Montag, 5. September 2011

Die geheimen Pläne der Antiquare



http://www.abebooks.de/Unternehmen/Jobs.shtml#5

Die geheimen Pläne der Antiquare
zum Generalfeldzug gegen das ZVAB-Abebooks-Amazon-Monopol


1.
Björn Biester war so freundlich, uns im Börsenblatt-Netzdienst zu informieren über eine Stellenausschreibung, in der wohl der führende Kopf der Zukunft gesucht wird, der die Antiquare im deutschen Sprachgebiet in die Abhängigkeit führen soll.

Wenn, vom Sonderfall Ebay abgesehen, gut 90 % des gesamten Internetabsatzes aller Antiquare in der Hand  e i n e s  Konzerns liegt, wenn das Kartellamt sich dafür nicht interessiert und die Amazon-Zentrale vergnügt weiterarbeiten darf, wenn die Antiquare dies nicht zu bemerken beschlossen haben, wenn sie hoffen, daß die Gesetze des Marktes ausgerechnet in ihrem Fall nicht eintreten und wirken werden - dann darf ich von einer drohenden Abhängigkeit sprechen.

Wohl noch nie sind die Grundwerte der deutschen Monopolbestimmungen so schmählich in den Dreck getreten worden wie im laufenden Konzentrationsfall Amazon-Abebooks-ZVAB. Und kein Hahn kräht danach.

Das Kartellamt wie auch der Amazon-Konzern scheint davon auszugehen, daß die unter sich heillos zerstrittenen, weltfremden und partiell unzurechnungsfähigen Antiquare froh zu sein haben, wenn sie von einer vernünftigen starken Hand geleitet und geführt werden - in den Amazon-Stall, wo sie als geduldige Milchkühe stehen dürfen.

2.
Eine Randmerkung noch zur Stellenausschreibung. Es ist vollkommen  w e l t f r e m d, wenn man eine eierlegende Wollmilchsau sucht dergestalt, daß sowohl marketing- als auch datenbanktechnische Fähigkeiten erwartet werden in Kombination mit dem Verfassen literarischer oder sonst buch- und kulturbegleitender Texte. Das ging schon zu ZVAB-Zeiten völlig schief und führt auch bei der Genossenschafts-Datenbank zur Zeit in die literarische Katastrophe: Wer Marketing und Datenbank "kann", der beherrscht nie und nimmer literarische Künste. Auf der Strecke bleibt natürlich das Textverfassen, und die kulturellen Begleitdienste der Datenbank werden so blöd bleiben, wie sie das beim ZVAB waren und bei den Genossenschaftlern jetzt wieder sind. Leutz, das müßt Ihr trennen, beides geht nicht zusammen. Wer Kultur und Literatur, Buchkunde und Wissenschaft machen soll, der muß immer ein Fachmann sein - und der für Marketing und Datenbank ein anderer.

3.
Ich habe mir vorgenommen, dem Herrn oder der Dame, die Abebooks/ ZVAB sucht, die Versklavung der Antiquare etwas zu erschweren. Wenn die zuständige Monopolbehörde untätig bleibt, wenn die Antiquare in dumpfer Blödheit in corpore schweigen, dann ist es P f l i c h t, dagegen anzutreten.

Wie ich gestern schrieb, haben wir hier derzeit 7 (sieben) Leser. Ich bitte daher  die 2 oder 3 Antiquare, die darunter sein mögen, die folgenden Gedanken weiterzutragen und unter den Antiquaren bekanntzumachen. Es handelt sich um nicht weniger als den ersten Teil eines  F e l d z u g s p l a n s  gegen die Amazon-Abebooks-ZVAB-Krake. "Krake" dürfen nur wir Antiquare Amazon nennen, denn das ist vertretbar als Abwehr seitens eines Berufsstands, der von den Behören und den Medien im Stich gelassen worden ist.

Es gilt, auch in der Wirtschaft, das Recht der Selbstverteidigung immer dann, wenn es keine anderen Mittel gegen Unrecht gibt mehr gibt. Und die Kontrolle der Internet-Absatzwege (vom Sonderfall Ebay abgesehen) durch  e i n e n  Konzern zu etwa 90 % im deutschen Sprachraum ist wirtschaftlich-soziales Unrecht.

4.
Der Feldzugsplan, Teil 1
Grundregeln:
* Die gewinnorientierte Datenbank hängt mit Gedeih und Verderb an der Abschöpfung des einzelnen Buchs (Artikelbindung)
* Der einzelne Antiquar ist Herr seiner Preisgestaltung

Die gewinnorientierte Verkaufsdatenbank zappelt wie ein Käfer auf dem Rücken, wenn ihr die Möglichkeit genommen wird, das einzelne Buch nachzuweisen bzw. zu identifizieren. Sie lebt von ihrer Vermittlungsmarge, muß diese daher stets "beweisen". Diese Notwendigkeit der Identifizierung jedes Artikels ist eine tödliche Achillesferse, die ausgenutzt werden kann.

Ich bekenne, daß ich das bisher auch nicht sauber durchdacht hatte, eher dumpf geahnt, indem ich immer wieder das (von ihm schmählich im Stich gelassene) "Webseitenbündnis" des Kollegen RFMeyer  in Berlin ins Feld geführt hatte, über das nachzudenken sei.

Richtig bedacht heißt das doch Folgendes: Die gewinnorientierte Datenbank kann höchstens insoweit ihre Nutzer zum einzelnen Antiquar hinführen/ verlinken /promoten, als sie die Kontrolle über die dann dort vermittelten Titel behält. In der Praxis führt das zu jenen "Kollegenkatalogen", die  n u r  solche Titel enthalten dürfen(!), die identifizierbar sind und bei deren Verkauf die Datenbank ihren Gewinn einstreichen kann. Das kling kompliziert, ist aber aus der Sicht des Antiquars ganz einsichtig.

Die genossenschaftliche Datenbank ist nicht gewinnorientiert. Sie deckt ihre Unkosten, schüttet Gewinne aus an die Mitglieder und/ oder bildet Rücklagen. Indem das so ist, hat sie eine ganz andere Macht und Fähigkeit, das zu tun, was der gewinnorientierten Datenbank streng verboten ist - sie kann auch ohne Vermittlungsabschöpfung handeln, und zwar immer dann, wenn sie das für sinnvoll hält und ihre Genossen das billigen.

Sie wird ihre Genossen im Rahmen eines breit und offensiv angelegten Webseitenverbunds o h n e  Margenabschöpfung bewerben (promoten) und jedem Kollegen die Möglichkeit geben / ihm dabei auch helfen, seinen Betrieb vorzustellen im Sinn einer "Rundwanderung", bei der Google Maps und andere virtuelle Hilfsmittel wichtig sein werden. Diese Rundwanderung kann auch fachbezogen sein und das Ins-Netz-Stellen ganzer Fachkataloge ohne Warenkorbfunktion ist denkbar.

Die genossenschaftliche Datenbank kann ein  U n i v e r s u m  des deutschsprachigen Antiquariats ins Netz stellen. Der gewinnorientierten Datenbank ist das strikt verboten, sie würde damit ihren eigenen Untergang einleiten.

Vor diesem Hintergrund wird nun auch klar, warum möglichst "alle" Antiquare teilnehmen sollten und weshalb die Vorstufe des "Vereins" so wichtig ist.

*

Der einzelne Antiquar darf seine Preise selbst bestimmen. Diese überraschende Feststellung ist bisher in der Diskussion ganz untergegangen, sie wurde meines Wissens nicht einmal im Zusammenhang mit der Amazon-Preisunterbietungsklausel überdacht.

Wenn einzelne oder mehrere Antiquare beschließen, ihre Bücher in der genossenschaftlichen Datenbank preiswerter anzubieten, dann dürfen sie das. Dabei kann es durchaus sein, daß diese Datenbank von sich aus die Kollegen nicht dazu auffordern darf, dies zu tun, noch viel weniger wird sie eine solche Preisminderung zur "Bedingung" machen. Es wird auch ausreichen, darauf hinzuweisen, daß "manche Antiquare hier ihre Titel billiger anbieten".

In der dann mit Sicherheit folgenden Auseinandersetzung vor den Wirtschaftsgerichten fängt sich die gewinnorientierte Datenbank in ihren eigenen Fallstricken, denn dann endlich werden wir Antiquare die Monopolkarte nicht nur ausspielen können, sondern sie zur Waffe gegen den Amazon-Abebooks-ZVAB-Verbund im deutschen Sprachraum wenden.