Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Montag, 20. April 2009
Das Antiquariat in Uni und Schule: Werbung junger Kunden
http://www.boersenblatt.net/317163/#comments
Lieber Herr Steinbeiser,
Sie sprechen ein wichtiges Thema sehr zutreffend an: Wie können wir eine Verkaufsförderung, genauer: die Gewinnung neuer Kundenkreise,im Bereich der Jugend und der jungen Erwachsenen erreichen?
Eine Einschränkung sollten wir da, um realistisch zu bleiben, schon machen. Es kann sich nur um Höhere Schüler und um Studenten handeln. Alle anderen Gesellschaftsschichten sind zwischen 15 und 40 Jahren völlig unansprechbar für alte Bücher, mit einer Ausnahme vielleicht, die in Hobby-Sachgruppen Engagierten. Wer sich als junger Mensch für "Feuerwehr", "Automobil" oder "Heimat-Sammeln" interessiert, den könnten wir mobilisieren auch außerhalb der höheren Bildungswege.
Die große Linie aber muß sich beschränken auf die Oberstufe unserer höheren Schulen und auf die Universitäten.
Im Universitätsbereich gab es früher eine interessante, breitgefächerte und vielfältige Zugangsschiene, nämlich jene Antiquare und Gebrauchtbuch-Kleinhändler mit, wohlgemerkt, universell durchgemischtem, echtem Antiquariatsangebot, die sich an allen Mensen, in bestimmten Innenhöfen der Universität, in Nischen von Eingangshallen ansiedeln durften, in beständigem Abwehrkampf gegen mißgünstige Hausmeister und ängstliche Uni-Verwaltungen zwar, aber doch sehr beständig.
Das hat sich leider fast allerorten gewandelt. Wo Antiquariate noch im Unibereich arbeiten, bieten sie fast nur gebrauchte Standardlehrbücher, Modernes Antiquariat oder sonst neueste Gebrauchtbücher an. Sie sind dadurch optisch eher der Billigableger von Neubuchhandlungen; wenig vom Flair der Antiquariate kommt da über den Klapptisch.
Gar nichts wurde und wird getan im Höheren Schulbereich. Gerade dort aber wird das Leseverhalten entscheidend gesteuert.
Ihre Anregung, werter Herr Steinbeiser, ist sehr wichtig. Wir Antiquare könnten uns das Leben sehr erleichtern, wenn wir den Gremien unseres kommenden Börsenvereins der Antiquare - oder wie sonst die allgemeine Berufsorganisation heissen wird - eine
Arbeitsgruppe Gymnasien und Universitäten
zugesellen würden. Von gemeinsamen Werbemaßnahmen bis zu Musterverträgen mit Liegenschaftsverwaltungen der Universitäten wäre da viel zu machen.
Bitte weiter solche interessanten Anregungen!
Anmerkung:
Das Thema der Zusammenarbeit von Antiquariaten mit Universitäten gehört nicht hierher, es ist das ein sehr weites, wichtiges (und seit einigen Jahren betrüblich eingeschränktes) Feld; auch sind nicht jene Antiquariate, die sich in der Nähe von oder gar in Universitätsgebäuden fest eingemietet haben, gemeint. Vielmehr sprechen wir vom Imagetransfer, der sich ergibt, wenn Antiquariate ambulant, als Teil des Erlebnisfeldes Universität, als täglicher Beitrag zur Auflockerung des Studienalltags aktiv in den akademischen Bereich kommen, gewissermaßen ein "Happening" im besten Sinn veranstalten.
Das Foto mit Dank an Universität Bielefeld. Wird auf formlose Aufforderung hin entfernt. Es gibt die Atmosphäre eines aufgeschlossenen akademischem Lehrkörpers von heute gut wieder.