Dienstag, 25. August 2009

Deutsches Antiquariat




Erweiterung des Webseitenbündnisses - Erschließung neuer Käuferschichten

Zusammenfassung: Es wird angeregt, daß eine Gruppe interessierter Antiquare, aufbauend auf dem Webseitenbündnis von RFMeyer, gemeinsame Sachkatalogisierungen vornimmt. Die Bestände könnten dann nach detaillierten Sachgruppen sowohl quer durch die einzelnen Webseiten als auch in großen Sammelgebietskatalogen abrufbar sein. Die redaktionelle Arbeit an der Systematik, die Koordination usw. würde Redakteur Biester in einer von den Antiquariaten bezahlten verantwortlichen Nebentätigkeit wahrnehmen.


RF Meyers geniale Idee war es, unter einer Vielzahl sehr heterogener Antiquariatswebseiten durch einfache Versuchsanordnungen eine Auswahl zu treffen, in der stillen Erwartung, mit einer übersichtlichen Kollegenzahl sei besser zu arbeiten, ein Exklusivitätsgefühl könnte sich einstellen, die Kunden würden interessiert von Webseite zu Webseite wandern, sich in den virtuellen Läden des ausgewählten Kreises umsehen, man könne dann zu gemeinsamer Werbung gelangen und was dergleichen Erwartungen mehr waren.

Leider hat sich zunächst nur die eine Regel bestätig, daß Antiquare, die gruppenweise auftreten, schnell in gelinde Faulheit und Gedankenlosigkeit zu verfallen pflegen. Kollege RF Meyer hat sich zudem eine ausgeprägte Liberalität, ein freundliches Laisser-Faire auf die Fahnen geschrieben. Philosophen sind so.

Ist der Kern seiner Idee schon erkannt worden? Ich erinnere mich da an den Vorspruch zu Rühmanns Feuerzangenbowle (Prag 1944): "...ist ein Loblied auf die Schule. Aber es ist möglich, daß sie es nicht merkt". In ganz ähnlicher Weise scheint dem "Webseitenbündnis" noch gar nicht aufgegangen zu sein, was es Neues bringt und worin das Revolutionierende seiner Idee steckt.

Ich spreche von Auswahl, von

*Elitebildung.

Das ist ein leicht angestaubtes Prinzip, seit der Adenauerzeit und Herrn Stoiber aus der Mode gekommen und ich bin der erste, der "Elitebildung" mißtrauisch beäugt, wo immer sie auftritt. Aber hier, im berufsständischen Bereich, hat "Elitebildung" ihren guten Sinn. Nicht zuletzt deshalb, weil sich das neue Bündnis ja grundsätzlich als offen versteht innerhalb der Berufsgruppe. "Elite" kann hier einmal Vorbildfunktion meinen, dann aber auch ein Vorreiter-sein-wollen, den Einsatz als Wegebahner - auf welchem Pfad dann immer mehr interessierte Kollegen nachfolgen und auch teilhaben können und dürfen.

Nur wenn eine Elite aus ihrem eigenen Kreis ihnen vorangeht und sie motiviert - dann kann etwas in die Gänge kommen.

Was aber kann sich diese Elite denn vornehmen?

Wir erinnern uns, daß eine Erweiterung unserer Käuferschichten im Bereich der bibliophilen Ware eigentlich nicht notwendig ist. Hier lag ja auch der Denkfehler des Quack-Katalogs. Um den Absatz unserer bibliophilen Titel braucht uns nicht bange zu sein.

Was vielmehr im Absatz wegbricht, zum Teil ganz dramatisch, sind Millionen älterer, ordentlicher mittlerer und unterer Fach- und Sachgebietstitel.

Aber, leider, wir können unsere ältere Sammelgebietsliteratur nur dann an den Mann bringen, wenn wir sie - endlich - einheitlich gliedern. Diese Gliederung können wir nur selber vornehmen.

Wenn jeder Kollege seine Titel nach einheitlichen, vorher vereinbarten Kürzeln indiziert, dann können wir

*übersichtliche Fachkataloge als Gemeinschaftskataloge

fertigstellen. Sie könnten gedruckt vorgelegt werden, dazu unten mehr, lassen sich aber auch innerhalb des Webseitenbündnisses quer durch die Teilnehmerseiten aufrufen.

Um bei einem unserer Sorgenkinder, bei der Theologie, zu bleiben: Das alte Gesangbuch erhält seine Systematikziffer, ebenso das Buch zur Mariologie, zum Kirchenrecht, zur Geschichte der Reformation oder zur Theorie des Orgelspiels.

Mit Fachgliederungen und Fachlisten können wir innerhalb des Webseitenbündnisses ganz faszinierende, zum Sammeln anregende

*Sammelgebietskataloge

erstellen. Die einzige (harte) Bedingung dafür ist, daß jeder Kollege seinen Netzbestand nach den verabschiedeten Systematikkürzeln indiziert. Das ist nur wenig Schreib- aber sehr viel Kopfarbeit. Diese Sachindizierung ist der Schlüssel zur Gewinnung neuer Käuferschichten. Bitte glauben Sie mir - die bibliographischen Kenntnisse zur älteren Sachliteratur sind bei den Käufern äußerst gering - erst durch unsere Sacherschließung führen wir die Kunden zu neuen Kaufimpulsen.

Inhaltserfassung der älteren Titel ist fast so wichtig wie die Titelaufnahme.

Nur eine Auswahl unter den Antiquaren kann das fürs erste machen. Ich schlage vor, dieser Vorreitergruppe den Namen

"Deutsches Antiquariat"

zu geben.

Diese Webseiten-, Aktions-, Sacherschließungsgruppe, ie etwa 100 Antiquare umfassen sollte, braucht unbedingt ein festes Büro. Die dort tätige Kraft muß bezahlt werden. Denn wenn wir eines aus der Misere im Verbandswesen gelernt haben sollten, dann dies: Ohne Moos nix los, und Gott schütze uns vor den Ehrenamtlichen.


Um wirklich neue Käuferschichten zu gewinnen, sollten sehr schnell Sammelgebietskataloge herausgegeben werden. Dafür empfehle ich, zu der vor etwa 10 Jahren gut erprobten Methode der

*Zeitungskataloge

zurückzukehren, unsere großen Sammelgebietslisten also in sauberem Zeitungsdruck und im großen Zeitungsformat herzustellen.

Da sind wir nun bei Björn Biester - er wäre zur Verwaltung des Büros, zur Koordinierung der ieale Mann, wäre er nicht?

Und dann zügig an die Erweiterung des RFMeyerschen Bündnisses, hin zur Gruppe

"Deutsches Antiquariat".



Nachtrag:
Lieber Kollege Wimbauer,
die Sachgebietskürzel sind nur für den internen Gebrauch der Antiquare da. Es sei z.B.

27k VOLKSFRÖMMIGKEIT
27r GESANGBUCH
45k PFALZ
94e SCHÖNE EINBÄNDE DER BIEDERMEIERZEIT

Als Antiquar, der den Titel bearbeitet, gebe ich in ein "27k, 27r, 45k, 94e" und habe damit mein Gesangbuch nach Sammelgebieten "indiziert". Wenig Schreibarbeit, viel Denkleistung.

Der Kunde aber sieht von diesen Ziffern absolut gar nichts. Er hat nur die ausgeschriebenen Namen. Gibt er die als Suchworte ein oder - besser - klickt er sie aus der Sachgebiets-Gesamtliste an, dann ruft die Datenbank die Kürzel auf.

Wir Antiquare müssen die Sacherschließung für den Kunden leisten. Er hat das Buch eben nicht in der Hand, sondern wir. Diese Arbeit läßt sich überhaupt nicht delegieren. Sie muß aber unter den Kollegen abgesprochen und dann einheitlich durchgeführt werden.


Die schöne Aufnahme der Klosterbibliothek Admont verdanken wir wissenswerkstatt.net. Sie wird auf einfache Anforderung hin entfernt.