Sonntag, 31. Mai 2009

Das Webseitenbündnis als kreative Denkmaschine




Die Idee unseres Oberkonsistorialrats RF Meyer, eine Vernetzung von Kollegenwebseiten herzustellen, könnte uns auf allen damit zusammenhängenden Gebieten zu neuen Ideen führen. Es sollte darum gehen, daß wir uns aus starren, allzu eingefahrenen Gleisen befreien und wieder frischweg nach neuen Ufern Ausschau halten.

Dabei gilt es, die neuen Möglichkeiten des Netzes mit zu berücksichtigen. Ich merke an mir selbst, wie schwierig es ist, etwa die universellen Einsatzfelder des Bilds (und des Films) aus den gelernten Vorstellungen "Bilder brauchen viel Platz und sind teuer" oder "Videofilme sind schwerfällig aufzurufen und mit vielen Mängeln behaftet" zu befreien im eigenen Kopf.

Das waren ein Jahrzehnt lang nützliche Planungshilfen, die sich fast immer auch als sinnvoll erwiesen hatten. "Fotos sind Luxus, sags lieber mit Worten". Heute gelten sie nicht mehr.

Ich hatte noch in der Hess-Gruppe in mehreren langen Beitragsfolgen eine "betretbare Datenbank" gefordert, aus virtuellen Räumen, in Fom von Netzzbildern, die je nach Verfeinerung der Suchbegriffe immer enger werden, bis wir schließlich einer symbolisch gestalteten Bücherwand mit erkennbaren, lesbaren "Buchrücken" gegenüberstehen. Den Farben der Rücken wollte ich noch besondere Bedeutung geben, grün = Handbücher, usw. Durch Anklicken des virtuellen Symbolbuchs sollte sich dann erst die Titelei öffnen und das Buch bestellt werden können. Man hätte von Raum zu Raum wandern können, virtuell.
Kurioserweise könnte man heute, viele Jahre später, manche meiner Überlegungen verwirklichen. Damals durfte ich davon nur träumen.

Im Zusammenhang mit der Webseiten-Vereinigung (wieder einmal stellt sich gebieterisch die Namensfrage - möge sie von den Antiquaren doch einmal gut gelöst werden) hätte ich folgende Idee:

Jedes Buch wird dreimal fotografiert, einmal die aufgeschlagene Außenseite (Einband mit Rücken und Spiegel), dann das Titelblatt und schließlich irgendeine interessante Doppelseite innen. Die drei Fotos werden automatisch in einen Standardrahmen aufgenommen. An Stelle der Fotos treten im Idealfall die weitaus schärferen Scans. Notiert wird das genaue Sachgebiet bzw. die Gebiete - also brauchen wir ein festzulegendes allgemein anerkanntes Standardschema der Sachgebiete im deutschsprachigen Antiquariuat. Dazu noch Preis und knappste Anmerkungen.

Der lichtgrüne Rahmen um den jeweiligen Drei-Foto-Block, jeder einzelne Block steht für einen lieferbaren Titel, läßt sich durch Anklicken vergrößern.

Das Vergrößerungs- und Verkleinerungsschema funktioniert wie bei Googles Landkarten bzw. Erdansichten. Eine Gesamtkarte enthält sozusagen alle xy Millionen Bücher, winzig klein sind einzelne Titel beim Heranzoomen etwa zum Sachgebiet "Technik" schon erkennbar. Nicht nur als Pixelchen, sondern schon als farblich unterschiedene Mini-Bücherrücken sind auszumachen die Titel des Gebiets "Verkehr". Die Rückenaufschriften der Untergruppe "Eisenbahn" sind für scharfe Augen schon lesbar. Die letzte Landkarte, von der ab es nicht mehr weiter geht, mag "Eisenbahnkursbücher" heißen und etwa einem kleinen Bücherschrank entsprechen.

Innerhalb dieses letzten Raums wird nun nicht mehr sortiert oder gegliedert. Die Titel stehen wie in Wilsbergs Antiquariat einfach nur noch nebeneinander. Die drei Fotos für jedes Buch sind als kleine Kästchen jetzt gut erkennbar, wer will, klickt sie sich groß und wandert so durch das ganze Feld "Einsenbahnkursbücher".

Nun scheint es mir reizvoll, sich auszudenken, wie man die einzelnen Antiquariate ihrerseits als betretbare virtuelle Räume darstellen könnte. Der Kunde kann hin- und herwechseln zwischen dem Fachgebietsraum aller vernetzten Antiquariate und dem Gesamtangebot des einzelnen Antiquars. Das wurde in letzter Zeit übrigens wieder von etlichen Kollegen gefordert: Ein Antiquariat übers Netz als betretbaren Raum darzustellen.

In diesem Zusammenhang, auch als Nachtrag zu meinem Verriß des Quack-Katalogs, die ganz dringende Mahnung - bitte vergeßt nicht, daß gut 90 % aller unserer Kunden nur an Büchern "ihres" Fachgebiets interessiert sind. Das müssen wir überall im Kopf haben! Wer sich, wie der Quack-Katalog, nur auf teure Zimelien, auf versteigerungsfähige Titel und ihre Kunden konzentrietrt, der vergißt leicht die fast absolute Fachgebiets-Bezogenheit aller anderen Bücherkäufer.

Ich breche hier ganz bewußt ab, denn Überlegungen dieser Art sollten wir nur "offen" angehen. Brainstorming ist angesagt. Zu allererst ist das Sache der jetzt schon beteiligten Kollegen.

Wobei ich selbstverständlich dazu rate, sich alle Kollegen als Teilnehmer vorzustellen - von Anfang an. Man muß Visionen haben!


Das Bild zeigt oben Erzvater RF Meyer bei Verkündigung der Webseitenbündnisidee. Ganz unten knurren zwei Antiquare aus dem Westen unserer Republik.

Betr. Europawahl: Beim Nennen des Worts "Webseitenbündnisidee" bricht jeder Franzosen in Verzweiflungsschreie aus. Er rächt sich dann durch Anwendung des doppelten Subjonctif.