Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Blaues Wunder mit kleinen Fehlern - Webseitenkritik Bilger
http://www.fonsblavus.de/
Kollege Bilger erfreut uns mit einer guten Webseite.
Vorspruch: Jeder Antiquar plagt sich in Gedanken, Worten und Werken mit der Planung und dem Ausbau einer eigenen Webseite. Man sollte deshalb nicht einfach Antiquariatsseiten vorstellen und dann den Redakteursblock wieder zuklappen, wie heute im Börsenblatt geschehen, sondern Gestaltung und Inhalt auch besprechen und bewerten. Solche kritischen Besprechungen können nur förderlich sein. Auch würde ich anregen, die Stellungnahmen von Kollegen, wenn man schon auf die löbliche Idee kommt, sie anzurufen, etwas ausführlicher zu gestalten. E c h t e Kollegen-Interviews sind stets ungemein nützlich, wir lesen sie alle gern. Nur sollten es keine ausgefeilten schriftlichen Stellungnahmen sein, dann wirs eher langweilig - Stormchen hatte seinen Antiquariats-Anzeiger leider zeitweise genau damit lahmgelegt.
Biester könnte das ganz gut, er hat eine konziliante Telefonstimme. Aber zurück zur Bilgerschen Webseite.
Das Blau der Startseite mit dem kreisrunden Bild ist wunderschön. Leider macht Bilger den Fehler, mit dem uns auch RFMeyer zu ägern pflegt - er bedenkt nicht, daß man auf der Startseite gern mit e i n e m Blick alles überblicken möchte. Das schönste Bild nutzt nix, wenn ich es nur in Teilen sehen darf. Wie ungeschickt, die gute Grundidee durch den Zwang zum Herunterscrollen zu beeinträchtigen.
Die Klappmenus oben in der Startseite sind graphisch unklar, ich weiß nicht recht, ob ich unter "Aktuelles" n u r "Buch des Monats" und "Messen" anklicken soll, oder auch "Aktuelles" selbst, ist "Aktuelles" also nur die Überschrift zum darunterliegenden Klappmenu oder birgt sich in ihm a u c h eine eigenständige Information? - Menus zum Herunterklappen verstehen sich entweder mit oder aber ohne ihre Überschrift. Kompliziert zu beschreiben, sehen Sie es sich an, dann begreifen Sie sofort, was ich meine. Das sollte also geklärt werden, graphisch. Ohnehin warne ich vor allzuvielen Spielereien. Ist es nicht besser, k l a r anzuzeigen, was auf der Webseite alles geboten wird? Muß ich unbedingt einen Teil erst einmal "verstecken", damit der Leser überrascht wird wie beim Öffnen von Weihnachtskalendern - - was mag wohl hinter dem Türchen sein?
"Aktuelles" sollte irgendwie w i c h t i g sein. Ein Neujahrsgruß, so nett er auch klingen mag, ist nicht "aktuell". - Der farblich sehr gute Scan des herausgehobenen (sehr schönen) "Buchs des Monats" wirkt leider höchst künstlich und verquer durch die Marotte des Kollegen, nur Vorderdeckel und Rücken auf einer Ebene zeigen zu wollen. Der Rücken liegt ja in der Natur nicht plan zusammen mit dem Vorderdeckel, wenn ich nur Vorderdeckel und Rücken zeige, er ist dann "eigentlich" schräg im Bild. - Hier bin ich längst zum flachen Auflegen des ganzen Buchs gekommen, das sieht natürlicher aus - wenn freilich auch der zweite, hintere Deckel nichts zusätzlich Informatives bringt. So jedenfalls wie hier wird die Optik des Buchs vergewaltigt.
Bei dem Beschreibungen bitte ich mir aus, daß mir als Leser nicht der ganze Wust der - inhaltlich exzellenten! - Beschreibung in einem Durchsatz an den Kopf geknallt wird. Durch diese schreckliche Unsitte ist ein ganzer Katalog, jener ominöse Pleitegeier, der bei mir unter "Sammelkatalog der Quack" läuft, verdorben worden. Wir bitten also um Absätze, noch besser um unterschiedliche Typengrößen usw.
Dies gilt in der Folge auch für die unter "Messen" angezeigten Exemplare.
Wer so liebevolle und sachkundige Ermittlungen und Hintergrundberichte zu seinen Titeln fertigbringt, gerade der müßte sich zu einer optisch-typographisch klaren Darstellung durchringen können. Bleiwüsten wirken ernüchternd.
Unter "Kataloge" wirkt das "Bitte auf den Katalog klicken" recht ungeschickt. Sowas löst man graphisch anders, nicht so kindlich. Eine Antiquariats-Webseite ist kein Eiermännchen-Spiel.
Leider, leider eröffnet sich dann, wer hätts gedacht, unter "Kataloge" das schwer handhabbare, ungeschickts ins Netz geknallte Druckmanuskript eines Katalogs, das man herunterscrollen muß. Das ist nicht gut! Gerade ältere und würdigere Semester, an die sich der Kollege doch wendet, h a s s e n diese ungeschickteste aller Darbietungsformen von Katalogen. Hier ist unbedingt ein Umdenken angesagt. Es ist eine Sache von ein bis zwei Stunden, um aus dem Druckmanuskript eine gut bedienbare echte kleine Datenbank zu schustern.
Bei der Registerkarte "Fons Blavus", hinter der sich dann "über uns" eröffnet, tritt das oben schon erwähnte Problem der Mehrdeutigkeit verborgener Unterregister wieder auf. - Der persönliche Einführungstext ist außerordentlich sympathisch und zurückhaltend, sowas bin ich bei Antiquaren leider sonst gar nicht gewohnt. Vielleicht einen Tick noch zurücknehmen, etwa beim "Betreuen" der Kunden, ansonsten aber - - sympathisch! So soll es sein!
Es ist Geschmackssache in einem tieferen Sinn, ob überhaupt und wenn dann welche Kollegen ich direkt verlinke. Man weiß nicht - sind das jetzt "Freunde", "Messekollegen", "Antiquare, mit denen ich zusammenarbeite", "...die ich empfehlen möchte" - oder was sonst? Bitte erklären. - Die bibliographischen Links sind, mit Verlaub, etwas heruntergehudelt. Das muß besser durchdacht sein und auf die angebotene Warenart abgestellt werden. Sonst lieber nichts bringen.
Kollege Bilger entgeht dann unter "Kontakt" doch nicht der Versuchung, ein großes Portrait "gewinnend lächelnd" einzustellen. Das könnte in dieser Form auch das Börsenblatt zieren, Stil Wetscherek-Wien oder, o Gott, der Jüngling von "Ich mach was mit Büchern". Solche Psychotricks sollte man unterlassen.
Die erwähnten Kleinigkeiten ändern, bis auf die Unsitte, dem Kunden PDF-Kataloge an den Kopf zu knallen, nichts an meiner Einschätzung dieser Webseite als Lichtblick mitten im sonstigen Elend der Kollegenseiten. Gesamtnote wäre 2-3, ohne das PDF-Ungeheuer sogar durchaus eine gute 2+.
Rechtlicher Hinweis: Webseiten, die dem Verkauf an Kunden im Internet dienen, dürfen einer kritischen Beurteilung unterzogen werden. Wer sich persönlich gekränkt fühlt, möge mich zur Nacharbeit einzelner Textstellen auffordern, ich werde tun, was möglich ist. Aber im Interesse der Kunden wie auch der Antiquare selber kann und soll es, wie bisher so auch in Zukunft, Webseitenkritiken geben.
Das Foto vom Blautopf gehört der Stadt Blaubeuren, bei der wir uns bedanken für die Verwendungsmöglichkeit.