Freitag, 5. August 2011

Der Büchermichel, wie ich ihn einst geplant hatte





Juristische Vorbemerkung: Die Bezeichnungen "Michelkatalog", "Michel", "Büchermichel" usw. sind als Markenzeichen geschützt. Die Wortbildung "Büchermichel" wurde indes - mehrfach nachweisbar - durch mich erstmals um 2000 formuliert und unter den Antiquaren bekanntgemacht. In diesem Sinn verwende ich den Begriff im folgenden. Bildrechte gehören Schwaneberger.



Ich bin gebeten worden, den alten Plan meines "Bücher-Michel", den ich vor einem Jahrzehnt zuhanden der Antiquare mehrfach veröffentlicht hatte, darzustellen.

Das ist nicht ohne strategische Überlegungen möglich: Soll ich eine Idee, die mir mitsamt der Bezeichnung nach meiner persönlichen Einschätzung entwendet worden ist, mit den inzwischen durch mich weiterentwickelten Einzelheiten hier ausbreiten, zum gefälligen Ideenklau?

Das geht nicht gut an. Deshalb werden Sie hier einen ungewohnt kurzen Beitrag lesen. Ganz unbeantwortet will ich die Anfrage nicht lassen, aber die Details, in denen bekanntlich der Teufel steckt, werde ich verschweigen.

Für die Markensammler unter Ihnen und all jene, die einen der modernen Michel-Kataloge zur Hand nehmen (den farbigen Deutschland-Standardkatalog ausgenommen), muß ich leider vorausschicken, daß die gesamte Darstellung der Michelkataloge seit etwa 1985 in einem fortwährenden Niedergang begriffen war und sich erst in jüngster Zeit wieder gebessert hat. Die Umstellung auf elektronische Druckverfahren wurde in einer ganz fürchterlichen Weise in den Dreck gefahren, um das Unglück vollzumachen, wurden Rotationsdruckverfahren der übelsten Sorte eingeführt. Viele Jahre hindurch waren die Michel-Kataloge auf schlechtem Papier bläßlich gedruckte, unübersichtliche, beleidigend und oft zu klein gesetzte, teils schlampig klischierte Machwerke der übelsten Sorte.

Ich hatte mir in der Folge als alter Philatelist mit viel Mühe die Michel-Kataloge  v o r  dem großen Umbruch in Druck und Typographie  besorgt, nur um durch die schäbigen neuen Schwanebergerprodukte nicht jede Lust am Markensammeln zu verlieren.

Sie sehen im Bild oben den Scan eines der guten, hervorragend gesetzen, bestens lesbaren klassischen Michel-Kataloge (Deutschland Spezial 1970). Nur von solchen "Michel-Katalogen" kann hier die Rede sein, kaum von den Produkten des Schwaneberger-Verlags nach etwa 1985, wie immer hier mit der Ausnahme des sehr erfreulichen farbigen Deutschland-Standardkatalogs.


Die Grundidee des Mulzerschen "Bücher-Michel" ist die "Gesamtdarstellung" der deutschen Bücher von den Anfängen des Buchdrucks bis zu einem Grenzdatum, für das sich die Einführung der ISBN-Benummerung anbietet, also etwa 1970.

Die Gesamtdarstellung soll, mit zahlreichen - genau definierten - Ausnahmen nur die selteneren Bücher umfassen, ab einem Mindestwert von rd. 25 Euro. Wie die Durchschnittswerte sinnvoll zu ermitteln sind und was für Ausnahmen nach unten hin unbedingt gemacht werden müssen - das sag ich nicht.

Wie der Markensammler seine "Gebiete" separat dargestellt bekommt, so ist auch der "Büchermichel" in Sammelgruppen aufgeteilt; er folgt jenen rd. 80 Sachgebieten des Büchersammlers, die ich öfter veröffentlicht und modifiziert hatte. Sowohl die numerische Klassifikation als auch die wissenschaftlichen Indizierungsmethoden sind im Antiquariat nicht nur nicht sinnvoll - sie führen dort zum sofortigen Kollaps . Nur was der  S a m m l e r  wünscht, darf vorgenommen werden. Ich würde nun gern davon berichten, wie man "kommende" Sammelgebiete im Antiquariat vorausahnt, postuliert, vorgibt - aber das unterliegt meiner internen Zensur. Jedenfalls ist es sehr wichtig, daß wir dem Sammler neue Wege weisen.

Innerhalb jedes dieser rd. 80 Sammelgebiete werden nun die Bücher oberhalb des Mindestwerts - mit denjenigen billigeren, die wir nach Übereinkunft aufnehmen - dargestellt, nicht anders als im Briefmarkenkatalog  in  z e i t l i c h e r  Abfolge. Wie die Briefmarke wird ja auch das Buch zu einem (fast immer) feststellbaren Datum herausgegeben. Wie bei den Marken ist die Erfassung der Nachauflagen, der Veränderungen usw. mit Symbolen darzustellen, um die Übersichtlichkeit zu erhalten.

Eine ganz wichtige Rolle spielt generell im kommenden Antiquariat die Kodifizierung, das Einführen schnell lesbarer  S y m b o l e  in Satz und Typographie. Dazu demnächst mehr.

Die Abbildungen, wie beim Markenkatalog Daumennagelbilder, sind sehr streng zu reglementieren, da wir bei den älteren Titeln ja zu einer Übereinkunft kommen müssen, mit "Deckelbildern" ist es nicht getan. Über weite Strecken wird der Katalog zunächst unbebildert bleiben müssen.

Zur Preisangabe sage ich hier auch nichts, deute nur an, daß wir hier mehr in Richtung Münzkataloge denken müssen - sapienti sat.

Ob dieser "Büchermichel" als Gesamtwerk gedruckt werden kann, weiß ich nicht, wenn, dann in China. Was sich aber sicher und mit viel Erfolg machen läßt, ist die Herausgabe einzelner Sachgebietskataloge. Und natürlich erscheint der große Gesamtkatalog im Internet.

Zusammenfassung:

Der Büchermichel nach System Mulzer hat zu  allererst die Aufgabe, einen visuell rasch und klar erfaßbaren Überblick über die selteneren Sammlertitel eines Gebiets herzustellen, die je erschienen sind. Die Parallele zum Markenkatalog ist klar erkennbar. Alle Preisangaben erhalten ihren tieferen Wert - wie bei den Briefmarkenkatalogen - erst durch ihre Positionierung im Gesamtfeld des Sachgebiets, das - ich wiederhole mich - dort visuell schnell erkannt und quergelesen werden kann.

"Mein" Büchermichel ist also in erster Linie ein Instrument zur Gewinnung neuer Käuferschichten, zur Popularisierung, zum  A n s c h i e b e n  des Gesamtantiquariats und so gesehen natürlich eine Gemeinschaftsarbeit aller Kollegen.

Webseitentest ZVAB Bücher-Michel - Mit Schwaneberger ins Antiquariat




http://www.buechermichel.de/
http://www.boersenblatt.net/450284/template/bb_tpl_antiquariat/

Dieser Testbericht gibt die persönliche Einschätzung des Verfassers wieder.
Motto: Wer sich als Internetnutzer gequält und geohrfeigt fühlt, erlaubt sich zurückzuschlagen.


1.
Es gibt Vorgehensweisen, die rechtlich noch korrekt sind, aber trotzdem den Schein des Unseriösen an sich tragen - und die sorgfältiger zu vermeiden sind als manch anderes Fettnäpfchen. Ich spreche von der Unsitte, Abonnemente oder Dienste anzubieten, die im ersten Zug gratis zu erhalten sind, die sich dann aber, wenn keine Kündigung erfolgt, automatisch verlängern - und zwar als kostenpflichtige Dienste.

Im Bereich der Zeitschriftenabonnements ist das eingebürgerte Praxis. Bei Internetangeboten aber hat diese Methode, die ja doch auf die Vergeßlichkeit des Nutzers spekuliert, das Mäntelchen des Unseriösen umgehängt, weit schlimmer, sie ist typisch für die gesamte Pornobranche, für äußerst dubiose Hausarbeits- und Klingetonabzockerseiten. Wer will da mittun - unser unglücklicher Bücher-Michel. Und wenn sie es schon falsch machen, dann gleich richtig: Sie fordern die Eingabe der Kontoverbindung auch für das kostenlose Probeabonnement zwingend, sonst läuft erst einmal gar nichts, auch nicht das kostenlose Abonnement.

Wer aber für einen kostenlosen Dienst gleich die Kontendaten einfordert, der  handelt psychologisch so trampelig, daß mir die Worte dafür fehlen. Ich muß mich für meine wissenschaftliche Arbeit öfter in russischen und anderen Pornoseiten bewegen. Dort akzeptiere ich zähneknirschend derartige Unverschämtheiten, notiere dann aber sehr genau die Abbestellungsdaten. Hier, beim ehrwürdigen ZVAB, gingen bei mir schon rein instinktiv alle Warnlampen an: Wieso muß ich meine Kontendaten angeben, wenn ich einige Monate völlig gratis ein Angebot nutzen darf?

Diese offenkundige, nackte Spekulation auf die Vergeßlichkeit des Nutzers, für welchen Fall gleich die Kontendaten mit angegeben werden müssen, ist  s c h ä b i g. Früher nannte man sowas "Werbegift".

2.
Es interessiert mich überhaupt und rein gar nicht, welche vermeintlich schwerwiegenden Gründe das Michel-Team ins Feld führen will, um die geradezu hirnrissige Methode der Symbolisierung der Wertstufen durch Buchstaben zu rechtfertigen. Es ist das aus der Sicht des Nutzers völliger  S t u ß. Ich darf gar nicht niederschreiben, was ich will, um den Geisteszustand, den ich dem Erfinder dieser Methode zubillige, zu charakterisieren. In meinen geliebten 68er-Bildgeschichten gab es dafür das Symbol einer Klosettschüssel mit Abzugs-Kette...

Natürlich kann ich, muß ich mir nun halt die Tabelle der Wertstufen fein säuberlich ausdrucken und neben die Tastatur pinnen, bis sie dort mit dutzenden anderer Merkhilfen einstaubt und untergeht. Aber ich werde jedesmal  f l u c h e n, wenn ich statt des klaren Endpreises erst den Wertstufenbuchstaben übersetzen muß, mit schnellem Blick zum Merkzettele - einmal, zehnmal, hundertmal. O Unglückswurm in (ex:)Tutzing oder München, was für ein Teufel hat dich geritten, uns so zu quälen? Wenn es um Geldbeträge geht, ist unser Gedächtnis allemal auf Ziffern eingestellt. Ich vergewaltige mein Unterbewußtes, wenn ich Bücherpreise durch Buchstaben merken, erkennen soll. Keine Diskussion - das ist eine grauenhafte Fehlplanung.

3.
Beim praktischen Einsatz versagt das System völlig, es leistet sich eine Kaskade benutzungstechnischer Blödheiten, die zum Teil miteinander gekoppelt sind. Ich frage mich, welcher a) weltfremde, b) niemals selber bibliographiert habender, c) blinder und tauber Unglückswurm sich die folgende Quälerei ausgedacht hat:

Beim ersten Aufruf nach der Eingabe unserer Suchworte in die Suchmaske erscheint ein "Gebilde", in dem die  T i t e l - Zeile viel zu kurz ist. Das ist deshalb fatal, weil der Nutzer hier ja die erste Vorauswahl dafür erhalten will, welche Titel er dann ausführlich aufruft. Für diese Vorauswahl braucht er zwingend und fast immer ein etwa doppelt so langes Titelfeld, als er es hier vorfindet. Da er das nicht erhält, ist er gezwungen, sich zu Tode zu klicken, Titel am laufenden Band aufzurufen, die er eigentlich gar nicht sucht. Schon bei einer ersten Benutzung erkennt man das doch - und erlöst den gequälten Nutzer, indem man ihm ein gut doppelt so langes Titelfeld schon in der Vorauswahlstufe einräumt. Himmel! Leute! Seid ihr so doof, oder tut ihr nur so? Ich erlaube mir, Euch im Namen tausender fluchender Nutzer ein wenig zu beleidigen. Das ist  K ö r p e r v e r l e t z u n g  im Netz, was ihr da treibt.

Klickt man dann endlich einen Titel der Vorauswahl an, erhält man erst diejenigen Daten, vor allem Hinweise auf den Zustand, die es ermöglichen, das Preisresultat richtig einzuschätzen. Wir haben in der Vorauswahlstufe ja doch, neben der unglücklichen Buchstabenkodierung des Preises, das Manko, ohne Zustand, Einband usw. recht wenig sagen zu können zu dem wahren, angemessenen Preis.

Damit die Übersicht nicht verloren geht, hier eine Zusammenfassung. Die Vorauswahlseite ist oft nicht benutzbar, weil die viel zu kurze Titelzeile eine  e i n d e u t i g e  Zuordnung des Titels gar nicht erlaubt, ferner, weil ich hier die Zustände noch nicht sehen kann, die ich doch zwingend sehen muß, und drittens erschwert wie gesagt die Buchstabenkodierung jene schnelle "gefühlsmäßige" Preisübersicht, die der Praktiker braucht.

Also muß ich fast immer, wenn ich halbwegs korrekt arbeiten will, jene gefürchteten und bestgehaßten

K l i c k o r g i e n

veranstalten, die ein kluger Netzarchitekt eben gerade zu verhindern hat. Denn das ist die Kunst!

4.
Daß sich der unglückliche Webarchitekt selber im Weg gestanden ist, erkennen wir bei näheren Titelaufruf, nach dem Anklicken. "Verkauf nach" "verkauft aus" ist schlicht unnötig; die "Stichworte" hier anzugeben schierer Blödsinn; "signiert nein" , "Erstausgabe nein" bei solcher Platzverschwendung Nonsens; die farbliche Feldaufteilung unsäglich un-praktisch, un-leserlich, un-schön, kurzum: Klosettschüsselsymbol leider auch hier. W e r  hat das gebaut? Ich will das wissen!

Nun schreibe ich einfach nicht weiter. Denn die Grausamkeiten und Ungehörigkeiten setzen sich fort - welch böses Gehirn gehört dazu, um neben eine schon an sich denkbar unübersichtliche, nur bei höchster Konzentration schnell querzulesende Seite ausgerechnet blinkende Werbeinserate zu setzen?

Wie würde eine vernünftige Revision des Projekts aussehen? Unter Vermeidung der "Zwischenstufe" müßte es gelingen, schon bei der ersten Übersicht Titelaufnahmen soweit zu erhalten, daß eine Einordnung der (dann bitte numerisch genannten) Verkaufspreise möglich ist. Das geht durchaus zu machen. Oberstes Gebot muß sein, schnellstes Querlesen zu garantieren.
In der jetzigen Form ist der "Bücher-Michel" ein grausames, völlig verhunztes und geradezu  p e i n l i c h e s  Unding, Beispiel dafür, wie Kunden gequält und genarrt werden durch unfähige Webseitenbauer.

5.
Natürlich hat das alles noch eine tiefere Dimension. Übersichten dieser Art müssten in ein größeres Ganzes eingeordnet werden, die Chance, hier auch ein bibliographisches Moment einzubringen, ist völlig vertan worden. Mein Konzept eines Bücher-Michel, das ich schon vor einem Jahrzehnt vorgestellt hatte und das man mir nach meiner persönlichen Einschätzung geistig (nicht juristisch)  mitsamt dem präzisen Namensvorschlag - geklaut hat, war viel näher am eigentlichen Michel-Katalog.

Man kann nämlich sehr elegant und durchaus teilautomatisiert die Bücher in Form von Briefmarkensätzen darbieten. Diese Chance ist sinnlos vertan worden.

Ganz abgesehen von solchen Grundsatzfragen bleibt festzuhalten, daß hier in Sachen Usabililty ein grauenhaft schlecht konstruiertes Unding entstanden ist. Nochmals - dieser "Büchermichel" ist eine Körperverletzung, begangen an Antiquaren und Sammlern.


Für das Foto - der Besitzer konnte nicht festgestellt werden - danke ich der “kulturlounge.de”

ZVAB - Nachruf auf eine Bücherdatenbank






Als Konsequenz aus meiner Einschätzung des deutschen Abebooks-Portals - Gesamtnote 1 - hatte ich vorausgesagt, daß das ZVAB, unser häßliches, ungeschicktes Entlein, nicht mehr lang neben der schönen Schwester Abebooks würde bestehen dürfen - gehören beide doch bekanntlich zu Amazon.

Ich stehe nicht an, meine Kritik am ZVAB noch einmal zusammenzufassen, in etwas abgekürzter Form, denn meine früheren ZVAB- Tests sind den Kollegen noch im Gedächtnis, sie finden sich in verschiedenen Blogs.

Zur Absicherung meines ersten Kritikpunkts, der verwendeten Farben, habe ich die drei bei mir installierten Browser getrennt ausgewertet. Firefox, Chrome und Explorer zeigen aber nur minimale Unterschiede.

Das Gelb im Kopf der Seite ist ein typisches  E i t e r g e l b  und unter den denkbaren Gelbtönen vermutlich das häßlichste. Eitergelb dürfte durch Beimischung von Blutrot gebildet werden, wie auch immer, es wird vom Betrachter mit spontanem Ekel wahrgenommen. Noch fürchterlicher ist das verwendete (Grün-)Blau, denn es entspricht haargenau jenem Badezimmerkacheln- und  T o i l e t t e n s i t z b l a u , das in der deutsche Kultur -leider- immer noch Statuscharakter hat. Auch Toilettenbürsten und Waschräume in Intercitys tragen dieses besondere Blau. Bahnreisende erinnern sich, daß die "Regio-Eilzüge" einst ganz in diesem Blau-Grün gestaltet waren.

Neben den Farben sind es die verwendeten Formen, die den Ästheten der älteren Schule spontan beleidigen - der Kult der brutal aberundeten Ecken an den überreichlich verwendeten  (eigentlichen) V i e r - Ecken treibt hier absurde Blüten. Das ist kein Design, sondern eine heillose Mischung aus  K i t s c h, Pseudo-Feminisierung, Pseudo-Abmilderung, im Grunde eine, sagen wirs auf Deutsch, Kastration der Vierecke, die ihrer Ecken allesamt beraubt werden. Nicht mäßig, nicht schwach, sondern so brutal breit werden die Ecken "verrundet", daß das Stilelement zur Groteske wird.

Die Details sind, wen wunderts, ähnlich grausam. Der angeberische Button "Qualität..." ist in Schrift und Farbe viel zu dominant, er zerstört die Seite (sofern da noch was zu zerstören ist). Die Farbe, ein hochdepressives Kardinalspurpur, paßt zu Eitergelb und Toilettensitzgrün wie die Faust aufs Auge, er gibt der Seite etwas "Sterbendes". Depressive werden beim Einkaufen im ZVAB noch todtrauriger.

Wir sprachen von kuriosen Details. Welcher Unglückswurm hat sich das viel zu kleine Daumennagelbildchen des Friedensnobelpreisträgers ausgedacht? Es wäre doch mehr als genug Platz da für ein etwas größeres. In dieser Winzigkeit ist Personendarstellung eine Frechheit, eine Beleidigung.

Die doppelte "Schnellsuche", so nützlich sie auch sein mag, steht, o  H i r n r i s s i g k e i t,  immer noch *doppelt* auf der Startseite oben. Das ist eine Kränkung für jeden mitdenkenden Benutzer. Ich hatte das schon vor einem Jahr moniert - Reaktion Null. So sind sie eben.

Durch Eingabe von "Baedeker" und "Rheinlande" kommen wir auf die Titelverzeichnungsseiten.

Hier ist das Gelb, von der Farbe abgesehen, zu hoch, mit dieser Kopfzone wird viel Platz verschenkt, ohne daß irgendetwas damit ausgesagt oder bewirkt würde. - Da die Seite ohnehin sehr breit ist, wäre es geschickter, wenn die an sich nützlichen Angaben im Kopf unterhalb der gelbgrünen Zone an der  S e i t e  untergebracht würden, auch sollten sie nicht in so großen Typen geschrieben werden.

Bis zum Beginn der Titelaufnahmen ist mehr als die  h a l b e  Bildschirmseite unnütz  v e r t a n.

Die Titelaufnahmen sind in einer zu großen Type mit zu weitem Zeilenabstand gefaßt.  E i n e   etwas umfangreichere Titelaufnahme füllt die halbe Bildschirmseite! Das ist absurd und kann auch nicht mit einer lobenswerten "Klarheit" entschuldigt werden.

Der ganze Schmus unterhalb der eigentlichen Titelaufnahme, der hier in einzelnen Abschnitten / Absätzen und leider ebenso groß wie die viel wichtigere Titelaufnahme selbst gesetzt ist, könnte und müßte im Interesse des Lesers teils in die Titelbeschreibung hineingezogen, teils unter kleinen geschickten Links verborgen werden - o Abebooks-Seite, wie schmerzlich vermissen wir dich gerade hier!

Das einst recht harmonische Gesamtbild der Seite wurde durch die - von mir damals sofort monierte - knallige Symbolverwendung der Kreditkartentypen - ohnehin in dieser Form eine Schnapsidee - zerstört. Der Warenkorbbutton ist immer noch jener aufgeschwollene langgezogene  E i t e r p i c k e l , der uns seit Jahren zutiefst ärgert - wer mag da draufklicken, gewärtig, daß ihm der Eiter ins Gesicht spritzt, weil der Button aufplatzt?

Das Hauptargument bleibt aber: Die Seite ist schlicht und ergreifend  n i c h t  b e n u t z b a r, weil sie nicht in anständiger Weise  q u e r g e l e s e n  werden kann.

Wahre Scroll-Orgien sind notwendig, ganze Mausoperationen, die Finger tun weh, der Unterarm schmerzt. Nun könnte man sich mit allerlei Tricks, besonderen Mauseinstellungen usw. auf solchen Unfug irgendwie einrichten. Aber so einfach liegt das Problem nicht - bei solch falscher Seitenbefüllung findet das  A u g e  keinen  H a l t  mehr, unabhängig von eigentlichen Rädchen- und Seitenrandherabzieh-Problem.


Und die Benotung?

Die Portalseite ist roh, nicht einladend, sie ist verkitscht, farblich (zumal tiefenpsychologisch) abschreckend gehalten, sie lädt nicht ein, führt nicht in die Seite hinein wie die Abebooks-Seite das perfekt vormacht - sie scheint von einem Webdesigner mit Magenkoliken gefertigt worden zu sein, sie ist ein einziger  A l p t r a u m von Portalseite und kann nur die Note "magelhaft" = "5" erhalten.

Die Titelverzeichnungsseiten sind trotz des verschenkten Raums oben ästhetisch ganz erfreulich, sieht man leicht gequält über die Farbbänder oben hinweg. Aber bei näherem Hinsehen - und hier sieht jeder Benutzer "näher hin", erweist sich die Seite für auch nur halbwegs flüssiges Lesen als ganz unbrauchbar. Sie erfüllt ihren Zweck nicht!

Das Auge in der Bewegung des Titellesens fällt  die Entscheidung, es allein und sonst garnix. Weil das so ist, kann die Titelverzeichnungsseite nur ein, durch das "klare erste Bild" leicht aufgebesserte, "ausreichend bis mangelhaft" bekommen, also ein "4-5".

Beide Noten zusammen ergeben allemal "5", und mit dieser Note tritt unser einst so umkämpftes ZVAB ruhmlos, aber nicht ohne wehmütigen Abschiedsblick seitens des Rezensenten, von der Bühne dieser Welt ab.

P.S. Die Überschrift ist - noch - eine Satire.

Dank für die Ausleihe des Fotos geht an Michael Wassenberg, der die Rechte daran besitzt

Abebooks.de / Portalkritik: Note -1-


Abebooks.de - Note 1 - weitaus bestes Verkaufsportal im deutschen Antiquariat
Benutzertaktik und Gestaltung fast perfekt



1.
Die Gestaltung des Eingangsportals ist farblich und in der topographischen Aufteilung (wo bring ich was unter?)  zugleich wohltuend  harmonisch-zurückhaltend wie auch anregend-interessant. Das geschmackvoll gewählte Rot vermeidet den störenden Rot-Ton anderer Portale (siehe mein bestgehaßtes "arterielles Blut-Rot"),  Braun wie auch Grau sind sparsam verwendet und die dezent verteilte Hintergrundfarbe läßt dem Weiß den Vortritt - um wievieles schöner als das Gelb beim ZVAB! Blaue und schwarze Schriftfarben sind ebenso wie die (nur auf den ersten Blick verwirrend vielfältigen) Schrifttypen wunderschön aufeinander abgestimmt und harmonisiert.

Wir sehen gleich oben drei anklickbare "Guckkästen", alle zum Wechseln eingerichtet, sodaß jeder neue Besuch mit kleinen Überraschungen belohnt wird. Mein einziger Kritikpunkt hier das etwas affig und unklar gestaltete Feld "Newsletter abonnieren", vermutlich ein Überbleibsel aus einer früheren, schlechteren Phase der Portalseite. - Der Werbespruch "140 Millionen neue, gebrauchte und antiquarische Bücher" ist in Schrift, Plazierung und Farbe diskret und doch unübersehbar angebracht - so loben wir uns die  Eigenwerbung. Bei den anderen Portalen vermissen wir solche Zurückhaltung fast immer.

Die Aufteilung des Suchfelds in Autor, Titel und Stichwort ohne ein übergeordnetes gemeinsames/ universelles Suchfeld scheint den angelsächsischen Bücherportalen eigentümlich zu sein, auch mein geschätztes "bookfinder" will nicht anders funktionieren. Ich bedauere das, kann es aber, weil da wohl technische Zwänge bestehen (Kompatibilität mit US-Abebooks), nicht als Minuspunkt werten. Der deutsche Bücherkunde vermißt es jedenfalls  s e h r.

Bis in Formen und Farben der anklickbaren Worte bzw. Buttons hinein reicht die wohlüberlegte, psychologisch perfekte Gestaltung - sehen Sie sich einmal den roten Button "Buch finden" und das (nur vermeintlich "zufällig") ganz anders gestaltete "Detailsuche" an. So macht es ein  K ö n n e r.

Die Verwendung des "Wolken-Systems" unter "meistgesuchte Begriffe" ist hier auch graphisch gut gelöst und ein kleines, hübsches Zusatzmittel, um die Seite lebendig zu halten und in sie "hineingehen" zu wollen. - Das historisierend gestaltete Feld oben (braun) "Entdecken Sie jetzt antiquarische Bücher und Sammlerstücke" ist sehr gut umgesetzt und führt zu einem ähnlich wie das Hauptportal gestalteten Antiquariatsportal. Die Parallelen sind sofort, ohne Überlegung, eingängig, man genießt es auch als feines intellektuelles Spiel, hier wieder die "Wolke" zu finden.

Auch auf der Antiquariatsseite ist alles nicht nur "schön", sondern überraschend sinnvoll und einfallsreich gelöst. Sehen Sie sich das mal genauer an - ob Sachgruppen als "Highlights" oder thematisch ("Antiquarische Forschungs- und Expeditionsberichte") herausgestellt werden, ob nach Preis ("teuerste" / "unter 50 Euro") differenziert wird oder ob ein Antiquariat vorgestellt werden soll - graphisch, farblich, in der Art anklickbarer Daumennagelbilder, aber auch in guter, korrekter Sprache: Das ist ein  G e n u ß !

Kleine Unkorrektheiten (etwa "antiquarische Bücher" als Sondergruppe herauszustellen - auf dieser Seite sind ja doch alle Bücher antiquarisch - und dann erst im Kleingedruckten zu sagen, man wolle unter dieser Spitzmarke "eine Auswahl an besonderen antiquarischen Büchern aus dem 19. Jahrhundert" bringen)  treten ganz zurück hinter die auffällig l e b e n d i g, anregend und sachverständig gewählten Formulierungen:

- "Wecken Sie Ihren Forschergeist und erleben Sie die Faszination des Unbekannten mit den Forschungs- und Expeditionsberichten großer Entdecker."
- "Lernen Sie jetzt mehr über Bekleidungskunst, Pelze und Kostümkunde und sehen Sie in Fotografien, Mustern und Illustrationen, was man einmal unter modischer Kleidung und Stil verstand."
- "Ob rare Auflagen bekannter Klassiker oder seltene Erstausgaben - diese antiquarischen Schmuckstücke sind besonders begehrt und von hohem Sammlerwert. "

Das ist endlich einmal gutes Deutsch, zumal im Vergleich zum unerträglichen Gestammel in den meisten anderen deutschen Bücherportalen.

In der Sache wird verdienstliche Pionierarbeit geleistet. Als alter Ebay-Kämpfer weiß ich um die (von vielen Kollegen belächelte) Liebe einfacherer Kunden zu "prächtigen Einbänden" 1850-1920. Hier wird das perfekt vorgestellt und der Besucher so animiert, daß er süchtig werden kann. D a s  sind  F o t o s! Man vergleiche die schäbig-depressiven Fotos auf der vorgestern kritisierten Antiquariat.de-Seite mit dieser Leistung!

Links die "Glanzlichter" lassen erkennen, daß hier überhaupt auch analytisch gedacht wird von den Portalmachern, es wird versucht, Trends anzustoßen.

Am Ende der Antiquariats-Portalseite lesen wir leider den ebeso dummen wie albernen Satz "Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde. - Jean Paul", den dieser sentimentale Wirrkopf wie so vieles andere einem seiner parfümierten Zettelkästen zuhanden seiner weiblichen Leserschaft entnommen hatte. (Kollege Plocher, bitte weghören).

Darunter aber finde ich aufatmend endlich einmal eine  b r a u c h b a r e  und doch übersichtliche Rubrizierung vieler jener technisch-administrativen Fragen, die ein Datenbanknutzer haben kann. So wollen wirs, so und nicht anders! (was nicht heißt, daß ich mich nicht schon auf den Händlerseiten von Abebooks gottsjämmerlich fluchend viertelstundenlang verirrt hatte, aber es geht hier ja um unsere Kunden).

Kleinere Ausrutscher, wie etwa im Kasten rechts unten wieder eine kuriose Vermischung von "Antiquarische Bücher" und "Sammlerstücke" sind gegenüber dieser Portal-Leistung bedeutungslos.

Man kennt mich als eingefuchsten Gegner der Amazon-Abebooks-ZVAB-Krake und wird vielleicht doch etwas hellhörig, wenn ich dieser kombinierten Portalseite / diesen zwei Seiten widerstrebend, aber ohne wenn und aber ein "sehr gut" geben muß - eine glatte "1".

Es hat keinen Sinn, daran herumzudeuteln - das ist absolute Spitzenleistung und tatsächlich nicht zu verbessern. Mir fällt auf Anhieb keine Verbesserung ein, im Gegenteil - ich sitze vergnügt und staunend vor dieser Leistung und möchte gar nicht weg vom abebooks-Portal.

2.
Um es sowohl Abebooks wie auch mir als stellvertretendem Kunden und Leser etwas schwer zu machen, geben wir ein "Baedeker" und "Rheinlande". Wie zu erwarten viele, hier nun 181 Suchergebnisse (blödsinnigerweise hier wie anderswo auch "Treffer" genannt).

Offenbar hat Abebooks Schwierigkeiten damit, wenn (w+h, bist Du schuld daran?) zuviele Daten, die eigentlich in die Buchbeschreibung gehören, in den Titel hineinrutschen und  unten in der "Buchbeschreibung" dann oft noch wiederholt werden. Das wirkt im ZVAB nicht so auffällig, weil Abebooks aber - an sich sehr löblich - die Titel unterstreicht, wird dann eine endlose Latte von Quisquilien mit unterstrichen, was den Lesefluß stört. Dafür kann aber Abebooks gar nichts - dies sind fehlerhaft hereinkommende Titelaufnahmen. Stimmts, Herr Wiesler?

Ansonsten ist der Brauch, den Halbfett-Blau gesetzten Haupttitel blau zu unterstreichen, d a n n  recht übersichtlich, wenn der Verfasser wie hier sofort darunter halbfett in Schwarz folgt, ohne Unterstreichung. Eine etwas gewöhnungsbedürftigte, dann aber durchaus annehmbare Methode.

Fürchterlich ärgert und stört die affige, peinliche, dem Antiquar gegenüber widerlich-brutale Methode der Sternchen-An- bzw. Abpreisung. Das ist  v i e l  zu prominent, es ist eine  O h r f e i g e  ins Gesicht jedes Kollegen, der da anbietet. Pfui Teufel! Die Vergabe von Qualitätssternchen mag ja hingehen, aber sie dann so herauszuheben - igitt.

Daß aus der Neubuchabteilung das "Anzahl 1" ins Antiquariat herübergenommen werden muß, (Biester:) "das ist nicht gut". Es stört, liest sich in der sturen Wiederholung leicht absurd. Dada...

Die Zwangs-Versammlung aller Bucheinzelheiten, mitsamt den mehr oder minder takt- und sinnvollen Kommentaren des Händlers zu seinem Buch und sonstigem Gelabere, unter der Überschrift "Buchbeschreibung" als Block, den man lesen  k a n n , aber nicht  m u ß, ist außerordentlich geschickt und wohltuend. Kompliment!

Ansonsten, jetzt muß ich mich wiederholen aus der Portalkritik, ist jede, aber auch wirklich jede Einzelheit graphisch und taktisch nicht nur sinnvoll, sondern ästhetisch  p e r f e k t  gelöst. Sehen Sie sich das an, besonders die kleingedruckten verlinkbaren Zusätze und die Gestaltung des Preisfelds rechts, die Linienführung - alles stimmt.

Welche Rolle spielen nun die kleinen Kritikpunkte in der Benotung der Titelfelder? Gehen wir den entgegengesetzten Weg und versuchen wir eine Auflistung des Positiven.

Der Lesefluß, das rasche Querlesen bei klaren Ruhepunkten für das Auge, das hier nie ermüdet, zusammen mit dem "aufgeräumten" Charakter der Seite, die perfekte Farbgebung, die wohltuende Typographie, die Verkleinerung des Nebensächlichen, das aber dann, wenn es gebraucht wird, dennoch sehr schnell gefunden werdfen kann - das alles liegt bei  a l l e n  anderen Datenbanken mehr oder minder im Argen.

Dies ist hier eine so große, herausragende Leistung, daß die beiden optischen und taktischen Fehler, Sternchen und Stückzahl, ganz bedeutungslos werden, zumal sich beides ja rasch ändern läßt, wenn man nur will.

Wir vergeben daher für die Titelaufnahmeseiten die Note "gut bis sehr gut", also "1-2".

3.
Machen wirs kurz - Portalseite(n) und Titelseiten ergeben zusammen die klare Note "1", denn die Halbnote im zweiten Teil der Bewertung wird nach altem Schulmännerbrauch in die Hauptnote "1" mit hochgezogen.

Ich wundere mich selber über das Ergebnis, und gerade dieses Erstaunen ist die beste Garantie, daß meine Bewertung spontan und sine ira et studio erfolgt. Wir haben hier mit sehr weitem Abstand die beste mir bekannte Bücher-Verkaufsdatenbank mit geradezu idealem, innovativem, klugem Portal und wundervoll leicht und elegant querzulesenden Titelaufnahmefeldern. Es ist eine  L u s t, hier zu stöbern, eine Freude, hier zu kaufen.

Gegenprobe:
Die Rückkehr von Abebooks zum gewohnten ZVAB ist in jeder Hinsicht ein S c h o c k. Waren wir bei Abebooks im Café Frey am Basler SBB, Petit Fours und Genfer Espresso mit Eiswasser, von hübscher Basler Saaltochter bedient, so sind wir mit dem ZVAB nun in den Bahnhofswartesaal von Cholm-Zwarcelec-Güterbahnhof Ost gekommen, mißmutige Bäuerin mit Zahnlücken bedient, es gibt lauwarmes Bier aus unsauberen Humpen.
Wie  b i l l i g  wirkt das ZVAB gegenüber diesem Abebooks!  P l u m p,  s c h ä b i g, ungeschickt, ungelenk, schlampig zusammengebaut, unästhetisch, bäurisch.

Wenn wir unser zukünftiges Schicksal als Internet-Antiquare nicht von den Schreibtischen in der Amazon-Chefetage abhängig machen wollen, dann wissen wir jetzt, welche schwere Aufgabe unser harrt. Wir sehen nun auch, daß und weshalb es nur noch  W o c h e n  dauern kann, bis dieses plumpe, täppisch-ordinäre ZVAB in Abebooks.de aufgehen wird. Das ist gar nicht anders denkbar, Herr Heinisch möge nicht böse sein.

Zwar graut mir vor Amazons Monopolstreben nach diesem Test noch mehr als je zuvor.

Aber ich ziehe den Hut vor den Taktikern und Technikern, den Ästheten und Strategen bei Abebooks. Das sind verdammt gute Leute.




Stuck: "Sterbende Amazone". Hony soit...

Interne Anweisung der STABSABTEILUNG AMAZON

- - - - - - - - - - - - - Dies ist eine Satire!

Amazon - Zentralverwaltung

Interne Anweisung und Information der Stabsabteilung Antiquariat bei Amazon an die Mitarbeiter

- streng vertraulich -

Numerierte Kopie 31 -


Einzelnachweis über Ablage oder Vernichtung ist erforderlich. Darf das Haus nicht verlassen!

13.6.2011

Wieder einmal erinnern wir daran, das der Ankauf des ZVAB uns eine Schlüsselposition in der Strategie um die Beherrschung des  N e u buchmarkts im deutschen Sprachraum sichern soll. Die Erträge aus den  A l t buchvermittlungen über unsere Portale sind zwar erfreulich, dürfen aber nicht als Selbstzweck gesehen werden, zumal der Ankaufspreis des ZVAB, wie Sie wissen, extrem hoch war und nur durch die große Strategielinie zu rechtfertigen ist.

Es geht dabei zunächst um einen Imagetransfer. Noch mehr als im angelsächsischen Raum gilt das mittel- und höherwertige Antiquariat in Deutschland als kulturell bedeutsam, siehe die publizistische Begleitung des gehobenen Antiquariats in FAZ und Zeit, aber auch in der Süddeutschen Zeitung, in der NZZ und im Fernsehen. Zwar wurde der auf lange Sicht angestrebte Imagetransfer durch läppisch-ungeschickte kulturelle Portal-Begleitprogramme des ZVAB vor der Übernahme durch unser Haus beeinträchtigt, auch stören Flohmarkt, Billigketten im Wohltätigkeitsbereich und Ebay das positive Gesamtbild in den Medien. Wir bereiten aber zur Höherqualifizierung des Altbuchmarkts in den Medien eine kombinierte Aktion vor, von der gleich gesprochen werden soll.

Zuvor schärfen wir den mit dieser Materie befaßten Mitarbeitern ein weiteres Mal ein, auf die Verhehlung unserer Absatzanteile jederzeit zu achten. Noch besteht ein wenn auch geringes Restrisiko, daß die deutschen Monopolbehörden aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Es müssen also um jeden Preis die Betriebsteile Amazon, Abebooks und ZVAB getrennt gehalten werden. Niemals dürfen sie in einem Zusammenhang genannt werden. Durch unsere bezahlten Vertrauensleute unter den Antiquaren in diversen Foren ist gewährleistet, daß die Sprachregelung

"Zwar hat Abebooks das ZVAB gekauft und ja, Abebooks gehört zu Amazon, aber das besagt gar nichts. Hier hat nur weil eine Weltfirma eine andere zufällig gekauft",

nach der guten Plazierung im Netzdienst des Börsenvereins vor einigen Wochen auch weiterhin durch unsere Vertrauensantiquare verbreitet wird..

Wir haben leider die Panne erleben müssen, daß die Einstellung des internationalen Zweigs des ZVAB publik geworden ist, aber das Leck wurde schnell geschlossen. Die virtuelle Selbständigkeit des ZVAB soll mit allen Mitteln bis zum Tag X der Migration nach Amazon aufrechterhalten werden.

Wie Sie wissen, beabsichtigen wir an diesem Tag nicht nur die Einarbeitung des ZVAB, sondern auch die des deutschspraschigen Bereichs von Abebooks in das zentrale Amazon-Portal. Das Ziel in Bezug auf den Imagetransfer heißt:

"Amazon  i s t  das deutsche Antiquariat".

Zweierlei gilt es zu beachten dabei. Einmal werden wir nach Plan B-2 die minderwertigen Teile des Antiquariats, auch "Kistenschieber" genannt, systematisch den "erwünschten Portalen" zuweisen, im Wege von Mindest-Stückpreisdurchschnitten, die ein Händler erzielen bzw. ansetzen muß, um bei uns listen zu dürfen.

Den imagemäßig negativen unteren Bereich der Antiquare überleiten wir zu jenen Portalen, die wir mit verdeckten Geldzuwendungen am Leben erhalten. Das muß dann auch wirklich verdeckt bleiben - die bedauerliche Panne unlängst in Sachen "Eurobuch" darf sich nicht wiederholen. Sie wissen, wovon ich spreche.

Wir lassen es uns zur Einlullung nicht nur der Kartellbehörden, sondern auch zur Täuschung der Kulturmedien  einiges kosten, um marginale kleine Datenbanken aufzuplustern und als bedeutsam für den Absatz hinzustellen. Jedoch darf die gesamte Absatzhöhe der kleinen Datenbanken niemals 10 % übersteigen. Es ist sinnvoll, die Eigenvernebelung dieser "erwünschten Datenbanken" zu unterstützen und unklare, zu hoch gegriffene "Schätzungen" über deren wahre Umsätze publizistisch sehr zu fördern.

Die kleinen "erwünschten" Altbuchportale dienen uns also zur Verhehlung unserer Monopolsituation, sie nehmen ferner minderwertige Ware auf, leiten negative Images auf sich hin, geben sich mit dem Bücherschrott ab. Die gute Ware aber ist bei uns.

Nun zur Kernstrategie, die jetzt schon anlaufen soll, damit die Veränderung der Bedingungen für die Antiquare, die zur Vorbereitung der Migration in Amazon notwendig sein wird, unter der Nebelwand der "fürsorglichen Zuwendung" unbeachtet bleibt. Die Schreie der Antiquare werden so übertönt durch die Orgelklänge unserer Aktionen.

W i r   kümmern uns in Zukunft um die Antiquare.  Amazon fördert sie, Amazon schützt sie, Amazon spricht für sie. Durch unsere bezahlten Vertrauensleute sind zwei Organisationen im deutschen Antiquariat schon in unserer Hand, der Rest wird folgen. Bedauerlicherweise sperrt sich die AG im Börsenverein noch, weil einige aufgeweckte Neubuchhändler und Verleger unsere Generalstrategie bereits durchschaut haben.

Auch wirken sich die alten Konflikte zwischen Börsenverein und Amazon hier negativ aus, siehe der Fall "Schweiz", die Fälle "Erpressung bei Verleger-Rabatten" und anderes. Am Problem Börsenverein müssen wir noch arbeiten.

Ähnliches gilt für den Antiquar Mulzer in Freiburg, der völlig auf sich gestellt einen lächerlichen, mitunter aber nicht unwirksamen Krieg gegen die Amazon-Strategie meint führen zu müssen. Nach unseren Auskünften handelt es sich dabei um einen alten, ganz verkommenen Antiquar, mit dem kein Kollege etwas zu tun haben will. Die Bankauskünfte über ihn sind eher düster, seine Umsätze lächerlich gering, er versteht weder von Buchhaltung noch von EDV etwas. Leider können wir ihn nicht kaufen. Seine schriftlichen Äußerungen würden uns zwar in Stand setzen, gegen ihn wegen Geschäftsschädigung zu klagen, aber es ist damit zu rechnen, daß er diese Gelegenheit mißbrauchen würde, um sein Hintergrundwissen über die Monopolfrage in eine größere Öffentlichkeit zu tragen. Das muß vermieden werden.

Die Generalstrategie, von der wir oben schon sprachen, geht dahin,

*den Neubuchverkauf weitgehend aus den Buchhandlungen zu Amazon hinüberzuziehen,
*im deutschen Sprachraum modellhaft den Satz gültig zu machen " B u c h  i s t  A m a z o n"

Auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Ziels können wir über den Umweg  "Antiquariat  i s t  Amazon" die Kulturwelt einlullen, mithilfe des gleichfalls erwähnten Imagetransfers. Die Antiquare der mittleren und oberen Ebene sind als Vertraute, als Hätschel- und Lieblingskinder der führenden  K u l t u r m e d i e n  viel mehr wert als die unbedeutenden Absatzentgelte aus ihren Altbuchportalen.

Die Antiquare dürfen das so nie erfahren, es soll ihnen nicht bewußt werden.

Damit das gelingt, werden wir in nächster Zeit unsere "fürsorgliche Zuwendung" starten. Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die heutige Diskussion, die Dr. Biester vom Börsenblatt wieder neu gestartet hat und die Soloantiquar Pardun begleitet. Wir sehen hier die Chance, durch breiteste Goodwillaktionen, Sponsoring und finanzielle Förderung zunächst das Messewesen in die Hand zu bekommen.

Dabei gilt es zu beachten, daß an und für sich die Verkaufsmesse unserer zentralen Portalidee zuwiderläuft. Wir müssen aber zunächst messefreundlich auftreten, um dann den Absatz der Messeware in unser Portal zu ziehen.

Die Vorbereitungen dazu laufen schon, der Ankauf des ersten großen Versteigerungshauses ist perfekt. Leider sind solche strategischen Käufe immer sehr teuer.

Über die schon bis in die Einzelheiten entworfene Überführung der Amazon-Antiquare in ein reines Franchise-System mit Kontrolle durch unsere Hausbank war im letzten Rundschreiben schon die Rede. Auf der regionalen Ebene brauchen wir die Antiquare, haben wir sie erst einmal an die Kette gelegt, allerdings weiterhin.

Dagegen werden wir den kleineren selbständigen Neubuchhandel systematisch austrocknen. Erfreulicherweise ist die Fürsorge für diese kleineren Häusern im Börsenverein erstaunlich gering; Verleger und Kettenbuchhandel werden sich letztlich durch ihre eigene Unsolidarität zugrunderichten. Die Devise lautet also: Antiquare als nützliche Haustiere im Käfig kleinhalten - der Neubuchhandel dagegen muß sterben, zuerst der kleine, dann die anderen.

Denn im deutschen Sprachraum können wir es verwirklichen:  B u c h  i s t  A m a z o n.

Ich wünsche uns allen einen erfolgreichen Sommer.

Gern Ihr

Dr. Gernot Schnösel-Kalt

Warum wir eine neue Genossenschaft im Antiquariat brauchen




900 Antiquare mit kleinen bis mittleren Betriebsgrößen - durchschnittlich etwa 1,7 Mitarbeiter und 50.000 Euro Umsatz - stehen folgenden Marktriesen gegenüber:

1)
Amazon > Abebooks > ZVAB (derzeit nur Dienstleister. Geschätzte 90 % des Internetabsatzesweges der Antiquare sind damit bereits in der Hand von Amazon. In naher Zukunft auch "Vertriebspartner" mit schleichender Übernahme weiterer Geschäftsbereiche der Antiquare, schon eingeleitet: Rechnungs- und Zahlungswesen, Bankabwicklung),

2)
Ebay (Plattform für Privatanbieter, aber auch zunehmend Absatzschiene für Antiquare mit starker Tendenz in den gehobenen Antiquariatsbereich hinein. Zahlungsabwicklung, Bankbindung ähnlich wie bei Amazon/Abebooks/ZVAB),

3)
Wohlfahrts- und Billigstanbieter nach Schweizer Muster, heimlich vernetzt oder in Franchise organisiert, Expansion in deutsche Städte bevorstehend, damit Ausweitung des Oxfam-Modells mit Zerstörung der Altbuchpreise und Verdrängung echter Antiquariatsläden in den Innenstädten,

4)
Momox, dem es gelungen ist, in wenigen Monaten, vom Umsatz her gerechnet, weit über 100 Antiquare zu verdrängen, sie brotlos zu machen.

Nachdem nun auch angesehene Bibliotheken beginnen, völlig schamlos die Strukturen der Antiquare zu mißachten und zu umgehen, steht das untere und mittlere Buchantiquariat vor dem Ende. Es ist ein Wettlauf zwischen Hase und Igel, nur daß es mehrere Igel gibt. Kaum haben wir uns darauf eingestellt, daß uns die Vertriebswege zu gut 90 % durch gut verdienende Dienstleister aus der Hand genommen worden sind, wird uns nun durch neue Modelle das ganze Geschäft vom Ankauf über Lagerhaltung bis zum Vertrieb weggezaubert.

In Klammern: Wir brauchen noch gar nicht daran zu denken, was Momox und die wohltätigen Preisvernichtungsketten demnächst anrichten können, wenn es ihnen einfällt, mit ihrer Marktmacht in das

*Preisgefüge

einzugreifen. Diese Frage tauchte, leider mit gutem Grund, schon vor Jahren bei Wölki auf - wieviel bedrückender wird sich diese Möglichkeit bei Momox auswirken. Ein in kleine Segmente aufgesplitterter Einzelhandel steht nämlich Großhändlern völlig schutzlos gegenüber, er ist ihnen hilflos ausgeliefert.

Vor diesem Hintergrund muß nun der Genossenschaftsgedanke im Antiquariat neu diskutiert werden.

Es ist gut ein Jahrzehnt her, daß Tomfolio in den USA und ich in Deutschland gleichzeitig und zunächst ohne gegenseitiges Wissen voneinander einige rudimentäre Genossenschaftsgedanken im englischen Altbuchhandel aufgegriffen hatten und sie mit Energie für das Antiquariat weiterentwickeln konnten.

Während in den USA die Tomfolio-Gruppe in über 2000 Yahoo-Gruppenpostings ein bewundernswürdiges demokratisches Konzept durchdiskutierte, das ich heute noch für nahezu perfekt halte, ging die deutsche Genossenschaftsbewegung der Antiquare andere Wege. Sie blieb daher auf eine relativ kleine Gruppe interessierter Kollegen beschränkt, ihr Markteinfluß war und ist gering. Nichts weiter hierzu.

Es liegt auf der Hand, daß sich eine Vielzahl kleiner und kleinster Betriebe nur dann gegen große Gegner wehren kann, wenn sie sich organisiert. Die sehr umständliche, gleichwohl aber geschickteste und machtvollste Organisationsform der kleinen Marktteilnehmer ist - besonders im deutschen Rechtsraum - die Genossenschaft.

Angesichts der kleingegliederten Struktur der allermeisten Antiquariate muß eine wirkungsmächtige Genossenschaft äußerst niedrige Eintrittsbedingungen und ganz offene Mitgliedsmöglichkeiten bieten. Wir haben es in unserem Gewerbe oft mit klugen, wirtschaftlich aber sehr hilf- und ratlosen Kollegen zu tun, die nur dann zu einer Mitarbeit fähig und willens sind, wenn man ihren Bindungsängsten und Zweifeln durch o f f e n e Strukturen der Genossenschaft entgegenkommt. Es muß sich de facto um ein Mittelding zwischen Genossenschaft und allgemeiner Berufsorganisation handeln.

In diesem Sinn rufe ich dazu auf, die Genossenschaftsidee im Buchantiquariat neu zu diskutieren und das Ergebnis schnellstmöglich in die Praxis umzusetzen. Es gibt bereits vier mächtige Gegner, wir sollten nicht warten, bis noch weitere hinzukommen.

Die Genossenschaft soll nach innen möglichst wenig reglementieren, sie soll aber nach außen hin handlungsfähig sein. Nicht nur, aber auch durch eine starke Öffentlichkeitsarbeit.



Die Seite www.genossenschaftsgruendung.de sei für das historische Plakat bedankt

GIAQ und die Folgen / Datenbanktest Antiquariat.de

 http://www.antiquariat.de/

Wir brauchen im Netz weitaus mehr Tests solcher Seiten, die sich an Kunden wenden, die von Kunden bedient werden sollen, die Kunden zu informieren beabsichtigen. Sind sie gut, dann will der Kunde das wissen, noch mehr aber liegt ihm daran, gewarnt zu werden, wo ihm durch Stümperei Zeit und Nerven gestohlen werden. Natürlich sind solche Tests subjektiv, aber wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt werden, dann sind sie nicht ohne Wert - für den Besucher und hoffentlich auch für die Webkünstler, die da am Werk waren.

Und nun zur Sache.
Die Portalseite ist unübersichtlich bis hin zu einer peinlichen Unordentlichkeit. Sie wirkt vor allem  ä r m l i c h - ein sehr unerwünschter Grundeindruck für ein seriöses Verkaufsportal.

Ärmlich wirkt das Grau im linken Suchfeld. Grau kann sehr seriös wirken, der Unglückswurm hier hat es fertiggebracht, mit feinen Grauabstufungen exakt den Eindruck jenes schmuddelig-vergilbten Nachkriegspapiers zu erwecken, das uns bis zur Währungsreform genervt hatte. Ärmlich wirkt das Feld rechts mit den vielen kleinen Daumennagelbildern von Buchdeckeln - hier wurde die Größe zu schäbig gewählt, der Leser darf Einzelheiten gar nicht erkennen, muß immer erst anklicken. Dies ist die Typographie ukrainischer Schmuddelseiten vor 10 Jahren, als Traffic teuer war und man die nackten Busen sowieso anklicken wollte. Die Buchdeckel will man nicht anklicken.

Der Leser meiner Kritiken weiß, daß ich schreibmaschinenähnliche Schriften durchaus mag, gerade im Zeitalter vermeintlich perfekter Akzidenzschriften. Hier aber wurde eine ganz unglückliche Grundschrift ausgewählt, die zu breit läuft, ausgesprochen schwer lesbar ist bei - nur vermeintlicher - Einfachheit. Ich habe lang gesucht vorhin nach einem Druckwerk, das mich ähnlich aufgeregt hatte - und ich bin fündig geworden. Sollten Sie in der alten DDR gereist sein und wie ich Ihre Kursbücher aufbewahrt haben, dann sehen Sie sich die Einführungstexte an - genau diese schäbig- unglückliche DDR-Type wird hier verwendet!

Ich habe einige der Texte der Startseite in das anscheinend "ähnliche" Semi-Arial umgesetzt, das Google oft verwendet - sofort wurde alles auch im Querlesen erkennbar, das Auge schnurrte vor Vergnügen wie Kollegen Plochers Antiquariatskater, wenn er an Hempels Jean Paul knabbern darf. Kurzum - die Grundschrift ist für eine Portalseite "nicht gut".

Gehen wir ein wenig ins Detail. Ich darf Sie einladen, mich zu begleiten (bitte anschnallen).

"Suchen Sie beliebige Begriffe im gesamten Angebotstext" - Was soll hier "Angebotstext" bedeuten? Kannitverstan, euer Ehren. Warum überdies "beliebige" - das begreift der Schüler Mulzer auch nicht.

"Verfeinern Sie die Suche durch genauere Angaben" - Wir sind nicht im Düsseldorfer Edelbratpfännchen. Man kann schon so sagen, aber freistehend allein wie hier liest es sich kurios.

Die herunterklappbare Karte "Sortierung" ist sehr geschickt gedacht, da aber das unglück- und unbegreifliche Nullwort der "Relevanz" voreingestellt ist, versteht der Nutzer nichts und hält sich von der "Relevanz" fern, ohne die klugen Möglichkeiten, die sich darunter verbergen, zu entdecken.

"Suche starten" ist zu wenig hervorgehoben. Bei "Eingaben löschen" wird nicht klar, ob es sich auf das nebenstehende oder auf alle Textfelder bezieht.

"und andere Artikel aus dem Umfeld des Antiquariats." - -  als da wären Katzenfutterdosen, Hitlerbilder, alte Socken, Katzenfutterdosen - himmelkrutzitürken, wie konnte diese erzblöde Formulierung seit der letzten Datenbankkritik unverändert stehenbleiben? Seid Ihr taub und blind? Was glaubt Ihr (und weiß der Kunde), was sich alles "im Umfeld des Antiquariats" befindet...

"Seit dem 17.12.2010 gibt es auf der Seite "Antiquariatskataloge" viele Hinweise und Links". Schön, schön. Aber wenn wir nun Juni 2011 haben, dann ist ein Termin, der ein halbes Jahr zurückliegt, nicht unbedingt der Datierung wert. Klingt kurios.

"Antiquariatskataloge bei der GIAQ" Aha,   b e i ...." -  Was soll man sich da vorstellen? Kollege Thursch akkreditiert  b e i  ...

"Marelibri - Zehn Buchplattformen unter einem Dach". - Erstens kapiert  k e i n e r, was Ihr damit sagen wollt. Zweitens sind tückische Webseiten, die ohne Markierung den Anklickenden ungewarnt auf weitere Seiten zwingen, etwas Hassenswertes. Pfui!

"Online Hilfe. Das umfangreiche Hilfesystem von antiquariat.de" - Das umfangreiche Hilfesystem ist von sprachlichen Hilfsschülern ohne klare Begriffe und so umständlich verfaßt, daß ich jedes nähere Eingehen darauf ablehne. Wer, bitte,  w e r  hat das verfaßt, und  w e r  hat das gegengelesen? Diese Herren möchte ich kennenlernen...

"Bücherwissen" - ist irgendwie lieb gemeint, strotzt aber bei näherem Hinsehen von Unklarheiten. Euer Fraktur-Beispiel ist einer englischen, affigen, seltsam verkünstelten, arroganten und ganz  u n t y p i s c h e n  Schrift entnommen. 98 % der deutschen Frakturen sehen ganz anders aus. Leutz, bitte, bei so sensiblen Themen, die mitentscheiden über die Zukunft unseres Gewerbes, dürft Ihr nicht so kapitale Böcke schießen! Wechselt das gegen zwei gebräuchliche deutsche Buchdruckfrakturen aus.

Ähnlich blödsinnig ist euer Sütterlin-Beispiel. Mit dieser Vorlage, einer ganz mißglückten "Reform-Normschrift" kurz vor dem Debakel des Verbots dieser Schrift durch unseren verblödeten Führer, kann der Leser einer gewöhnlichen Sütterlin-Schrift fast nichts anfangen. Ihr habt doch die alten Fibeln am Lager - dann guckt halt mal da rein.

Überhaupt schaut man bei Euch besser nicht näher hin. "...Oktav...Häufigstes Maß, meist nicht extra ausgewiesen"  - Darf ich mal fragen, auf welchem Mist das gewachsen ist?

Schnell zurück zur Startseite. Muß es sein, auch den alten Katalog von 2010 einige Felder unter dem von 2011 anzubieten? Handelt Ihr mit Altpapier auch bei den Katalogen des Hauses?

Der Text, in dem die "Ehrenantiquarin" (Gedanke und Ausführung sind eh oberpeinlich) vorgestellt wird, strotzt von Sinn- und Grammatikfehlern und ist eine  S c h a n d e  für ein Bücherportal.

"Verändern Sie die Darstellung der Bilder am rechten Rand." - Wo, wie, was, wann? Die spinnen, die Römer...

Klickt man die beiden Laufbänder unter dem Kopf an, bekommt man mitunter auch Kryptisches zu lesen.

"Suche nach Sachgebieten ...  Geben Sie hier den Wortbeginn eines Sachgebiets ein...   Sachgebiet - beginnt mit: " - Den W o r t b e g i n n  ? hallo? Hoppla?

"Sie können in der Themensuche nach mehreren Begriffen suchen, die alle zutreffen müssen" - Zutreffen? Es trifft zu, daß man das anders formulieren sollte.

"Sollten Sie Fragen zu einzelnen Suchfeldern haben, klicken Sie bitte auf den grauen Hilfeknopf." - Das klingt nur komisch, ist aber eine sehr vernünftige, kluge Sache, denn hier endlich wird klar und wahr geredet. Kollegen, Ihr könnt, wenn Ihr wollt. Nur wollt Ihr so selten...

Brechen wir hier ab und gehen wir, wie immer mit dem blödesten Buch, das ich kenne, in medias res: "Rosenberg Mythos" (welcher bei ihm sogar "Mythus" heißt, aber die meisten Antiquare schreiben trotzdem und richtig Mythos, was sie ehrt).

Zunächst kommt bei mir fett- und großgedruckt der geheimnisvolle Text auf sonst leerer Seite: "Servlet listenServlet with /seite1.jsp".

Nun ja. Sitzt ein kleines Männlein in der Datenbank, welches gemerkt hat, daß ich ihm übel will und mit böser Absicht komme?

Ich wechsle aus meinem Firefox zu Chrome, mit den gleichen Sicherheitseinstellungen - siehe da, jetzt gehts (aus Firefox gehts immer noch nicht). Euer Ehren, ich bin bekannt für meine ziemlich ausgefuchsten Einstellungsmethoden, an mir kanns nicht liegen. Prüft es mal nach, bei Euch stimmt da was nicht. Mit Firefox kommen die intellektuellen Kunden zuhauf, da darf es nicht haken. - Zurück zu Chrome.

Die rote Pünktchenunterstreichung der Suchworte ist immer noch scheußlich, wie eh und je. Im Kopf der Seite verschenkt Ihr viel wertvollen Freiraum.

Erster Eindruck:

Positiv,  s e h r  positiv: Die Seite wirkt klar und aufgeräumt, hell und übersichtlich. Kompliment!

Das Kleingedruckte hätte ich gern wesentlich größer, es ist Augenpulver. Die Zeilenbreite ist für die Haupttitelaufnahme gerade noch erträglich, für die Kleinschrift darunter aber viel, viel, v i e l  zu lang. Das ist nicht gut. - Alle anderen Einträge, auch die Unterbringung von AGB, Widerruf und Frage, die Lösung der Versandangaben usw. sind gut gelöst. - Unter "Info" dürfen die Kollegen leider auch endlosen und peinlichen Müll verbreiten, von Kreditkartenschmus bis zu Ferienzeiten usw., das würde ich rigoros unterbinden, denn es stört den Lesefluß sehr.

Der zweite Eindruck ist leider wesentlich enttäuschender:

Beim längeren Lesen wirken sich die Grundfehler

- zu breiter Satzspiegel,
- zu kleine Schrift für den zweiten Teil der Titelaufnahmen, mehr noch aber jetzt der
- zu große Zeilenabstand

verheerend aus. Die Seite wirkt zwar immer noch klar, würde aber erst nach gründlicher Ausbügelung der erwähnten Fehler wirklich gut sein.


Mein Gesamturteil über die Startseite: In jeder Hinsicht, formal wie Inhaltlich, unbefriedigend, ä r m l i c h,  l i n k i s c h - alles, nur kein würdiges Antiquariatsportal:  4 - 5

Das Urteil über die Titelaufnahmeseiten ist zwiespältig, denn wir sehen einerseits klare und vernünftige Auffassungen über das Gesamtbild und die Rubriken (Note 1-2). Andrerseits aber wirken sich viel zu lange Zeilen und zu kleine Sekundärtypen verheerend aus auf den Lesefluß, auch muß der "Info"-Müll entsorgt werden (Note 4). Daraus bilden wir eine Zwischennote für die Buchtitelseiten von 2-3.

Die Gesamtnote für "antiquariat.de" wird noch durch zwei Faktoren leicht abgewertet. Erstens ist dieser Datenbanktitel juristisch fragwürdig. Der erste Mitbewerber im Markt, der gegen die Verwendung dieses Titels durch Eure Datenbank klagt, wird Recht bekommen, und das ist bekanntlich eine Katastrophe für das Image. - Zweitens sind die Erklärungsseiten zu dürftig, da solltet ihr euch ruhig mal die (von mir sonst nicht immer geschätzen) Seiten des amerikanischen Verbands ansehen. Antiquariat erklären - ja, aber wenn, dann muß das dem Niveau unserer Kunden angepaßt sein.

Portal und Titelseiten schätze ich gleich wichtig ein. Früher würde ich auf die Titelaufnahmeseiten mehr Gewicht gelegt haben, aber heute ist der  Eindruck  der Portalseite ebenso bedeutsam. Gibt, leicht abgewertet, die Gesamtnote  3-4.

Fazit: Eure  P o r t a l seite gehört mit Maus, Roß und Wagen in die Spree gekippt. Da gibts nichts zu verschlimmbessern, da muß neu aufgebaut werden. Dagegen könnte man die  T i t e l aufnahmeseiten durch Umbau retten.

Seltsam - die schnell dahinskizzierten Titelaufnahmeseiten des w+h-Datenbänkleins waren auf Anhieb im Test  weitaus  besser als eure.  Habt Ihr in Berlin die Entwicklung verschlafen?  A u f w a c h e n!

Verlorene Illusionen

Dies ist ein Meinungsbeitrag. Er beruht auf einer Webseitenkritik, die streckenweise subjektiv ist - und subjektiv sein muß - und nicht mit der Feststellung von Tatsachen verwechselt werden sollte

Es tut immer weh, wenn man sich von liebgewonnenen Vorstellungen verabschieden muß. Gerade bei Sorgenkindern, an die wir oft gedacht haben, schwankend zwischen Zwangsvorstellung, Alptraum und Hoffnung, fällt das nicht leicht.

Am einfachsten geht es noch plötzlich und schockartig. Schnelle Abschiede sind oft besser als langsames, zögerndes Sichabwenden.

Gestern Abend fand ein Abschied dieser Art statt - ich gebe die Idee einer Genossenschaft, verwirklicht durch deutschen Antiquare, endgültig auf. Nie wieder möchte ich darüber nachdenken oder gar davon schreiben.

Mein Schock bestand in jener Webseitenkritik, der ich das Portal "Antiquariat.de"  gestern Nacht unterzogen hatte. Bücherdatenbank und Verkaufsportal sind, wie Sie wissen, Schöpfung und Lieblingskind der Genossenschaft der Antiquare, die in einem Anfall von Irresein auf den grauenhaften Namen GIAQ getauft worden ist. Die Genossenschaft hatte ich vor etlichen Jahren gleichzeitig mit "Tomfolio" in den USA für den deutschen Markt erstmals konzipiert.

Nachdem der ursprüngliche Plan, das ZVAB zu kaufen, der Genossenschaft nicht gelungen war, konzentrierte sie sich auf den Betrieb einer eigenen Bücherdatenbank. Es gab dort einige gute, wenn auch nicht immer optimal umgesetzte Ideen, so die Einstellmöglichkeit mehrerer Fotos, die Vernetzung in einem an sich recht gescheiten Ladenmodell, die Überwachung gewisser Qualitätsrichtlinien.

Aus Gründen, die mir lange schleierhaft geblieben sind, kam die Datenbank nie über 8-10 % Marktanteil, heute dürfte er noch niedriger liegen. Damit ist "Antiquariat.de" als Gegenpart zur Amazon-Abebooks-ZVAB-Krake, die den deutschen Altbuchmarkt mit knapp 90 % dominiert, wenig geeignet.

Ich hatte - das war meine Illusion bis gestern Nacht - angenommen, dies sei der Marktlage geschuldet und eigentlich würden wir mit "Antiquariat.de" eine C h a n c e  haben, um damit dem Amazon-Quasimonopol im Antiquariats-Netzverkauf Paroli zu bieten. Nun aber weiß ich: "Antiquariat.de" ist, zumindest in meinen Augen und nach meinem Test, keine wirklich gute Datenbank, sie quält und enttäuscht den Benutzer, schlimmer: Sie wirkt in Graphik und Text, immer nach meiner Einschätzung,  d ü m m l i c h  und bemüht - n a i v.

Beides ist für unsere besondere Kundschaft im Antiquariat schlimmer, als es selbst gravierende Fehler anderer, etwa technischer Art wären. Eine Datenbank der Antiquare darf alles sein, nur nicht  p e i n l i c h  und  l a n g w e i l i g.

Beides ist "Antiquariat.de". Mehr noch, ich habe vorhin meine alten Testberichte recherchiert und mußte zu meiner Enttäuschung feststellen, daß buchstäblich alle Fehler, die ich dort schon vor zwei Jahren beanstandet hatte, unverändert stehen geblieben sind.

Das heißt nichts anderes, als daß in der Pflege dieses Portals massive Schlamperei herrscht.

Machen wirs kurz: "Antiquariat.de" müssen wir in Zukunft für alle Planungen vergessen. Dieses Portal ist nicht "zufällig" marginalisiert, sondern es  v e r d i e n t  seine unbedeutende Randposition.

Ganz offenbar hat die Genossenschaft als Aufsicht hier völlig versagt. Über den gedruckten Katalog der Genossenschaft kann man, ich bekenne es, geteilter Meinung sein. Aber wichtiger war und ist für die GIAQ die Datenbank/ das Verkaufsportal. Hier scheint sie uns derart jämmerlich versagt zu haben, daß es - auch aus anderen Gründen, über die ich hier nicht sprechen will - an der Zeit ist, klar zu bekennen:

Das Kind "Genossenschaft im deutschen Antiquariat" ist endgültig tot, mausetot. So etwas ist mit deutschen Antiquaren nicht zu machen. Ende der Illusionen.

Praktisch denken

In meiner Schul-Biographie  habe ich zweimal Schiffbruch erlitten und jedesmal gerade dadurch Wesentliches gelernt. Weil ich nicht Vokabeln lernen wollte, schaffte ich die Probezeit im Gymnasium nicht und mußte zurück auf die Volksschule. Ein Jahr lang kam ich so in die 5. Klasse der Volksschule alten Stils, die damals eine strenge, straffe Lernschule mit nicht geringen Anforderungen und irrsinnigem Drill war. Dort habe ich  a r b e i t e n  gelernt. Während der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums, in der ich, wen wunderts, der Schule verwiesen wurde, bereitete ich mich zwei Jahre lang auf den Wiedereintritt in die Prima vor, tagsüber als Lagerarbeiter, abends und nachts in die Abitur-Fernkurse vertieft, die damals noch 13 Fächer umfaßten. Täglich 16 Stunden zuerst Hand-, dann Kopfarbeit, 2 Jahre lang. Das übt.

Noch heute, wenn es um Nüchternheit, um Arbeitstechnik und Fleiß geht, versetze ich mich in diese Jahre zurück. Das ist jene praktische Komponente, mit der ich unsere hochgeistigen, musischen und anderweitig in der Kultur umhertrabenden  Antiquare und Redakteure zu schockieren pflege. Ob es um mein "Haus der alten Bücher" geht (das jetzt abgewandelt Momox verwirklicht), um meinen "Bücher-Michel" (den das ZVAB gerade ruiniert) oder um meine ewige Bemühung, uns die Fron der täglichen Titelaufnahme zu erleichtern - solche Gedanken sind meine praktische Seite und ich fühle mich gerade dabei pudelwohl.

Nach dieser langen Vorrede kommen wir zum Thema:

1. Als Gegengewicht zur Amazon-Abebooks-ZVAB-Monopolkrake muß eine ganz  n e u e  Verkaufsdatenbank mit Verkaufsportal eingerichtet und betrieben werden.

2. Träger dieser Datenbank soll ein lockerer  V e r e i n  sein. Vereinsmitglieder können, wenn sie mögen, Anteile erwerben. Der Genossenschaftsgedanke wird beerdigt, aus mancherlei Gründen.

3. Eine Gruppe von Antiquaren soll von Anfang an die Konzeption der Datenbank / des Verkaufsportals begleiten. Auch ich bin bereit, dafür täglich 2-3 Stunden Arbeitszeit aufzubringen.

4. Ein Informatiker, der sich noch nicht von Amazon-Abebooks-ZVAB hat kaufen lassen, sollte den technischen Betrieb übernehmen und am Gewinn beteiligt sein. Die Antiquare sind für Taktik, Image und Werbung zuständig.

5. Es gilt, sofort anzufangen. Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns die Krake noch läßt.



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