Montag, 18. Mai 2009

Zur Tagung des ZVAB-Beirats





Der ZVAB-Beirat tagt heute und morgen - Redakteur Biester möchte mit Herrn Wufka noch manches Glas Wein am idyllischen Starnberger See trinken, er will Couponschneider Rheinbaben mit scheu-bewegter Ehrfurcht weiterhin die freiherrliche Hand drücken dürfen: So erklären wir uns seine fröhliche Begeisterung heute im Twitter, ich zitiere: "Auf die Ergebnisse darf man wohl gespannt sein. #Qualitätssicherung etc."

Daß er uns mit dem Niederrheinischen Qualitätsfimmel en passant ein weiteres mal ärgert, nehmen wir ihm übel. Ansonsten aber hat er Recht, denn was im ZVAB geschieht, das geht uns alle an. Bei dieser Gelegenheit ist es nützlich, hier rasch einen Schüleraufsatz zu verfassen, "Ich und das ZVAB", um den Stand der Dinge zusammenzufassen, wie ich ihn sehe.

Setzer an Redakteur: Nochmal den ersten Satz "Daß er..." auf Vertipper prüfen

1.
Wegen seiner Quasi-Monopolstellung ist das ZVAB weder besser noch schlechter als andere Verkaufsportale alter Bücher. Wir verfallen gern in den Fehler, aus der Marktbeherrschung auch ein moralisches oder zumindest qualitativ negatives Merkmal zu machen. Das ist aber unzulässig, es gilt, gerade wegen der Monopolsituation sich zu einer gerechten Beurteilung des ZVAB durchzuringen. Wir kommen nur mit realen Fakten weiter, nicht mit Gefühlen.

2.
Genaue Umsatzzahlen im Verhältnis zum Rest der Portale haben wir nicht. Hier wurde uns von anonymer Hand kürzlich ein Umfrageergebnis mitgeteilt, das Amazon (gemeint war wohl Abebooks) zu einem guten Drittel, das ZVAB nur noch zu zwei Dritteln Marktanteil im deutschen Sprachraum einschätzen will. Dem möchte ich nicht so recht trauen, auch dürfen wir inzwischen Ebay nicht vergessen, dessen Shop-System so uneben nicht ist. Ich bleibe, bei einer Überschau verschiedener Annahmen und Schätzungen, für den deutschen Bereich bei folgender Rechnung:

ZVAB 70 - 75 %
Abebooks/ Amazon 10-15 %
Prolibri und die anderen, einschl. Meta-Bereich 5-10 %
Ebay (betrifft nur die Vollzeit-Händler dort) 5-10 %

Natürlich sprechen wir vom laufenden Verkauf, nicht von eingestellter Titelmenge.

3.
Das ZVAB ist gut, aber ganz offenkundig veraltet. Eine grundlegende Renovierung ist dringend notwendig.

Der graphische Minimalismus, den wir immer geschätzt haben, ist unlängst durch die blödsinnige Vollkleisterung mit grellfarbenen Kreditkartensymbolen ziemlich versaut worden, auch laufen die Titeleinträge durch die Versetzung der Preise nach "ganz weit rechts" zu breit. Wir wünschen und eine bessere Lesbarkeit durch Einführung einer kleineren Type für Ergänzungen, generell einen kleineren Schriftgrad, um das schier unerträgliche Scrollen und Seitenwechseln etwas abzubauen.

Das sind eher optische Korrekturen. Was weitaus schwerer in die Wagschale fällt, ist das Fehlen jener äußerst nützlichen Zusatzfunktionen, mit denen uns Amazon erfreut - von Käuferkritiken über "hat auch gelesen" bis zu Vernetzungen der Käufer, hübsch vernetzten Seiten der Anbieter usw.. Ich drücke mich hier bewußt nebulos aus, da ich die Hausaufgaben des ZVAB nicht machen möchte. Weshalb nicht? Weil mir Couponritter wie Rheinbaben aus tiefstem Herzensgrunde sozial unsympathisch sind. Würden die Antiquare Besitzer des ZVAB sein, sofort wäre ich mit Ratschlägen zur Hand.

Freilich hat auch meine Sympathie für unseren Berufsstand ihre Grenzen - was mit Billigung durch den verantwortlichen Vorsitzenden Köstler mit der Verhehlung und Verschacherung der Auktionsergebnisse - jenem wichtigen Arbeitsinstrument aller Antiquare - geschieht, ist widerlich und so zynisch-geldschneiderisch, daß mir Verbandsfunktionäre wie Köstler und sein ganzer Edelantiquarenklub - - noch weit unsympathischer, vor allem aber unsozialer erscheinen als es noch so adlige Couponritter jemals sein könnten.

Das Beiprogramm des ZVAB, mitsamt seinem Leiter Wufka, ist von Natur aus eine mühsame Sache. Ich bedauere und bewundere Wufka dafür, diesen Job zu leisten, welche Anerkennung aber nichts daran ändert, daß alles Drumherum des ZVAB, auch und gerade der "Beirat", eine gequälte und geheuchelte, auf gut Deutsch: eine verlogene Angelegenheit ist.

4.
Wir leben in einer Zeit finanzieller Umbrüche, die teilweise staunend schnell vor sich gehen. Deshalb dürfen wir uns ohne weiteres darauf gefaßt machen, daß Couponritter Rheinbaben seine Milchkuh Knall auf Fall weiterverkauft. Welcher Käufer nicht unbedingt Abebooks/ Amazon heißen muß. Technisch und auch verkaufstaktisch gesehen halte ich Amazon inzwischen im Interesse der deutschen Antiquare sogar für segensreich - es wird zwar sehr teuer werden, Gebühren werden rasant steigen, Konditionen sich sehr verschlechtern - - aber der Absatz wird steigen. Amazon heißt immer auch ausgezeichnete Qualität. Nur ist der, der sie von der Händlerseite her nutzt, nicht mehr frei, und reicher dann wohl auch nicht. Was Amazon an Umsatz mehr bringt, nimmt es via Gebühren und Konditionen wieder weg. Wetten daß?

5.
Deshalb muß es nach wie vor das Ziel der Antiquare als Berufsvereinigung sein, ZVAB entweder selber zu kaufen, mitsamt des fürchterlichen, trampeligen, gräßlich abgekürzten und verquer genutzten Namens, oder aber eine eigene große Gegendatenbank zu gründen.


Ansonsten gilt - bitte nicht zu vergessen - , daß das ZVAB in seiner jetzigen Gestalt eine gute, nahezu fehlerfrei arbeitende Verkaufsdatenbank ist, daß sich die Gebühren dort im Rahmen halten. Auch ich bin im ZVAB als Händler eingetragen und werde, so sie mich nicht hinauswerfen, demnächst wieder Titel dort einstellen. ZVAB-Schelte wäre also ungerecht und unsinnig. Die Leute beim ZVAB arbeiten gut.

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Nachwort: Frohgemut stellt Redakteur Biester soeben im BöBla-Twitter die neueste ZVAB-Errungenschaft vor.

Heiliger St. Wufka, Erbarmung! Steindruck / Senefelder... Was bitte soll damit gewonnen sein, daß man den ganz ausgezeichneten Wiki-Beiträgen und den einschlägigen Fachseiten zum Lithographie-Thema noch eine ZVAB-eigene über die Mysterien des Steindrucks beigesellt? Himmel - - was soll das?

Ich sag ja nichts, wenn Sie eine hübsche junge Praktikantin zu beschäftigen haben, die einen braven Sekundaneraufsatz behufs allgemeiner Büldung verfassen muß. Auch kriegt sie ein Lob, denn der Text ist (von den schon halbvergessenen sprachlichen Gräueln Ihrer Vorgängerin im ZVAB lasset uns schweigen...) recht flott formuliert und von argen Schnitzern, die unter der Hand leider schon zum Markenzeichen des ZVAB-Textbeigabenteils geworden waren, frei.

Nur bitte - so geht das nicht. Nein! Es ist Ihre Aufgabe, sich den Kopf strategisch zu zerbrechen. Wie bringe ich Leute zum Sammeln von Lithographien, die diesem Hobby bisher eher ferner gestanden sind? Wie mache ich ihnen Lust auf Steindrucke? Wie erkläre ich ihnen die - recht komplizierten - Sammlerregeln dieses exquisiten Gebiets?

Mit anderen Worten, Sie müssen neue Liebhaber dieses Sachgebiets zum Sammeln verführen und anleiten.

Fazit: Lassen sie Ihre Praktikantin bitte irgendwo anders Büldungsaufsätze schreiben. Das ZVAB ist nicht die Kulturabteilung des (von mir übrigens durchaus geschätzten) Bayerischen Fernsehens.





Freundlichen Dank für den Tutzinger Gleisplan an www.mittenwaldbahn.de. Bild wird auf einfache Anforderung hin entfernt.