Freitag, 17. April 2009

Neubuchhandel und Antiquariat im "Haus der Bücher"




Eine geschickte Form der kommenen engeren Zusammenarbeit des Antiquariats mit dem Neubuchhandel ist das Stockwerks- oder Etagenmodell.

Die Neubuchhandlung braucht seit jeher eine gute Lauflage im Erdgeschoß, sie muß ohne Hindernisse betretbar sein. Ohnehin ist die stets vorhandene, wenn auch nicht eingestandene Schwellenangst vieler Menschen vor Bücheransammlungen, vor lesenden, schweigenden Menschen und vor Buchhändlern, vor denen man vielleicht die eigene Unbildung entblößen müßte, eine Hauptsorge des Ladenbuchhandels - da darf es nicht auch noch körperliche Zugangshindernisse geben.

Im Gegensatz dazu kann das Antiquariat seit jeher darauf rechnen, daß es von den Kunden auch mit einiger Mühewaltung aufgesucht wird. Hier läßt man leider (unterstützt vom üblichen Unwillen der Börsenblatt-Redaktion, konkrete und kritische Ratschläge zu geben) naive Kollegen seit Jahren ins offene Messer laufen, indem von der Mietbelastung her ganz offensichtlich irrwitzige Antiquariatsläden mit Schaufenster in guter Lauflage gelobt und gepriesen werden.

Der mittlere Buch-Ladenantiquar, wofern er nicht für die Miete wirtschaften will, kommt sehr gut ohne ebenerdigen Zugang aus, er muß sich gottseidank nicht nach den Werbe- und Zugangsmaßstäben eines Telefon-Shops, eines Designerladens oder einer Dönerbude richten.

Dies im Sinn habend kommen wir schnell zu einem ebenso altmodischen wie bewährten Modell, dem E t a g e n - Antiquariat. Es befindet sich, das ist nun freilich die Voraussetzung, in guter bis sehr guter Lauflage, hat auch den bescheidenen Teil eines Schaufensters zur Verfügung, aber zugänglich ist es über eine Treppe, es befindet sich im 1.OG. Unten ist - natürlich - die Neubuchhandlung!

Damit haben wir das ganz natürliche Modell der Zusammenarbeit zwischen Buchhandlung und Antiquariat gefunden. Wir sagten gestern schon, daß sich der Antiquar zurückzunehmen und dem Neubuchhandel anzupassen hat. Er ist und bleibt immer der kleinere Bruder. - Er führt sein Etagenantiquariat absolut selbständig. Anders kann ein Antiquariat nicht betrieben werden, übrigens (nach meinem Verständnis) auch eine Neubuchhandlung nicht - dem Antiquar sind Kettenbuchhandlungen mit angestellten Neubuchhändlern, die nicht mehr ihr eigener Herr sein dürfen, ein Greuel vor dem Herrn. Auch von daher könnte die kommende Allianz der selbständigen Buchhändler mit dem Antiquariat äußerst glücklich werden.

Werbetechnisch treten sodann Antiquariat und Neubuchhandlung immer(!) Hand in Hand auf. Das Antiquariat läuft graphisch und psychologisch stets wie ein kleines, treues, hin und wieder kläffendes Hündchen hinter der großen Neubuchhandlung her, beide werden so für den örtlichen Kunden zu einer Einheit.

In der Praxis, das wird jeder bestätigen, der eines der bisher eher wenigen Modelle dieser Art kennt, bereitet die Zusammenarbeit in den gegenständlichen Berührungspunkten keine Probleme: Man wird eine interne Absprache über das Anbieten und das Preisniveau gebrauchter, noch lieferbarer Bücher herstellen und die Frage des Modernen Antiquariats ein für allemal untereinander klären.

Daß und wie sich beide Firmen, die Neubuchhandlung wie auch das obenliegende Antiquariat, ideal ergänzen in allen Werbefragen, gerade auch der Kundenbindung in tieferem Sinn, brauche ich ja doch nicht näher auszuführen. Wo immer möglich, wird man beiden Firmen den gegebenen werbetechnischen Sammelbegriff zuordnen - Neubuchhandlung und Antiquariat bilden das

H a u s d e r B ü c h e r.

Für den örtlichen Bücherkunden entsteht so das Bild einer Stätte, an der er "alle" Bücherkaufen kann. Dort ist man für Bücher zuständig.

Daß beide Partner eines solchen Werbemodells in Sachen Buchbeschaffung (von bei ihm nicht vorhandenen Titeln, von außerhalb) mit dem Kauf im Internet gleichziehen können, dafür müssen sie Sorge tragen. Für den Antiquar bedeutet das, daß er über ein schnelles, dem Bücherwagensystem des Neubuchhandels vergleichbares Lieferinstrument verfügen muß. Kann er das (noch) nicht bieten, dann hat er sich gefälligst beim Neubuchhandel umzusehen und von ihm zu übernehmen, was nützlich ist.

Davon später mehr.



Das Bild "die Brüder" verdanken wir der ansprechenden Webseite von www.hansbunge.de. Es wird auf einfache Anforderung hin entfernt.