Montag, 20. April 2009

Zwischenruf: Hat dieser Blog eine Tendenz?

Bei jeder kritischen Äußerung erreichen mich hastige Mails, die mir drohen, mich auffordern, bestimmte Textstellen zu streichen, Verlinkungen zu unterlassen, in anderen Blogs nicht zu schreiben, meine sozialistischen Tendenzen ins Klo zu spülen, dem armen Redakteur Biester endlich seinen Frieden zu gönnen. Ich soll der Wirtschaftswoche nicht nahetreten und Weinbrenner nicht beleidigen, die Quack nicht Qack nennen und Prolibri nicht graphisch und werbepsychologisch mißlungen; statt im Schnutz herumzuwühlen und krude Gedanken hierherzusudeln, soll ich lieber brav schaffe, schaffe, Titel eingeben.

Solche Mahnungen nutzen nix. Ich habe am Tag nur eine gute halbe Stunde Zeit für diesen Blog, die Texte schreibe ich ohne Konzept und fast ohne Korrektur frei herunter. Morgens, wenn ich unter der kalten Dusche stehe, denke ich mir aus, was ich an diesem Tag abhandeln will. Mit anderen Worten: Dies ist ein mit lockerer Hand geführter Gelegenheits-Blog - aber keine finstere Schlangenhöhle, kein ausgetüftelter Irrgarten mit Fallgruben und Windharfen, keine Staatsaktion findet statt. Vielmehr tue ich nichts anderes, als jeder Antiquar unternehmen könnte, wenn er es nur wollte - ich schreibe ein flapsiges Ideen-Tagebuch.

Hege ich Lieblingskinder, berge ich Tendenzen im Busen? Schön, es gibt Mitspieler, die sich auf äußerst kritische Beobachtung gefaßt machen dürfen. Dazu gehört ganz vorn Weinbrenner mit seinem verhuscht-unaufrichtigen Xing-Zwangssystem, in dem Antiquaren quasi verschwiegen wird, daß sie die kostenlose Verwertung aller ihrer Texte durch Xing zu erlauben haben - ein Skandal, den ich bei passender Gelegenheit ebenso publik machen werde, wie ich das seltsame Gebaren des sich der Branche anschmusenden Werbefachmanns Weinbrenner den naiven Antiquaren gegenüber mit Argusaugen zu beobachten vorhabe. Ich werde den teils lustigen, teils traurigen Ehekrieg mit Redakteur Biester weiterführen, immer in der Hoffnung, daß ihm das im Verhältnis zum Arbeitgeber, dem Börsenverein, so unlieb gar nicht sein kann.

Die Schuldigen für den Verrat an meiner Genossenschaftsidee werde ich weiterhin benennen, schlechte Kollegenseiten werde ich tadeln, dem ZVAB und seinem Hirten Rheinbaben auf die Füße treten, wo immer es von der Sache her gerechtfertigt erscheint.

Damit sind solche Haltungen, die man Tendenzen nennen könnte, auch schon am Ende. Ich wünsche mir aufmerksame, erfreute, amüsierte Leser, noch lieber sind mir die Verärgerten und Beleidigten.

Es ist so nett, sich zu streiten.