Sonntag, 27. September 2009

Nachtest "bücherfreund.de" - drittschlechtestes Bücherportal aus 24





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Von pseudonymer Seite bin ich aufgefordert worden, doch das Bücherportal

"buchfreund.de"

nachzutesten. Dieser Bitte komme ich gern nach, kann ich so doch meine Testmethode aus dem Abstand einiger Tage noch einmal nachvollziehen.

Ich arbeite ohnehin nicht so unsystematisch, wie das manche Beobachter glauben mögen, irritiert durch meinen persönlichen Schreibstil. Der hat aber nur den Zweck, dem Leser und mir selbst das mitunter recht trockene Testen unterhaltsamer zu gestalten. Ich muß nachvollziehbar und nüchtern-objektiv testen. In den Formulierungen nähere ich mich bewußt der Satire an - sonst wäre die trockene, teils auch wirklich ärgerliche Materie nicht lesbar darzustellen. Satirische Äußerungen dürfen natürlich nicht auf die *sprachliche* Goldwaage gelegt werden, wohl aber verteidige ich jedes *Sach*argument.

In diesem Sinne also auch dieser Nachtest.

Es gelten für die Beurteilung der Eingangsseite die nun schon bekannten Kriterien:

Gestaltung der Suchmaske/ Eingabemaske 30 %
Farben und Formen der Empfangsseite 20 %

Werbung 20 %

Ratgeberangebote 20 %

Eigendarstellung und Eigenwerbung des Portals 10 %


Die Eingangsseite ist von beleidigender Kahlheit. Der Reiz des Minimalismus fehlt indes zur Gänze, schon wegen der biederen Gestaltung. Wenn ich auf der Eingangsseite so wenig zu sagen habe, dann muß ich jedes Wort mit Bedacht wählen. Solches tun sie bei Buchfreund nicht - sie schwadronieren munter drauflos im Staubsaugervertreterstil: "Sie suchen antiquarische Bücher, Ansichtskarten, Autographen, Fotographien, Graphiken, Noten oder Zeitschriften? Stöbern Sie einfach im Bestand unserer Antiquariate, Buchhändler und Auktionshäuser."

Diese Suada muß der Besucher über sich ergehen lassen, schön groß über die Eingabezeile gesetzt, Zwangslektüre. Überhaupt zwingt man auf dieser Seite gern - ganz scheußliche Overlays (so nenne ich sie bewußt laienhaft) öffnen sich von Geisterhand bewegt beim einfachen Überfahren bestimmter Worte - dieses entmündigende, vergewaltigende Verfahren habe ich schon immer gehaßt. Ein Minimum an Anstand wartet wenigstens das diesbezügliche einmalige Anklicken des Besuchers ab.

Der Autor berauscht sich an sinnarmen Aufzählungen, die sich teilweise überschneiden bzw. von selbst verstehen: "antiquarische Bücher, Ansichtskarten, Autographen, Fotographien, Graphiken, Noten oder Zeitschriften?" und " Antiquariate, Buchhändler und Auktionshäuser".

Eine Registerkarte "Bücher verkaufen" ist unklar - die ganze Seite dient ja diesem Zweck. Wir wissen schon, was der Portalmacher damit sagen will, daß der Besucher nämlich (auch) welche verkaufen will - das muß man dann halt anders sagen. - "Aktualisierungen", das versteht (leider) nicht einmal jeder Antiquar, k e i n Kunde aber weiß, was das nun sein könnte. Rätselstunde? - "Informationen" scheint uns hier etwas blödsinnig zu sein - alles ist hier "Information". - "Themenwelten" ist Schwurbeldeutsch.

Die Eingabemaske ist in unerträglicher Weise verunziert durch eine ganz unanständig daruntergesetzte, zwangszulesende Selbstanpreisungszeile - die ich mit jeder Eingabe sozusagen "zu bestätigen" habe. Diese Scheußlichkeit fand ich nur noch bei einer anderen Portalseite, sie führt (als Vergewaltigung des Nutzers) zur Abwertung dieser unsäglichen Eingabemaske.

Farben, Logo und Schriftwahl der Portalseite sind unzulänglich, auch verfällt der Designer unten der Modepest des Augenblicks - jener widerlichen Abschwächung der Farbstärke bis hin zum blaßvioletten Erahnen des Textes. Sponsert hier der Verband deutscher Augenärzte und Optiker? - Ich darf eine Portalseite nicht einfach nur weiß oder leichtgrau unterlegen, wenn mir sonst nicht viel einfällt gegen den horror vacui. Irgendwie muß ich da doch gestalten wollen! Vor allen muß ich - gerade bei minimalistischen Anwandlungen - die Schrift mit Liebe auswählen und darf alles, aber nur kein Arial verwenden. Igitt!

Die Funktion der "Neueingänge" ist pfiffig, auch wenn man dabei bibliothekarisches Fachgesimpel wie "angelegt am ..." vermeiden sollte. Die graphische Verdeutlichung der Funktion von der Portalseite aus ist unausgegoren.

Da die Seite seltsam leer und starr erscheint, würde man sich dringend dezente Fremdwerbung wünschen. Die fröhlichen Farbtupfer der Buchdeckel lieferbarer Bücher wären hier ein Segen.

Die Rubrikenbeispiele unter "Stöbern" - o Unwort! - sind geschmacklos aneinandergereiht. Man sollte eine Liste dieser Art nicht abschließen mit

- Juden
- Urin

Das hat nix mit politischer Korrektheit zu tun, sondern mit elementarem Anstand. Wir haben 6 Millionen Juden umgebracht und es steht uns gut an, die Kinder der Ermordeten mit Takt zu behandeln.

"Themenwelten" enthält jene netten Farbinserate, die wir uns im Portal so sehr wünschen würden, hier aber unter einer blödsinnigen Bezeichnung versteckt.

Unter "Stichwortverzeichnis" öffnet sich eine Tabelle, die vielleicht das reizende Töchterchen des Datenbankmachers angelegt hat. Sie heißt Agathe und geht in die zweite Klasse. Schreiben kann Agathchen schon, also setzt sie jedesmal "Anfangsbuchstabe" und exzerziert das Verfahren vergnügt von A-Z durch. Wir sind aber als Leser nicht vergnügt, keineswegs, sondern fühlen uns veralbert. - Das "Stichwort-Verzeichnis", das sich nach Agathchens Schreibübung dann eröffnet, ist unlogisch und unbenutzbar automatisch generiert. Diese Tabellen zählen zum Absurdesten, Unnützesten und Peinlichsten der ganzen Testserie bisher. W a s s o l l d a s?

Die Registerkarte "Informationen" enthält eine Auswahlliste beteiligter Antiquariate und einige Selbstbeweihräucherungssätze. Von "Information" nicht die Spur. Björn Biester würde sagen : "Das ist nicht gut".

"Werbung" meint in meiner Beurteilungsskala eigentlich die Art des Einfügens von Werbung in das Eingangsportal. Ich ging davon aus, daß fast jedes Portal die (fast immer etwas zu breite) graphische Situation des Eingangsfelds durch hübsch bunte Blöckchenwerbung auflockern würde. Wenn, wie hier, auf Werbung verzichtet wird, will die Benotung beurteilen, ob sich das *Fehlen* der Inserate positiv oder negativ auswirkt. Einfach weglassen darf ich wegen der Arithmetik diesen Bewertungspunkt nicht.

Wer meint, dem Kunden keinerlei Ratgeberdienste anbieten zu sollen, der will nur verkaufen. We are not amused über dieses Eingangsportal.

Gestaltung der Suchmaske/ Eingabemaske 30 % ...5
Farben und Formen der Empfangsseite 20 % ...4

Werbung 20 % ...3

Ratgeberangebote 20 % ...5

Eigendarstellung und Eigenwerbung des Portals 10 % ...3


Gesamtnote der Eingangsseite 4,2

Nun zu den Datensätzen, die ja in der Gesamtbewertung doppelt soviel zählen wie die Portalgestaltung.

Lesegeschwindigkeit (30 %)
Übersichtlichkeit (30 %)

Raumökonomie (30 %)
Seitenästhetik (10 %)


Die Schrift der ersten Hälfte der Datensätze ist gut gewählt. Es liegt jedoch kein Grund vor, dem Verfasser eine eigene Zeile zu opfern - da gibt es weit bessere Mittel, um ihn abzusetzen vom Titel. Eine lesetechnische Todsünde ist der hier viel zu breite Satzspiegel. So geht es nicht, das ist Leserquälerei! - Der Absatz mit breitem freigelassenem Raum zwischen dem Hauptteil der Titelaufnahme und den Einzelheiten irritiert, er trennt den Datensatz in zwei Teile, so blöd hatte uns das nur noch eine andere Datenbank hingeknallt. Leute - die Titelaufnahme ist eine *Einheit*. -

Beim automatischen Bestellverfahren ist der Ausdruck der (intern natürlich hochwichtigen) Bestellnummer unnötig wie ein Kropf. Ihr auch noch eine eigene Zeile mit freiem Raum nach oben und unten zu widmen, ist verhältnisblödsinnig. - Stereotype Zwangswiederholungen von Quisquilien in jedem Datensatz hasse ich besonders, sie vernichten die Freude am Querlesen der Datensätze, hier "Anbieter:" (übrigens: Welch scheußliches Wort...) und der ganze Schmus von :"Angebotene Zahlungsarten: Vorauskasse, Paypal". Letzterer gehört rechts, ins Preistabellenfeld. - Die an sich verdienstliche "Katalog"-Angabe muß anders gelöst werden, so wie hier vernichtet sie den Lesefluß nur noch mehr. - Die Farbunterlegung im Wechsel der Datensätze ist farblich viel zu stark, sie irritiert. Eine Zebra-Datenbank...

Das Warenkorb-Symbol ist viel zu prominent, auch farblich, es stört massiv. Der verschenkte freie Raum über und unter jedem Datensatz stört, noch ärgerlicher sind die Farbsymbole für Zahlungsarten (die auch das ZVAB zwecks optischen Versauens ihrer Datensätze ähnlich "geschickt" eingeführt hat).

Hier stören die in den Titellisten durchgehaltenen Seitenrubriken rechts den Lesefluß erheblich. So geht das schon gar nicht! Vieles davon vermissen wir im Eingangsportal, hier hat es nix zu suchen. Wenn doch, dann aber, Erbarmung, wenigstens in der Schriftype anders gehalten als in den querzulesenden Titelaufnahmen.

Die Bewertung macht hier wahrlich keine Freude - es wurde gestümpert.

Lesegeschwindigkeit (30 %) 5
Übersichtlichkeit (30 %)
4
Raumökonomie (30 %) 6
Seitenästhetik (10 %) 4

Was zu einer Gesamtnote führt: 4,9

Die Zusammenführung beider Noten (4,2 und 4,9) im Verhältnis 1/3 zu 2/3 ergibt eine

Gesamtnote 4,7

Damit ist buchfreund ranggleich mit "books&collectibles" die drittschlechteste aus nun 24 Datenbanken, fast am untersten Ende der "grottigen" Bücherportale.

Die Beurteilung dieses Gebildes war ein deprimierendes Unterfangen. Und das am heiligen Sonntag bei strahlendem Sonnnschein...


Das Bild ganz oben zeigt die Empfindungen des Verfassers beim Testen schlechter Bücherportale - zwischen Streckbett und eisernem Ochsen...