Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Montag, 14. September 2009
Webseitenkritik des Angebotsbündnisses, Folge 2 > Nur Katastrophen in Serie?
Antiquariat Katrin Brandel
Bei aller Freude am Weglassen unnötiger Abgrenzungen, man kanns auch übertreiben. Was bei Kollegin Brandel über der Kopfzeile steht, ist lieb- und rücksichtslos ineinander übergehend aufgereiht. - Das Blau wirkt wie eine Babyausstattung im HO-Kaufhaus Eisenhüttenstadt 1970. Darüber, den armen Augen des Lesers gegenüber reichlich unbarmherzig, blaßblaue Schrift, die nur wenig dunkler erscheint als die Grundfarbe. Auch auf dem Foto in der Bildmitte herrscht Nebel.
Zornig machen mich die links vom Bild aufgezählten interessanten Themen, die jeder Nutzer für anklickbar halten muß, die aber *nicht* verlinkt sind. Solche Verwirrspiele sollte man unterlassen. - Das Foto dagegen ist anklickbar, generiert aber nur "Not found".
Sorry, liebe Frau Brandel, diese Eingangsseite ist in jeder Hinsicht eine Unmöglichkeit.
Unter "Impressum" kommt nicht etwa nur das Impressum, sondern ganz überwiegend ein Text zur Geschichte des Hauses in merkwürdigem Deutsch, aber mit guten Fotos. Nota: Ein Antiquariat "gründet sich" nicht, es wird gegründet. - Die "AGB" sind zum Kotzen lang, drohend und bierernst gehalten, wirken kundenabschreckend. Sie enthalten zu 80 % juristisch Überflüssiges. - Dagegen ist der Text zum offenbar recht interessanten Verlag zu kurz. Das gleiche gilt für die Museumsseite. Die angebotenen Häppchen sind allzu geizig und spärlich verteilt, dabei ist das Thema (Friedrichshagen) nicht nur für mich alten Lebensreformer hochinteressant. - Sehr gute Galerieseite: Warum sind nicht alle Teile dieser Webseite so schön gestaltet?
Formal eine Katastrophe ist die Eingangsseite zum "Bücherbestand" : Der Leser ahnt nicht einmal, daß er die Sachgebiete anklicken kann und soll. Hier ist, durch eine vermeintliche "Kleinigkeit", der Mißerfolg der ganzen Seite vorprogrammiert. Denn tatsächlich öffnen sich hier sehr gut gestaltete und klug formulierte Katalogseiten, eine wahre Freude!
Durchaus ordentliche Titelaufnahme. Kleine Fehler wie öfter "Gutes Exemplar", "umfangreiches Buch" und andere Plattitüden könnte frau sich sparen.
Der Haftungsausschluß bei den Links ist juristisch völlig unwirksam - wer kolportiert solchen Unfug eigentlich von Jahr zu Jahr weiter? Ganz dasselbe gilt für folgende goldene Worte: "Bilder und Texte unserer Website unterliegen unserem Copyright. Deren anderweitige Benutzung ohne unsere vorherige schriftliche Genehmigung wird hiermit untersagt".
Das Gesamtbild dieser Kollegenseite ist sehr zwiespältig, Licht und Schatten liegen nah beieinander. Der ganz grobe, schwere Fehler bei dem verhehlten Einstieg in die (guten) Katalogbestände wirkt sich auf die Benotung massiv aus. Das tut weh, weil die Titelaufnahmen an sich eine gute "2" verdienen. - Die monierten Mängel bei der Seitenästhetik werden durch die originelle Gestaltung aufgewogen.
Benotung der Webseite:
Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 2
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 3
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 4
Zur Ermittlung der Gesamtnote zählen jeweils
Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 40 %
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 20 %
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 40 %
Damit kommt die Brandel-Webseite auf die Gesamtnote 3
Nach Verbesserung des unbegreiflichen Usability-Zugangsfehlers beim Katalogeintritt kann diese Webseite eine sehr gute "2" erreichen. Trotz meiner ästhetischen Kritteleien finde ich die Webseite gefühlsmäßig erfreulich, die Nachempfindung ist positiv, man wird gern dorthin zurückkehren.
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Antiquariat Christa Wandowski
Die Eingangsseite ist äußerst unbefriedigend. Wir haben vier unterschiedliche Schriften, zwei davon passen zueinander wie Katz und Hund (Antiquariats-Schriftzug und linke Seite am Rand), zwei andere sind sich zwar ähnlich, aber doch aus zwei verschiedenen Familienzweigen, so als seien dem Drucker die Lettern ausgegangen, nun nimmt er "ähnliche". - Was hat der geschätzten Kollegin zu einem stimmungsvollen Eingangsgedicht des großen Philosophen die Formulierung "Nietzsche, Friedrich" in den Sinn gebracht? Wandowski, Christa, das ist keine Sprachästhetik.
Aber wen wundert das, wenn er gleich unter dem Stimmungsgedicht einen rot gedruckten, abstoßend formulierten Rabattvermerk vorgesetzt bekommt, "...sofern das Gewicht nicht 1000 gr übersteigt". O armer Nietzsche, was tun sie dir an? -
Über Bilder läßt sich streiten, gewiß. Aber die vier hier vorgestellten sind alle so kalt, so eiseskühl und gemütsbeklemmend, daß mich friert. Dazu paßt dann die leicht violette, irgendwie schmutzig-kühle Grundfarbe der Seite. - Das poetische, spitzweghafte "Kleve"-Logo paßt zu den 4 Bildern wie die Faust aufs Auge. - Wenn ich etwas, in größerer Überschrift, "Blickfang" nennen muß, dann hab ich schon was falsch gemacht. Ein Blickfang fängt eben den Blick, per se. Tut ers nicht, hilft auch die Überschrift nix. -
Die Browser-Einstellung der Webseite paßt nicht zum Hauptinstrument aller Intellellen (die doch unsere Kunden sind), zum Firefox; bei jedem Browser peinlich ist der gähnend leere untere Raum, den hochzuziehen wir durch ein verkehrtes Seitenlaufband eingeladen worden sind.
Fazit: Die mit großem Abstand renovierungsbedürftigste Eingangsseite, die ich heute gesehen habe.
Die Titelaufnahmen gehören durch ihre Aufgliederung und Strukturierung ins Museum des Absurden. Das ist bedauerlich, weil (unter der komischen, idiotisch wiederholten Spitzmarke "Bemerkungen") sehr gute, einfühlsame und kluge Ausführungen zur Bedeutung des Buchs und zum Inhalt gegeben werden. Hier scheitert ein geistig aufgeschlossenes und wohlmeinendes Talent völlig an formalen Kriterien.
Hoppla, zunächst hat man den bestimmten Eindruck: Die Kollegin gibt sich mit Seitenzahlen grundsätzlich nicht ab. Oder doch? Wir klicken die rätselvolle Verweismarke "Details" an, und - siehe da, heureka! - die Seitenzahlen sind da. Aber, o Unglück, auf einer neuen Seite!
Gleichberechtigt stehen daneben Rubriken für das Gewicht und für die ISBN, letztere ganz gnadenlos freigehalten auch bei Büchern von 1941 und aus der Lutherzeit, seis drum, hier wird alles über einen Kamm geschoren.
Die für die Titelaufnahmen verwendete Schrift ist die allerungeeignetste aus den 2000 gängigen Lettersammlungen, über die man so verfügt - eine geklonte DDR-Schreibmaschinentype, Baujahr 1960. Wie jemand auf die Idee kommt, solch leseverhütende, leseflußverbietende Un-Schrift ausgerechnet für Titelaufnahmen zu verwenden, das weiß nur die werte Kollegin. - Unter den "Details" lesen wir jedesmal die goldenen Worte: "Sehr geehrte Kundin, sehr geehrter Kunde, Sollten Sie das Buch Ihrer Wahl bestellen wollen, so steht Ihnen die Möglichkeit mit einem Bestellformular zu bestellen, zur Verfügung."
Un so geht es munter weiter. Machen wir dem grausamen Spiel ein Ende, nicht ohne noch die Unsitte zu beklagen, eine ausgesucht blasse Schrift zur weiteren Quälerei des hier ohnehin gestreßten Lesers zu verwenden.
Ich ziehe den Hut vor Ihrem Fleiß, liebe Kollegin. Davon könnten sich manche Webseitenschreiber eine Scheibe abschneiden. Aber das völlige Chaos, das Sie sich - und uns - antun, muß mitleidslos in eine sehr deutliche Benotung einfließen.
Benotung der Webseite:
Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 4
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 3
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 5
Zur Ermittlung der Gesamtnote zählen jeweils
Äußere Gestaltung/ Eingangsseite ... 40 %
Einführungs-, Vorstellungs- und Erklärungstexte ... 20 %
Titeldarstellung, Titelaufnahmen ... 40 %
Damit kommt die Webseite der Kollegin Wandowski auf die Gesamtnote 4,5
Liebe Kollegin, Sie müssen alles, von der Titelaufnahme bis zum Webseitenbau, neu durchplanen. Das ist keine Schande - eine Schande ist nur, daß unser zerstrittener Berufsstand in seiner organisatorischen Lähmung Ihnen diese Ausbildung bisher nicht gewähren konnte. Ich hätte Lust, Sie da an der Hand zu nehmen. Aber wie und wo und wann? Stattdessen muß ich Ihnen eine schlechte Note geben. So ist das Leben.