Donnerstag, 17. September 2009

Webseitenkritik des Angebotsbündnisses, Folge 3 > Das Schlachtfest geht weiter

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Antiquariat für Occulta und Masonica Wolfgang Kistemann






Kollege Kistemann erfreut uns mit einer farblich wunderschönen Kopfleiste, bei deren Betrachtung sich das Auge erholen kann von den schrecklichen Rottönen, die im Netz heute vorherrschen. Er hat auch der Versuchung, den Firmennamen fett auszuzeichnen, widerstanden und gibt den Registerkarten unten in der Kopfleiste genau jenen Abstand, den sie brauchen. Die dezente Eule ist farblich und graphisch ideal eingefügt.

Das Tetragramm ist zur Aufzähhlung der Sachgebiete hin geschickt abgeblendet. Auf sowas muß man erst mal kommen, es wirkt wunderschön.

Seine Sachgebietseinteilung der Okkulta (Okkultismus ist mein Lebenshobby, neben der Nacktkultur) ist meiner Ansicht nach angreifbar, sehr unzweckmäßig und fern von jeder sinnvollen Didaktik. Aber auf diesem Gebiet scheiden sich die Geister. Ich bin als Freiburger natürlich ein Verfechter der Systematik des alten Bender-Instituts.

Dieser kleine Dissens fließt aber in gar keiner Weise ein in die Beurteilung der vorliegenden Seite.

Kistemanns Titelaufnahmen erscheinen in auffallend großer Schrifttype. Das erschwert in der Praxis das Herunterscrollen, setzt die Finger des Lesers in emsige Bewegung. Auch das ist letztlich Geschmackssache, mir wäre es etwas kleiner angenehmer.

Raffiniert und zur Nachahmung anzuraten ist die farbliche Abschwächung der Versandangaben. Die stören so den Lesefluß nicht. - Ich muß wieder einmal daran erinnern, daß die von sogenannten "Rechtsberatern" und anderen Umstandskrämern angeratenen Versandkosten-Angabeformen nicht erforderlich sind. Es reicht, das Inlandsporto und dem MWSt-Satz anzugeben. Auf diese Weise erspart man sich, hundertmal wie hier bei Kistemann lesen zu sollen:

"Der Versand innerhalb Deutschlands ist kostenfrei. Die Versandkosten innerhalb Europas betragen (Landweg/surface mail) 7,00 EURO & (Luftpost/air mail) 15,00 EURO. Die Versandkosten für Länder außerhalb Europas betragen (Landweg/surface mail) 12,00 EURO & (Luftpost/air mail) 25,00 EURO. Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer."

Die Angaben zum Auslandsversand packt man am besten in eine besondere Registerkarte. Und dann mag uns der Kollege bei Gelegenheit erklären, wie er auf die putzigen Ideen zu den Versandwegen kommt. Jedes Postamt, jeder Paketcarrier belehrt ihn eines besseren; Kistemanns Transportformen gibt es so hübsch abgegrenzt fast nicht mehr. Fast alles "fliegt", sogar sea/land in den meisten Fällen.

So hübsch der allzu dezente Hinweis auf die Bestellmöglichkeit neben den Titeln auch wirkt, dem flüchtigen Leser enträtselt sich nicht, daß er hier draufklicken darf. Das muß man schon deutlicher machen.

"Bitte lesen Sie den Text der Geschäftsbedingungen, speichern Sie ihn dann auf Ihrer Festplatte oder drucken Sie ihn aus." - Lieber collega, diese Aufforderung im Rahmen des Bestellformulars ist taktlos, unverschämt und rundweg eine Zumutung. So schurigelt man seine Kunden nicht durchs Feld!

Ihre "Zwangsanordnung", qua derer man erst die Geschäftsbedingungen "ansehen" m u ß , um dann erst weiter fortfahren zu können, gehört in die gleiche Ecke der dreisten Unverschämtheiten. Sie sind nicht das Finanzamt, auch nicht die Kripo. Herrgott, so dürfen wir nicht mit unseren Kunden umgehen! Derartige Taktlosigkeiten vermerke ich übel, das führt zum Notenabzug.

Sie bringen eine Rubrik "Aktuelles", lassen sie aber fast leer. Schade. Der hochinteresasante Scan mit der Bitte um Mithilfe der Kunden ist mit einem Satz - nicht - kommentiert. Mein Gott, brechen Sie sich einen ab und gönnen Sie uns zwei, drei weitere Erklärungssätzchen. Kostet Sie jedes weitere Wort fünf Euro?

Ihre Abkürzungsliste enthält Selbstverständlichkeiten. Sparen Sie sich das lieber. Dagegen hätte ich Ihre Quellenliteraturliste zu diesem so komplexen Gebiet etwas ausgearbeiteter gern gesehen, sie wirkt mager.

Die AGB sind verquast, mit juristischem Müll zugestopft und in viel zu großer Type gesetzt. Solche Zumutungen fügt man dem Kunden, wenn man schon glaubt, daß das was helfen könnte (es hilft nix, schadet eher) , in kleiner Schrift zu.

Ihre Seite "Kataloge" verweist tatsächlich auf Listen. Man darf Übersichten mit 10-40 Titeln nicht "Kataloge" nennen. Das Ganze ist natürlich ein Katalog, die Teilbereiche aber sind keine Kataloge.

In der gleichen Seite führen Sie uns mustergültig vor, was Usability kann oder besser: Wie man gegen sie sündigt. Wie kommen Sie auf die Idee, Ihre (löbliche) Aufzählung der "Katalog-", also der Sachgebietsüberschriften, die der Kunde aufrufen soll, derart riesengroß und mit doppeltem Abstand zu setzen, daß der arme Leser drei Bildschirme tief scrollen muß - und wenn ihm die Hand wehtut, dann will er die anderen Sachgruppen vergleichen und kann und darf das nicht auf e i n e n Blick, weil Sies ihm verwehren. - Übersichten müssen auch wirklich "übersehen" werden können mit einem Blick. Sie aber quälen hier den Kunden gröblich.

Schreiten wir zur Notenvergabe, Mulzer, zücken Sie das rote Büchlein und schreiben Sie ein:

Benotung der Webseite:

Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 2
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 2-3
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 1-2

Zur Ermittlung der Gesamtnote zählen jeweils

Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 40 %
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 20 %
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 40 %

Damit kommt die Webseite des Kollegen Kistemann auf die sehr erfreuliche Gesamtnote 2+

Fazit: Einige, zum Teil leider recht böse Patzer müssen unbedingt ausgebügelt werden, vor allem die tricky-tückische Zwangskenntnisnahme der AGB und das blödsinnig gesetzte Übersichtsfeld. Ansonsten aber ist hier ein Könner am Werk. So machen Webseiten Freude!


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Antiquariat Hecht

Das Grün des Schriftzugs im Kopf der Eingangsseite paßt nicht zum unterlegten Blau-Ton. Das tut weh, etwa wie wenn man mit einem Messer über Glas fährt oder unvermutet in eine Zitrone beißt. O je!

Die Zahl der Registerkarten im Kopf - oben - ist etwas zu groß, das verwirrt und schreckt ab. Man wird trefflich darüber streiten können, ob nicht die Vielzahl der Sachgebiete - links - etwas zu groß, teils auch redundant und überflüssig ist. Geschickt jedenfalls erscheint die Angabe der jeweils verfügbaren Titelzahl, was freilich nicht einfach zu programmieren ist. (Nachschrift: Es sei denn, daß man Mogelpackungen verkauft und einfach nur ein Prolibri-Portälchen anbietet, siehe unten). Mir persönlich ist eine systematische Aufstellung lieber, beginnend mit Philosophie etwa und endend bei dem Kochbüchern.

Es gibt bei Ihnen mehrere Startseiten, die mit dem Foto Ihres Ladens ist hübsch, die andere aber (auf die wir bei "Aktualisieren" stoßen) erweist sich als häßlich. Und dann der Text... "Wir sind ein allgemeines Antiquariat". Nein - ich hoffe, Sie sind ein Mensch. - "...mit den Schwerpunkten Belletristik, Insel-Bücherei, Kunst sowie Geisteswissenschaften (Theologie, Philosophie, Geschichte u.a.)." Diese Auffassung von Geisteswissenschaften als Sammelbegriff ist töricht. Sowas geht nur bei den Angelsachsen, die haben ganz andere Einteilungsweisen. - "Stöbern Sie auf gut 80 qm in ca. 25.000 Büchern in unserem Ladengeschäft " - wenn Sie auf 80 qu 25.000 Bücher unterbringen, bereit zum Stöbern der Kunden (die brauchen mindestens 40 cm Daseinsfläche zwischen den Bücherreihen) fresse ich auch den zweiten Besen. Nicht flunkern! - "...erhalten Sie 10% Rabatt (die angezeigten Preise sind bereits rabattiert)" - bitte kein fürchterliches Kaufmannsdeutsch. Das paßt nicht zu unserem Kundenkreis. Ich bin rabattiert, Du bist rabattiert, er, sie es...

Die kleine Eingabemaske zur Büchersuche ist unklar. "Volltext" versteht der Kunde nur dann, wenn er die Alternative zur separaten Verfasser- und Titeleingabe daneben erkennt, was "Sortierung nach Relevanz" ist, weiß nicht einmal ich. Der Kunde weiß es auch nicht. -

Der Eintrag "Mitglied im Qualitätsportal der deutschsprachigen Antiquariate", hier noch prominent neben der Suchmaske, ist ein oberpeinliches Selbstlob. Spüren Sie das nicht? Der Kunde registriert solche Angeberei mitleidslos, ich auch, indem ich Punktabzug für solche Taktlosigkeiten anordne. Über das danebenstehende "Aboev" darf man wenigstens schmunzeln, diese lächerlichste aller Abkürzungen hatte ich schon ganz vergessen - gibt es Euch denn noch?

Die große Suchmaske (unter der Registerkarte "Suche") gefällt mir sehr gut, Kompliment! Die beste, sinnvollste Suchmaske, in tadelloser Anordnung. Warum nicht gleich so?

Schreck laß nach - das darf doch nicht wahr sein - - - - wohin verweist die Suchmaske? Wie beim Fall "Bergische Bücherstube" - sie ist, nach meiner persönlichen Auffassung, eine

*Mogelpackung,

denn sie verweist nicht auf Ihren eigenen statischen Katalog, den hatten wir uns vergeblich erhofft, sie ist nichts als ein schäbiger Trick, nämlich ein Suchportal zur Prolibri-Datenbank, aus der wir Ihre Titel herausziehen dürfen.

So geht es nicht. Das ist nach meiner persönlichen Auffassung Kundenveralberung, ja: Kundentäuschung. Der Kunde erwartet auf der eigenen Webseite des Antiquariats einen statischen Katalog.

"Wir über uns" ist, von einem schweren Grammatikfehler abgesehen, in Ordnung: Sympathisch sachlich (fast zu sachlich) und rundum angenehm.

Die "AGB" schauerlich (das Nest für diesen Müll muß irgendwo zu suchen sein), aber wenigstens in kleiner Type gesetzt.

Der Anfahrtsplan (Google) wirkt pfiffig, ist aber nur sinnvoll benutzbar, wenn man die Google-Benutzung kennt. Ich rate daher zu einer Gebrauchsanleitung in Kürzestform, die man nebendran setzt.

Ihre Ankaufsseite wirkt abschreckend, sie kommandiert. Man sollte die Kunden nicht abwehren mit solchen Feldwebeltönen: "Die Bücher sollten
- vollständig, sauber und ohne Wasserschäden sein,
- über stabile, feste und vollständige Einbände verfügen,
- keine Anstreichungen haben,
- nicht aus einem Raucherhaushalt stammen.
Bitte geben Sie es in der Liste an, wenn einer der Punkte nicht zutrifft"

Sowas sieht man dann doch vor Ort, frägt es höchstens vorher ab am Telefon. Sind Sie, lieber Kollege, wirklich so weltfremd im Ankauf?

Ihr "Glossar" gefällt mir sehr gut - so muß es sein, ganz prima!

Fazit: Die "beiden" Eingangsseiten heben sich leider gegeneinander auf, die beiden Suchmasken auch, manch nette Einzelheit wird durch die widerliche Taktlosigkeit in Sachen "Qualitäts"-Eigenlob egalisiert, sodaß leider formal nur ein Durchschnittsergebnis möglich ist. Der (verzeihen Sie meine persönliche, nicht juristisch gemeinte Wertung:) "Humbug" mit dem nicht vorhandenen statischen Katalog macht mir eine radikale Abwertung in Sachen Titelaufnahme zur Pflicht.

Benotung der Webseite:

Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 3
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 3
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 5

Zur Ermittlung der Gesamtnote zählen jeweils

Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 40 %
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 20 %
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 40 %

Damit kommt die Webseite des Kollegen Hecht auf die nicht sehr erfreuliche Gesamtnote 4+

Im Ansatz haben Sie die richtige Auffassung, man spürt Eigeninitiative. Sie sollten Ihren eigenen Kopf durchsetzen und sich nicht an schauerliche "Qualitäts-Webseiten" anhängen. Dann wirds viel besser.


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