Montag, 5. Oktober 2009

Sammlung und Darstellung von Sachfragen im Antiquariat




Manchmal muß man seine journalistischen Antriebe unterdrücken. Das fällt gar nicht leicht, ist es doch so hübsch darstellbar, geht es doch so flott von der Hand, stattgefundene Ereignisse zu dokumentieren, anderswo gedachte (oder auch unterbliebene) Überlegungen zu referieren und am Munde bedeutender Kollegen zu hängen, um ihre Weisheitsworte zu vernehmen.

Ein Aufsatz wie der von David Mason, Sie kennen ihn vermutlich, ist ganz typisch für die bessere Sorte der angelsächsischen Kollegenarbeiten, ganz ausgezeichnet geschrieben, persönlich gehalten, nicht ohne Emotionen und nicht auf jene beleidigende Kürze beschränkt, in der sich deutsche Antiquare - warum eigentlich? - zu äußern pflegen.

Allerdings krankt die Arbeit am Erbübel aller Beiträge dieser Art, es werden hundert Themen angesprochen, ernsthaft diskutiert, dann aber wieder im Rohbau verlassen, um zum nächsten Bereich zu eilen. Der Leser bleibt angeregt, aber verwirrt zurück. Irgendeine tiefere Wirkung wird nicht erzielt, die vielen guten Gedanken sind vergeudet.

Zum gleichen Problembereich gehört jene unerträgliche Redundanz, also das ewige Wiederholen der ewig gleichen Themen, mit bescheidenen Variationen und in aller Regel nur bis zum halben Weg durchdacht, die wir im deutschen Antiquariat mit Bestürzung oder, je nach Temperament, mit gelangweiltem Gähnen beobachten müssen - seit vielen Jahren. Es ist nun ja nicht so, daß die deutschen Antiquare nicht denken könnten. Aber sie sind nicht in der Lage, g e o r d n e t zu denken, und was schwerer wiegt, es geht ihnen kein Medium zur Hand, das ihre eigenen Überlegungen nach Sachgruppen einordnet und nachschlagbar macht.

Bitte werfen Sie noch einmal einen Blick auf den Aufsatz des Kollegen Mason: Sind hier nicht exemplarisch vier, fünf brandwichtige Themen im Antiquariat angesprochen? Lassen sich die nicht ganz einfach separat herauslösen und verbuchen, bereitstellen also zum Weiterdenken?

Sie sehen: Es ist ein methodisches Problem. Ich frage mich, von der weitgehenden Nutzlosigkweit der bereits bestehenden Medien in unserem Gewerbe überzeugt (Börsenblatt/Antiquariat, Antiquariatsanzeiger, alle Blogs mitsamt dem meinigen), wie denn nun in drei Teufels Namen ein

*nützlicher Nachrichtendienst

für Antiquare auszusehen habe?

Vor allem muß gedacht werden. Eine Meldung, ein Ereignis, ein Kollegenstatement für sich allein genommen ist noch gar nichts wert. Erst wenn es analysiert und in den Gesamtzusammenhang der Überlegungen gestellt wird, erst dann beginnt es von Nutzen zu sein. Dazu ist das Medium da.

Mit einer fleißigen Einordnung in Sachkästchen ist es aber nicht getan. Wir brauchen vermutlich eine Hierarchie der Sacheinteilung. Die muß w e r t e n und gewichten. Sonst wird das alles nichts.

Auszugehen hat die Systematik nach meiner Einschätzung von der Absatzförderung, von der Frage einer Erweiterung und Neuschaffung von Kundenkreisen. Es gibt Wege, um die Idylle der vielen putzigen Lädchen, um das Getriebe auf den Edelmessen und Versteigerungen, um die Bemühungen der fleißigen Fachantiquare und das geduldige Titeleingeben der Allround-Versandkollegen in e i n e Schiene der Aktivitäten zu bringen.

Wenn wir eine Strategie hin zu neuen Dimensionen der Kundengewinnung finden wollen, brauchen wir, davon bin ich überzeugt, nur die Äußerungen der Kollegen *weltweit* zu sammeln. Darin besteht die Kunst. Irgendwelche Berührungsängste sind dabei nicht angebracht; mir hat gerade der Portal-Test gezeigt, daß im Ausland noch weit mehr als bei uns mit Wasser gekocht wird, nur in allem etwas extremer auseinanerliegend - die beste und die schlechteste Datenbank liegen dort nahe beieinaner.

Soweit, so einsichtig. Das Problem besteht nun für mich darin, eine Gestaltungsform zu finden, irgendein Mittelding zwischen Wiki, Blog und Content-System, das die sachliche Ein- und Unterordnung besser ermöglicht als bisher.



Das Bildchen gehört den Erben von Pierre Joubert

Dienstag, 29. September 2009

Frage: Antiquariatstexte in Französisch und Englisch?

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Lieber Leser,

heute komme ich Ihnen, große Ausnahme in diesem Blog, mit einer Frage. Sie richtet sich an Sie als Antiquar ebenso wie an eine gedachte Vielzahl von Büchersammlern, die z.B. auch Ihre Kunden sein können.

Kurz zum Hintergrund: Ich habe, nicht zuletzt im Zuge der Portalkritik, festgestellt, daß der Antiquariatsbetrieb im Ausland (nicht nur, aber vor allem in den USA) hochinteressant ist.

Die Meldungen, Berichte, Selbstdarstellungen dort sind durchwegs auf höherem Niveau als in Deutschland, dementsprechend nehmen die Medien dort ernsthafter und öfter Notiz von dem, was Antiquare sagen und schreiben. Daß der Umgangston wesentlich freundlicher ist als in unserer traditionell ruppigen deutschen Antiquarenlandschaft , macht die Lektüre doppelt angenehm.

Aus schierer persönlicher Neugier und weil ich mit meinen eigenen Geschäftsplanungen - ja, ich habe auch selber ein Antiquariat, ich schreibe nicht nur - nicht weiterkomme, möchte ich in den nächsten Tagen das Antiquariatswesen in regelmäßiger Folge weltweit abgrasen. Mit Google-News ist das nicht getan, man muß sich schon etwas näher hineinknien, aber das ist es mir wert.

Es soll nicht gehen um den Kulturschmus, den Redakteur Biester unter "Antiquariat" versteht, auch nicht um sein zweites Schublädchen in Sachen Antiquare, auf dem die Stichworte "Antiquar eröffnet ein nettes Ladengeschäft, Antiquar verfaßt ein Katalöglein über altaramäische Keilschriften, Antiquare scharwenzeln auf der Messe um Graf Douglas, Antiquare in gemütlicher Runde beim Umtrunk" stehen. Also keine Hauschronik der Edelantiquare, garniert mit verlogener Idylle einiger Kleinantiquare.

Sondern die wirkliche, die echte Planung, die im Ausland stattfindet, die Überlegungen und Fakten des mittleren Kollegen.

Soweit, so einsehbar. Das Problem liegt nun aber im Detail. Ich bin von Natur aus faul und arbeite gern mit "Kopieren und Einfügen". Bei exakter Quellenangabe haben 9 von 10 Kollegen gar nichts dagegen, daß ihre bereits geschriebenen Texte an anderer Stelle, hier nun gar in anderen Ländern, gespiegelt werden. Indes stellt sich hier, Sie ahnen es schon, das Sprachenproblem.

Ich kann nicht beurteilen, inwieweit unsere Kunden und wir deutschen Antiquare selbst in der Lage und - wichtiger - willens sind, fremsprachige Texte zu lesen.

Mir wäre es, das ist die Ausgangslage, am liebsten, Texte in den beiden Weltsprechen

- Englisch und
- Französisch

im Original bringen zu dürfen. Ich bin da vielleicht als Altsprachler etwas untypisch, Latein lese ich fließend, Französisch und Englisch dito - freilich wenn ich Englisch spreche, dann flieht auch der geduldigste Brite vor Schreck aus dem Zimmer. Mit dem L e s e n aber klappt es bei mir bestens.

Ich frage Sie also nach Ihrer Einschätzung Ihres

*flüssigen Querlesens

in den Sprachen Englisch und Französisch.

Würden Sie (soweit Sie Kollege sind, auch: würden Ihre Kunden) längere Alltagstexte in modernem Englisch und/oder Französisch zum Thema "Antiquariat" gern querlesen wollen, d.h. schnell und ohne Wörterbuch, oder würden Sie in jedem Fall eine Übersetzung vorziehen?

Zu denken wäre auch an eine knappe Zusammenfassung in Deutsch, der der fremdsprachige ausführliche Text folgt. Könnte Ihnen das mehr zusagen?

Bitte helfen Sie mir in dieser Detailfrage weiter. Auch schon zwei, drei Hinweise würden mich sehr freuen.

P.S. Das dann erscheinende Antiquariats-Käseblättchen möchte ich wieder "alteskrokodil" nennen. On revient toujours...



Das Deckelbildchen gehört dem herausgebenden Verlag.

Zwischenruf: Reaktion auf Webseiten, die uns verletzen

Unsere Bücherportale sind nicht irgendwelche beliebigen Netzangebote.

Es handelt sich hier nicht um austauschbare Produktangebote oder Dienstleistungsformen. Vielmehr dienen sich uns hier Menschen an, in der Regel nur eine kleine Gruppe, mitunter auch nur ein einziger Webseitenmacher, denen wir Antiquare unsere Datensätze anvertrauen sollen.

Diese Datenbank- und Portalgestalter "machen etwas mit uns". Ihre Fähigkeiten - oder ihre Unfähigkeiten - wirken sich auf die Befindlichkeit des Besuchers aus. Das geschieht viel elementarer als bei der Verwendung eines Produkts, das ich einfach zur Seite legen kann. Vielmehr werde ich eingebunden, eingefangen, eingesponnen in ein Gesamtkunstwerk, das angelegt ist, mich zu fesseln, aufzuhalten, zu beschäftigen.

Der Besuch einer Webseite, in der ich Aktivitäten auszuführen habe, aus der ich mich nicht sogleich durch Weiterklicken wieder entfernen kann (sei es, weil ich schon Titel eingegeben habe, sei es, daß ich weitere Datenbanken nicht kenne oder deren Webadresse nicht zur Hand habe) - ein solcher Besuch bietet dem Datenbankmacher, dem Webdesigner freie Hand, den Kunden zu erfreuen, zu ärgern, zu hintergehen usw.

- ein sehr menschlicher und persönlicher Vorgang.

Die Beurteilung von Webseiten, in denen Aktivitäten durch den Kunden auszuführen sind, geschieht bisher oft viel zu zurückhaltend. Die Schonung der Marke, der Firma, des Auftraggebers, der interessierten Hintermänner hat erste Priorität. Ich meine: "Das ist nicht gut!"

Denn die Webseitenkritik ist in solchen Fällen auch ein Instrument des Kunden zur Abwehr von Schäden, die ihm eine Webseite zufügen kann. Man darf das bei ästhetisch und/oder sprachlich gestalteten Dienstleistungswebseiten durchaus wörtlich nehmen.

Gewisse Farbtöne (arterielles Blutrot, Nasenpopelgrün, sechs Blaufarbtöne nebeneinander), bestimmte graphische Verirrungen (Maremagnum), besondere sprachliche Unglücksfälle (der Beispiele sind Legion), offenkundige Grausamkeiten (die hellgraue Schriftdarstellung bei Eurobuch) sind, um es einmal deutlich zu sagen,

*Körperverletzungen,

die der Datenbankmacher dem Kunden antut. Will der Kunde eine Dienstleistung nutzen, dann kann er ja oftmals nicht einfach weiterklicken, er "muß" in der Datenbank bleiben.

Wer aber dem Kunden, ob mit Absicht (was ich außer bei dem unendlich düsteren Kapitel Maremagnum nirgends annehmen möchte) oder aus Leichtsinn und Fahrlässigkeit, solche Körperverletzungen zufügt, der muß sich dann auch, in der Gegenreaktion,

*persönlich gefärbte, emotionale Abwehrreaktionen

gefallen lassen. Ich habe den Vorgang durch das Folterkammer-Artikelbild des vorletzten Beitrags verdeutlicht - die Besprechung von, der Aufenthalt in, das Durchsehen von manchen der Seiten war tatsächlich eine Verletzung aller Sinne, die mir durch diese Netzgebilde angetan worden sind. Das kann nur jemand einfühlen, der selber Punkt für Punkt die Schrecklichkeiten dort abzuarbeiten hatte.

Hier gilt es, in der Webseitenkritik neue Maßstäbe zu setzen.

Ich wiederhole mich: Bei Werbangeboten, die auf längeren Aufenthalt und aktive Mitwirkung des Besuchers angelegt sind, darf der Kunde auf *Verletzungen *, die ihm zugefügt werden, auch *emotional* reagieren.

Daduch soll nicht der Schimpferei im Netz Tür und Tor geöffnet werden. Aber ich darf das mir persönlich Angetane auch persönlich beantworten, jedenfalls im Rahmen eines persönlich angelegten Blogs.

Wer sich dann dagegen wehren will, der sollte sich zuerst fragen, ob e r nicht durch seine Webgestaltung, seine Formulierungen, seine Geistlosiogkeiten den Besucher geärgert, ja: verletzt hat.

Bei Beleidigungen gilt, aus gutem Grund, daß sich spontane Beleidigungen, wenn sie ebenso spontan und in ähnlichem Rahmen erwidert werden, gegenseitig aufheben. Daß das auch bei der Webseitenkritik zu gelten hat, diesen Grundsatz werde ich vertreten.

Das Amt der Portalgestaltung als Kundendienst ist - besonders im geistigen Bereich, in dem wir arbeiten - bisher viel zu niedrig angesetzt worden. Wir haben das zumeist erbärmlichen Stümpern überlassen. Muß das so bleiben?

Montag, 28. September 2009

Absatzförderung im Antiquariat durch ein gemeinsames Verkaufsportal


(...und wieder grüßt das Murmeltier...)


Absatzförderung im Antiquariat, die dauerhaft gelingen soll, erstreckt sich immer auf den gesamten Markt, sie umfaßt alle Händler, alle Webseiten, alle Verkaufsdatenbanken.


Melker und ihre Milchkühe > Gewinnorientierte Bücherportale

Die gewinnorientierten Bücherdatenbanken sind in einer schwierigen Lage. Sie dürfen eine allgemeine Verkaufsförderung nur insoweit wünschen, als sie selber davon profitieren können, ohne daß andere Bücherdatenbanken oder andere Vertriebswege daraus mehr als unbedingt notwendig Nutzen ziehen. Die gewinnorientierte Bücherdatenbank, das Bücherportal, klopft deshalb jede Verkaufsförderung daraufhin ab, ob sie ihr (und nur ihr) nützt.


Die Lösung > Das genossenschaftliche Bücherportal

Um 1998 hatte ich, ganz am Anfang der erweiterten Hess-Runde, erstmals den Genossenschaftsgedanken auf unsere zu erwerbende Bücherdatenbank angewendet. Das lag, wie es oft vorkommt, in der Luft, und auf den Monat zeitgleich, von uns völlig unbemerkt, hatte TomFolio in den USA die gleiche Idee parallel zu verwirklichen begonnen.

Ich hatte noch auf der ersten Gründungsversammlung eine niedrigschwellige Organisation für a l l e Antiquare gefordert. Das wurde abgelehnt, mit den bekannten Folgen.

Wir sind nun wieder am gleichen Punkt. Einige der damaligen Grundbedingungen sind die nämlichen geblieben.

Der deutschsprachige Buchmarkt ist fast völlig abgeschottet vom Rest der Welt. Kein Schwein liest außerhalb unserer Sprachgrenzen heute noch Deutsch. Diese besondere Ausgangslage ermöglicht es uns, unseren Absatzmarkt *monopolartig und vollständig unter unsere eigene Kontrolle zu bringen.

Um dies zu erreichen, nützt uns vor allem e i n Werbeargument: Nämlich daß die eindeutige Mehrheit, potentiell a l l e Buchantiquare im deutschen Sprachgebiet, T r ä g e r des Verkaufsportals ist/ sind.

Das bedeutet, daß wir zur Bewerbung unseres eigenen Portals fast kein Werbegeld brauchen, denn das beste Werbeargument

*sind wir selbst.


Die "Individualisten"

Da ich selber ein reichlich individueller Antiquar bin, habe ich großes Verständnis für das Grundgefühl, "meine hübsche eigene Firma" zu besitzen, sie auszubauen, in Odnung zu halten und zur Blüte zu führen. Aber man kann mit einer Gruppe von N u r - "Individualisten" keine Absatzförderung auf die Beine stellen, die diesen Namen verdient. Wir können eben nicht, wie andere Verkaufsringe und Geschäftsbündnisse, Waren gemeinsam einkaufen, Absatzwerbung für standardisierte Artikel gemeinsam gestalten, auch werden wir keine Apothekenrundschau in Millionenauflage verteilen.

Ich hatte bis vor 10 Tagen, als ich vor dem E i n z e l - Webseitentest stand, noch die Idee einer korporativen Zusammenarbeit, einer Art Ringtausch, für möglich gehalten - Ideen, die Kollege RFMeyer vorträgt, sind eben zunächst einmal überzeugend. Dann kam mein (Einzelwebseiten-)Test, und von Tag zu Tag war ich mehr enttäuscht und bestürzt über das Resultat. Wie zum Hohn begrüßten mich dort auch die letzten, außerordentlich schäbigen Reste genossenschaftlicher Arbeit in den Vermerken zur "Qualitätsseite".

Dieses traurige Ergebnis hatte ich nicht erwartet - die Antiquare sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu einer Gruppen- und Ring-Zusammenarbeit mit Hilfe eines Verbunds ihrer eigenen Webseiten nicht fähig. Das geht einfach nicht. Bescheiden wir uns mit dieser Erkenntnis.


Das Portal als beste Chance zur Absatzförderung

Der Kollegen-Webseitentest war für mich persönlich sehr wichtig. Es mag auch Trotz dabeigewesen sein, denn an die Aufgabe, die Portale zu testen, hätte ich mich sonst nicht herangewagt. Jetzt aber war mir klar geworden: Wenn es nur die Portale sind, die uns im Absatz weiterbringen können, dann muß ich mir diese Portale näher anschauen!

Das Ergebnis ist noch viel niederschmetternder als der Blick auf die Kollegenwebseiten. Gerade weil ich auf formale, eigentlich ganz selbstverständliche Kriterien wie klare, schnelle Lesbarkeit usw. höheren Wert gelegt hatte als auf das Beiwerk, das gemeinhin an unseren Portalen kritisiert oder gelobt wird, ist das Testresultat eindeutig überwiegend schlecht bis sehr schlecht.

Ich habe keinen Zweifel daran, daß die "Entscheider" unter unseren Kunden eine wirklich gute Datenbank als wohltuend empfinden, daß sie durch mittelmäßige Datenbanken wie etwa das ZVAB ziemlich geärgert werden und daß sie aus schlechten Portalen angeödet schnell wieder fortgehen.

Das wichtigste Argument, das für ein gemeinsames Bücherportal spricht, ist dies:

Nur hier können wir, sozusagen gratis, ein entscheidendes Werbeargument im Wert vieler 10.000 Euro geschenkt bekommen: Daß dieses Portal "unser" Portal ist, daß es die Datenbank der deutschen Antiquare ist.


Die "Entscheider" sitzen im Kulturbetrieb. Das sind die Feuilletons, die Kulturabteilungen der Fernsehsender, die Sprecher der Bibliophilengesellschaften usw. Auf sie wirkt das Argument "Unsere Datenbank" dann geradezu elektrisierend und faszinierend, wenn dahinter ein ziemlich einstimmig auftretender Berufsverband der Antiquare steht.

Der sollte, nach den desaströsen Erfahrungen mit dem deutschen Genossenschaftsrecht, nur locker gewoben sein, am besten in Vereinsform.

Wer genauer hinsieht, entdeckt bei ZVAB wie bei Abebooks in der Werbung (übrigens am Rand des rechtlich Zulässigen), daß und wie sehr diese privaten Datenbanken von der Sehnsucht erfüllt sind, für "die deutschen Antiquare" zu sprechen, d a s "deutsche Antiquariat" zu sein. Sie haben erkannt, welcher ungeheurer Goodwill im Kulturbereich durch diese Formulierung zu mobilisieren sein k ö n n t e.


Eine solche Planung kann nur unabhängig von den inzwischen 5-6 bestehenden Gliederungen der Antiquare geschehen. Sie läßt parallel zu ihnen durchführen, locker vom Hocker. Die Kollegen sind da wie scheue Rehe, die man schon durch hastige Bewegungen ins Gebüsch jagen würde. Eine lockere Vereinsform genügt, mit minimalen Pflichtbeiträgen, um die große, neue Werbung zu ermöglichen.

Ich bin, nachdem ich dieses Wochenende gesehen habe, wie schlecht in den meisten unserer Portale gearbeitet wird, davon überzeugt, daß eine wirklich gute Datenbank werbepsychologisch ein Sehen wäre. Sie besitzt das, was ich eine "natürliche Autorität" nennen möchte.

Deshalb schlage ich folgenden Weg vor:

Alles konzentriert sich auf die neue Datenbank. Es geht n u r um die neue Datenbank.

Die neue Datenbank berechnet nur die Selbstkosten. Viel billiger als in den anderen Datenbanken kanns wohl aufs erste nicht werden - das kann sich aber ändern und w i r d sich ändern, wenn die abebooks-Amazon-ZVAB-Monopolzange zugekniffen hat.

Namenswahl und Werbung sind vom ersten Tag an auf das große Ziel einzustellen (was eine wettbewerbsrechtliche Gratwanderung ergibt -läßt sich aber durchziehen) - d a s Portal d e r Antiquare in D, CH, A zu sein..

Nun erst kommen wir zum entscheidenden Punkt.

Wir können, wenn es sich erst einmal um "unsere" Datenbank handelt, in ganz anderer Form für dieses unser Absatzinstrument w e r b e n und uns dafür engagieren. Dabei hilft uns das größte, mit Geld kaum zu bezahlende Werbeargument im Kulturbereich - nämlich "die" Datenbank "der" Antiquare zu sein.



William Cooper hält das Murmeltier Phil in Gobbler's Knob, einem Waldstück bei Punxsutawney (Pennsylvania), auf seinem Arm. - Das Filmfoto gehört dpa, wird auf einfache Aufforderung hin entfernt.

Ein deutsches TomFolio - oder antbo redivivus?

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1.
Wir besitzen nun zwei in dieser Form bisher nicht greifbar gewesene Arbeitsunterlagen.

Die eine ist unvollständig, nicht sehr systematisch und bewußt feuilletonistisch gehalten - die Untersuchung einiger Kollegenseiten des "Webseitenbündnisses" vor 10 Tagen. Als Instrument weitaus besser brauchbar ist der Portal- und Datenbanktest, den Sie hier in den letzten Tagen nachlesen konnten.

Zunächst noch eine Randbemerkung zum Portaltest. Es gibt eine Vielzahl von Performance-Untersuchungen im allerweitesten Sinn, mit denen ich Stockungen bei der Stichwortabfrage, Probleme beim Seitanaufbau oder Unvollkommenheiten im Abruf bestimmter Datensatzelemente hätte registrieren können. Bei solchen - rein technischen - Fragen hüpft das Herz unserer denkfaulen EDV-Techniker, gleich sind sie zur Hand und müllen uns mit gigantischen Tabellen voll.

Solches wäre vor wenigen Jahren noch sinnvoll gewesen. Heute aber hat die Datenbanktechnik einen hohen Grad an Perfektion erreicht. In aller Regel hakt es heute nicht bei den technischen Datenbank-oder Portalproblemen, sondern an vernünftiger Usability fehlt es, am pfleglichen Umgang mit den Kunden und an elementarem gutem Geschmack. Weil das so ist, habe ich gern auf den technisch-funktionalen Teil der Untersuchung verzichtet. Eine technisch gut funktionierende Datenbank auch unter hoher Belastung ordentlich zu führen, das traut sich heute, zurecht, jeder Dresdner oder Karlsruher Fachabsolvent zu.

Ich hätte auch munter aus den vereinigten Skandalchroniken plaudern können, denn die Entwicklung bestimmter Portale, etwa die von Chapitre, Abebooks, Antbo, Prolibri, TomFolio gleicht streckenweise einem Kriminalstück oder auch einer Provinzposse, besonders gilt das für unser ZVAB, das von einer genialen Datenbank mit einfachen, klaren Formen zu einem problematischen, graphisch versauten und taktisch verdummbeutelten Gebilde im untersten Mittelfeld der Portale verkommen ist, jedenfalls lehrt uns dies das Testergebnis. Aber durch Reminiszenzen dieser Art wäre die Untersuchung, die von mir altem Dampfplauderer ohnehin eine ungewohnte Disziplin abgefordert hat, in ihrer Objektivität gefährdet worden.

Wir sind vom "Antiquariats-Anzeiger", der meine Testserie bis zur Stunde angstvoll verschwiegen hat, in letzter Zeit mit einigen interessanten strategischen Daten zur Rangfolge und Abfragefrequenz der deutschen Portale versorgt worden. Das ist nicht nutzlos, hat aber mehrere problematische Fragezeichen eingebaut.

Exkurs: Ich rufe in technischen Fällen stets meine Gewährsperson auf, die recht hoch angesiedelt im Dienste der Wirtschaft EDV- und Internetfragen beruflich bearbeitet. Das gestaltet sich in der Regel so, daß ich mir, nach knapper Anfangsfrage, halbstundenlange Kurzeinführungen in die Problematik bestimmter technischer Ansätze anhören darf.

Einiges davon bleibt auch in meinem armen Kopf hängen. Ich habe erfahren, daß ich weder mit Google-Ranking noch mit Alexa-Daten noch mit Zugriffs- und Klickdaten in unserem - sehr besonderen - Fall eines

*Referenz- u n d Verkaufsportals

mit überwiegend n i c h t standardisierten Angeboten besonders weit komme. Ich darf sie, ohne nähere Untersuchung, nur als nebelhafte Ansatz m ö g l i c h k e i t e n nutzen. Meiner Gewährsperson sind, um ein Beispiel zu nennen, sowohl ZVAB als Abebooks gut vertraut. Die unterschiedlichen "typischen" Anfrageprofile seitens der "typischen" Nutzergattungen beider Datenbanken in Deutschland gestatten einen technischen Vergleich, so höre ich, sozusagen gar nicht.

Was da zählt, was wir suchen, aber nicht erfahren, sind die altmodischen, simplen und schlichten Umsätze. Darum geht es.

Daß wir über noch so fleißige Kollegenabfragen die Umsätze nicht erfassen könen, auch nicht ansatzweise, haben wir immer wieder betrübt feststellen müssen. Das liegt an der Auswahl unserer befragten Kollegen, nicht so sehr an ihrer Auskunftsfreudigkeit, denn zuverlässige Antworten bekämen wir schon, wenn wir denn nur einen echten Durchschnitt unserer etwa 500 "Aktiven" ermitteln und befragen könnten. Das ist uns bisher noch nie gelungen, nicht einmal in Ansätzen.

Angesichts dieser Probleme, die sich noch weiter aufzählen und aufdröseln ließen, habe ich den Portal- und Datenbanktest auf das beschränkt, was wir ermitteln k ö n n e n. Es sind zugleich die Fragen, die den Nutzer, den Kunden interessieren. Der Test wurde aus der Sicht des Kunden gemacht, das darf nicht vergessen werden.


2.
Nun wird in der bekannten Weise versucht, die Ergebnisse des Tests und vor allem die peinlichen Einzelheiten zu unterdrücken und zu verschweigen. Weder die Xing-Gruppe noch das Häuflein Unentwegter um Kollegen Hoefs noch gar die niederrheinische Allianz mit protestantischen Antiquaren und weitaus weniger christlichen Berliner Kollegen können daran interessiert sein, daß das Gros der Antiquare von den Ergebnissen erfährt. Nur eben, da lobe ich mir Tante Google: Dieses Schweigekartell läßt sich ganz und gar nicht durchhalten. Ich will Schiller nicht bemühen, diverse Textstellen fallen mir ein mit dem Grundtenor "...kommt doch ans Licht der Sonnen".

Die Datenbanken ihrerseits werden, nach anfänglichem überheblichem Lächeln über das neueste Produkt des alzheimerdebilen Greisen Mulzer aus Freiburg, den man ja kennt, nichtwahr, sich in die Untersuchung einlesen und zwei angeregte Stunden damit verbringen. Denn dort sitzen ja Fachleute, und die interessiert das allemal. Die Auswertung findet im stillen Kämmerlein statt, wir erfahren davon wenig. Das Lächeln wird ihnen ebenso vergehen wie mir - denn das Erlebnis der Vielfalt der Portale, die unsäglichen Stümpereien im Datensatz-Darbietungsbereich, die Menge an Takt- und Lieblosigkeiten, an Stil- und Usabilitysünden hat nicht nur mich baff gemacht, sowas hätte ich nicht erwartet.


3.
Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube und sage offen, wie es nun weitergehen soll. Denn irgendetwas müssen wir schon machen aus den Ergebnissen, die wir so nicht erwartet hatten, ich am wenigsten. Daß TomFolio recht nett anzusehen war, ist mir früher, bei gelegentlichen, nach Sekunden zählenden Besuchen, schon aufgefallen; auch ist mir deren "coop"-Geschichte natürlich bekannt. Niemals hätte ich erwartet, daß das Ergebnis für TomFolio derart glänzend und so weit abgehoben vor allen anderen Portalen sein würde. TomFolio ist die echte Überraschung des Tages.

Die zweite ist "antbo", über das wir in nächster Zeit noch einiges zu besprechen haben werden, das gilt auch für jenes seltsame, teils geniale, teils aber auch ein wenig konfuse "bibliophile.net", über das ich noch separat recherchieren werde. - Ganz enttäuscht und sehr ernstaunt bin ich über die ZVAB-Misere, und auch meinen alten Stolperstein, das (Sprachfehler:) Prolibri hätte ich doch nicht so tief in der Rangliste vermutet. Bei den Franzosen freilich war ich auf Fürchterliches gefaßt. Auch Maremagnum hatte ich in ganz elend schlechter Erinnerung.

Es gibt nun zwei neue Wege, zwei Möglichkeiten für die deutschen Antiquare.

Sie scheinen mir beide vernünftig, und es ist ja ganz gut, wenn man zwei Möglichkeiten parallel untersucht.

TomFolio versteht sich ausdrücklich als "international". Als genossenschaftliche Bücherdatenbank (Vorsicht: "coop" deckt sich nicht ganz mit unserem deutschen "genossenschaftlich") steht sie in einsamem, scheints recht verzweifeltem Abwehrkampf gegen die großen Kraken im US-Markt. Man könnte die Datenbank, fast 1:1, ins Deutsche übersetzen und von Stund an gäbe es zwei Teile in einem, den deutschen Zweig und den US-Zweig. ZVAB macht es mit seinem englischen Ableger ja ebenso.

Der andere Weg wäre, antbo zur deutschen gemeinsamen Datenbank im Besitz der Antiquare zu machen.

Beide Punkte werde ich in den nächsten Tagen hier weiterdiskutieren. Da es mir erfolgreich gelungen ist, sowohl aus dem (zur Zeit scheintoten) Antiquariatsableger des Börsenblatts wie auch aus der Xing-Gruppe hinausgeworfen zu werden, im wesentlichen wegen fehlender sittlicher Reife, soweit ich das überblicke - gestaltet sich diese Diskussion etwas einseitig. Das hat aber auch Vorteile: Allein denkt sich origineller (leider nicht etwa besser).

In diesem Sinne freundlichen Gruß.

Sonntag, 27. September 2009

Nachtest "bücherfreund.de" - drittschlechtestes Bücherportal aus 24





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Von pseudonymer Seite bin ich aufgefordert worden, doch das Bücherportal

"buchfreund.de"

nachzutesten. Dieser Bitte komme ich gern nach, kann ich so doch meine Testmethode aus dem Abstand einiger Tage noch einmal nachvollziehen.

Ich arbeite ohnehin nicht so unsystematisch, wie das manche Beobachter glauben mögen, irritiert durch meinen persönlichen Schreibstil. Der hat aber nur den Zweck, dem Leser und mir selbst das mitunter recht trockene Testen unterhaltsamer zu gestalten. Ich muß nachvollziehbar und nüchtern-objektiv testen. In den Formulierungen nähere ich mich bewußt der Satire an - sonst wäre die trockene, teils auch wirklich ärgerliche Materie nicht lesbar darzustellen. Satirische Äußerungen dürfen natürlich nicht auf die *sprachliche* Goldwaage gelegt werden, wohl aber verteidige ich jedes *Sach*argument.

In diesem Sinne also auch dieser Nachtest.

Es gelten für die Beurteilung der Eingangsseite die nun schon bekannten Kriterien:

Gestaltung der Suchmaske/ Eingabemaske 30 %
Farben und Formen der Empfangsseite 20 %

Werbung 20 %

Ratgeberangebote 20 %

Eigendarstellung und Eigenwerbung des Portals 10 %


Die Eingangsseite ist von beleidigender Kahlheit. Der Reiz des Minimalismus fehlt indes zur Gänze, schon wegen der biederen Gestaltung. Wenn ich auf der Eingangsseite so wenig zu sagen habe, dann muß ich jedes Wort mit Bedacht wählen. Solches tun sie bei Buchfreund nicht - sie schwadronieren munter drauflos im Staubsaugervertreterstil: "Sie suchen antiquarische Bücher, Ansichtskarten, Autographen, Fotographien, Graphiken, Noten oder Zeitschriften? Stöbern Sie einfach im Bestand unserer Antiquariate, Buchhändler und Auktionshäuser."

Diese Suada muß der Besucher über sich ergehen lassen, schön groß über die Eingabezeile gesetzt, Zwangslektüre. Überhaupt zwingt man auf dieser Seite gern - ganz scheußliche Overlays (so nenne ich sie bewußt laienhaft) öffnen sich von Geisterhand bewegt beim einfachen Überfahren bestimmter Worte - dieses entmündigende, vergewaltigende Verfahren habe ich schon immer gehaßt. Ein Minimum an Anstand wartet wenigstens das diesbezügliche einmalige Anklicken des Besuchers ab.

Der Autor berauscht sich an sinnarmen Aufzählungen, die sich teilweise überschneiden bzw. von selbst verstehen: "antiquarische Bücher, Ansichtskarten, Autographen, Fotographien, Graphiken, Noten oder Zeitschriften?" und " Antiquariate, Buchhändler und Auktionshäuser".

Eine Registerkarte "Bücher verkaufen" ist unklar - die ganze Seite dient ja diesem Zweck. Wir wissen schon, was der Portalmacher damit sagen will, daß der Besucher nämlich (auch) welche verkaufen will - das muß man dann halt anders sagen. - "Aktualisierungen", das versteht (leider) nicht einmal jeder Antiquar, k e i n Kunde aber weiß, was das nun sein könnte. Rätselstunde? - "Informationen" scheint uns hier etwas blödsinnig zu sein - alles ist hier "Information". - "Themenwelten" ist Schwurbeldeutsch.

Die Eingabemaske ist in unerträglicher Weise verunziert durch eine ganz unanständig daruntergesetzte, zwangszulesende Selbstanpreisungszeile - die ich mit jeder Eingabe sozusagen "zu bestätigen" habe. Diese Scheußlichkeit fand ich nur noch bei einer anderen Portalseite, sie führt (als Vergewaltigung des Nutzers) zur Abwertung dieser unsäglichen Eingabemaske.

Farben, Logo und Schriftwahl der Portalseite sind unzulänglich, auch verfällt der Designer unten der Modepest des Augenblicks - jener widerlichen Abschwächung der Farbstärke bis hin zum blaßvioletten Erahnen des Textes. Sponsert hier der Verband deutscher Augenärzte und Optiker? - Ich darf eine Portalseite nicht einfach nur weiß oder leichtgrau unterlegen, wenn mir sonst nicht viel einfällt gegen den horror vacui. Irgendwie muß ich da doch gestalten wollen! Vor allen muß ich - gerade bei minimalistischen Anwandlungen - die Schrift mit Liebe auswählen und darf alles, aber nur kein Arial verwenden. Igitt!

Die Funktion der "Neueingänge" ist pfiffig, auch wenn man dabei bibliothekarisches Fachgesimpel wie "angelegt am ..." vermeiden sollte. Die graphische Verdeutlichung der Funktion von der Portalseite aus ist unausgegoren.

Da die Seite seltsam leer und starr erscheint, würde man sich dringend dezente Fremdwerbung wünschen. Die fröhlichen Farbtupfer der Buchdeckel lieferbarer Bücher wären hier ein Segen.

Die Rubrikenbeispiele unter "Stöbern" - o Unwort! - sind geschmacklos aneinandergereiht. Man sollte eine Liste dieser Art nicht abschließen mit

- Juden
- Urin

Das hat nix mit politischer Korrektheit zu tun, sondern mit elementarem Anstand. Wir haben 6 Millionen Juden umgebracht und es steht uns gut an, die Kinder der Ermordeten mit Takt zu behandeln.

"Themenwelten" enthält jene netten Farbinserate, die wir uns im Portal so sehr wünschen würden, hier aber unter einer blödsinnigen Bezeichnung versteckt.

Unter "Stichwortverzeichnis" öffnet sich eine Tabelle, die vielleicht das reizende Töchterchen des Datenbankmachers angelegt hat. Sie heißt Agathe und geht in die zweite Klasse. Schreiben kann Agathchen schon, also setzt sie jedesmal "Anfangsbuchstabe" und exzerziert das Verfahren vergnügt von A-Z durch. Wir sind aber als Leser nicht vergnügt, keineswegs, sondern fühlen uns veralbert. - Das "Stichwort-Verzeichnis", das sich nach Agathchens Schreibübung dann eröffnet, ist unlogisch und unbenutzbar automatisch generiert. Diese Tabellen zählen zum Absurdesten, Unnützesten und Peinlichsten der ganzen Testserie bisher. W a s s o l l d a s?

Die Registerkarte "Informationen" enthält eine Auswahlliste beteiligter Antiquariate und einige Selbstbeweihräucherungssätze. Von "Information" nicht die Spur. Björn Biester würde sagen : "Das ist nicht gut".

"Werbung" meint in meiner Beurteilungsskala eigentlich die Art des Einfügens von Werbung in das Eingangsportal. Ich ging davon aus, daß fast jedes Portal die (fast immer etwas zu breite) graphische Situation des Eingangsfelds durch hübsch bunte Blöckchenwerbung auflockern würde. Wenn, wie hier, auf Werbung verzichtet wird, will die Benotung beurteilen, ob sich das *Fehlen* der Inserate positiv oder negativ auswirkt. Einfach weglassen darf ich wegen der Arithmetik diesen Bewertungspunkt nicht.

Wer meint, dem Kunden keinerlei Ratgeberdienste anbieten zu sollen, der will nur verkaufen. We are not amused über dieses Eingangsportal.

Gestaltung der Suchmaske/ Eingabemaske 30 % ...5
Farben und Formen der Empfangsseite 20 % ...4

Werbung 20 % ...3

Ratgeberangebote 20 % ...5

Eigendarstellung und Eigenwerbung des Portals 10 % ...3


Gesamtnote der Eingangsseite 4,2

Nun zu den Datensätzen, die ja in der Gesamtbewertung doppelt soviel zählen wie die Portalgestaltung.

Lesegeschwindigkeit (30 %)
Übersichtlichkeit (30 %)

Raumökonomie (30 %)
Seitenästhetik (10 %)


Die Schrift der ersten Hälfte der Datensätze ist gut gewählt. Es liegt jedoch kein Grund vor, dem Verfasser eine eigene Zeile zu opfern - da gibt es weit bessere Mittel, um ihn abzusetzen vom Titel. Eine lesetechnische Todsünde ist der hier viel zu breite Satzspiegel. So geht es nicht, das ist Leserquälerei! - Der Absatz mit breitem freigelassenem Raum zwischen dem Hauptteil der Titelaufnahme und den Einzelheiten irritiert, er trennt den Datensatz in zwei Teile, so blöd hatte uns das nur noch eine andere Datenbank hingeknallt. Leute - die Titelaufnahme ist eine *Einheit*. -

Beim automatischen Bestellverfahren ist der Ausdruck der (intern natürlich hochwichtigen) Bestellnummer unnötig wie ein Kropf. Ihr auch noch eine eigene Zeile mit freiem Raum nach oben und unten zu widmen, ist verhältnisblödsinnig. - Stereotype Zwangswiederholungen von Quisquilien in jedem Datensatz hasse ich besonders, sie vernichten die Freude am Querlesen der Datensätze, hier "Anbieter:" (übrigens: Welch scheußliches Wort...) und der ganze Schmus von :"Angebotene Zahlungsarten: Vorauskasse, Paypal". Letzterer gehört rechts, ins Preistabellenfeld. - Die an sich verdienstliche "Katalog"-Angabe muß anders gelöst werden, so wie hier vernichtet sie den Lesefluß nur noch mehr. - Die Farbunterlegung im Wechsel der Datensätze ist farblich viel zu stark, sie irritiert. Eine Zebra-Datenbank...

Das Warenkorb-Symbol ist viel zu prominent, auch farblich, es stört massiv. Der verschenkte freie Raum über und unter jedem Datensatz stört, noch ärgerlicher sind die Farbsymbole für Zahlungsarten (die auch das ZVAB zwecks optischen Versauens ihrer Datensätze ähnlich "geschickt" eingeführt hat).

Hier stören die in den Titellisten durchgehaltenen Seitenrubriken rechts den Lesefluß erheblich. So geht das schon gar nicht! Vieles davon vermissen wir im Eingangsportal, hier hat es nix zu suchen. Wenn doch, dann aber, Erbarmung, wenigstens in der Schriftype anders gehalten als in den querzulesenden Titelaufnahmen.

Die Bewertung macht hier wahrlich keine Freude - es wurde gestümpert.

Lesegeschwindigkeit (30 %) 5
Übersichtlichkeit (30 %)
4
Raumökonomie (30 %) 6
Seitenästhetik (10 %) 4

Was zu einer Gesamtnote führt: 4,9

Die Zusammenführung beider Noten (4,2 und 4,9) im Verhältnis 1/3 zu 2/3 ergibt eine

Gesamtnote 4,7

Damit ist buchfreund ranggleich mit "books&collectibles" die drittschlechteste aus nun 24 Datenbanken, fast am untersten Ende der "grottigen" Bücherportale.

Die Beurteilung dieses Gebildes war ein deprimierendes Unterfangen. Und das am heiligen Sonntag bei strahlendem Sonnnschein...


Das Bild ganz oben zeigt die Empfindungen des Verfassers beim Testen schlechter Bücherportale - zwischen Streckbett und eisernem Ochsen...

Samstag, 26. September 2009

Ergebnisliste des Datenbanktests - Nachdenken über Tomfolio und antbo



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Die Testergebnisse für das Eingangsportal und die damit verbundenen Dienste wurden einfach gewertet, dagegen zählten die Resultate des Datensatz-Teils der Untersuchung doppelt. Die Ergebnisse zusammengefaßt führen zu folgender Rangliste:



Tomfolio..............1,5


bibliophile.net.......2,5
booksatpbfa.........2,5
antbo...................2,6
biblio...................2,7
choice-books........2,7
antiqbook.............2,9

antikbuch24..........3
ibooknet...............3,3
ZVAB...................3,4

amazon................3,7
eurobuch...............3,8
abebooks..............3,9

maremagnum.........4
alibris....................4
prolibri...................4,1
iobabooks..............4,3
livre-rare-book.........4,3
booklooker............. 4,5
antiquario...............4,6
bookscollectibles... 4,7
abooksearch..........4,8
chapitre.................5,5




Die beiden großen Überraschungen des Tages sind TomFolio und antbo.

Nach gut 20 Arbeitsstunden ergibt sich diese Rangliste. Ganz erstaunlich auch für mich der gewaltige Abstand der Elitedatenbank Tomfolio vom Feld der "Guten Bücherdatenbanken". Dieses Portal ist genossenschaftlich organisiert und versteht sich ausdrücklich als "international". Denken Sie nun, was ich auch denke? Mal sehen...

"Gute Bücherportale" möchte ich die im zweiten Feld nennen, zwischen Note 2,5 und 2,9. Nicht erwartet hätte ich, hier antbo, unser häßliches Entchen von einst zu finden, aber es ist so: In aller Stille hat sich antbo zu einer exzellenten Datenbank entwickelt. Auch darüber wird nachzudenken sein.

Im dritten Feld, zwischen der Note 3 und 3,9, liegen höchst "Mittelmäßige Datenbanken/ Portale" mit größeren Mängeln, die man nicht nachahmen, sich nicht als Vorbild nehmen sollte. Ich bedauere, hier ZVAB sogar nur im kümmerlichen Mittelfeld vorfinden zu müssen - das hätte ich nun nicht erwartet.

Im vierten, dem untersten Feld sammeln sich eher grottige Portale. Da ich als Kritikaster von Prolibri bekannt bin, habe ich diese Datenbank sehr gewissenhaft benotet - trotzdem landet sie, mit dem ebenso unerfreulichen Maremagnum, im untersten Feld. Tut mir leid,. ich kanns nicht ändern.

Nun sage ich am Ende dieser 20 Stunden angestrengtester Arbeit, nur zwei Stichworte: TomFolio und antbo. Darüber gilt es nachzudenken.



Der Webseite Echo_Münster sei gedankt für die Ausleihe des Entchens. Die Urheberrechte gehören ihr. Bild wird auf formlose Anforderung hin entfernt.