(Foto: Redaktionskonferenz bei börsenblatt.net, Abteilung Antiquariat)
Unverändertes Zitat, heute früh aus "boersenblatt.net", Abteilung "Antiquariat":
"Veranstaltungen
Türkisch Marmor – schöne alte Buntpapiere in Würzburg
Die Veranstaltungsreihe "Bibliothek für alle" der UB Würzburg widmet sich am 10. Juli Buntpapieren – präsentiert werden Materialien und Techniken.
Buntpapier ist ein Sammelbegriff für Papiere, die oberflächlich gefärbt, bedruckt oder geprägt sind. Bis zum Beginn der industriellen Herstellung im 19. Jahrhunderts geschah dies ausschließlich handwerklich in verschiedenen Techniken: Marmorpapier, Kleisterpapier, Kattunpapier, oder Brokatpapier sind nur einige Beispiele. Die Blütezeit des Buntpapiers war im 17. und 18. Jahrhundert. Als schmückendes und dabei billiges Material fand es bevorzugt Verwendung zum Einbinden von Gelegenheitsschriften und Dissertationen, von denen sich einige hundert in den historischen Beständen der Universitätsbibliothek Würzburg befinden.
In der Veranstaltung (10. Juli; 16.30–18 Uhr) der Universitätsbibliothek Würzburg werden anhand von original eingebundenen Büchern unterschiedliche Materialien und Techniken erläutert. Treffpunkt für die (kostenlose) Führung ist die Informationstheke in der Eingangshalle der Zentralbibliothek Am Hubland. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich."
Wir sind uns einig, daß diese Meldung als reiner Veranstaltungshinweis nur für jene handvoll Antiquare, die in Würzburg und Umgebung leben, von irgendeiner Bedeutung sein kann. Das arme Würzburg, die Anfang 1945 fast vollständig dem Erdboden gleichgemachte, bei näherem Hinsehen unendlich häßliche Neubaustadt, einst die traumhaft schöne Perle Barockfrankens, beherbergt nur wenige Kollegen. Das Umland, romantisch, aber landwirtschaftlich geprägt, hat mit alten Büchern eher wenig im Sinn.
Soweit, so bekannt. Vermutlich wird, ich verwette dagegen meine Sammlung historischer Pornohefte 1970-1975 - 1, in Worten ein Kollege aus Unterfranken Redakteur Biesters Meldung lesen und 0, in Worten Null Kollege bei der Veranstaltung erscheinen, da Antiquare für gewöhnlich anderes zu tun haben.
Warum also bringt die Netzzeitung von "Aus dem Antiquariat", richtiger als Antiquariatsableger von "börsenblatt.net" zu bezeichnen, diese Meldung, die zunächst doch zu fast niemandes Nutzen dient?
So einfach darfst du das nicht sehen, Mulzer. Erstens ist es löblich und beispielhaft, daß eine Bibliothek, dazu noch eine Universitäts- und Landesbibliothek (die haben in Bayerns Teilrepubliken einen hohen Rechtsstatus), solche Veranstaltungen unternimmt. Wir würden das eher von Volkshochschulen oder Stadtbüchereien erwarten.
Zweitens ist das Sammeln alter Papiere ein reizvolles Steckenpferd. Es gehört zu jenen Sammelgebieten rund um das alte Buch, von denen Du, Mulzer, ja selber dauernd predigst, daß sie in Zukunft wichtig werden und die Grundlage des Antiquariats der Zukunft bilden könnten.
Zumal in Bayern. Die Chefin der UB Eichstätt kann uns aus den Güterwagenladungen der von ihr ganz sicher nicht vernichteten Bücher des 18. Jahrhunderts gewiß viele hübsche Buntpapiervorlagen aus den Vorsatzpapieren zur Verfügung stellen. Und tatsächlich ermöglicht die unbegreifliche, radikale Verachtung auch der schönsten Theologica etwa bei Ebay den Aufbau umfangreicher Buntpapiersammlungen zu mittleren Briefmarkenpreisen.
Das ist ja alles Gemeingut und über Google leicht zu recherchieren.
Warum, und nun kommen wir zum Kern meiner Frage - warum läßt sich die Redaktion von "börsenblatt.net" nicht herab, wenigstens mit zwei, drei Wiki-Weisheiten den lesenden Antiquar auf Folgendes hinzuweisen:
1.
Hier bekommst Du die Würzburger Meldung, siehe oben.
2.
Die allgemeine Bedeutung und Nutzanwendung sehen wir, die Redaktion von "börsenblatt.net", darin, daß es wünschbar wäre, wenn Bibliotheken solche Veranstaltungen öfter unternehmen würden,
3.
Wir weisen bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß Antiquare das Sammelgebiet "alte Buntpapiere" fördern und kultivieren könnten und sollten,
4.
Wir stellen die Meldung und diese beiden Ratschläge nun noch - da wir eine denkende Fachredaktion und keine "copy and paste" -Roboter sind - in einen größeren Rahmen und machen den Antiquaren einige Vorschläge, wie das Sammeln alter Buntpapiere technisch und taktisch anzuleiern wäre, etwa über die alten Theologica.
Nichts davon tut Redakteur Biester.
Nochmals, zur Vertiefung: Nur die reine Meldung zur Würzburger Veranstaltung zu bringen, ist töricht, ja recht eigentlich dreist, eine Ohrfeige ins Gesicht des denkenden Lesers. Es ist eine Kastration des journalistischen Instinkts, die sich die Redaktion selbst zufügt, wenn sie diesen ideal geeigneten Aufhänger nicht zum Antippen einer seriösen Fachdiskussion benutzt.
So geht es laufend zu in börsenblatt.net, Abteilung "Antiquariat", in letzter Zeit verstärkt. Da wir dem zu Zeiten durchaus emsigen und bemühten Redakteur Biester gewogen sind, vermuten wir weder Trägheit noch Dummheit hinter solcher journalistischen Abstinenz, sondern ein
völlig verqueres und absurdes Mißverständnis vom Charakter der "reinen Meldung" und von der edlen Enthaltung von Kommentaren, Wertungen und Nutzanwendungen.
Das ist aber im Rahmen eines Fachjournalismus allemal eine völlig abstruse Grundhaltung, die es zu ändern gilt. Halten zu Gnaden, wenn wir dies den gestrengen Frankfurter Herren zur wohlwollenden Prüfung hierdurch unterbreiten.
Nachschrift, heute 12.15 h: börsenblatt.net - Zitat >
"Alle Blätter der ältesten Bibel der Welt vereint – im Internet
Das hübsche Foto gehört der Webseite www.gymnasium-achim.de/