Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Montag, 14. November 2011
Bausteine zum Webseitenverbund im Antiquariat -1-
Wir sahen gestern, daß die Flucht vor dem Terror der Buchvereinzelung in den großen Bücherdatenbanken dem Antiquar nicht nur die Würde, sondern geradezu die berufliche Identität wieder zurückgibt.
Damit sinnvolles Arbeiten im Antiquariat in Zukunft möglich wird, muß der durchschnittliche Kollege einen Teil seiner Arbeitstechnik ändern.
Der Ankauf sollte wieder flächendeckend bei Privatleuten stattfinden. Nur so erhält der Antiquar jene echten Sammlerbestände, die jetzt wieder die Seele seines Geschäfts bilden. Der Zwischenhandel, das moderne Antiquariat, die Übernahme von Kollegenbeständen und der Ankauf von Posten bei Ebay und andere mehr oder minder problematische Quellen ersetzen nicht die Bearbeitung unberührter Nachlässe.
Wir besinnen uns wieder auf unsere Rolle als Begleiter des Todes (und des Umzugs ins Altersheim, was oft das gleiche bedeutet). Zwischen Aasgeier und anderen Resteverwertern, immer nahe beim Antiquitätenhandel, aber auch dem Bestattungsunternehmer und Totengräber nicht unähnlich, verwerten wir das von anderen Angesammelte neu.
Auf diese Weise erhalten wir mit etwas Glück nicht nur seltene Einzelstücke, sondern vor allem auch thematisch bestimmte Sachgebietsblöcke. Die Toten hatten ja ihre Interessen, ihre Sammelgebiete, ihre kleinen Fluchten und großen Leidenschaften.
Gleich nach jedem Erwerb ordnen wir die Bücher im Antiquariat nach den rund hundert S a c h g r u p p e n, die sich oft mit klassischen Sammelgebieten decken.
Ich sagte Ihnen schon, daß die zentrale Verlinkungstabelle der von mir möglichst neutral und vermittelnd festgelegten hundert Themenbereiche das H e r z des neuen Webseitenverbunds sein wird. Wo überall in Ihren Webseiten etwas größere Posten oder aber beachtlichere Einzelstücke angeboten werden, verlinken wir zur Sachgebietstabelle hin.
Das geschieht "aktiv", Sie brauchen sich darum nicht zu kümmern. Einem Spider nicht unähnlich krabbelt der Sachbearbeiter durch die Webseiten der Antiquariate, in regelmäßigen Abständen, über die noch diskutiert werden muß. Ab 5 - 10 Titeln zu einer Sachgruppe oder bei Einzelstücken über etwa 50 Euro wird verlinkt. Es versteht sich, daß die Bearbeiter Hinweise von Kollegen stets gern entgegennehmen und, wenn sie nur irgendwie ins System passen, solchen Verlinkungswünschen auch nachkommen werden.
Eine interessante Frage: Wie reagiert der Kunde auf die dann recht häufig vorkommenden "leider schon verkauft"-Meldungen, die das betreffende Antiquariat ihm mailen muß? Hier sollten wir eine Art der Antwort finden, die mit der "verkauft"-Meldung einen zusätzlichen Kundendienst verbindet. Der Antiquar muß die - vordergründig lästige - Verkauftmeldung als C h a n c e auffassen, mit dem Kunden in nähere Verbindung zu treten, ihm ergänzende, ähnliche Objekte anzubieten, um seine Desideratenliste zu bitten oder doch um Angabe seiner Sammelgebiete. Eine k l u g genutzte Verkauft-Meldung läßt sich als Werbeinstrument nutzen.
Abgesehen davon wird der Antiquar für recht fleißige Aktualisierung seiner Listen und Titel im Netz Sorge tragen.
Mit die wichtigste Aufgabe, die wir zu lösen haben, ist eine pfiffige Internetdarstellung dergestalt, daß sich jeder verlinkte Titel / jede Titelgruppe tagesaktuell auch in G o o g l e befindet und dort beim Titelaufruf weit "oben" gefunden werden kann. Wie bringen wir es zuwege, daß
*Google ein vollwertiger Ersatz für die bei uns ja fehlende Gesamtdatenbank wird?
Wir sollten versuchen, unser Verlinkungssystem so anzulegen, daß wir bei Titeleingaben in Google mit, vielleicht sogar vor den Amazon-Datenbanken (Amazon, Abebooks, ZVAB) aufgerufen werden können.
Zurück zur neuen Arbeitstechnik im Antiquariat. Nach der Sachgruppenzuordnung wird der Titel auch körperlich in die Regalstelle eingelegt, die der Sachgruppe entspricht - es werden also immer Sachgruppentitel a n g e s a m m e l t. Erscheint uns die Anzahl der gesammelten Titel zu einer Gruppe im Antiquariat interessant genug, um eine kleine Liste zusammenzustellen, dann fertigen wir sie an. Sie werden bald sehen, wie viel ganzheitlicher und angenehmer die Bearbeitung / Erstellung einer Sachgruppenliste für den einzelnen Antiquar ist als das bisherige, blödsinnig-stupide Einzeltiteleingeben nach Kraut und Rüben.
Soviel für heute. Sie erinnern sich: Wir wollen hier Bausteine zusammentragen, über die diskutiert werden soll. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
"Wie der Schiefe Turm in Pisa gerettet wird" - das hübsche Foto gehört der Webseite "Quermania"