Donnerstag, 28. Januar 2010

Portalkritik "Buchhai" - zum ersten Mal die Note "6"

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http://www.buchhai.de/

http://www.boersenblatt.net/355561/template/b4_tpl_antiquariat/





Beginnen wir mit Kleinigkeiten. Ein wenig Dauerlauf zum Anwärmen - das Marathon folgt nach, warte nur balde.

Die untere Zeile der Überschrift ist unklar und mehrdeutig: Der Unterschied zwischen "gebrauchten" und "vergriffenen" Büchern wird auch auf den zweiten Blick nicht deutlich. Wir ahnen in etwa, was gemeint ist, aber darauf sollte der Datenbankmacher nicht rechnen (müssen). - Ähnlich blöde kommt es uns vor, wenn in diesem Bereich, der es zu 95 % mit Büchern zu tun hat, schon in der Überschrift zwischen "CD" und "DVD" sorgsam unterschieden wird. - Das "Beta" bezieht sich sicher nicht auf DVDs, sondern auf die Datenbank insgesamt, also sollte man es auch korrekt einsetzen.

Das Wort "Suchbegriff" wird, zu allem Überfluß auch noch mit drei unsinnigen Pünktchen, in dasjenige Feld gesetzt, das den Suchbegriff des Kunden aufnehmen soll. Hier stutzt auch der erfahrene Datenbanknutzer, bis er begreift, daß er dieses Wort sozusagen überschreiben soll. Solche Tricksereien sind völlig ungebräuchlich, führen zu grundlegender Verwirrung und sind ausgesprochen schädlich. Das ist nun schon mehr als nur ein Schönheitsfehler. - Es werden durchaus auch mehrere Suchbegriffe angenommen, also ist die Formulierung "Suchbegriff" in der Einzahl in sich falsch und irreführend.

Nach Eingabe der Suchbegriffe werden dem Kunden in zwei breiten Linien, nämlich im Kopf wie auch an der Seite, Neubuchangebote zu seinem eingesetzten Suchwort passend (Google läßt grüßen) u n v o r b e r e i t e t (er weiß es nicht, daß er damit überschüttet wird, bis er die Suche gestartet hat) buchstäblich vor den Kopf geknallt. Das ist nicht nur optisch, sondern auch von der Sache her eine Vergewaltigung des Kunden, eine scheußliche Aufdringlichkeit - der Nutzer fühlt sich in die Zange genommen. Der Mechanismus einer G a r o t t e wird noch verstärkt durch das langsame Aufrollen, oder besser Angerolltwerden der beiden Neubuch-Werbebänder. Nochmals - das ist widerlich, aufdringlich und, wenn der Begriff im Rahmen der Usability verwendet werden darf: unanständig. Ich meine diese und die folgenden Qualifikationen rein s a c h l i c h, sie sind auf die Natur der vorgelegten Arbeit bezogen und nicht auf die dahinterstehenden Menschen, auch nicht auf die Firma. Ich beurteile lediglich und ausschließlich das W e r k.

Bis jetzt hatten wir es von eher läßlichen Sünden.

Geradezu absurd, als eine Art Dadaismus der Webseitenplanung, reine Veralberung des Nutzers mithin, entpuppt sich die Durchführung der Beantwortung der Kundenanfrage. Denn die Unglückswürmer bei w+h kamen auf die Idee, die Ergebnisse der erfaßten Datenbanken s e p a r a t aufzulisten. Dadurch wird die Nutzung als Preisvergleichsmaschine schlicht und ergreifend - verunmöglicht. Es geht nicht! Man kann das am besten selber ausprobieren, und jeder Nutzer wird mir zustimmen: Noch unpraktischer, noch sinnloser und umständlicher läßt es sich nicht machen!

Daß die Ergebnisse alsdann, innerhalb der Datenbanken, nicht einmal nach Preisen geordnet sind, ist nun schon fast selbstverständlich. Wobei ich durchaus Milde walten lasse in dieser Frage. Einigermaßen vernünftig kann man Preisvergleiche von antiquarischen Büchern nur lösen nach dem System, das Bookfinder - genial - anwendet. Zu unterschiedlich sind Auflagen, Untertitel usw.

Was ich aber ganz schrecklich finde (und bei der ABA-Datenbank, auch in der neuen Version, sehr getadelt habe), ist das Abbrechen der jeweiligen Titelaufnahme mit dem hassenswerten Link "Mehr...". Das führt zu ganz schrecklichen Klick-Orgien.

Wieder eher äußerlich, aber sehr störend, sind die üblichen Blödeleien wie "Leider kein Bild" als obligatorischen Seiteneintrag neben jedem Datensatzstummel. Frech und einfach unverschämt - ich beurteile das Werk, nicht die Menschen oder die Firma, siehe oben - ist jene Körperverletzung, die dem Nutzer durch zu kleine Schrift hier angetan wird, geradezu sadistisch das blasse Grün und die "modisch" schwachgetönten winzigen schwarzen Typen. Soweit die Kunden nicht ohnehin davonrennen, macht sich w+h hier wirklich der, wie wir gern annehmen wollen unbeabsichtigten, Körperverletzung schuldig. "Augen, meine lieben Fensterlein..." (G.Keller).

Sie haben aber noch eine Steigerung eingebaut, den Orgasmus, den Gipfel der Bosheit in Sachen Usability - - das gesamte Ergebnisfeld wird, bei normaler und üblicher Fenstereinstellung, durch Scroll-Randleisten erst einmal als Minifensterchen dargeboten, sodaß eine wahre Orgie an Fingerarbeit, an Hoch- und Herunterschieben stattfinden muß, noch ehe die Quälerei mit den "mehr"-Klicks überhaupt beginnen darf...

Hier breche ich ab. Ich rufe jeden denkenden Menschen als Zeugen dafür auf, daß diese Datenbank den überhaupt nur denkbaren Gipfel der Unverschämtheit und Grausamkeit darstellt in Sachen Benutzbarkeit.

Die Macher dieses Gebildes müssen sich diese Kritik und die damit verbundene Warnung vor der Benutzung ihres Werks gefallen lassen. Sie fügen dem Nutzer durch dieses Werk körperlichen und nervlichen Schaden zu. Vor Schaden zu warnen ist Bürgerpflicht.

Zum ersten Mal, seitdem ich Webseiten und Datenbanken beurteile, muß ich als Endnote eine klare "6" vergeben.

Dies ist das schrecklichste, unbrauchbarste Gebilde, das sich im Arbeitsbereich des Antiquars überhaupt denken läßt.