Donnerstag, 31. Dezember 2009

Antbo und Prolibri - Bücherdatenbanken ohne Fortune

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1.

http://www.boersenblatt.net/351523/

Wir erinnern uns, daß die Berliner Verkaufsplattform "antbo" unter den unlängst hier getesteten Bücherdatenbanken überraschend gut abgeschnitten hatte. Mein positives Urteil wird von den Kollegen offenbar geteilt.

Weshalb kam antbo trotzdem nicht hoch? Ist es nicht erstaulich, daß ein erfreulich gestaltetes, technisch einwandfreies Portal viele Jahre hindurch vor sich hinkümmert?

Antiquare mit gutem Gedächtnis werden sich erinnern an einen kurzen, aber hochdramatischen Konflikt zwischen mir und antbo. Ich empfand damals die Namenswahl als völlig unmöglich, in jeder Hinsicht peinlich und völlig hirnrissig, beschwor Herrn Zeisig, den Chef, mit Engelszungen, den Namen zu ändern (und entdeckte bei dieser Gelegenheit einen Rattenschwanz von Rechtschreib- und Usabilityfehlern in seinen Zugangsseiten).

Die äußerlichen Fehler wurden hurtig ausgebügelt - aber am Namen änderte man nichts. So schwebt der "Entenpopo" mitsamt aller anderen von mir entdeckten Alliterationen und Anmutungen des "Antbo"-Namens immer noch über der Datenbank. Daß Zeisig leider auch taktisch buchstäblich alle Chancen, sich gegen das, wie wir im Test sahen, beschämend mittelmäßige Prolibri zu profilieren, nicht wahrgenommen hat, ist eine Tragödie besonderer Art.

Ich würde heute noch, in der veränderten Situation, mit Vergnügen eine Strategie entwickeln wollen, mit der Antbo hochkommen könnte am Markt. Aber dazu müßte als erstes der völlig verhunzte Name geändert werden. Gegen Zeisigs Renitenz in diesem Punkt ist wohl nicht anzukommen. Schade.


2.

http://www.boersenblatt.net/351386/#comments

Unser niederrheinischer Kollege, bei dem auf Besserung nicht zu hoffen ist, hat leider eine Hofcamarilla um sich geschart, die ihm dummblöd sekundiert auf seinem Holzweg in der Namensfrage. Kollege Heuberger enttäuscht mich sehr - er verwechselt neuerdings das Zitieren und Vergleichen irgendwelcher Textstellen mit dem, was er einst durchaus besessen hat - mit dem gesunden Menschenverstand eines erfahrenen Großstadt-Antiquars. Und Kollege Plocher weiß uns heute nichts besseres zu bieten als das weit hergeholte Variieren eines äußerst schwachen und zudem aus dem Zusammenhang gerissenen Fontanezitats. In der Sache aber herrscht weiterhin Nebel am Niederrhein und anderswo.

Es sind nun zehn Jahre her, daß ich die Idee einer Genossenschaftsbildung in der ersten Hess-Runde vor gut 250 Antiquaren vorgestellt und propagiert hatte, parallel und ohne Beziehung zum amerikanischen Tomfolio. Die noch älteren britischen Unternehmungen in dieser Richtung, auf die uns später Plurabelle aufmerksam gemacht hat, waren damals, in Vorgooglezeiten, ganz unbekannt. Es ist - das bereitet Prolibri heute noch Alpträume - also nachweisbar m e i n K i n d, um das es sich da handelt. Und die eigenen Kinder betrachtet man bekanntlich besonders kritisch.

Drei Todsünden hat die junge, hoffnungsvolle Genossenschaft teils noch vor, teils während der Berliner Gründungsversammlung begangen. Gegen alle drei habe ich verzweifelt angekämpft, in der Hess-Runde alles hübsch dokumentiert und nachweisbar:

1) die Verletzung einer demokratischen, offenen Diskussionskultur, stattdessen das Fortführen einer scheußlichen Mauschelei, Grüppchenbildung und Intrigiererei, teilweise, das muß man einräumen, durch die kreuzunglücklichen, hoffnungslos veralteten gesetzlichen Regelungen im Genossenschaftswesen begründet,

2) die Abkehr von einer niedrigschwelligen Zugangspolitik zugunsten einer psychologisch und taktisch verheerenden, elitär hohen Start-Beteiligungsforderung, die von den Kollegen vorher schon jenes Vertrauen einfordert, das sie erst später entwickeln sollen und können - war während der ZVAB-Übernahmezeit vielleicht notwendig, hätte dann aber sofort umgeändert werden müssen,

3) die Wahl fürchterlicher, peinlicher, lächerlicher und struntzdummer Namen - mit GIAQ fing das an.

Wobei wir beim Thema sind. Wer so meschugge ist, GIAQ als Bezeichnung für eine große allgemeine Selbstorganisation im Antiquariat festzuschreiben, dem sind noch weitere Namensblödheiten zuzutrauen. Ich schieße mich da keineswegs nur in die niederrheinischen Nebel-Niederungen ein (die jetzt bis nach Köln reichen), auch Kollegen wie Kretzer et alii scheinen zwei linke Hände zu haben in mancherlei Hinsicht.

Vor allem aber in dieser:

Die Datenbank, und damit die Seele der Genossenschaft, tauft sich jetzt um in "Antiquariat". Wie das im einzelnen geschehen soll, ob "nur" mit Internetadresse oder als Gesamtbezeichnung der Datenbank oder Teil einer solchen - immer ist das juristisch unzulässig. Die Folgen werden überaus peinlich sein. Das kann sich doch jeder ausmalen. Teils recht gute Arbeit (etwa das Shopsystem und die Bebilderung) wird dadurch entwertet und wohl schließlich zerstört. Denn Fehler, Wechsel, Peinlichkeiten bei der N a m e n s - Wahl oder Adressenwahl sind heute, das weiß man, tödlich. Es gibt nichts Schlimmeres für ein Verkaufs- und Werbeinstrument!

Die Gründe sind hier noch einmal in knappster Form zusammenzufassen:

Es muß darauf abgestellt werden, was "Antiquariat" in der Vorstellung der meisten, der durchschnittlichen T e i l n e h m e r am Markt ist. Da die Rechte der Mitbewerber der Verkaufsdatenbank ebenso geschützt werden müssen wie die Rechte der Käufer = Verbraucher, nicht aber die irgendwelcher anderer Leute, gibt es nur ein Kriterium zur Prüfung der Zulässigkeit einer Bezeichnung:

*Wie denkt (werbepsychologisch auch: wie f ü h l t) der Teilnehmer am Markt der alten Bücher darüber?

Hier gilt nun, daß "Antiquariat" eine einzelne Firma darstellt für den Verbraucher. Mit "Antiquariat" verbindet sich die persönliche Leitung, mehr noch der S t i l eines Hauses (dieser Aspekt wurde noch gar nicht angesprochen), die Verantwortung, eine gewisse Betreuung, eine weitaus größere S i c h e r h e i t für den Käufer (auch davon war bisher die Rede noch nicht).

Wenn ich also bei einer Bücherdatenbank, einem Portal einkaufe, dann hab ichs mit 200 oder 500 oder 1000 Antiquariaten zu tun, ebensooft also mit der Unsicherheit und Unwägbarkeit immer neuer, immer anderer Antiquariate. Will ich das in Kauf nehmen - gut, meine Verantwortung.

Was aber auf gar keinen Fall geschehen darf, ist, daß mich eine Datenbank über ihre Unwägbarkeit und Unsicherheit der Vielzahl von teilnehmenden Antiquariaten HINWEGTÄUSCHT durch die Verwendung des Begriffs "Antiquariat".

Das ist wahrscheinlich Täuschung, möglicherweise Betrug, ganz sicher aber eine Verletzung der Grundregeln im Wettbewerb.

Weil das ganz klar ist, wird die "neue" Namenswahl der Prolibri in ein riesiges, peinliches Desaster führen. Die Verantwortlichen sind nun gewarnt, hinterher können sie sich nicht mehr herausreden.


Rasch noch der Hinweis auf einen bemerkenswert hellsichtigen Beitrag im Börsenblatt:
http://www.boersenblatt.net/350742/



Das Täuschungsbild verdanken wir encarta. Es wird auf einfache Anforderung hin sofort entfernt.