lieben.

Wer will es Biester, gewiß derzeit der mit Abstand beste Kenner des deutschen Antiquariats, verargen, wenn er sein ganzes Herz dem von ihm fast schon wissenschaftlich redigierten Fachblatt "Aus dem Antiquariat" schenkt - und die Antiquariatssparte des Börsenblatt-Netzdienstes so kühl-knapp und emotionslos abhandelt, wie es von oben gewünscht wird.

*

Der andere Baustein des kommenden Antiquariatsmediums ist ziemlich neu. Er hat nur lose Gedankenverbindungen mit dem Webseiten-Kreis, den Kollege RF Meyer-Berlin vor längerer Zeit einmal angedacht hatte, dann in Ansätzen zu verwirklichen versuchte, bis ihn die beglückten Kollegen, wenn ich recht berichtet bin, schmählich im Stich ließen, sich jede Weiterentwicklung verbaten und ihn also im Regen stehen ließen.

Noch lockerer sind die Anklänge des neuen Plans an jenes Gebilde, das Kollege Höfs schon vor Jahren ins Netz gestellt hat und das mich seither dauerhaft ärgert - ein Auswahlverzeichnis von Antiquariaten, suboptimal durchgeführt (seither haben wir Google Maps, verehrter Herr Höfs) und als teils kostenpflichtiger Dienst nicht immer korrekt ausgewiesen. Verzeihen Sie meine harte Sprache, aber der Kollege hat nie auf meine mehrfachen Anregungen reagiert, beliebt mich überhaupt als Luft zu behandeln, warum sollte ich da mit Katzenpfötchen anfassen, was er ins Netz stellt?

Ganz massiv ist die Idee aber in einer Linie zu sehen mit meinem Kampf gegen das 90 %-Monopol des Amazon-Konzerns und seiner ihm gehörigen Töchter Abebooks und ZVAB (Ebay wie immer als Sonderfall nicht berücksichtigt). Wie kann es uns gelingen, dem Würgegriff eines Weltkonzerns zu entkommen, der sich, aus welchen Gründen auch immer, das deutsche Antiquariat als Plattform ausgesucht hat, von der aus er den Neubuchmarkt in Deutschland erobern will?

Die neue Planung muß also ausgehen vom Grundsatz: "Was kann der Amazon-ZVAB-Abebooks-Verbund nicht nachmachen, selbst wenn er es wollte? Wo sind ihm die Hände gebunden, was muß er sich gefallen lassen, wo kann er keine Gegenreaktionen starten, was kann er uns nicht wegnehmen?"

Die Lösung liegt auf der Hand. ZVAB und Abebooks (=Amazon) wollen, wie jedes Verkaufsportal, das Bücher im Auftrag, als Dienstleistung für Dritte anbietet, ihre Provisionen auch wirklich erhalten. Es fürchtet wie die Pest vor allem eines - daß der  d i r e k t e  Kontakt zwischen Kaufinteressenten und Händler hergestellt werden kann. Dieses Unterbinden des Direktkontakts, meist gekoppelt an eine Verhehlung des Antiquariatsnamens, wurde wiederholt versucht, mußte aber in der Vergangenheit wegen energischer Proteste der Antiquare wieder aufgegeben werden (Tomfolio verdankt seine Entstehung mittelbar solchen frühen Versuchen).

Bei den Verkaufsportalen setzt man auf ein Herausstellen der  e i n f a c h e n,  s c h n e l l e n  Kaufmöglichkeit per Warenkorb und Mausklick. Mindestens einen Pferdefuß hat dieses Konzept: Der Kunde will sehr oft eben gerade nicht nur ein b e s t i m m t e s  Buch, sondern er sucht ein Buch dieser Art, mit diesem Thema, aus dieser Sachgruppe, zu diesem und jenem Sammelgebiet. Viel lieber wäre ihm eine Auswahl mehrerer, wenn nicht vieler Titel zum Thema.

Es hat sich gezeigt, daß die Verkaufsportale nicht mit all ihren Stichwort- und Schlagwortsystemen, auch nicht durch künstliche Katalogbildungen, dieses Bedürfnis des Kunden nach  F r e i h e i t  der Wahl, nach einer größeren  A u s w a h l, bedienen können. Das ist systembedingt, es wäre händisches Bearbeiten notwendig, wollte man das Grundproblem lösen, das aber ist nicht bezahlbar. Also  t u t  man so, als würden die Wünsche der Antiquariatskunden mit einem Wust von  E i n z e l titeln erfüllt, was aber nur vereinzelt der Fall ist. Ich stelle die These auf, daß ein Gutteil der Absatzschwierigkeiten im älteren Antiquariat an dieser (von den Portalen natürlich liebevoll verschwiegenen) Misere liegt: Der Kunde will eben nicht einen  E i n z e l titel kaufen, er will ein virtuelles Bücherbrett gezeigt erhalten, zur Auswahl angeboten bekommen.

Den anderen, vielleicht noch wichtigeren Punkt, in dem den Portalen die Hände gebunden sind, sehe ich in dem Wunsch vieler Kunden, gerade der besseren(!), in Kontakt zu treten, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen zu/mit einem oder mehreren Antiquaren. Wie oft höre ich den Satz von Kunden "kann man zu Ihnen ins Lager kommen, können Sie mich beraten, rufen Sie wenigstens heute Abend zurück, damit wir plaudern können über meine Desiderata...".

Dieses Bedürfnis ist für jedes Verkaufsportal natürlich eine unglückliche Sache - das darf nicht sein! Um den Herzenswunsch vieler besserer Kunden zu kaschieren, lügen sich die Portale um die Ecke, indem sie gerade zum Trotz einzelne Antiquariate "vorstellen", mit Bild und mehr oder minder gescheiten Aufsätzen oder Interwiews des Kollegen. Wer unter den Antiquaren ist so doof, daß er die Taktik nicht durchschaut?

Wir müssen diesen zweiten Punkt, den die Verkaufsportale zu fürchten haben, also in zwei Teile gliedern. Erstens geht es um den direkten Kontakt des Käufers mit den Titellisten, mit dem Lager, sogar mit Vormerk- und Suchlisten des einzelnen Antiquars. Und zum anderen geht es um das persönliche, das Vertrauensverhältnis oder zumindest um ein virtuelles Kennenlernen des Antiquariats und seines Leiters.

*

Das seien nun alles Selbstverständlichkeiten... mag sein, irgendwie "wissen" wir Antiquare das alles. Aber, wenn ich fragen darf, warum wenden wir dieses Wissen bisher nicht an? Wie sehr es den Antiquaren an praktischer Organisationsbegabung fehlt, konnte ich seit den ersten Schritten der Genossenschaftsplanung immer wieder mit Kummer und Verwunderung beobachten. Das scheint berufstypisch zu sein - Antiquare haben kein Talent zur Selbstorganisation.

Weil das so ist, muß ich eine weitere Überlegung in mein Konzept einbauen, schweren Herzens, wie ich gestehe, aber es geht nicht anders: Jeder Schritt, jedes Planungselement soll auch ohne Zustimmung, ohne Mitwirkung der Antiquare durchführbar sein.

Ich weiß, es tut weh, das so offen sagen zu müssen, aber was hilfts?

Fassen wir kurz zusammen: Die Einzeltitelbestellung muß überwunden werden, der direkte Kontakt zwischen Käufer und Antiquar soll hergestellt werden, das alles auch ohne Mitwirkung des einzelnen Antiquars durchführbar sein. Und, notabene, ein Aktualitätsfaktor muß zwingend eingebaut sein, jeder Nutzer sollte jeden Tag neu im Medium "nachsehen" wollen.

*

Der Baustein des kommenden Mediums hat zwei Ausgangsseiten, die einfach, aber übersichtlich gestaltet sind mit anklickbaren, unterschiedlich farbig markierten Feldern. Da ist zunächst der  K e r n  der ganzen Sache: Das nach etwa 80 Hauptthemen gegliederte Übersichtsfeld aller denkbaren, irgendwie eingeführten, bisher üblich gewesenen Sammelgebiete.

Von diesem zentralen Themenfeld, auch Feld der  S a m m e l gebiete genannt, gehen nun jeweils Links ab

a) zu den Fachantiquariaten
b) zu solchen Kollegen, die zu dem Gebiet schon kleinere Bestände angesammelt haben oder das in naher Zukunft tun wollen,
c) zu allen (auch sehr kleinen) Fachlisten, auch wenn sie nur teilweise Material zu dem fraglichen Sammelgebiet enthalten,
d) zu besonders schönen, teuren Einzelstücken des Themengebiets
e) zu scharfen, lesbaren R e g a l f o t o s  solcher Ladenantiquare, die mindestens eine Brettlänge zum Thema im Laden haben.

Ebenso wichtig sind mir,als Dienstleistung für Kunden und Händler einige sachliche und bibliographische Links  zum jeweiligen Sammelthema. Schon in Vorbereitung sind Parallel-Reihen scharfer Scans aus Meyer und Brockhaus, die sich auf das Gebiet beziehen, vor allem um der erschreckenden bibliographische Unbedarftheit vieler Kunden mit älterer Literatur vor 1945 abzuhelfen.

*

Dieser Wust von Verlinkungen, nichts anderes stellt das Projekt dar, ist auch ohne Zustimmung der Kollegen zu erstellen. Ich sehe aber, weil von Hause aus optimistisch,  nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung folgendes Vorgehen der Antiquare vor:

Sie stellen auch kleine Listen- und Katalogteile entsprechend meiner Klassifikation  s e p a r a t  in eine der praktischen kostenlosen Google-Seiten ein, ebenso ihre teuren Einzelstücke zum Sammelgebiet. Dann kann ich ganz elegant direkt auf diese Googleseite verlinken. Von der Google-Einzelseite führt natürlich aus jeder einzelnen Google-Seite ein Rücklink zur gesamten Geschäfts-Webseite des Antiquariats.

Ich darf nach der Rechtslage nicht mit Frames arbeiten und will das auch gar nicht. Ich habe getestet, daß inzwischen fast alle Nutzer mit der "Zurück"-Taste sehr gut umgehen können und bei Interesse jederzeit zu meinem Block zurückfinden. Frames können wir uns schenken.

Die Kontakte erhält der Antiquar gratis, es gibt da ohnehin nichts abzurechnen. Er erhält sie sogar "gegen seinen Willen", aber ich hoffe zuversichtlich, daß wir damit die Rechtsprechung nicht bereichern müssen. Natürlich achtet das Medium darauf, keinerlei Zusammenhang zwischen den verlinkten Händlern und dem Medium zu behaupten.

Einen weiteren Punkt spreche ich deutlich und entschieden an. Ich halte nämlich das Warenkorbsystem im Bereich des Buchantiquariats heute wieder für entbehrlich. Jeder gebildete Mensch kann mit Lagernummer, Verfasser, Kurztitel, Jahr und Preis schnell und elegant bestellen, er braucht die Krücke des "einfachen" Warenkorbs nicht mehr. Das ist wieder nur Propaganda der Verkaufsportale, die das Warenkorbsystem unbedingt beibehalten müssen. Noch zu klären ist, wie wir zu jedem Link und jeder Seite ein einfaches Bestellformular bereitstellen.

Die Zahlungsmoral im Antiquariat ist nach wilden Zwischenzeiten heute wieder gut bis sehr gut, vom untersten Billigbereich einmal abgesehen. Auf die unwürdige Vorauszahlung kann verzichtet werden. Ich habe überhaupt kein Verständnis für jene Kollegen, die stur auf Vorausbezahlung bei "uns unbekannten Kunden" bestehen. Das wirkt schofel, lächerlich und kleinkariert. Höfs soll uns weiter seine schwarzen Listen schicken, dann sind die Übeltäter herausgefiltert, der Rest erhält die Ware auf Rechnung.

*

Natürlich hofft der Konstrukteur eines solchen Gebildes darauf, daß die werten Kollegen ihre eigenen Geschäftsseiten im Web pflegen und ausbauen werden. Der persönliche Kontakt zwischen Sammler und Händler wird ja durch das neue System in ganz ungeahnter Weise aktiviert. Da ist es wichtig, Fotos ins Netz zu stellen, zu erklären, zu schildern. Es wird wesentlich mehr Telefonate geben als bisher, auch wird sich die Zahl der Einzelbestellungen verringern, Konvolutbestellungen werden zunehmen. Es entsteht ein neuer  G e i s t  im Antiquariat. Vertrauen und Persönlichkeit, durch das Portalunwesen weitgehend beiseitegestellt, wenn nicht sogar beschädigt, werden neu aktiviert.

Soweit die Schilderung meines Bausteins.

Montag, 7. November 2011

Portaltest "Antiquariat.de" - Wie verärgere ich den Nutzer?

Dieser Test gibt persönliche Eindrücke wieder, die nach bestem Wissen begründet werden. Der Referent steht in keinem Konkurrenzverhältnis zum Betreiber des Testgegenstands. - Bitte rufen Sie zum Nachprüfen meiner Ergebnisse die Originalseite "Antiquariat.de" auf (nicht das obige Bild), tragen Sie die Suchworte "Rosenberg Mythus" oder etwas Intelligenteres ein und urteilen Sie direkt anhand der Original-Webseite.


Bei den vorherigen Datenbanktests hatte ich mich zu lang bei den Portalseiten aufgehalten und die eigentliche Leistung jeder Bücherdatenbank, die Titelverzeichnung, die Auflistung der Bucheinträge, zu wenig beachtet. Diesen Tadel, den ich mir vor allem aus dem Umkreis der Genossenschaft zuzog, habe ich verdient. Ich bin daher heute gern bereit, "antiquariat.de", das Verkaufsportal unserer Genossenschaft, einem weiteren Test zu unterwerfen. Diesmal geht es nur um das zentrale Werkzeug, das jedes Bücherportal bereitstellt - um die Ergebnisseite der ausgewählten Titel.

*

Abfragestichworte wie immer "Rosenberg Mythus", das blödeste mir bekannte Buch. Im Bild sehen Sie die aufgerufenen Titel - oder vielmehr die ersten  dreieinhalb davon, denn mehr dürfen wir aufs mal nicht lesen. Die Antiquariat.de-Leute wollen es so.

Die Schrifttypen sind unglücklich gewählt, am gefälligsten erscheint noch die fettgedruckte Haupttitelschrift. Sehr ungut ist aber die nach dem Haupttitel verwendete, eckige, in den Oberlängen auffallend niedrige, zu breit laufende Schrift, ein vernünftiger Lesefluß läßt sich nicht erzielen. Die Unterschneidungen sind uneinheitlich, Abstände stimmen nicht immer, nur ein Beispiel für dieses Unglück von Schrift: Vergleichen Sie das breite große "S" mit dem eng aneinandergeklatschten "lt". Diese Schrift wurde aus einem miesen Font ausgewählt.

Ich will die Ästhetik nicht übertreiben - aber halten Sie bitte beim ersten Titelbeispiel die seltsam kantige Schrift "Bojara & Bojara-Kellinghaus OHG" der  Fettdruckschrift "Protestantische Rompilger" gegenüber. Das sind zwei verschiedene Schrifttypen, im Gesamtbild mit der schon erwähnten unglücklichen kleinen Schrift ergibt das ein  C h a o s  von drei Schriftarten in einer Titelaufnahme. Nicht genug damit: Wir werden, auch das in einer einzigen Titelaufnahme, mit 3 verschiedenen Schrift g r ö ß e n  beglückt und, das Tollhaus muß komplett werden, mit 2 verschiedenen Farben.

Das ist nicht lustig, sondern peinlich, zumal die Farben in ihrem Unterscheidungscharakter inkonsequent angewendet werden. Löblich mag es sein, den Verfasser farbig zu setzen - aber dann darf ich nicht den Namen des Antiquariats in der gleichen Farben halten. Den Irrsinn, ausgerechnet das Feld "AGB / Widerrufsbelehrung " auch noch braun hervorzuheben -  w e r  bitte will das wirklich lesen? - hatte ich schon vor Jahresfrist moniert, natürlich wurde das nicht geändert.

Keineswegs klar wird die in der Praxis ja doch  hochwichtige Möglichkeit, den jeweiligen Katalog des anbietenden Antiquariats (hier "Geschichte") anklicken zu können. Links muß man auch darstellen!

Ganz dunkel bleibt dem Nutzer, auch dem fortgeschrittenen, die tiefere Natur der scheußlichen Pünktchen unter einzelnen Worten. Erst nach vielen Monaten wurde mir klar, daß diese extrem irritierenden punktförmigen Unterstreichungen - - die angewandten Suchwörter markieren sollen. Ja, bitte, wer will denn das wissen? Und dann noch so störend prominent hervorgehoben?

Bis hierhin bewegen wir uns im Bereich der läßlichen Sünden. Mein Gott, wenn die Unglückswürmer sich eben keine klare, ordentliche Typographie zulegen können, sondern kindische, hinderliche Spielchen treiben zu müssen glauben, sollen sie ihren Spaß haben. An der

Typographie-Note 5 (ungenügend)

werden sie nicht zugrunde gehen.

Jetzt aber springen wir ins kalte Wasser, und es geht nun nicht mehr um Kleinigkeiten:

Die Anordnung der Linien, das Verhältnis des freien Raums zu den Texten, die Art der Trennung und Darstellung der Titelaufnahmen im gesamten Lesefeld ist so unmöglich, daß mir die Worte fehlen. Wo soll ich anfangen? Erstens sind die Zeilen zu breit. So lange Zeilen liest man nur unter Augen- und Gehirnqualen. Zweitens springt das Auge nur ungern über leere hohe Zwischenräume zwischen den zu langen Zeilen. Titelaufnahmen sind keine Manuskripte, die für den Setzer und Korrektor  g e s p e r r t  eingereicht werden müssen. Was für ein Mißverständnis!

Die Datenbankmacher haben die Unlesbarkeit ihrer Titelaufnahmen offenbar dumpf geahnt, sonst wären sie nicht auf die Idee gekommen, aufdringliche Trennlinien zwischen jeder Titelaufnahme quer über den Bildschirm zu ziehen. Das ist ganz grauenhaft und zerstört auch noch den letzten Rest an Lesefluß, der etwa noch verblieben sein könnte.

Am Rande sei gesagt:  "Artikel merken" ist mißverständlich formuliert. Das muß man anders sagen. Die Funktion "Weiterempfehlen" ist, ich verwette meinen Winterhut, seit Bestehen der Datenbank in dieser blöden Form noch nie genutzt worden.

Es ist ganz einfach  u n m ö g l i c h, eine Datenbank-Ergebnisseite noch entsetzlicher anzurichten, als es hier geschehen ist (ausgenommen jene ewig unvergessene SFB-Eurobuchseite mit arteriellem Blutrot, dito anthropogenem peinlichem Gelb und sehr verdächtigem Braun... dicht gefolgt von der gleichfalls aus Wien stammenden Meisterleistung, die Ergebnisseiten in scheußlichem blassem Badezimmergrün hinzuhauchen - aber lassen wir diese Alpträume ruhen).

Wer da meint, ich urteile zu esoterisch, der möge einfach die Nagelprobe machen und sich durch mehrere Ergebnisseiten von Antiquariat.de lesend hindurchscrollen. Er wird mir aufatmend zustimmen, wenn ich hier die

Usability-Note  5 (ungenügend)

vergebe.

Nun habe ich mich über diesen Müll schon wieder so aufgeregt, muß mich mit einem Kaffee laben. Bis gleich.

*

Ereifert euch nicht gleich wieder über die Schärfe meiner Formulierungen. Wer eine Datenbank ins Netz stellt, der muß doch wissen, daß er es bei den Benutzern seines Instruments mit  M e n s c h e n  zu tun hat, mit lebendigen, die sehen, hören, fühlen, Schmerzen empfinden, sich ärgern und sich freuen können.

Würdest Du Unglückswurm, der du diese Ergebnisseiten verbrochen  hast, wildfremden Menschen ins Gesicht schlagen? Niemals! Aber im Netz, wo alles anonymer zugeht, da glaubst du deinen Nutzern Schmerzen zufügen zu dürfen?

Du darfst schon, aber der genervte Leser, dessen Gehirn wegen  D i r  und deiner Blödheit malträtiert wird, hundertfach jeden Tag, der darf sich wehren. Ich tue das als Testperson hiermit und bezichtige dich der  K ö r p e r v e r l e t z u n g  im Netz.

Du darfst eine solche verunglückte Ergebnisseite nicht ins Netz stellen. Nein, du  d a r f s t  nicht. Man soll seine Mitmenschen nicht quälen.

Die genossenschaftliche Datenbank gehört, was ihr Herz, die Auflistung der Titel, angeht, nach meiner persönlichen Einschätzung ins Raritätenkabinett des Schreckens. Dieses Portal konnte keinen Erfolg haben, weil sich der Nutzer nach kurzer Lesezeit angewidert, genervt, enttäuscht abwenden mußte. Nur die Masochisten unter uns bleiben dieser Ergebnisseite als Nutzer erhalten, quäl mich schön mit deiner Ergebnisseite, jaa, bitte, schööön...

Wie erholsam ist es, von "Antiquariat.de" zurückzukehren zum lesefreundlichen, exzellenten Abebooks, notfalls sogar zum höchst mittelmäßigen ZVAB. Alles, alles ist besser - - als die verhunzten Ergebnisseiten unserer genossenschaftlichen Datenbank.

Fazit, wobei ich wieder meine persönliche Einschätzung betone: Wer immer diese Datenbank konstruiert hat - ich weiß es nicht und wills auch gar nicht wissen -, wer immer für ihre Supervision, ihre Fortentwicklung zuständig war, hat Stück- und Flickwerk geleistet. Dieses Bücherportal ist in seinem Herzen, der Ergebnisseite, schon nach kurzer Zeit  nur unter Qualen für den Nutzer lesbar. Nach fünf Minuten einer raschen Büchersuche unter mehreren Stichworten flimmern die Augen, wehrt sich das Gehirn.

Querlesen ist eine wunderbare Möglichkeit, unverzichtbar für jeden Bücherliebhaber. Mit dieser Typographie, diesen Zeilenabständen, diesen Scroll-Orgien wird Querlesen zur Selbstquälerei.

Abenteuer im V e r s a n d . Anhang: Geld vernichten mit Amazon


Das Thema ist etwas sperrig. Für Antiquare wie auch für ihre Kunden wird es aber umso wichtiger, je mehr der Internetverkauf systematisch bevorzugt wird, je mehr  E i n z e l titel der Sammler gezielt sucht. Eine im Internet zusammengekaufte Bibliothek kann ein preiswertes und vom Jagdfieber beflügeltes Objekt der Begierde sein, besonders wenn man sich in Ebay hineinkniet oder in noch abenteuerlichere Quellen - aber der Anteil der Portogebühren macht dann immer einen erstaunlich hohen Teil der Anschaffungskosten aus.

Es ist ein Fehler, wenn der Händler die Transportkosten als zu vernachlässigende Größe ansieht nach dem Motto "der Käufer zahlt das ja". Gerade Sammler, die im Buchankauf sehr großzügig agieren, pflegen von Hause aus ein genaues Rechnungswesen, sie können mit Geld umgehen. Die Binsenwahrheit, daß vom Kunden Kleinbeträge ebenso gründlich wahrgenommen und überprüft werden wie große danebenstehende Summen, bewahrheitet sich immer wieder.

Ich habe in den letzten Jahren rund 5000 Versandvorgänge eigenhändig erledigt. Meine Kunden gehören dem Mittelfeld und dem unteren Luxus-Standard der Büchersammler an, ich habe weder ganz unten im Taschenbuchbereich noch im Feld der hohen Versteigerungsware Besteller. Das ist eine sehr typische Klientel im Antiquariat. Welche Regeln konnte ich beobachten?

Zunächst eine Formalie zur Verpackung. Es ist an der Zeit, von den Luftpolster-Versandtaschen endgültig wegzukommen. Sie schonen die Bücher nicht ausreichend, wirken durch ihre weiche Oberfläche bei der Ankunft unordentlich, immer etwas krumpelig, unschön abgestempelt, sie sind zu leicht zu öffnen, wirken beim Kunden "billig". Dagegen sind Verpackungen aus P a p p e, entweder als  Drehkreuz- oder als Papptaschenlösung, stabiler und schöner, sie wirken "teuer", sind es aber nicht.

Verpackungen aus Pappe sind nur wenige Cents teurer als die scheußlichen Kunststofftaschen, wenn der Antiquar sie über den Hersteller  d i r e k t  bezieht. Das ist unerläßlich. Die vermeintlich günstigen Großhändler im allgemeinen Bürobedarfsbereich verkaufen Papplösungen stets relativ teuer. Diese Ware verträgt offenbar keinen Zwischenhandel. Ein preiswerter Pappenhersteller mit Deutschlandversand, möglicherweise der größte, ist Bähr in Bremen. Ich bin mit dieser Firma außerordentlich zufrieden, schnelle Lieferung, perfekte Verpackung in riesigen Fabrikkartons.

Dann eine erstaunliche statistische Feststellung: Bei einfachen Büchersendungen im Inland geht je 1000 Versandvorgängen nur 1 (eine) verloren. Diese Versendungsform wird von der Post inzwischen sehr sorgfältig behandelt, ich vermute, daß es an einem einfachen posttechnischen Vorgang liegt: Normale und größere Büchersendungen werden je nach Betriebslage inzwischen von den Paketwägen mit zugestellt. Die Paketfahrer aber sind durch die hohen Versicherungssummen, die auf ihrer gewöhnlichen Ware, den Paketen, liegen, ein sehr genaues, präzises Arbeiten gewohnt. Wie auch immer, Büchersendungen sind nach Jahren der Turbulenzen (Büchersendungen in Berlin vor 15 Jahren, man erinnert sich...) inzwischen wieder zu einer sehr sicheren, empfehlenswerten Versandform geworden!

Die Unterschiede in der Versandqualität der verschiedenen Paketdienstleister, einst ein beliebtes Thema unter Antiquaren, sind inzwischen fast gegenstandslos geworden, was an den hohen Versicherungswerten liegt, die alle anwenden. Natürlich sieht eine Zustellung durch kleine Freizeitlieferanten, typisch ist da Hermes, anders aus als die beim nahezu beamteten DHL-Fahrer, aber Hermes ist mir aufgefallen, weil sich die kleinen Krauter oft rührende Mühe geben und ihr Terrain sehr gut kennen - während die hochgelobte DHL oft ganz zynisch Benachrichtigungskarten in Serie in die Briefkästen steckt, Abholung bitte im nächsten Postamt. Unterschiede in den Lieferzeiten reduzieren sich auf die Grundfrage "1 oder 2 Tage", mehr ist da nicht zu berichten. Wohl aber von der Technik der Buchung her: Hermes ermöglicht ein sehr komfortables Ausfüllen der Adreßzettel im Internet, schnell und elegant auszudrucken, Bezahlung erst in der Annahmestelle in Bar - DHL treibt dagegen mit einem ausgeklügelten, unendlich komplizierten und mißtrauischen Inkassoverfahren den Nutzer zur Weißglut, bis der Adreßzettel ausgedruckt ist - oder auch nicht.

Bei den Preisen gilt es vor allem, die Mehrwertsteuer zu beachten - ist sie schon enthalten, oder kommt sie hinzu? Wir Antiquare können sie ja in aller Regel voll absetzen.

Für den Versand unter 1000 Gramm kommt, jedenfalls bei Buchwert unter etwa 50 Euro, immer nur die gewöhnliche Büchersendung der gelben Post in Frage, 500-1000 gr 1.40 Euro. Will ich unbedingt eine "Versicherung" haben, dann sende ich nicht etwa per Brief und Einschreiben, sondern ich benutze das Hermes-Paket.

Merke: Hermes-Pakete ersetzen die Einschreibsendung für den Antiquar im Inland  i m m e r, im Ausland meistens.

Während ich bei Verlust einer Einschreibesendung nur einen nominellen sehr geringen Betrag erhalte, gewährt der Paketversand Erstattung des wirklichen, vollen Warenwerts.

Für Päckchen der gelben Post erhalte ich bei Verlust - nichts. Auch von der Portostruktur her ist das Postpäckchen (maximal 2 kg) eine absurde Konstruktion, es kostet nur 10 cents weniger als ein vollversichertes Hermes-Paket der unteren Größe, die bis 24 Kilo und 50 cm Umfang (längste + kürzeste Kante) reicht.

Ich füge hier keine Portotabelle der verschiedenen Paketdienste an, das läßt sich nicht unter einigen Stunden angestrengter Arbeit leisten. Die Antwort ist generell ganz einfach - unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer, also vom Standpunkt des Antiquars aus gerechnet, ist  H e r m e s  für jede Sendung über 1000 gr im Inland die billigste Wahl.

Für Sonderfälle ab 5 Kilo, die im Antiquariat nicht oft auftreten, und vor allem im Auslandsversand lohnt es sich, die Tabellen aller Firmen durchzusehen. Im Fall "Schweiz" kommen wir sogar auf ein mittelalterliches Versandinstrument zurück - den  S a c k  mit angehängter Schleife. Unterhaltsam, skurril - und bis zu 15 Euro gespart. Größere Sendungen in die USA transportiert dagegen DHL seit Jahren unschlagbar billig und schnell.

Randbemerkung 1)
Der Börsenblatt-Netzdienst beglückt uns heute mit folgender frohen Botschaft:

(Bei Amazon können Händler Paketmarken erwerben:)
"Das Angebot... gilt zunächst nur für eine begrenzte Zahl von Amazon Marketplace-Verkäufern, später sollen es alle Verkäufer nutzen können. Ein unversichertes Päckchen kostet 3,90 Euro, ein versichertes Paket bis 2 kg Gewicht 4,90 Euro (bis zu 10 kg Gewicht 5,90 Euro)."

Wir wissen aber: Bei Hermes erhalte ich das bis 500 Euro vollversicherte Paket - nach Abrechnung der Umsatzsteuer - für 3,30 Euro, Gewicht bis 24 kg. Antiquar kann also mit Amazon beim "Päckchen" 60 Cents wegwerfen und erhält dafür  k e i n e  Versicherung; beim Paket werfen Sie bitte mit Amazon mindestens 1,60 Euro weg, höchstens 2,60 Euro.

Was sich Amazon dabei denkt, weiß ich nicht.

Randbemerkung 2)
Hermes hat seit 1.11. nun auch ein "Päckchen" im Angebot, 20 Cents billiger, versichert mit 50 Euro - Gewichtsgrenze 24 kg, aber das eher lustige Kantenmaß beträgt 37 cm. Trotzdem die ideale Ergänzung für den Antiquar - eine Art "Büchersendung  ü b e r  1000 gr mit einer vereinfachten Versicherung", wie ich das seit Jahren hier gefordert hatte. Kostet den Händler netto  3  E u r o  und 10 cents - absolut ideal.

Sonntag, 6. November 2011

Ein neues Medium für Buchantiquare und ihre Kunden?



Zehnjähriges Jubiläum der GIAQ! Unser verehrter Kollege Pardun hat einen dreiteiligen Lagebericht abgeliefert zum gegenwärtigen Zustand der Genossenschaft der (Internet-) Antiquare, vor allem aber hat er sich Gedanken gemacht über eine mögliche Zukunftsplanung. Ich bin nicht immer seiner Meinung, glaube aber, daß er in der Hauptsache richtig liegt - es muß ein neues  M e d i u m  her für die gesamte Antiquariatsbranche, sonst bewegt sich gar nichts.

Ehe wir uns ans Arbeiten machen, sollte die Werkstatt ein wenig aufgeräumt werden. In den letzten Tagen haben sich einige Unklarheiten aufgebaut, die kurz besprochen werden müssen.

*

Es ist mir sehr ernst mit dem Kampf gegen das Amazon-Abebooks-ZVAB-Monopol im Internetabsatz antiquarischer Bücher. Vom Sonderfall Ebay abgesehen gute 90 % der Marktbeherrschung - das ist ein Skandal und eine ganz böse Gefahr. Ich habe bisher die Strategie gehabt, auf eine Klage von Amazon wegen Geschäftsschädigung, übler Nachtrede oder der Teufel weiß was zu warten - leider vergeblich. Dazu sind sie zu klug. Das wäre der ideale Weg gewesen, um eine Öffentlichkeit für unser Anliegen herzustellen.

Ich sehe, daß das nicht gelingen kann, wozu auch beiträgt, daß ich - als Tester muß ich unbestechlich sein - Abebooks mit weitem Abstand für das beste Verkaufsportal im deutschen Markt halte. Auch die Mängel beim ZVAB sind eher ästhetischer und taktischer Natur, in technischer Hinsicht ist das ZVAB durchaus gut. Also bin ich insbesondere Abebooks gegenüber in einer verzweifelten Situation: ich wünsche jedem Antiquar gerade diese Datenbank, die als Portal fast die Traumnote "1" bekommen kann in meiner eigenen Nomenklatur - zugleich finde ich den Würgemechanismus des Amazon-Monopolisten verabscheuenswert und bedrohlich.

Ich warte nun nicht länger auf eine Klage der Amazon-Anwälte, will vielmehr die nächsten Tage eine stille Privatissime-Klausur zum Thema "Monopolrecht" in der Uni abhalten. Erfreulicherweise liegen die juristischen und die volkswirtschaftlichen Seminarbibliotheken nebeneinander, ich kann zwischen beiden munter hin- und herwechseln. Es m u ß  einen Weg geben, das Bundeskartellamt zur Rechenschaftslegung über diese Monopolsituation zu  z w i n g e n, aber ich bin weder in diesem besonderen Zweig des Verwaltungsrechts noch im Wirtschaftsrecht zuhause. Wir hatten mal einen Monopolfachmann als Ordinarius, die Literatur wird also da sein.

Unter anderen Verhältnissen würde ich die Rechtsabteilung beim Börsenverein um Hilfe bitten, aber die schicken zum Sicherheitsdienst, ehe ich mein Greisenhaupt auch nur an der Pförtnerloge vorbeibewege. Manchmal bringen Besuche etwas: Auf meiner Agenda steht ein Besuch in  S t r a ß b u r g  in der Amazon-Abebooks-ZVAB-Sache auf der Kulturebene, und ansonsten gibt es vielleicht in  B o n n  beim Monopolamt eine gute Cafeteria? Es gibt Fälle, in denen eine persönliche Vorsprache Wunder wirkt.

*

Im hohen Alter wird man wieder kindisch, bei mir äußert sich das gelegentlich in einem Spieltrieb, den ich nicht unterdrücken kann. So bitte ich meinen letzten Beitrag zu verstehen, in dem ich dem geschätzten Börsenblatt-Netzdienst eine Kungelei mit dem ZVAB unterstellt hatte. Natürlich hat es "ein Geschmäckle", wenn das ZVAB, ich zitiere, "in K o o p e r a t i o n" mit der Fachschule des Buchhandels in Frankfurt Lehrkurse abhält. Das ist nicht gut, um mit Biester zu sprechen. Aber ich weiß natürlich schon, daß der gerügte Passus aus Gedankenlosigkeit stehengeblieben ist und keine echten Beeinflussungen stattfinden. Da war Biester (dem ich zum besseren Schreiben des Doktors beraube, es ist zu umständlich) wesentlich näher an Interessenskonflikten, als in Tutzing in fröhlicher Runde Wein getrunken und Lehrkurse beim ZVAB abgehalten wurden.

Nur hat die Sache System von Abebooks her. Unvergessen ist die Frechheit, mit der Abebooks die unbedarfte, etwas naive Leipziger Verwaltung der Deutschen Bibliothek, die ich weiterhin so nenne, eingespannt hatte zu plumper PR-Arbeit. Das muß nicht einmal böse Absicht sein - aus dem US-Management schwappt solche Unsitte zu uns herüber. Ob die Deutsche Bibliothek, ob die Fachschule der Buchhändler - immer munter drauflos, einspannen, werben, vom Image profitieren... Nach deutschem Verständnis ist es ausgesprochen schofel und schmierig, von der Gesamtheit aller Bürger oder sonst gemeinschaftlich bezahlte Institutionen für PR- und Imagearbeit einzuspannen.

Natürlich wußte ich, daß die Buchhändlerschule mir nicht ein Sterbenswörtchen antworten würde. Biester hätte sich in besseren Zeiten einen ironischen Kurzkommentar abgerungen, aber inzwischen scheint unter Casimirs düsterem Regiment der Antiquariatsteil des Börsenblatt-Netzdienstes völlig kastriert zu werden. "Lasset uns Fakten berichten". Meinungen kommen zu kurz, und tatsächlich kommt mir Biester inzwischen vor wie eingesperrt in eine Hundehütte, zwei Ketten am Hals, an der einen das Schild "MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH ", was natürlich nur neudeutscher Schmonzes ist, in Wahrheit ist das der Börsenverein und gar nichts sonst - an der anderen ein Foto, in dem Biester auf der Jahresversammlung der AG auf meine Zumutung, e r  möge doch den neuen Wendt schreiben, derart entgeistert und angeekelt dreinblickte, als hätte ich ihn aufgefordert, er solle Kippen im Hof aufsammeln. Diesen Augenblick vergesse ich nie - Biester interessiert sich nicht für die Niederungen unseres Gewerbes, nicht persönlich jedenfalls. Mein Bild von den Edelantiquaren, die allein in seinem Herzen wohnen dürfen, war so falsch nicht über die Jahre hinweg.

*

Eine kurze Bemerkung zu meiner eigenen Person gehört auch zum sonntäglichen Aufräumen.

In monatelanger Arbeit habe ich eine Lösung für meine besonderen Absatzprobleme im Antiquariat gefunden. Wer wie ich nur Titel vor 1945 führt, der hat andere Sorgen als die meisten Kollegen. Ich hatte über die Jahre hinweg ganz vergessen, daß wir heute in der Lage sind, Bücher, die bei der "Sammlung deutscher Drucke" und bei den Schwerpunktbibliotheken (IuD, Forschungsgemeinschaft, MPI...) f e h l e n, gezielt anzubieten. Noch vor zwei, drei Jahren war das wegen unendlicher, ich zitiere, "unvollständiger Aufnahme unserer älteren Titel im OPAC" oft nicht möglich. Heute geht es mit ganz geringfügigen Ausnahmen - heureka!  Sollte Kollegen die Materie interessieren, stelle ich das gern mal dar. Für mich ist das eine Lösung, die zwar hochkonzentriertes Datenbankarbeiten erfordert, aber den  Z e i t aufwand verringert. Stichwort "aktives Anbieten" antiquarischer Bücher.

Ich habe nun endlich mehr freie Zeit. Das müssen Sie büßen, denn es gibt wieder mehr zu lesen aus meiner Feder.

*
Und nun zurück zu Pardun, seinem "Soloantiquar" und den Vorschlägen für eine Reform der GIAQ.

Auch hier sind erst einmal einige Restbestände aufzuräumen. Kollege Pardun muß, auch wenn ich nicht weiß, wie er das anstellen könnte, seinen Webseitennamen loswerden. "Soloantiquar" ist eine typische Schnapsidee, geboren nach langem Hin- und Hersinnen, wenn zuviel gedacht worden ist, anstatt spontan vorzugehen. Der Name ist völlig unmöglich, ganz grotesk und auch peinlich.

Ich habe mit meinen Vorschlägen zu Namensfragen, mit denen ich über die Jahre hinweg immer Recht behalten hatte, nie Erfolg gehabt. Ich bin es einigermaßen müde, mir sagen zu müssen, "es hilft ja doch nichts". Ich fasse mich deshalb kurz und bringe ihm einfach die spontanen Assoziationen des gebüldeten Greises Mulzer (merke, unsere Kunden sind oft solche):

- Velosolex
- Solipsismus
- alte Sohlen zu kaufen
- soso, soso, aha

S o l o  ist fast immer  n e g a t i v  besetzt. Ein Soloantiquar ist einer, der es mit seine Kollegen nicht kann, das Mauerblümchen in der Ecke, der einsame Rufer in der Wüste, Säulenheiliger auf seiner Wüstensäule (auf dem Boden um die Solosäule herum die Restzeugnisse menschlicher Bedürfnisse), Solo ist einer, dem die Frau und/ oder der Freund fehlt, "ich bin solo".

Dieser Name muß sofort, unter allen Umständen weg!

*

Gleiches gilt für die GIAQ. Ich habe vor rund zehn Jahren gegen diesen Namen angekämpft und tue es immer noch - grotesk, peinlich, schädlich! Kein Mensch kann ihn sich merken, das "Q" ist im Deutschen fast immer schlecht, schräg, macht den Leser mißtrauisch. Und überhaupt ist inzwischen, das konnte man damals nicht wissen, der ausgeschriebene Name auch sinnlos geworden, denn ganz ohne Internet arbeitet heute kein Antiquar mehr, das wäre Selbstmord. Wir sind alle "Internet-Antiquare" (übrigens ist auch dieser Begriff hirnrissig formuliert, mißverständlich, kurzum  s a u b l ö d).

"Antiquariat.de" für das Portal ist eine ähnlich schädliche Namenswahl. Kein Mensch kann sich den Unterschied zum Antiquariat als Gattungsbegriff merken, überdies - ach, ich bin es so leid, mich da immer zu wiederholen - ist die Bezeichnung nicht rechtssicher. Der erste übelwollende Konkurrent kippt ihn mit Leichtigkeit. Leute, es ist so, irgendwo in diesem Blog habe ich das seitenweise begründet. Das wäre die absolute Katastrophe, wäre es nicht?  Da euch nur Mitbewerber verklagen können und Amazon-Abebooks-ZVAB an eurem Erhalt als Alibi und Schamtüchlein interessiert sind, nicht aber an eurem Untergang, klagen sie nicht. "Antbo", unser lieber Entenpopo, sowieso nicht. "Buchfreund" klingt schrecklich auf seine Weise...

*

"Wirklich gebraucht wird ein branchenbasiertes „Antiquariatsjournal“ samt Redaktion und redaktionellem Beirat. Zum Einen, um hier eine klaffende journalistische Marktlücke aus dem Antiquariat zu füllen."

Das hat Pardun richtig gesagt. Ich habe bis zur Messe in Frankfurt immer gedacht, man könnte Biester dazu bringen, seinen Börsenblatt-Netzdienst auszubauen oder wenigstens wieder zu dem zu machen, was er vor Jahren doch immerhin einmal war. Seit ich den waidwunden Blick vor Augen habe, mit dem er die Zumutung, das neue Antiquariatshandbuch schreiben zu sollen, von sich wies, weiß ich, das das nicht läuft. Du kannst den Hund nicht zum Jagen tragen! Biester will nicht, und er darf wohl auch nicht.

Was ich auch in Frankfurt gelernt habe: Die Antiquare, auch im Edelbereich, kochen nur mit Wasser und sind in der Regel hochgebildete, aber seltsame und verschrobene Zeitgenossen. Sie können sich schon von ihrer vorherrschenden Mentalität her

*nicht gut organisieren, sich auch nicht verteidigen, nicht ihre Rechte wahren.

Ich habe die Antiquare generell überschätzt, was ihr Sozialverhalten angeht. Ich hätte nicht von mir ausgehen dürfen - ich kann sozusagen gar nicht existieren, ohne sofort virtuell ins soziologische Seminar zurückzukehren, lang ist es her, und  S t r u k t u r e n  der Organisation, Pläne, Verbesserungen, Neuerungen zu untersuchen und mir auszudenken. Ich brauche nur drei Leute an einem Tisch sehen - schon möchte ich sie zu einem Aktionsbündnis zusammenschließen. Ob meine einst geliebte Pfadfinderei mir da einen späten Streich spielt?

Wie auch immer - die Antiquare sind nur ganz schwer sozial zu integrieren. Und ihr finanzielles Potential ist nicht hoch.

Dies bedeutet, daß sich ein Medium, welches sich nur an Antiquare wendet, nicht selber tragen kann. Das geht nicht.

Der Königsweg, um den Antiquaren doch zu einem Medium zu verhelfen,  ist eine (Netz-) Zeitschrift sowohl für die Antiquare als auch für ihre Kunden einzurichten!

Zum Interessantesten, das mir in letzter Zeit untergekommen ist, gehören die Versuche der Portale, sich mit "Zusatzdiensten" ihren Kunden anzuschmusen. Die Krönung war jene von einer Praktikantin(?) erstellte Kulturbegleitseite, die das alte ZVAB noch in Tutzing auf die Beine gestellt hatte - in linkischem, fehlerhaftem Deutsch noch blödsinnigere, plattere "Kulturereignisse" heruntergeschrieben. Ich sage als Leser schweizerischer Kriminalromane in solchen hoffnungslosen Fällen "Matto regiert". Jedes weitere Wort zu jenen Blödigkeiten wäre vergeudet.

Wie man es gewohnt ist, sind hingegen die Zusatzdienste von Abebooks in Formulierung und Inhalt ganz ausgezeichnet - da sind eben Könner am Werk! Und ebenso gewöhnlich glänzt der neue Begleittext von "Antiquariat.de" durch in schrecklichem Deutsch hingesetzte Plattigkeiten erster Güte. Die anderen Datenbänklein lasset uns mit Schweigen übergehen. Notabene: Abebooks ist weitaus besser in den Begleittexten als Amazon, das ein ordentlicheas Mittelmaß einhält.

Diese begleitenden, zusätzlichen Dienste der Portale lassen sich weitaus besser darstellen und - Dr. Biester, aufgemerkt nun also - sie müssen unbedingt zum Edelantiquariat hin und damit für den Edelkunden ausgebaut und ergänzt werden. Das bedeutet nicht, daß man wie jene britische Webseite ganze bibliographische Apparate ins Netz stellt, wohl aber muß eine Art Grundstock, ein amüsant zu lesendes Lehrwerk für den "besseren" Kunden gebracht werden. Mir scheint, daß "Aus dem Antiquariat" etwas zu hoch liegt im Anspruch, aber in diese Richtung sollte es schon gehen.

Da ich nicht weiß, inwieweit sich die Genossenschaft noch einmal aufrappelt, melde ich für ein selbständiges Antiquariatsmedium gleich einmal eine ausgedehnte

*Plantage von Sachgebietsverlinkungen für Kollegenwebseiten

an. Ich bin dem werten Kollegen RFMeyer wirklich böse, daß er seine so gut angedachte Webseitenverlinkung nicht weiter ausgebaut hat. Ein Antiquariatsmedium wird ihm die Idee einfach wegen Untätigkeit enteignen und sie selber übernehmen. Halten zu Gnaden.

Meine Vorschläge zu einer Reorganisation der Genossenschaft kann man unten nachlesen. Heute ging es mir darum, Kollegen Pardun in seiner Forderung nach einem neuen Antiquariatsmedium zu unterstützen. Die Namensfrage - darüber wird noch nachzudenken sein. Über die Gestaltung auch; ich finde die "Soloantiquar"-Seite, um es milde auszudrücken, technisch und taktisch gar nicht gut.



Das Foto aus dem Setzersaal zeigt drei Redakteure des neuen Antiquariatsmediums bei der Arbeit - links Dr. Biester. Die Rechte am Bild besitzt http://www.blog.druckerey.de/

Mittwoch, 2. November 2011

Unterwandert Amazon den Mediacampus Frankfurt?




"Das Seminar findet in Kooperation mit dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher ZVAB statt."

Zitat aus der Beschreibung des Kurses "Grundwissen Antiquariatsbuchhandel", den die Fachschule der Buchhändler, neudeutsch aufgemotzt heute als "mediacampus Frankfurt" zu bezeichnen, nun schon wiederholt abhält.

Wir sehen an einem konkreten Beispiel mit Erstaunen, wie bedenklich es mit der Neutralität der Fachschule bestellt ist.

Nicht daß "ZVAB" und der Umgang mit dieser Bücherdatenbank nicht gelehrt werden sollte, im Gegenteil würde ich mir, wie die Dinge nun einmal stehen, auch eine Einführung in den komplexen Umgang mit Amazon und die stellenweise absurd-grotesken Abrechnungs- und Klassifizierungssysteme bei Abebooks wünschen.

Wie jeder Buchantiquar - nicht aber das Bundeskartellamt - weiß, sind gute 90 % des Internetabsatzes der deutschen Antiquare (ohne den Sonderfall Ebay) unter einer Fuchtel, der des Alleinbesitzers Amazon, vereinigt, ZVAB - Abebooks - Amazon. Also muß der Umgang mit den diesen drei wichtigsten Absatzportalen gelehrt werden, wertfrei und ohne Groll. Lehre soll nicht Stellung beziehen (oder soll sie doch - ein weites Feld).

Folgerichtig wird auch im neuen Fortgeschrittenenkurs, für den Hasso Bräuer verantwortlich zeichnet, unter anderem in die Benutzung von Ebay eingeführt - ein so schwieriges Thema, daß es mich in den Füßen juckt, einen seiner Kurse zu belegen, nur um zu sehen, wie Bräuer das macht.

Wenn es also selbstverständliche Pflichtübung ist, in die Datenbanken und Portale, wie sie nun einmal sind, einzuführen - - so halte ich es für eine Ungeheuerlichkeit, wenn der vorgeblich neutrale Börsenverein mit dem ZVAB

in K o o p e r a t i o n   unterrichtet.

Man weiß nun doch, daß jeder Unterricht, jede Schule sich hüten muß wie der Teufel vor dem Weihwasser, auch nur mögliche Beeinflussungen durch Institutionen, Parteien, Interessengruppen und Firmen zuzulassen. Die Tätigkeit der Oberschulämter besteht zu einem gewissen Teil darin, jedes Kräutlein einer möglichen Beeinflussung in den ihm unterstellten Schulen auszujäten. Immer wieder versuchen Firmen, Parteien, Gruppen Einfluß auf das Schulwesen zu nehmen, und ebenso  beständig jagt sie die Kultusverwaltung aus dem Tempel.

Das ist gut so, denn anders läßt sich Unterricht nicht machen.

Angesichts der sattsam bekannten Situation, daß - im Keller läuft die Bartaufwickelmaschine - Amazon, unter Außerachtlassung der Ebay-Problematik, gut 90 % des Internetabsatzes der deutschen Antiquare kontrolliert, also Amazon eine ganz scheußliche Monopolsituation zu Schaden eines ganzen Berufsstands innehat, daß ferner Amazon der Hauptfeind nicht nur der deutschen Buchhändler, sondern auch bald der Verleger ist - - ist es da zu verantworten, den Unterricht für die Antiquare in  K o o p e r a t i o n  mit einer hundertprozentigen Amazon-Tochter abzuhalten?

Man muß gelegentlich auch Forderungen formulieren, sonst bleibt alles im Nebel. Ich fordere daher den Börsenverein auf, seine Schule anzuweisen, die Kooperation mit Amazon-ZVAB sofort einzustellen und vor allem bitte ich die Schulleitung, den anstößigen Passus aus ihrer Webseite zu streichen.

Ich habe mitunter die Neutralität des Börsenvereins ins Lächerliche gezogen, tatsächlich aber ist sie eine große Leistung über anderthalb Jahrhunderte hinweg. Das verpflichtet! Ich würde mich besonders freuen, wenn Dr.Biester die Leitung der Schule zu einer Stellungnahme in seinem Börsenblatt-Teil veranlassen könnte.

Bei dieser Gelegenheit könnte Dr. Biester als Geschäftsführer der AG Stellung dazu beziehen, ob die AG noch irgendeine Zusammenarbeit mit dem ZVAB-Programm "Antiquaria", das jeder Neubuchhändler kennt, aufrechterhält. "Antiquaria" dient zumindest werbe- und imagemäßig dem ZVAB und damit direkt seinem Alleinbesitzer,  A m a z o n. Damit kann "Antiquaria" nicht mehr vom Börsenverein oder einer seiner Gliederungen neutral empfohlen werden.

Ich ersuche ganz schlicht und ergreifend um  N e u t r a l i t ä t  des Börsenvereins in allen seinen Gliederungen gegenüber Amazon und seinen macht- und hilflosen Trabanten(*), als da sind Abebooks und ZVAB.


(*) (sinngemäße Zitate von der Messe) "Wir wissen nicht, wie Amazon entscheidet. Wir gehen davon aus, daß Abebooks selbständig bleibt. Es kann aber schon nächstes Jahr alles anders sein, ja, das kann man so sehen. Amazon bestimmt das in der Zentrale. Wir wissen jedenfalls nichts Näheres."  "ZVAB soll selbständig bleiben. Aber Amazon plant selbständig, wir haben da keinen Einblick. (Auf scharfe Kritik gegenüber dem jetzigen, nach meiner Einschätzung etwas altbackenen ZVAB-Standard) "Wir wollen ZVAB selbständig halten. Amazon entscheidet alles"

Dienstag, 1. November 2011

Sehr geehrter Herr Dr. Biester!

Sehr geehrter Herr Dr. Biester,

1.
gestatten Sie eine kritische Randbemerkung: Es ist nicht schön, wenn Sie feierlich um Stellungnahmen zu einer - aktuellen, wichtigen - Frage  bitten, mit Namensnennung des Einsenders, dann aber unter der Begründung "Auf die Boersenblatt.net-GIAQ-Umfrage von letzter Woche gab es leider kaum Resonanz, bei weitem zu wenig für eine Veröffentlichung" die mühsam erstellten kurzen und längeren Antworten in den Papierkorb der Redaktion befördern.

Da würde man sich etwas mehr Achtung vor der Lesermitarbeit wünschen. Oder hatten Sie doch eher eine "repräsentative Abstimmung" im Auge, die nur bei hoher Beteiligung Sinn gemacht haben würde? Dann formulieren Sie bitte in Zukunft präziser. Das schüttere Pflänzchen der Lesermitarbeit sollte man begießen und hegen, nicht zertrampeln.

Das Börsenblatt, Abteilung Antiquariat, gilt bei den Kollegen ohnehin nicht gerade als leserfreundlich, seitdem dort die Kommentarfunktion abgeschaltet worden ist. In Frankfurt konnte ich, leicht erstaunt, vernehmen, daran seid vor allen Dingen ich schuld. Aber: ein Wort an meine Adresse würde genügt haben, um mich zu einem freiwilligen Schreibverbot zu bewegen in einem Medium, das meine Beteiligung nicht wünscht.

Nicht so zaghaft, lieber Dr. Biester!


2.
Sie stellen uns eine ganz ausgezeichnete Bestandsaufnahme und Zukunftsvorhersage ad oculos, die für den  N e u buchhandel erstellt worden ist. Ich schließe mich Ihrer Beurteilung an, hier wurde solide gearbeitet, man ahnt die Materialfülle, die in langer Arbeit zusammengetragen wurde, um dann zu komprimierten klaren Sätzen destilliert zu werden. Es macht Freude, das zu lesen, auch wenn man sich den Vorhersagen nicht immer anschließen mag.

Freilich scheint es mir unfair und nicht sachgerecht, wenn Sie uns Antiquaren eine ähnliche Bestandsaufnahme wünschen und sie als Voraussetzung für weitere Arbeit einfordern. Denn bei uns  A l t buchhändlern geht es nicht nur wie bei den Zigeunern im grünen Wagen zu (um mit der Leitung des Börsenvereins zu sprechen), sondern es ist tatsächlich alles viel komplizierter als bei den Kollegen der Neubuchbranche.

Viele Neubuchhändler würden jämmerlich scheitern, wenn sie ein Antiquariat führen müßten. Aber nicht nur die erforderliche lexikalische Durchbildung macht unseren Beruf so kompliziert, auch nicht das Sichmerken und in Beziehung setzen von Tausenden von Buchpreisen, sondern vor allem das Vorkommen mehrerer, grundlegend unterschiedener  S c h i c h t e n, besser Arten im Antiquariat. Nicht nur "Betriebsformen", sondern tiefgehend ganz unterschiedliche Arten von "Antiquariat" mit sehr divergierenden Lebens- und Arbeitsformen.

Eine Analyse der Situation, eine Bestandsaufnahme im Antiquariat setzt voraus, daß wir 5 (fünf) Schichten bzw. Arten des Antiquariats unter 4 (vier) Betriebsformen untersuchen. Die einzelnen Felder gehen natürlich ineinander über, viele Antiquare vereinigen mehrere Arten und Betriebsformen unter ihrem Dach. Ich setze meine Schätzungen zur Anzahl der Betriebsformen dahinter, die Summe ergibt wegen Mehrfachnennungen jeweils mehr als die 800 realistisch anzunehmenden Antiquariate in D, CH, A

Seltenheitsantiquariat (versteigerungsfähige Titel über etwa 50 Euro)  ...50
Gehobenes Allgemeinantiquariat (mit Internet- und Handbuch-Bearbeitung ganzer Bibliotheken, themenuniversell und überzeitlich)   ...150
Fachantiquariat   ...50
Einfaches Antiquariat (auch Nachlässe, aber ohne systematische Internet-, auch ohne Handbuch-Bearbeitung, meist billigere Ware)   ...300
Billigantiquariat (einfache Läden, "Kistenschieber", Flohmarkt, kleine Messen, Universitäts-Stände, MA im unteren Preisbereich)   ...400

Die Betriebsformen sind:

Internet- und Katalogantiquariat (tatsächlich heute fast untrennbar verbunden)   ...500
Ladenantiquariat   ...200
Billigversand (Ebay- und Amazongrundlage, meist gebrauchte moderne Titel)   ...300
Flohmarkt- und Kleinmessen-Händler   ...200

Wir sehen, daß eine Bestandsaufnahme im Antiquariat  tatsächlich  Unfug  wäre, da man sich aus den Gemeinplätzen nicht mehr herausretten könnte.

Es würde uns aber gut anstehen, zu  E i n z e l aspekten im Antiquariat Analysen und Prognosen durchzudenken und in Thesenform zur Diskussion zu stellen.

3.
Ich habe die Genossenschaft zehn Jahre hindurch so erbarmungslos (mitunter auch stillos) kritisiert, daß man mir zuhören darf, wenn ich die Skepsis von Dr. Biester in diesem Punkt nicht teile - der Genossenschaftsgedanke ist aktuell,  t r a g f ä h i g  und auch unbedingt notwendig in der jetzigen Lage unseres Gewerbes, wenn er nur

- mit den Stützpfählen einer a l l g e m e i n e n  Berufsvertretung  ("Berufsverein")  unterfangen wird und dadurch
- über ein schnell handelndes, demokratisch gestaltetes Diskussions- und Entscheidungsgremium verfügt.

Genossenschaft und Berufsverein  können Hand in Hand alle Probleme unseres Gewerbes lösen.


Das Bild gehört dem heraugebenden Musikverlag

Sonntag, 30. Oktober 2011

Mit Ebay-Technik gegen Amazon - das Auktionsportal der Antiquare


Auch ein Geschenk zum Jubiläum der GIAQ



Zunächst ein aktueller Nachtrag zu meinem ILAB-Beitrag, der unwirsch aufgenommen worden ist.

Kurzer Besuch bei der ILAB-Datenbank - unbeschreibliches Elend. Es werden in einer Art Metasuche überwiegend Feld-, Wald- und Wiesentitel, nach düsteren Kriterien ausgewählt, in einer unbeschreiblich miesen, primitiven, ganz verhunzten graphischen und benutzungstaktischen Weise angeboten, mit schweren Anfängerfehlern, peinlich eingefaßten Kästchen, störenden Randangeboten, unglücklicher Schrift, paradoxer Gliederung, grauenhafter Farbgebung und noch häßlicherer, absurderer Zumüllung des oberen Seitenviertels - - meine Herren, diese Büchersuche entspricht genau dem Bild, das ich von der ILAB habe. Werfen Sie mal meine Standardsuche "Hitler Kampf" an, und wenn Sie nach der dritten Seite nicht schreiend und fluchend abbrechen, dann können Sie als Krankenpfleger in einer Irrenanstalt arbeiten.

Solang die ILAB ihr Verkaufsportal durch Praktikanten aus der Unterprima gestalten läßt, soll sie nicht in Weimar Kulturtheater abhüpfen und einen auf Verbrüderung machen (während sich die Großen der Branche in Wahrheit spinnefeind sind und sich die Kunden abjagen). Erst die Hausaufgaben erledigen, dann dürfen die Knaben auf den Fußballplatz.

Sagt den Leuten das niemand? Die eigenen Webseiten der illustren Teilnehmer in Weimar, das ergeben Stichproben schnell, sind exzellent gestaltet.

*
Versprochen ist versprochen, nun bekommt die Genossenschaft ihr Jubiläumsgeschenk.

Ich fasse mich im heutigen Beitrag ungewohnt kurz, um über vermeintliche Kleinigkeiten, an deren Bemeisterung aber der halbe Erfolg des Projekts gebunden ist, nicht zu viel zu verraten. Das Vorhaben ist im Kern durch Außenstehende der Branche nicht gut nachzuahmen, denn es baut auf dem  beruflichen, internen  V e r t r a u e n  der Antiquare und ihrer  K u n d e n  zu dem Projekt und seinen Gestaltern auf. Es kann vermutlich überhaupt nur aus der Branche heraus verwirklicht werden.

Wir erinnern uns alle an jenen an sich hochinteressanten Versuch aus Hamburg, eine Datenbank, ein Verkaufsportal nur für  h o c h preisige Ware einzurichten. Im Börsenblatt, das damals noch Diskussionen zuließ - goldene Zeiten, wohin seid ihr entschwunden - wurde das Brisante daran im Kollegenkreis sofort erkannt. Mir ist jene Auseinandersetzung noch in Erinnerung, weil ich die große Linie genial fand, mich dann an Einzelheiten aufhängte und als das Unternehmen schon am Einschlafen war, wurde es mir wieder sympathisch. Wer sich mehrfach irrt in einer Einschätzung, der vergißt das nicht so schnell.

Seither bestehe ich bei allen Webprojekten darauf, zuerst und vor allem die vermeintlich kleineren Fehler aufzugreifen und sie zu tadeln. Denn wer im Kleinen nicht seriös arbeitet, der schafft auch die Generallinie nicht. An jenem Hamburger Webportal war alles, aber auch wirklich alles verkehrt, schief und falsch aufgefaßt worden. Das Deutsch fürchterlich, die Argumentationen unbeholfen, die Administrativa grotesk, die Arbeitsgrundlage absurd, die Vorarbeiten hingeschlampt - irgendeine Jurastudentin hatte das mit einem Hamburger Antiquariat (verzeihen Sie:) zusammen hingerotzt.

Diese zurecht schnell wieder eingegangene Blume im Hausgarten der Antiquare hatte aber einen sehr wichtigen und guten Ausgangspunkt, der durch die törichte Ausführung zu Unrecht diskreditiert worden ist. Wir müssen dort weiterarbeiten und es diesmal besser machen.

E b a y  ist ja nun das schwierigste, komplizierteste Gebilde im Bereich des Altbuchabsatzes. Ich bin, wie Sie vielleicht wissen, ganz zufällig zu einem der wenigen Antiquare geworden, die sich auf Gedeih und Verderb an Ebay gehängt haben. Meine Ebay-Geschichte gehört hier nicht her, sie ist tragikomischer Natur und läßt sich ganz grob so zusammenfassen: Meinen älteren Titeln tut es ausgesprochen gut, wenn ich sie mit mehreren sehr großen und scharfen Scans darstellen kann. Dies war jahrelang eigentlich nur mit Ebay möglich. Die Erstellung von Ebay-Einträgen, auch mit Turbo-Lister, ist so absurd schwierig und langwierig, daß ich mir einen "Sport" daraus machte, die Ebay-Nüsse zu knacken - und nachdem das eines Tages saß, wollte ich die unendlichen gehabten Mühen, mein schweres Lehrgeld, dann auch einsetzen und nutzen.

Ebay-Verkäufer aus Trotz und Eigensinn also - das trifft es genau. Absatz und Kasse stimmen auch. Das gilt aber nur für meine etwas seltsame alte Ware. Ungeübten Kollegen mit eher durchschnittlichen Titeln rate ich strikt ab von Ebay. Dort kaufen: immer -  dort anbieten: lassen Sie es bleiben.

Was ich bei Ebay am eigenen Leibe erfahren konnte, war zweierlei:

1.
Die Sammler alter Bücher lieben das Versteigern, die  A u k t i o n  ungemein, nichts gehört auf einer merkwürdigen Gefühlsebene enger zum Horten seltenerer Bücher als das Versteigerungserlebnis. Könnte was mit "Jäger und Sammler" zu tun haben, aber auch mit "Vorspiel und Orgasmus" - lassen wir das.

Weil den Messen das Versteigerungserlebnis fehlt, sind sie so öde und langweilig, so peinlich und armselig. Der Antiquar soll nicht im Ställchen sitzen und Bücher anbieten - er soll sie  v e r s t e i g e r n. Das ist Leben, das ist  L u s t...

2.
Die Darstellung vor allem älterer und ganz alter Bücher im scharfen Foto, in der Regel also im  S c a n , ist ungeheuer hilfreich für den Umgang mit alten Büchern, nur müssen es fast immer mehrere Fotos, soll es eine Foto s t r e c k e  sein.


Nun gerate ich schon in Gefahr, Details auszubreiten. Für den Kollegen, an den ich mich wende, ist der Gedankengang nachvollziehbar, wenn ich unter Auslassungen gleich zum Kern des Projekts springe:

Die Genossenschaft richtet in ganz enger Verbindung mit ihrer "gewöhnlichen" Datenbank ein Versteigerungsportal für Titel im oberen Mittel- und im Spitzenbereich ein. Zwar sollten engste technische Koppelungsmöglichkeiten vorgesehen werden - keine Details ausplaudern, Mulzer - , aber als Imageträger muß das neue Versteigerungsportal  a u c h  unabhängig wahrnehmbar sein für den Kunden.

Die Forderungen an das Image, die Vertrauenswürdigkeit eines Versteigerungsportals im oberen Mittel- und im Spitzenbereich sind ungleich höher, als das bei einer Bücherdatenbank üblichen Zuschnitts vorauszusetzen wäre. Bei dieser empfindlichen Ware und den noch empfindlicheren Kunden sollte jeder Schritt auf seine Außenwirkung überprüft werden - wirkt das  s e r i ö s  oder eher nicht?

Es läßt sich nicht vermeiden, daß die Versteigerungshäuser dadurch etwas ramponiert werden. Es soll ihnen zur Zeit sehr gut gehen, ich denke, die Antiquare könnten dieser Sondergruppe ihres Gewerbes einige Opfer, etwas Streß abverlangen. Schwer betroffen würde das Messewesen.

Das Versteigerungsportal, soweit gehe ich nun doch ins Detail, muß ein Klon von Ebay sein. Ebay ist auf seine umständliche Weise gut bis sehr gut, die Konkurrenten, die es anders machen wollten als Ebay, zeigen sich als jämmerliche, mehr oder minder mißglückte Unternehmungen. Also fast überall Ebay-Standard anwenden, nur muß und soll das natürlich ganz anders aussehen.

*
Das ist eine Sache, die uns Amazon-Abebooks-ZVAB vermutlich nicht nachmachen können. Der Imageträger nämlich, die Antiquare im deutschen Sprachbereich, bürgt für fachmännisches Vorgehen in diesem Feld, von dem beide, Einlieferer wie Käufer , sehr genau wissen, wie sehr es  V e r t r a u e n s s a c h e  ist. Natürlich stellt sich, gerade für dieses Projekt, die Genossenschaft neu auf und/ oder nimmt eine allgemeine Berufsvertretung als Verein hinzu.

Ich sehe strategisch schon mittelfristig einen ungeheuer starken  A n s c h u b  für das angeschlossene Portal gewöhnlicher Bücher, das ja leider konkurrenzrechtlich angreifbar immer noch unter dem Namen "Antiquariat" firmiert. Es ist eine eiserne Voraussetzung, daß die  k u l t u r e l l e   Karte für das neue Versteigerungsportal eingesetzt und hoch gespielt wird. Ich liefere den Verantwortlichen auf Wunsch jede Menge Gesülze, auch hochtrabendes, kulturelles Geschmuse - hier hat es seinen Platz, um die vom Antiquariat weniger, von ihrer Kulturmission aber umsomehr überzeugten Kulturredakteure der Medien zu beeindrucken.

Und im Kern ist der Gedanke ja nicht falsch: Eine Experten g r u p p e  leitet und kontrolliert das weißgott nicht anspruchslose Unterfangen, Titel ab etwa 50 Euro kontinuierlich im Netz zu versteigern. Womit schon die vielleicht wichtigste Parallele mit Ebay und der entscheidende Unterschied zu den Versteigerungshäusern benannt ist: Jedes Wochenende zum Sonntagabend hin eine Versteigerungssitzung im Netz. Immer, kontunierlich. Wie Herr Jauch mit der Ratestunde. Man freut sich jede Woche darauf.

So werden Auktionsportal, gewöhnliches Bücherverkaufsportal, Genossenschaft und allgemeiner Berufsverein zu einer Waffe, mit der wir uns vielleicht noch aus der Umklammerung Amazon-Abebooks-ZVAB befreien können.

Nicht vergessen - es geht dabei zentral um den  I m a g e t r a n s f e r  vom neuen Versteigerungsportal zur Bücherdatenbank.



Das Urheberrecht am Bild besitzt die diamonds-showcompany, der wir für die Ausleihe danken