Mittwoch, 6. Mai 2009

Antiquar, Beruf mit Lebenszeitvernutzung ? Haus der Bücher II.




Das Haus der Bücher scheint mir kartell- und monopolrechtlich das einzige Instrument zu sein, mit dem wir Richtpreise einführen und weitgehend dann auch durchsetzen können. Der Richtpreis gilt jeweils für ein Buch in der Innen- und Außenerhaltung "gut", also etwas über dem Durchschnitt.

Meist können wir fürs erste einen Wert am Anfang des höchsten (obersten) Drittels mehrerer ZVAB-Preise als Richtpreis annehmen. Eine Preisfindungskommission sollte, elektronisch, in Permanenz tagen und Streitfälle klären.

Durch die Vielfalt unseres Gewerbes, was Ausbildung, Spezialisierungsinteressen, geistigen Hintergrund, regionale Verkaufsmöglichkeiten, Orts- oder Fernankauf usw. angeht, dürfen wir mit einem erfreulichen Mix aus Titeln aller Gebiete und Wertstufen rechnen - also nicht eine Ansammlung von Schrott. Allzu krasse Fälle wie Bertelsmann-Romane usw., die offenkundig die Wertuntergrenze von 5 Euro unterschreiten, ohne einen Zusatzeffekt zu haben (etwa Widmung der Autorin, Schutzumschlag in exzellenter Erhaltung), werden schon in der ersten Eingangs-Vorsortierung ausgesiebt und makuliert. Da darf man auch grausam sein.

Endlich können wir die leidige Büchersendungsfrage klären. Ich denke, mit Hermes wäre eine besondere Versandform für das Bücherhaus durchzusetzen, bei Umfang entsprechend dem Mini-Auslandsformat (k+l zusammen 30 cm), ohne Versicherung, aber mit elektronisch nachgewiesener Zustellung. Keine Flurablage mehr, nur gegen Unterschrift. Sollte für 2,50 Euro zu machen sein. Ein Traum!

Von 300 teilnehmenden Kollegen erhält das Bücherhaus jede Woche im Schnitt 100 neue Titel = abgerundet 1 Million Titel nach dem ersten Betriebsjahr. Absatz wegen der doch etwas bescheidenen Durchschnittsqualität unter dem ZVAB-Schnitt, sagen wir 3 % = 30.000 Titel im Jahr, je Arbeitstag 100 Titel im Versand.

Absolute Automatisierung in der Titelaufnahme. Natürlich ein reiner Frauenjob, ich erinnere mich an die Beleg-Eingeberinnen beim Karlsruher Postscheckamt - ganz vergnügt tippten die Damen jahrzehntelang täglich tausende von Datensätzen ein. Lehret uns das Weib kennen...

Kollege Wimbauer hat mich tief erschreckt mit seinem Interview. Er sagt, was alle anderen Antiquare schamhaft verschweigen und verhehlen - wie entsetzlich sein Tagesablauf ausgerichtet ist auf Routinearbeiten. Von einer gewissen Buchqualität ab machts natürlich wieder Spaß, aber wer hat die schon?

Das Bücherhaus muß die Verfahrensabläufe (Abrechnung an die einzelnen Teilnehmer usw.) abkupfern von den deutschen Neubuch-Grossohäusern und von Amazon, das ja irgendwo in Nordhessen haust und gar nicht so zurückhaltend ist mit Details seiner - sehr guten - Organisation.

Träger des Bücherhauses, das ja strikt gemeinnützig sein wird, ist die selbe Berufsvereinigung, die auch die Datenbank unterhält. Gehts nach mir, befindet sie sich im weiteren Sinn unter dem Dach des Börsenvereins.

Wir haben also zwei Kernpunkte zu überlegen: Schaffung der berufseigenen Datenbank und Schaffung des Bücherhauses. Das erste gibt den Antiquaren ihre Würde zurück, begrenzt die Verkaufskosten und stattet sie mit Sicherheit für die Zukunft aus - das andere schenkt allen teilnehmenden Kollegen freie Zeit für sinnvolle Spezialisierung, Konzentration auf Ankauf und Fachkataloge, erspart ihnen jenes im Tagesablauf wahrhaft fürchterliche Leben, von dem uns Koll. Wimbauer heute berichtet.


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