Unsere Bücherportale sind nicht irgendwelche beliebigen Netzangebote.
Es handelt sich hier nicht um austauschbare Produktangebote oder Dienstleistungsformen. Vielmehr dienen sich uns hier Menschen an, in der Regel nur eine kleine Gruppe, mitunter auch nur ein einziger Webseitenmacher, denen wir Antiquare unsere Datensätze anvertrauen sollen.
Diese Datenbank- und Portalgestalter "machen etwas mit uns". Ihre Fähigkeiten - oder ihre Unfähigkeiten - wirken sich auf die Befindlichkeit des Besuchers aus. Das geschieht viel elementarer als bei der Verwendung eines Produkts, das ich einfach zur Seite legen kann. Vielmehr werde ich eingebunden, eingefangen, eingesponnen in ein Gesamtkunstwerk, das angelegt ist, mich zu fesseln, aufzuhalten, zu beschäftigen.
Der Besuch einer Webseite, in der ich Aktivitäten auszuführen habe, aus der ich mich nicht sogleich durch Weiterklicken wieder entfernen kann (sei es, weil ich schon Titel eingegeben habe, sei es, daß ich weitere Datenbanken nicht kenne oder deren Webadresse nicht zur Hand habe) - ein solcher Besuch bietet dem Datenbankmacher, dem Webdesigner freie Hand, den Kunden zu erfreuen, zu ärgern, zu hintergehen usw.
- ein sehr menschlicher und persönlicher Vorgang.
Die Beurteilung von Webseiten, in denen Aktivitäten durch den Kunden auszuführen sind, geschieht bisher oft viel zu zurückhaltend. Die Schonung der Marke, der Firma, des Auftraggebers, der interessierten Hintermänner hat erste Priorität. Ich meine: "Das ist nicht gut!"
Denn die Webseitenkritik ist in solchen Fällen auch ein Instrument des Kunden zur Abwehr von Schäden, die ihm eine Webseite zufügen kann. Man darf das bei ästhetisch und/oder sprachlich gestalteten Dienstleistungswebseiten durchaus wörtlich nehmen.
Gewisse Farbtöne (arterielles Blutrot, Nasenpopelgrün, sechs Blaufarbtöne nebeneinander), bestimmte graphische Verirrungen (Maremagnum), besondere sprachliche Unglücksfälle (der Beispiele sind Legion), offenkundige Grausamkeiten (die hellgraue Schriftdarstellung bei Eurobuch) sind, um es einmal deutlich zu sagen,
*Körperverletzungen,
die der Datenbankmacher dem Kunden antut. Will der Kunde eine Dienstleistung nutzen, dann kann er ja oftmals nicht einfach weiterklicken, er "muß" in der Datenbank bleiben.
Wer aber dem Kunden, ob mit Absicht (was ich außer bei dem unendlich düsteren Kapitel Maremagnum nirgends annehmen möchte) oder aus Leichtsinn und Fahrlässigkeit, solche Körperverletzungen zufügt, der muß sich dann auch, in der Gegenreaktion,
*persönlich gefärbte, emotionale Abwehrreaktionen
gefallen lassen. Ich habe den Vorgang durch das Folterkammer-Artikelbild des vorletzten Beitrags verdeutlicht - die Besprechung von, der Aufenthalt in, das Durchsehen von manchen der Seiten war tatsächlich eine Verletzung aller Sinne, die mir durch diese Netzgebilde angetan worden sind. Das kann nur jemand einfühlen, der selber Punkt für Punkt die Schrecklichkeiten dort abzuarbeiten hatte.
Hier gilt es, in der Webseitenkritik neue Maßstäbe zu setzen.
Ich wiederhole mich: Bei Werbangeboten, die auf längeren Aufenthalt und aktive Mitwirkung des Besuchers angelegt sind, darf der Kunde auf *Verletzungen *, die ihm zugefügt werden, auch *emotional* reagieren.
Daduch soll nicht der Schimpferei im Netz Tür und Tor geöffnet werden. Aber ich darf das mir persönlich Angetane auch persönlich beantworten, jedenfalls im Rahmen eines persönlich angelegten Blogs.
Wer sich dann dagegen wehren will, der sollte sich zuerst fragen, ob e r nicht durch seine Webgestaltung, seine Formulierungen, seine Geistlosiogkeiten den Besucher geärgert, ja: verletzt hat.
Bei Beleidigungen gilt, aus gutem Grund, daß sich spontane Beleidigungen, wenn sie ebenso spontan und in ähnlichem Rahmen erwidert werden, gegenseitig aufheben. Daß das auch bei der Webseitenkritik zu gelten hat, diesen Grundsatz werde ich vertreten.
Das Amt der Portalgestaltung als Kundendienst ist - besonders im geistigen Bereich, in dem wir arbeiten - bisher viel zu niedrig angesetzt worden. Wir haben das zumeist erbärmlichen Stümpern überlassen. Muß das so bleiben?