Samstag, 31. Oktober 2009

Ein Register der retrospektiven Erwerbungsprofile der Bibliotheken im deutschen Sprachgebiet




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Auch Bibliotheken haben ihre Intimbereiche. Zum innersten Kreis der diskret behandelten Verwaltungstechniken gehört eine Frage, die uns Antiquare als Verwalter und Anbieter der alten Bücher brennend interessiert:
In welchem Umfang, nach welchen Voraussetzungen und in welcher Abgrenzung zu Nachbardisziplinen, wann und mit welchem Etat werden fehlende Titel zur retrospektiven Bestandsergänzung von den Büchereien gesucht und gekauft?

Bei persönlicher Nachfrage in den Zimmern der Sachbearbeiter - in kleinen Bibliotheken tuts schon ein Plausch mit der Sekretärin - erfährt man in der Regel bereitwillig Einzelheiten, schließlich würde sich der freundliche und in aller Regel grundgescheite Referent des Fachgebietes genieren, dem Antiquar gegenüber Versteckspiele zu inszenieren. Gespräche in Bibliotheken gehören zu meinen erfreulichsten Erinnerungen.

Ganz anders sieht es aus, wenn man auf schriftlichem Weg oder gar mit der Ankündigung einer Veröffentlichung um Daten zur Erwerbungspolitik im engeren Sinn bittet - gewundene, nebelhafte Drückebergereien sind noch das beste zu erhoffende Ergebnis, meist kommen saugrobe, in ihrer Kürze beleidigende Ablehnungen per Email zurück, auf Briefe in der Regel - garnichts, Schweigen.

Ich beziehe mich hier auf eigene kleine Testserien, die ich vor einigen Jahren unternommen hatte. Heute könnten wir hoffen, daß ein vorsichtig und wohlüberlegt angeleiertes Arbeitsvorhaben dieser Art etwas mehr Erfolg haben wird.

Die Gründe für das Aufrechterhalten eines Sperrbezirks in allen Erwerbungsfragen liegen auf der Hand. An erster Stelle steht dabei eine gewisse S c h a m, wohl hier das Haupthindernis für freie Informationspolitik. Viele Bibliotheken haben, man weiß es, nolens volens ihren Etat zusammenstreichen müssen. Wenn etwa im Bereich von Naturwissenschaft und Medizin internationale Drohnenverlage Zeitschriften- und Serienabonnements mit Jahresansätzen von 20.000 Euro und höher vertreiben - die Arbeiten sind wie zum Hohn oft genug staatlich finanziert worden - , dann bleibt der letzte Posten, an dem noch etwas Geld einzusparen ist, der Erwerb antiquarischer Titel.

Das merkt man nicht so (wer überblickt schon den retrospektiven Bestandsaufbau von außen?), und zur allfälligen Beruhigung einer kulturell interessierten Öffentlichkeit kauft man den einen oder anderen spektakulären Titel, der womöglich zu einer kleinen Pressemeldung führt. Dann schaut schon gar keiner mehr nach, ob die Bibliothek ihrer Pflicht zum retrospektiven Bestandsaufbau in der Breite und Tiefe nachgekommen ist.

Die großen Budgetsummen kann man ja allerorten nachlesen, in der Regel kennen wir also den oft beachtlichen Gesamtetat. Aber wie schäbig es in Einzelbereichen manchmal zugeht, das mag man nicht schwarz auf weiß herausgeben.

Ein weiterer Grund zur Informationsverhehlung besteht in der technischen Schwierigkeit, mit den großen Bücherdatenbanken umzugehen. Man muß, will man es sich einfach machen, im deutschen Sprachbereich zumindest mit zwei Suchmaschinen arbeiten, dem ZVAB und mit bookfinder. Wegen den lächerlichen, völlig unzureichenden und in jeder Hinsicht unbrauchbaren Sacherschließungen in allen Verkaufs-Bücherdatenbanken könnte die erwerbungswillige Bücherei nur so vorgehen, daß sie ihren eigenen Kanon der gesuchten Bücher in den beiden Datenbanken abfragen würde.

Das ist schon von der schieren Zeit her ein Ding der Unmöglichkeit, ganz zu schweigen davon, daß eine retrospektive Gesamtliste in aller Regel nicht erstellt worden sein dürfte, man also, von Ausnahmen abgesehen, aus dem Stegreif gar nicht angeben kann, was einem fehlt. - Diese Misere gibt man aber nicht gern zu, sie enthüllt eine peinliche Lücke im Betriebssystem.

Ein Drittes darf nicht verschwiegen werden. Die Bibliothek fürchtet, nicht ganz zu Unrecht, daß die Antiquare, sind die fehlenden Titel einmal ermittelt, diese für sie erfreuliche Lage ausnutzen und Apothekenpreise berechnen. Soweit ich die Situation überblicke, kann solche Sorge aber nur bei den wirklich seltenen und hochwertigen Zimelien gelten. Nicht zuletzt durch das Internet hat sich für untere und mittlere Titel ein vernünftiges Preisniveau eingependelt, es ist "durchgesagt", was ein nicht gerade exorbitantes Buch ungefähr kosten arf.
Langer Rede kurzer Sinn: Wir dürfen, wenn wir mit Auskunftsersuchen im delikaten Bereich der Erwerbungspolitik an Bibliotheken herantreten, keinen sprudelnden Quell der Auskunftsfreudigkeit erwarten.

Vielleicht gibt es einen Weg, mit dem wir den gordischen Knoten durchtrennen können? Ich denke schon. In den Bibliotheken sitzen bewährte Praktiker, mancher Sachbearbeiter würde mit links ein exzellentes Fachantiquariat betreiben können. Aus der Tagespraxis heraus können wir Antiquare den erwerbenden Bibliotheken folgendes Modell anbieten:

Der Antiquar stellt eigenständig fest, welche Titel der Bücherei fehlen. Dazu braucht er natürlich ein sehr genaues Erwerbungsprofil, er sollte nicht mit den ausführlichen, aber vielfach veralteten oder real stillgelegten Merkblättern des IuD-Systems oder gar der SdD-Unternehmung abgespeist werden. Sagen wir es deutlich -

Wenn der Antiquar seine eigene Zeit, die er auch nicht gestohlen hat, zu aktiven Recherchen im Interesse einer Bibliothek anwendet, dann ist es das Mindeste, daß diese Bibliothek ihn mit *genauen* Erwerbungsprofilen versorgt.

Solang die Bibliothek diese Forderung der Antiquare nicht erfüllt, kann sie von keinem Kollegen erwarten, daß er stundenlang seine Angebote mit ihren Beständen abgleicht.

Dagegen verstehen wir gut und nehmen es hin, wenn der Fachreferent uns weder mit genauen Etatzahlen für seinen Ankauf versorgt noch gar Regeln übermittelt, was denn seine Kauflust steigern könnte. Wir müssen dem Referenten bzw. der Erwerbungsstelle also die volle Freiheit - auch die Informationsfreiheit - belassen, dürfen von ihnen also nur die notwendigsten Rahmendaten erbitten.

Wir Antiquare könnten das rein theoretisch auch durch Serienabfragen etwa mit dem KVK leisten. Aus einer Reihe von Gründen, die darzustellen hier der Raum fehlt, ist es aber unumgänglich, daß mit

*Einzelabfrage und *Einzelangebot, bezogen auf jeweils nur eine bestimmte Bibliothek,

gearbeitet wird.

Die Bibliothek übermittelt uns neben ihrem möglichst genauen retrospektiven Erwerbungsprofil auch die Zugangsdaten der für sie jeweils vollständigsten Datenbank. Das sind keineswegs immer die großen überregionalen Sammelkataloge.

In einer sehr wertvollen Zusatzrubrik sollte uns die Bibliothek Besonderheiten ihres Bestands, von der Erwerbung derzeit ausgeschlossene Gebiete usw. mitteilen. Sonst sind Irrwege und Alpträume für den Antiquar nicht zu vermeiden. Wenn z.B. Tübingen, ein aus dem Gedächtnis herbeigezogenes Beispiel, beim Sammelgebiet Theologie die volkstümliche Theologie, Volksfrömmigkeit also, ausschließt, dann muß der Antiquar genau wissen, was darunter fallen soll und was nicht, ehe er freudestrahlend hunderte alter Andachts- und Gebetbücher anbietet und dann nur Absagen erhält. Oder, um auf die Besonderheiten zu kommen, ich besitze etwa 1000 deutschsprachige Titel mit elsässischer Provenienz, die in der Deutschen Bibliothek fehlen, oft in ganz Deutschland überhaupt, die sie in Leipzig aber - entgegen ihrem Sammelauftrag - nicht zu erwerben wünschen. Solche Besonderheiten und Einschränkungen zu erfahren ist sehr wichtig, damit sich der Kollege nicht umsonst abzappelt.

Die Gegenleistung des Antiquars für die Auskunftswilligkeit der Bibliothek muß darin bestehen, daß er seine Angebote mehr oder minder exklusiv an die Bibliothek richtet. Man kann keinem Sachbearbeiter zumuten, er solle - in der Regel sehr zeitaufwendige - Bestellungen ausfertigen, die sich dann zur Hälfte als schon verkauft erweisen. Der Bibliothekar wird verstehen, wenn der Antiquar, wiederum im Gegenzug, eine deadline für die Bearbeitung seiner Angebote festschreibt.

Fazit: Ich halte es für sinnvoll, Bibliotheken, insbesondere auch Fachbüchereien jeder Art, Archive und Museen um Erwerbungsprofile und Hinweise zur jetzt oder später bestehenden Ankaufswilligkeit zu ersuchen. Das macht man heute mit Email-Anfragen. Die dabei dann üblichen Spam- und anderen Untergangsszenarien lohnt es sich in Kauf zu nehmen, da die Portobelastung sonst mehrere tausend Euro betragen würde. Auch kann die Abfrage nur nach und nach geschehen.

Ich sehe folgende Bereiche:

1.
Die großen Bibliotheken, Landes- und Universitätsbibliotheken. Hier gilt es, die vielen kleinen Sondererwerbungsfelder der komplizierten Einrichtungen, die oft Labyrinthen gleichen, sozusagen herauszukitzeln. Ob das gelingt, muß sich zeigen.

2.
Die Stadt- und Gemeindebüchereien. Ein von uns in der Regel sträflich vernachlässigtes Feld. Erstaunlich viele auch kleinere Büchereien haben lokal bedingte Erwerbungswünsche, die weit über den "Heimat"-Begriff hinausgehen.

3.
Universitätsinstitute, auch solche ohne gesondert ausgewiesene Bibliothek. Hier wäre zu überlegen, ob nicht die vorhandenen Hochschulverzeichnisse, ausgezeichnete Instrumentarien, fürs erste ausreichen.

4.
Fachbibliotheken, Firmen- und Behördenbibliotheken außerhalb der Universitäten. Ein ganz wichtiger Sektor, der von den Antiquaren leider meist als zu sekretierendes Kassenschrankwissen behandelt wird. Hier ist Transparenz zu schaffen.

5.
Museen und Archive. Ein weites, gerade bei retrospektiven Angeboten sehr lohnendes Feld. Hier ist wichtig zu erfragen, inwieweit die EDV-Aufnahme der Buch-Bestände durchgeführt worden ist.

Weitere interessante Fragen schließen sich an, etwa die Bedienung des Zeitschriftenbereichs - die Zeitschriftendatenbank ist eines der bestfunktionierendsten Instrumente des Bibliothekswesens, ihre Nutzung durch die Bibliotheken bei der Erwerbung aber geradezu schauerlich desorganisiert, inkonsequent und für den anbietenden Antiquar beleidigend, exempla docent.

Das derart entstehende Verzeichnis muß, das ist überhaupt die erste Voraussetzung dafür, daß wir von den Bibliotheken Auskünfte erhalten, für jedermann zugänglich sofort nach Erhalt der jeweiligen Daten ins Netz gestellt werden, gratis und werbefrei.



Für die Nutzungsmöglichkeit des cartoons danken wir gliderrider.com.

Freitag, 30. Oktober 2009

Grundriß einer neuen Antiquariatszeitschrift (Vorschlag)





1.
Die Zeitschrift berichtet für und über

a) Büchersammler und Nutzer gedruckter Informationen überhaupt,
b) Buchantiquare mit Schwerpunkt "mittleres Antiquariat"
c) allgemeine und Fachbüchereien, Archive, Dokumentationsstellen, Museen und andere korporative Altbuchkäufer

Sie hat dabei immer wechselseitige Information im Auge. Die Fachbücherei und der Privatsammler sollen über Vorgänge im Antiquariatswesen ebenso informiert werden, wie der Buchantiquar unterrichtet werden soll über für ihn wichtige Ereignisse und Überlegungen im Bibliothekswesen und in den Organisationen und Foren der Sammler.

Teil dieser gegenseitigen Informationspflicht ist auch eine unparteiische, neutrale Ombudsman-Funktion. Die gerade in Antiquariatskkreisen übliche, beckmesserische Abqualifikation der Kunden, das einseitige Vertreten der Buchhändlerinteressen muß ein Ende haben und sorgsamer Abwägung der Anliegen beider Seiten Platz machen.

Die Erweiterung des Berichtskreises auf Bibliotheken und Archive ist für die Antiquare von großer Bedeutung. Hier liegen bedenkliche Informationswüsten zutage, kaum ein Kollege kennt die Etats, Ankaufswünsche und Sammelpflichten etwa der Museen oder der Fachbibliotheken.

2.
Kontinuierlich bearbeitet die Zeitschrift, auch in den Leitartikeln, einige für die Antiquare und ihre Kunden dringliche Aufgaben und Themenbereiche. Das sind insbesondere

a) Katalogisierungstechniken, bibliographische Erschließung, die Propagierung einer verbindlichen Sachgliederung für die Altbestände,

b) Portal- und Datenbankfragen, damit verbunden Absatzförderung, Rationalisierung im Versand, Lagerhaltung, Monopolbekämpfung, Reform der Bücherdatenbanken, ZVAB, Abebooks, Amazon

c) Verbesserung, teils auch Normierung, vor allem aber systematische Darstellung und Erschließung der überwiegend unsäglich schlechten Kollegenwebseiten

d) Einwirkung auf Bund und Länder dahingehend, daß das personell unterbesetzte, unzureichend finanzierte Bearbeiten der diversen *retrospektiven* Sammelaufgaben im Bereich der alten Bücher durch öffentlich geförderte Bibliotheken, Archive, Museen usw. endlich besser in den Griff genommen wird,

e) Förderung der Zusammenarbeit mit dem Neubuchhandel

f) Kritische Beleuchtung und neutrale Diskussion der überwiegend peinlichen, untätigen, verqueren Gruppierungen innerhalb der Antiquare,

g) Propagierung neuer Generallösungen im Antiquariat, Erörterung des zentralen Katalogisierungsbetriebs mit Auslieferungslager insbesondere für Unter- und Mittelware, Propagierung des "Hauses der Bücher" auf Ortsebene, um dem Ladensterben Einhalt zu gebieten

3.
Der Redaktionsbetrieb soll im Kern nicht in der Entgegennahme von Informationen aus "interessierten" Quellen bestehen, vielmehr müssen eigenständig Informationen aus dem Internet eingeholt werden. Dies ist in aller Regel *nicht* möglich durch Google-Stichwortabfragen etwa nach dem Suchwort "Antiquariat", vielmehr muß sowohl das örtliche Zeitungswesen über die tagesaktuellen Portale ausgewertet werden, wie auch die Fachzeitschriften, Portale und Foren der für das Antiquariat wichtigen Fach-(besser: Sach-)gebiete durchgesehen werden sollten.

Dabei gilt, daß die Probleme der Antiquare und Büchersammler weltweit identisch sind - es gibt kein "deutsches" Antiquariat mehr. Die Sorgen des Kollegen in Brisbane sind auch unsere.

In der ersten Phase der nichtkommerziellen Nutzung kann ziemlich freizügig mit Teilzitaten umgegangen werden. Es muß berücksichtigt werden, daß Quellenangaben (Links) im Netz, nicht nur in der Tages- und Wochenpresse, sondern auch in Blogs usw. oftmals schon nach wenigen Wochen nicht mehr greifbar sind. Texte von Bedeutung müssen also immer im Rahmen der Zeitschrift dokumentiert werden.

4.
Täglich sollten zwei Texte im Kopf der Webzeitschrift *zweispaltig* angeboten werden, einer in der Regel ein Leitartikel als persönlich gestalteter Kommentartext, der andere ein interessanter Fund aus dem Internet. Unterhalb dieser zweispaltigen Rubrik wird in *drei* Spalten in sachlicher Anordnung weiteres Material geboten, das dann zeitlich wie in Blogs von oben nach unten wandert und nach 2-3 Tagen aus der Titelseite verschwindet.

Artikel, die aus der Titelseite zeitlich herausfallen, werden auf thematisch streng geordneten Archivseiten gesammelt. Die Anordnung in den Archivseiten sollte nicht in zeitlicher Abfolge, sondern nach Umfang oder Bedeutung erfolgen.

Systematische Verweise auf andere Medien oder Blogs durch Links ("Linksammlungen") unterbleiben. Die Zeitschrift stellt sich die Aufgabe, alle Informationen selbst zu bringen und sie zu gewichten. Auf genaue Quellenangaben ist natürlich immer zu achten.

5.
Am Monatsende werden Meldungen und Kommentare nach Sachgruppen locker geordnet in Zeitschriftenform ausgedruckt. Die Sachordnung tritt hier, wie schon in den Archivseiten des Webportals, an die Stelle der blösinnigen "alphabetischen Register", "Themenwolken" und was andere Spielereien mehr sind. Es zählt immer nur die schnelle und praktische Information.

In der ersten Phase wird auf fehlende Lesefähigkeiten der Nutzer in den zwei Fremdsprachen Englisch und Französisch keine Rücksicht genommen.

6.
Der "Clou" der Zeitschrift dürfte in der konsequenten Zusammenführung der Interessen und Themen der Käufer mit denen der Verkäufer bestehen. Davon profitieren beide Seiten.



Unser Dank für die Verwendungsmöglichkeit des Fotos vom Brand der Anna-Amalia-Bibliothek geht an den Fernsehsender RBB.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Die Angst der Antiquare vor dem alten Krokodil


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Kollege stormchen hat sich als Grabspruch für sein hoffnungsvolles, trotzdem jäh beerdigtes Medienunternehmen eine kuriose Zwangsvorstellung ausgedacht, ich zitiere:

"Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war letztendlich eine Absagebegründung, die als Grund die Angst vor einem öffentlichen Verriss des Beitrages durch den Freiburger Antiquar Peter Mulzer (alteskrokodil) auf dessen Internetblog nannte. Es wirft ein erschreckendes Bild auf den Zustand einer so altehrwürdigen Branche, wenn sie sich derart vor einem Kollegen fürchtet, dass sie vor Angst ihre eigenen Marketinginteressen zurückstellt."

Hier äußert Kollege Paulitz s e i n e Vorstellung davon, wie es in den Seelen der Antiquare aussieht. Mit der Wirklichkeit hat das nach allem, was ich erfahren kann, herzlich wenig zu tun.

An und für sich kümmere ich mich wenig darum, was die Opfer meiner Tests, Untersuchungen und Kritiken denken - ich darf mich nicht darum sorgen. Denn Rücksichtnahme auf Personen und Gruppen würde meine neutrale Haltung beschädigen. Nur dann glaubt man mir, wenn ich wirklich ohne Ansehen der Person hinschaue und argumentiere.

Nur solche Zielpersonen, von denen so gut wie jeder Leser weiß, daß ich im Dauerclinch mit ihnen liege, pflege ich parteiisch zu mißhandeln, dazu gehört etwa ein niederrheinischer Qualitäts- und Edelantiquar und ein Frankfurter Redakteur, vielleicht noch die Quack und ihr Datenbänklein, das (Lateinfehler:) Prolibri. Ansonsten aber bin ich neutral.

Es hat darum wenig Sinn, wenn mich stormchen zu einem Bumann der Branche hoch- oder vielmehr niederstilisiert. Ich muß im Gegenzug leidvoll feststellen:

Da dieser Blog von allen einschlägigen Webseiten und Blogs mit peinlichster Sorgfalt verhehlt und verschwiegen wird, mich die Kollegen, die von meinem Blog wissen, also Dritten gegenüber systematisch und feige abschotten (und damit jegliche Nettiquette gröblichst verletzen), da ich selber auch aus verschiedenen Gründen absolut keine Werbung dafür betrieben habe - - bin ich mitsamt dem Blog praktisch unbekannt.

Stormchen verwechselt das kleine Häuflein des Kreises um den Quack-Kern, um Kollegen RFMeyer-Berlin und um einige alte Börsenvereins-Mitdiskutanten mit dem Gros der anderen Antiquare. Dieser kleine Kreis kennt mich "irgendwie vom Hörensagen", oft aber nicht einmal meinen Blog.

Macht sich stormchen also was vor? Ganz sicher! Ich habe im Blog, soweit ich das mit Googles Zählern rekonstruieren kann, etwa 5 Antiquare als Leser und dann noch 5 Interessierte von außerhalb. Das wars dann. Wer wird sich davor etwa fürchten? Hier baut Kollege Paulitz ein Potemkinsches Dorf auf.

Er verschweigt, welche brutale und unaufrichtig-tückische Macht im Gewerbe inzwischen die Xing-Gruppe ausübt, wie die Unheilige Inquisition nur g e h e i m verleumdend und rufschädigend, ohne daß sich ihre Opfer wehren können. Alles dies gibt es bei mir nicht. Ich schreibe mit offenem Visier.

Fazit: Angesichts der hier lesenden durchschnittlich 5 Antiquare und 5 anderweitig Interessierten kann und wird kein Antiquar Angst haben vor meinen Blogtexten. Mein Blog ist publizistisch gesehen einfach "nicht da", kann also stormchen auch nicht als Alibi dienen für ein Medienprojekt, das er vorschnell aufgegeben hat.

Wenns nach mir ginge, würde er es fortsetzen.



Ich danke "Ortenau-Kultur" für die Verwendungsmöglichkeit des - hier ausgezeichnet in den Kontext passenden - Szenenbilds aus "Der Schimmelreiter".

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Lieber Antiquariats-Anzeiger! Nachruf auf einen Frühverblichenen


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1.
Graphisch war er keiner der Schönen im Lande. Wir wußten aber als Antiquare, die wir unsere "Wilhelmine Buchholz" im Regal haben, daß das mangelhafte Outfit "ja nur äußerlich" war und Dr. Frenzchen frohgemut in die Zukunft blicken konnte. Und richtig hatte Kollege Paulitz einige gute Ideen (z.B. das Einbinden von Videos) und eine sehr gute, nämlich die Einholung umfangreicher Kollegen-Interviews.

Das war um so erfreulicher zum Lesen, als sich dort die Antiquare ja vor sachverständigem Publikum entblättern mußten. Die Schwächen und Stärken ihrer Persönlichkeit und ihres Geschäftsbetriebs kamen zwischen den Zeilen deutlich zum Ausdruck, wovor aber verständige Antiquare keine Angst zu haben brauchten, denn in jedem Fall, wie immer sie sich auch darstellten, ihre Offenheit kam gut an im Kollegenkreis und das Ergebnis war unter dem Strich sehr positiv für den jeweiligen Autor.

Das Referieren von einschlägigen Presseberichten hätte fleißiger vor sich gehen können, auch hätten wir gern mehr aus der eigenen Werkstatt des klugen Redakteurs gelesen. Etwas deutlicher hätten Roß und Reiter benannt werden sollen, ich weiß heute noch nicht, wer welcher Kater war. Unter Antiquaren wimmelt es nur so von Büsis.

Ich hatte das Unternehmen anfangs sehr kritisch beäugt, wurde ihm aber in der letzten Zeit wohlgesonnen, schrieb auch einige für meine Verhältnisse ungemein brave Leserzuschriften. Das plötzliche Ende trifft mich hart, Sie werden gleich sehen weshalb.

Wer so viel Zeit investiert in ein Vorhaben dieser Art, der gibt es nicht leichten Sinnes auf. Daher versuche ich erst gar nicht, stormchen zu einer Fortsetzung zu bewegen, denn das ist die Art nicht an der Nordsee, sich wankelmütig hin- und herbewegen zu lassen. Roma locuta, causa finita.


2.
Bei der Entscheidung des Kollegen scheint eine, nun sagen wir, gewisse ungeklärte Haltung gegenüber Dr. Biester und seinem Börsenblatt-Ableger nicht unbeteiligt gewesen zu sein. Es besteht ja immer die Gefahr, daß ein neues Medium sich auf das alte, bisher tonangebende einschießt, daß ein "Anti-Börsenblatt" entsteht. Sowas kann man nur durchziehen, wenn man Mulzer heißt und Spaß daran hat, den Börsenverein und Dr. Biester zu demontieren. Ansonsten wäre es, da hat stormchen sicher Recht, ein trauriges Geschäft, nur der Antipode des Börsenblatt-Netzdienstes zu sein.

Er beklagt jetzt vermutlich - weißgott ganz zurecht - die Eigensüchtigkeit und Faulheit der Kollegen, von denen Unterstützung nicht zu erwarten sei. Es war in der Tat betrüblich, daß nicht mehr Leserzuschriften aus dem Kreis der Antiquare hereinkamen, auch hätte ich von denjenigen Kollegen, die eifrig Blogs schreiben, etwas mehr Mitarbeit erwartet.

Freilich hat stormchen zu wenig Geduld gehabt. Bei raschen Nachsehen in Google hätte er sich über sein Ranking schon freuen dürfen und feststellen können, daß diese Suchmaschine zeitschriftenartige, täglich nachgeführte Spezialmedien außerordentlich hoch positioniert, mit längerer Puste hätte er sichbald unter dem Stichwort "Antiquariat" ganz vorn bei Google gesehen und wäre zu einem begehrten Werbeträger geworden.


3.
Mit seiner Entscheidung, den Antiquariats-Anzeiger einzustellen, hat mich stormchen in eine schwierige Lage gebracht. Ich halte ein Medium für Antiquare und ihre Kunden für sehr wichtig. Der Antiquariats-Ableger des Börsenblatt-Netzdienstes erfüllt diese Aufgabe nicht, ich hatte das ja in diesem Blog ausführlich begründet. Bei näherem Hinsehen ist die ganze buchhistorische Konzeption der gedruckten Ausgabe von "Aus dem Antiquariat" seit vielen Jahren völlig verfahren, richtig müßte der Titel lauten "Wissenschaftliches Organ für Spezialfragen der Buchgeschichte". Auch darüber habe ich ja genug geschrieben.

Wenn nun weder der Netzdienst noch das gedruckte Monatsheft den praktischen Ansprüchen der Antiquare und der Büchersammler genügen, dann kann es nur eine Entscheidung geben bei der Planung einer neuen Antiquariatsmediums - die Texte des neuen Netzdienstes müssen geordnet, aber wenig verändert auch als Monatszeitschrift gedruckt werden.

Ich hatte gehofft, stormchen würde nach einiger Anlaufzeit auf ebendiese Idee kommen. Schließlich drängt sich das ja auf. Jeder Bibliotheksbesucher weiß, daß "Aus dem Antiquariat" neben der Zeitschrift für Alt-Aramäisch zu den am wenigsten gelesenen Fachorganen gehört, stets sind die Hefte blütenweiß und ohne jede Knitterspur. Kein gutes Zeichen... Das Niveau ist einfach viel zu abgehoben, die Themen höchst reizvoll (wenn Biester nicht gerade alle 1933 hinausgeekelten Kollegen zu "Auswanderern" erklärt, aber lassen wir das), aber schwierigst zu lesen. Was dann an "Antiquariatspraxis" dazwischengestreut wird, liest sich um so unpassender und plumper.

Die Zeitschriftenform ist für jedes Antiquariatsmedium deshalb so wichtig, weil die Goodwillträger unseres Gewerbes in ganz hohem Maß auch in großen und kleinen Bibliotheken zu finden sind.

Die Druckform ist aber auch wichtig für jenen Bereich, den Biester qua Gesamtkonzept seines Netzblatts nur wenig bearbeitet: Ich spreche von der Einbeziehung unserer Kunden in Erörterung und Diskussion. Das neue Medium müßte versuchen, eine echte Ombudsman-Funktion zwischen Antiquariat und Kunde einzunehmen.

Haben wir erst einmal ausreichend Leser unter den Sammlern für die Netz- und die Druckausgabe, dann wird das Inserieren für die Kollegen interessant. Als weitere Brückenfunktion möchte ich die Mitberücksichtigung des Bibliotheks- und Archivwesens verstehen. Wir sind dort als Antiquare in Zukunft eher noch mehr eingebunden, als das heute schon der Fall ist. Wir müssen auch mitreden, etwa im IuD-Programm.


4.
Wer sich an einer solchen kleinen Medienunternehmung beteiligen möchte, der ist freundlich eingeladen, mit mir in Briefwechsel zu treten. Ich bräuchte *dringend* Kollegen, die fließend Texte in

*Italienisch und in
*Spanisch

lesen und gelegentlich aus dem Ärmel übersetzen wollten.

Im Übrigen müssen wir halt mal sehen, was wir aus der Situation machen können. Technische Probleme reduzieren sich, da ich mich einigermaßen auskenne im Reiche der Rechner, auf das Finden eines *leicht verständlichen* Content-Systems. Die sind mir bisher alle zu kompliziert und zu anspruchsvoll. Wir brauchen was für Taubenzüchtervereine oder so.

Wir wollen stormchen aufrichtig danken für seine Arbeit!

Nun müssen wirs halt selber richten. Irgendwie.


Unser Dank für die Verwendungsmöglichkeit des Bilds geht an interstein.de, der das Foto gehört.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Regionale Darstellung von Antiquariaten: Wie es nicht geht!



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Kooperationen: Antiquariate im Rhein-Main-Gebiet

(Kooperationen im Antiquariatsbuchhandel,Folge 2).




Das Börsenblatt stellt uns heute ein "Kooperations"-Projekt im Rhein-Main-Raum vor. Der Grundton ist wohlwollend-konstruktiv, ein Anlaß, genauer hinzusehen. Das Börsenblatt lobt bekanntlich jedes noch so törichte Projekt, wenn es nur dazu dient, die Antiquare ruhigzustellen, sie mit kindlichen Planspielen zu beschäftigen und sie von ihrer Hauptaufgabe abzulenken, sich von der Monopolkrake ZVAB endlich zu befreien.

Reden wir Tacheles: Das heute vorgestellte Unternehmen ist sowohl dumm als auch frech.

Frech ist es und unkollegial, weil es eine ganz selektive, grotesk lückenhafte Auswahl der Antiquariate im interessanten Bücherkreis rund im Frankfurt darstellt. Hier haben sich einige Kollegen zufällig gekannt. Das ist eine gute Motivation für den Start eines gemeinsamen Arbeitsvorhabens. Aber: Sozioal denkenden Antiquaren sträubt sich das Nackenhaar beim Gedanken, die kleineren Kollegen links liegen zu lassen, wenn es um regional eng begrenzte Arbeitsvorhaben geht. Oder ist das die neue soziale Kälte, Schwarzgelb läßt grüßen?

Dumm ist das dahingestümperte Webvorhaben in mehrfacher Hinsicht. Erstens deshalb, weil Bezeichnungs- oder besser Benennungs-Frechheit, die an Roßtäuscherei grenzt, von den Kunden mit Mißvergnügen registriert wird und keineswegs zu erhöhter Kaufbereitschaft führt. Formal stimmt natürlich alles, da nur von (einigen) Antiquariaten und nicht von "den" Antiquariaten die Rede ist. Psychologisch aber hören wir die Nachtigall trapsen.

Das Mindeste - mit Google Maps in einer Stunde herzustellen - wäre eine Karte des Rhein-Main-Gebiets mit Eintrag *aller* Antiquariate gewesen. Dann wäre immer noch die Möglichkeit geblieben, in die Datenbank Bestände nur ausgewählter, interessierter Kollegen aufzunehmen, das zu begründen und auch farblich hervorzuheben.

Sehen wir hier eine vernünftige Planung in absatzstrategischen Sinn? Das Vorhaben ist ganz fürchterlich in den Sand gesetzt worden. Welchen Nutzen soll denn, bitte, die regionale Verzeichnung solcher Datenbanktitel haben, die ich üblicherweise und mit gutem Erfolg übers Internet bestelle, mir als Päckchen schicken lasse?

Regionale Vernetzungen und Selbstdarstellungen sind *nur* sinnvoll, wenn die Bestände am Ort als Ganzes greifbar und durchschaubar sind, wenn ich als Kunde also kommen kann und soll zum Stöbern.

Wo aber Bücher nach Nummern stehen, wegen der erfolgten Katalogisierung streng geordnet stehen müssen, dort verliert das Stöbern, die persönliche Präsenz des Kunden, weitgehend allen Reiz. Das Stöbern in einem Versandantiquariat ist absolut nicht anregend, sondern eine nüchterne und gequälte Sache. Das weiß man doch.

Welcher Teufel der Blödheit reitet also das kleine Häuflein der also Auserwählten im Rhein-Main-Bereich?

Das unsympathische Selbstlob auf der Startseite links unten (beste niederrheinische Quack-Schule) stößt den sensibleren Käufer ab.

Das Datenbänklein selber macht, abgesehen von der im Börsenblatt bereits erwähnten Langsamkeit, auf den ersten Blick einen aufgeräumten Eindruck. Aber um solche Qualitäten geht es dort überhaupt nicht, wo eine Benutzung wegen völlig verfehlter Strategie so gut wie nicht erfolgen wird, nicht erfolgen kann.

Hier waltet eine wohltuende Gerechtigkeit: Das unsoziale eigensüchtige Verhalten der beteiligten Kollegen führte zu weitgehend sinnfreiem Tun. Selten wurden strategische Blödheit und unkollegiale Herzensarmut so prompt bestraft.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

www.iobabooks.com - ein heuchlerisches, benutzerquälendes Bücherportal

Vorsicht: Dieser Beitrag wurde inzwischen - Mitte 2011 - schon weitgehend von der Entwicklung überholt (Neugestaltung der IOBA-Webseite)


Der Einführungstext ist ein dreistes Stück hoffärtiger Überheblichkeit.

Was zunächst auffällt, ist die unsägliche Arroganz, gepaart mit Schlechtmachen der "anderen", der minderwertigen Kollegen. Dafür mußten wir IOBA schon immer tadeln - nicht zuletzt auch deshalb, weil in den Vereinigten Staaten ansonsten unter Antiquaren eine freundliche, tolerante Hilfsbereitschaft vorherrscht, geht man nach den Forenbeiträgen.

Gewisse deutsche Kollegen haben solche hoffärtigen Unsitten, die der Kunde übrigens höchst mißvergnügt und sehr präzise registriert, ja inzwischen übernommen, auf Deutsch heißt das dann "Qualitätsoffensive". Mir wird jedenfalls übel, wenn mir auf der Startseite, noch ehe ich positive Statements lesen darf, an den Kopf geknallt wird:

"to make sure that traditional bookselling values were not abandoned in the brave new world of online selling, where buyers are purchasing books sight unseen and seller inexperience and fraud are not uncommon."

Der Leser stöhnt gequält, wenn dann folgender peinlicher Schmus folgt:

"Online booksellers who are accepted into IOBA are dedicated to maintaining high ethical and professional standards, and to promoting trust between customers and booksellers by providing a safe online environment for the sale and purchase of books."

Merken diese Leute denn nicht, daß hier mit "Ethik" Schindluder getrieben wird? Es gibt genug Kollegen in unserem immer etwas anrüchigen Gewerbe, die bei "trust" und "safe" ironisch und wissend grinsen... Ich möchte recht verstanden werden: Wir bemühen uns alle, und schwarze Schafe müssen wir belehren und zurechtweisen. Aber solche widerlichen Selbstlob-Heucheleien stehen uns nicht an. Jedenfalls nicht auf der Startseite.

"IOBAbooks was developed by IOBA as a safe harbor alternative to some of the larger and more well-known bookselling and online auction services that have abandoned the traditional values which have served our noble profession so long and so well."

P f u i ! Das ist nun widerliche Kollegenbeschimpfung, schleimiges Pharisäertum. Mein Gott, Kollegen jenseits des Ozeans, seid Ihr denn von allen guten Geistern des Geschmacks und der Selbstbescheidung verlassen?

Ich fliehe aus diesem Tümpel lauwarmer, seichter Schmuserei und Selbststreichelei. Wenn Antiquare glauben, sich aufführen zu sollen wie eifersüchtige Prediger in einer kleinen Methodistenkirche des Mittelwestens, dann sollen sies meinethalben tun. Sie müssen nur wissen, wie das nach außen hin wirkt:

Eingebildet, pharisäerhaft, arrogant und diskriminierend.

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"The Internet can feel like a savage jungle, but you deserve a civilized experience when buying books online". - Davon kann überhaupt keine Rede sein. Die großen Datenbanken üben ein recht strenges Regiment aus über die einliefernden Antiquare. Unsere wenigen schwarzen Schafe rechtfertigen jedenfalls keine großen Moralpredigten. Ich sagte das schon immer in Sachen (Sprachfehler:) "Prolibri" - es ist nicht möglich, es ist geradezu kontraproduktiv und schädlich, sich profilieren zu wollen durch ein angebliches "bessersein" als andere Kollegen, andere Datenbanken. Das läuft nicht, von Extremfällen, etwa in Frankreichs unsäglichem Datenbankelend, abgesehen.

Die graphische Darstellung der Datenbank im engeren Sinn ist inzwischen noch schlechter geworden. Rufen Sie zur Probe "Hitler, Kampf" auf. In fürchterlicher Platzverschwendung, mit blödsinniger Titel- bzw. Verfasserhervorhebung, einer geradezu dummfrechen, quälenden Anordnung von "more information" wird der arme Leser zu wahren Scroll-Orgien gezwungen. Ich bezeichne diese Datenbank als völlig unausgegoren, schlimmer - als unbenutzbar.

Es kommt bei mir nur selten vor, aber hier sage ich: Jedes weitere Eingehen auf graphische und datenbanktechnische Details wäre hier verschwendete Liebesmüh. Machen Sie einfach die Gegenprobe mit "Tomfolio"!

Fazit: Eines der miesesten, unausgegorensten, dummfrechsten Bücherportale weltweit, getragen von Hochnäsigkeit, gepaart mit widerlicher Kollegenschelte, in der Praxis dann ein wahres Finger-Folterinstrument für den armen Benutzer.




Dies ist ein Meinungsbeitrag. Er versteht sich im Zusammenhang mit dem großen Portaltest, den Sie hier an gleicher Stelle (Mitte September) nachlesen können

Dienstag, 13. Oktober 2009

RF Meyer: Nicht Datenhoheit, sondern Monopolfreiheit !




http://meyerbuch.wordpress.com/2009/10/12/datenhoheit/

Lieber Kollege Meyer,

daß ausgerechnet Sie, als Gründervater der einzigen innovativen Idee zur Zusammenarbeit der Antiquare in den letzten Jahren, das Hohelied der Datenhoheit singen, das der einzelne Kollege hochzuhalten und wertzuschätzen habe - das ist, mit Verlaub, absurd.

Ich setze das aufs Konto jener Verirrungen, die uns alle gelegentlich ereilen, und als Spezialist für meine eigenen Holzwege im Denken und Handeln habe ich volles Verständnis dafür. Da ist es dann ganz gut, wenn andere Zeitgenossen kommen und heilsame Tritte, man weiß schon wohin, austeilen. Hoppla - wir sind wieder wach, danke!

Wer unsere Bücher verkauft, welche Datenbank, welcher Sammelkatalog, welcher "Besorgungsdienst für antiquarische Bücher" (gibts das noch? In den USA durchaus), das kann uns, auf den ersten Blick zumindest, egal sein, sofern die Gebühren erträglich, die Konditionen vernünftig sind. Und auf den zweiten Blick?

In Internetzeiten ist die *Imagefrage nicht so wichtig. Natürlich gibt es Kotz-Datenbanken, ich habe die schrecklichsten Portale ja unlängst aufgelistet. Aber schadet es dem Ruf des Kollegen, wenn er dort in grauslichen Blutfarben, von aufdringlichen, dummen Sprüchen gegängelt und in törichten Hilfeseiten verdummt, auch seine Titel verzeichnet? Ich glaube nicht. Wenn ein Antiquar ein Image herstellen will, dann kann er das heute über seine eigene Webpage tun. Hat er den Kunden erst einmal dorthin gelockt, dann mag er sein Image pflegen, durch Kataloge und kluge Begleitsätze beeindrucken. Wie schwer das ist, sahen wir bei den Ansätzen zum Kollegen-Webseitentest (den ich nach den ersten Bombendrohungen ja eingestellt hatte).

Also übergeben wir unsere Titel, vom Image her, auch dem Teufel, wenn er denn anträte als Portalchef? ich denke: Ja (unsere Theologen natürlich ausgenommen). Aber da gibt es einen anderen, weit wichtigeren Gesichtspunkt, nämlich das *Machtmittel, das wir der Datenbank in die Hand geben. Nicht so sehr durch die Auflistung unseres Antiquariats als eines, das auch teilnimmt in dem oder jenem Portal, sondern durch das kaufmännische Potential am Altbuchmarkt. Das Buchportal erhält durch unsere Titelübergabe ein Stück Macht, eine Verfügungsgewalt.

Das ist ein kompliziertes Kapitel. Man kann sich, wie jener unglückliche Leander, mit Chuzpe hineinmogeln in einen Markt, ohne daran wirklich teilzunehmen, einfach durch Manipulation und Dummenfang.

Man kann einen Markt auch publizistisch "bedienen", was aber auch nicht ohne Risiken abläuft, wovon Casimir und Biester ein Liedlein singen können.

Oder aber, und nun sind wir wieder beim Thema, man agiert als Verkaufsmaschine, als Dienstleister im engeren Sinn. Auch Metainstrumente sind da denkbar, bei Eurobuch klappts nicht so gut, bookfinder dagegen zeigt, daß das lukrativ und perfekt zu machen ist. - Und die konventionellen Verkaufsportale?

Da stellt sich nun zunächst die *Monopolfrage. Über die haben wir zu oft diskutiert, als daß ich näher darauf eingehen müßte. Wir verleihen der mächtigsten Datenbank natürlich mit jedem dort neu angemeldeten Titel weitere Monopolmacht; können aber fast nicht anders, weil der Monopolist den immer besseren Absatz hat, haben muß, das ist ja der teuflische Automatismus.

Wenn es also einen Punkt gibt, der bei Ihrem Thema der "Datenhoheit" wichtig ist, dann ist es - in unserem abgeschotteten deutschsprachigen Altbuchmarkt - der Boykott des ZVAB. N u r und nur und nur dieser Punkt ist wichtig. Sie bringen es fertig, sicher unbeabsichtigt wieder einmal die große Vernebelungsmaschine anzuwerfen, indem Sie uns Themen zu diskutieren geben, die N e b e n wege sind. Nur das ZVAB ist für uns hier und heute wichtig.

Dabei spielen w+h Wiesler an sich keine entscheidende Rolle. Ich sage "an sich" und muß das erklären. Ihre Dienstleistungen sind pfiffig, nützlich und, sieht man von etwas dubiosen "Modulen" ab, auch ihr Geld wert. Nach wie vor ärgere ich mich freilich krank über die Verlogenheit, die dahinter steckt, daß w+h nicht offenlegt, inwieweit sie von den Portalen Vermittlungsgeld bekommt, also doppelt verdient.

Dagegen ist entscheidend ihre Rolle als Dienstleister, wenn es uns um den Kampf gegen das ZVAB, gegen das Monopol, um unsere Freiheit im Markt geht. Denn nur durch neue Dienstleistungen können wir den Kampf aufnehmen. Es geht da um Dinge wie aktive und passive Katalogisierung, um Zusammenarbeit mit Google usw. Näheres dazu an dieser Stelle bald. - Wir können unser neues Portal nur dann erreichen, wenn wir Dienstleistungen damit verbinden, die das ZVAB nicht anbietet.

Zurück zur "Datenhoheit". Ich brings auf den Punkt: Wir können unsere "Datenhoheit" gleich auf den Misthaufen kippen, w e n n es uns nicht gelingt, Datenbank-Monopolfreiheit zu erlangen.

Nicht um H o h e i t geht es, sondern um F r e i h e i t.

Das sind nicht nur Redensarten. Ich halte es schlicht und ergreifend für absurd, wenn wir uns über edle, subtile Feinheiten wie Datenhoheit Gedanken machen, solang über uns die beiden Damoklesschwerter ZVAB und Amazon=Abebooks hängen.

Zu einem war der Portaltest allerdings gut - ich bin geheilt von meinem Liebäugeln mit einer Neubelebung von Prolibri. Schlechte Portale soll man nicht noch aufpäppeln. Die müssen auch mal sterben dürfen.

Antisemitische Schönfärberei beim Börsenverein - auf ein Neues?

Vorsicht: Dieser Beitrag wurde inzwischen - Mitte 2011 - schon weitgehend von der Entwicklung überholt:
Inzwischen hat der Börsenverein eine sehr erfreuliche Kurskorrektur vorgenommen und den Eindruck, der damals entstehen mußte, energisch zurechtgerückt bzw. aufgearbeitet.


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An dieser Stelle mußte vor einigen Wochen ein Aufsatz der Herren Bach und Biester in der dem Börsenverein des Buchhandels eng verbundenen Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat" wegen verniedlichender, verfälschender Tendenzen getadelt werden. Da wurden unsere jüdischen Kollegen 1933-1941 nicht verjagt, nicht vertrieben, nicht entrechtet, nicht aus dem Land geekelt, sondern, o Wunder, nach Lesart des Börsenvereins handelte es sich um eine "Auswanderung", die jüdischen Antiquare "gingen" nach England, sie "fuhren" nach London, sie zogen um - eine selten widerliche Geschichtsfälschung in der T e n d e n z.

Man soll keine Verschwörungstheorien aufstellen. Ich hatte deshalb darauf verzichtet, Björn Biester, den Mitverfasser jenes Tendenzstücks, näher zu befragen, inwieweit ein neuerer, seltsam distanz- und kritikloser Beitrag über seinen Besuch in der Buchmesse eines umstrittenen arabischen Scheichtums mit solcher Geschichtsklitterung in Verbindung stehen könnte. Haben die Frankfurter ihren alten, leider immer zu beobachtenden Antisemitismus neu entdeckt, werden die Juden ein zweites Mal, diesmal geistig, in den Markthallen am Hafen zusammengetrieben - und Frankfurt schweigt?

Björn Biester ist heute verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" und zugleich der Antiquariatsabteilung des Netzdienstes des "Börsenblatt für den deutschen Buchhandel", mithin über kurze organisatorische Umwege ein nicht unwichtiger Mitverantwortlicher beim Frankfurter Börsenverein.

Ich habe mich gewundert über seinen Unwillen, Stellung zu beziehen, sich in irgendeiner Form zu entschuldigen über jenen ersten Aufsatz - immerhin hatte er uns, in der bis vor einigen Wochen als Netzblatt-Rubrik fest installierten Twitterabteilung des Börsenvereins-Netzdienstes, selber ausdrücklich auf seinen alten Beitrag aufmerksam gemacht. Warum fühlte er sich veranlaßt, uns jene peinliche alte Arbeit neu vorzustellen? Über alte Sünden läßt man sonst doch lieber Gras wachsen.

Beim Börsenverein bügeln sie Pannen anders aus. Mit leisem Lächeln registrierten wir das hastige Ankündigen eines - diesmal hoffentlich gerechteren - Beitrags über Antiquare im dritten Reich, der nun, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, alles wieder ins rechte Lot bringen soll.

In der von Biester verantworteten Antiquariatsabteilung des Netzdienstes ist n i c h t s im Lot. Wir müssen dort heute lesen, ich zitiere:

"Felix Rosenthal, Bruder von Albi und Bernard Rosenthal, wurde im Januar 1917 in München geboren und wanderte 1933 nach Florenz, die Heimatstadt seiner Mutter Margherita Olschki, aus. Über Frankreich, die Schweiz und Chile gelang ihm nach Kriegsausbruch die Übersiedlung in die USA, wo er nach drei Jahren Armeedienst an der University of California Berkeley Architektur studierte und während seines Studiums unter anderem als Assistent von Erich Mendelsohn arbeitete."

Will uns Biester ein weiteres Mal einflüstern, es habe sich bei diesem Hinausekeln, Diskriminieren, Verächtlichmachen, Verdächtigen und Kränken, über das inzwischen jedes Kind Bescheid wissen sollte - - um was bitte gehandelt? Nach Biesters Lesart um - - A u s w a n d e r u n g. Und wie fröhlich-selbstverständlich spricht er von der Ü b e r s i e d l u n g in die USA. Ach, wie nett.

Notabene, man kann zur Not diese verniedlichenden harmlosen Ausdrücke wählen, wenn man ansonsten den Rahmen klar abgesteckt hat, wenn die Vertreibung eindeutig als solche bezeichnet worden ist, wenn Peinlichkeiten nicht untergeschoben wurden. Davon durfte hier aber keine Rede sein, im Gegenteil: Die Redaktion kannte meine Kritik an jenem alten, von Biester selbst neu vorgestellten Aufsatz sehr genau, sie war vorgewarnt. Hat sie diesmal peinliche Tenzenzen vermieden? Nein, nicht die Spur.

Wie das Fachkollegen in den USA sehen, darf ich anhand eines zufällig ausgewählten Quellenbelegs aufzeigen, in dem die Biographie Rosenbergs kurz erwähnt wird:


" and that, as a refugee from Nazi Germany,"

http://sunsite.berkeley.edu/uchistory/archives_exhibits/loyaltyoath/symposium/rosenthal.html

Dies ist in der Tat noch die mildeste, schonendste Bezeichnung, die für jene (sic) "Auswanderung", "Übersiedlung" richtig anzuwenden wäre. Zumal ja doch der Kontext zählt - wir lasen bei Biester ständig von "er ging", "er fuhr", "kam er nach..." und wie die Formulierungen, die man eher in der National- und Soldatenzeitung oder in Rosenbergs Schmierbüchern erwartet hätte, lauteten.

Die reichlich komplizierten Familienverhältnisse der Rosenthals entschuldigen gar nichts, denn im Netz kann man sich flugs informieren. Ein Beispiel:

Felix Rosenthal, son of Erwin Rosenthal, and brother of antiquarian booksellers Albi and Bernard Rosenthal, was director of L'Art Ancien, Zurich, for a number of years (there is further information about the Rosenthal brothers in. Bernard Rosenthal's "Cartel, Clan or Dynasty" in this catalog)

E i n Blick in die Hetz- und Parteipresse 1932/33, eine flüchtige Recherche in den streckenweise zu braunen Haßkloaken verkommenen Fachzeitschriften des deutschen Buchhandels jener Monate belehrt auch den flüchtigsten Schreiber eines Besseren, der da eine "Auswanderungs"-Mythe konstruieren möchte. Vertreibung ist nicht Auswanderung.


Ich fordere: Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels muß sich distanzieren von der nun schon wiederholt in seinen Organen aufgestellten Verfälschungs- und Lügenthese, es habe sich bei der Entrechtung, Diffamierung und Vertreibung der deutsch-jüdischen Antiquare um "Auswanderung" gehandelt.

Wir haben unsere jüdischen Kollegen im schlimmsten Sinn des Worts v e r t r i e b e n.

Wer sich nicht vertreiben ließ, wer nicht die Flucht antrat, den haben wir - "wir" als Nation, als Staatsmacht - dann vergast.

Wohin führt solche Schreib- und Denkweise in der sprachlichen Konsequenz?

"Er (unser jüdischer Kollege) ging in die Gaskammer"

Denn so schreiben sie dann auch noch, warte nur balde, in Frankfurt, bei den Hilfsdiensten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Das dürfen wir nicht zulassen.




Anmerkung: Es ist nicht damit getan, daß der Börsenverein - wir haben Beispiele -flugs, still und leise den inkriminierten Text ändert. Das wäre feige. Journalistische Regeln gelten auch im Internet: Klarstellung und Entschuldigung an gleicher Stelle, nämlich im Netzdienst des Börsenvereins, sind jetzt wahrlich am Platz.



Die Rechte an dem Scan der Heartfield-Collage in der A.I.Z. (Prag) liegen beim Deutschen Historischen Museum in Berlin. Wir bedanken uns für die Verwendungsmöglichkeit.

Montag, 5. Oktober 2009

Sammlung und Darstellung von Sachfragen im Antiquariat




Manchmal muß man seine journalistischen Antriebe unterdrücken. Das fällt gar nicht leicht, ist es doch so hübsch darstellbar, geht es doch so flott von der Hand, stattgefundene Ereignisse zu dokumentieren, anderswo gedachte (oder auch unterbliebene) Überlegungen zu referieren und am Munde bedeutender Kollegen zu hängen, um ihre Weisheitsworte zu vernehmen.

Ein Aufsatz wie der von David Mason, Sie kennen ihn vermutlich, ist ganz typisch für die bessere Sorte der angelsächsischen Kollegenarbeiten, ganz ausgezeichnet geschrieben, persönlich gehalten, nicht ohne Emotionen und nicht auf jene beleidigende Kürze beschränkt, in der sich deutsche Antiquare - warum eigentlich? - zu äußern pflegen.

Allerdings krankt die Arbeit am Erbübel aller Beiträge dieser Art, es werden hundert Themen angesprochen, ernsthaft diskutiert, dann aber wieder im Rohbau verlassen, um zum nächsten Bereich zu eilen. Der Leser bleibt angeregt, aber verwirrt zurück. Irgendeine tiefere Wirkung wird nicht erzielt, die vielen guten Gedanken sind vergeudet.

Zum gleichen Problembereich gehört jene unerträgliche Redundanz, also das ewige Wiederholen der ewig gleichen Themen, mit bescheidenen Variationen und in aller Regel nur bis zum halben Weg durchdacht, die wir im deutschen Antiquariat mit Bestürzung oder, je nach Temperament, mit gelangweiltem Gähnen beobachten müssen - seit vielen Jahren. Es ist nun ja nicht so, daß die deutschen Antiquare nicht denken könnten. Aber sie sind nicht in der Lage, g e o r d n e t zu denken, und was schwerer wiegt, es geht ihnen kein Medium zur Hand, das ihre eigenen Überlegungen nach Sachgruppen einordnet und nachschlagbar macht.

Bitte werfen Sie noch einmal einen Blick auf den Aufsatz des Kollegen Mason: Sind hier nicht exemplarisch vier, fünf brandwichtige Themen im Antiquariat angesprochen? Lassen sich die nicht ganz einfach separat herauslösen und verbuchen, bereitstellen also zum Weiterdenken?

Sie sehen: Es ist ein methodisches Problem. Ich frage mich, von der weitgehenden Nutzlosigkweit der bereits bestehenden Medien in unserem Gewerbe überzeugt (Börsenblatt/Antiquariat, Antiquariatsanzeiger, alle Blogs mitsamt dem meinigen), wie denn nun in drei Teufels Namen ein

*nützlicher Nachrichtendienst

für Antiquare auszusehen habe?

Vor allem muß gedacht werden. Eine Meldung, ein Ereignis, ein Kollegenstatement für sich allein genommen ist noch gar nichts wert. Erst wenn es analysiert und in den Gesamtzusammenhang der Überlegungen gestellt wird, erst dann beginnt es von Nutzen zu sein. Dazu ist das Medium da.

Mit einer fleißigen Einordnung in Sachkästchen ist es aber nicht getan. Wir brauchen vermutlich eine Hierarchie der Sacheinteilung. Die muß w e r t e n und gewichten. Sonst wird das alles nichts.

Auszugehen hat die Systematik nach meiner Einschätzung von der Absatzförderung, von der Frage einer Erweiterung und Neuschaffung von Kundenkreisen. Es gibt Wege, um die Idylle der vielen putzigen Lädchen, um das Getriebe auf den Edelmessen und Versteigerungen, um die Bemühungen der fleißigen Fachantiquare und das geduldige Titeleingeben der Allround-Versandkollegen in e i n e Schiene der Aktivitäten zu bringen.

Wenn wir eine Strategie hin zu neuen Dimensionen der Kundengewinnung finden wollen, brauchen wir, davon bin ich überzeugt, nur die Äußerungen der Kollegen *weltweit* zu sammeln. Darin besteht die Kunst. Irgendwelche Berührungsängste sind dabei nicht angebracht; mir hat gerade der Portal-Test gezeigt, daß im Ausland noch weit mehr als bei uns mit Wasser gekocht wird, nur in allem etwas extremer auseinanerliegend - die beste und die schlechteste Datenbank liegen dort nahe beieinaner.

Soweit, so einsichtig. Das Problem besteht nun für mich darin, eine Gestaltungsform zu finden, irgendein Mittelding zwischen Wiki, Blog und Content-System, das die sachliche Ein- und Unterordnung besser ermöglicht als bisher.



Das Bildchen gehört den Erben von Pierre Joubert