...
1.
http://www.boersenblatt.net/351523/
Wir erinnern uns, daß die Berliner Verkaufsplattform "antbo" unter den unlängst hier getesteten Bücherdatenbanken überraschend gut abgeschnitten hatte. Mein positives Urteil wird von den Kollegen offenbar geteilt.
Weshalb kam antbo trotzdem nicht hoch? Ist es nicht erstaulich, daß ein erfreulich gestaltetes, technisch einwandfreies Portal viele Jahre hindurch vor sich hinkümmert?
Antiquare mit gutem Gedächtnis werden sich erinnern an einen kurzen, aber hochdramatischen Konflikt zwischen mir und antbo. Ich empfand damals die Namenswahl als völlig unmöglich, in jeder Hinsicht peinlich und völlig hirnrissig, beschwor Herrn Zeisig, den Chef, mit Engelszungen, den Namen zu ändern (und entdeckte bei dieser Gelegenheit einen Rattenschwanz von Rechtschreib- und Usabilityfehlern in seinen Zugangsseiten).
Die äußerlichen Fehler wurden hurtig ausgebügelt - aber am Namen änderte man nichts. So schwebt der "Entenpopo" mitsamt aller anderen von mir entdeckten Alliterationen und Anmutungen des "Antbo"-Namens immer noch über der Datenbank. Daß Zeisig leider auch taktisch buchstäblich alle Chancen, sich gegen das, wie wir im Test sahen, beschämend mittelmäßige Prolibri zu profilieren, nicht wahrgenommen hat, ist eine Tragödie besonderer Art.
Ich würde heute noch, in der veränderten Situation, mit Vergnügen eine Strategie entwickeln wollen, mit der Antbo hochkommen könnte am Markt. Aber dazu müßte als erstes der völlig verhunzte Name geändert werden. Gegen Zeisigs Renitenz in diesem Punkt ist wohl nicht anzukommen. Schade.
2.
http://www.boersenblatt.net/351386/#comments
Unser niederrheinischer Kollege, bei dem auf Besserung nicht zu hoffen ist, hat leider eine Hofcamarilla um sich geschart, die ihm dummblöd sekundiert auf seinem Holzweg in der Namensfrage. Kollege Heuberger enttäuscht mich sehr - er verwechselt neuerdings das Zitieren und Vergleichen irgendwelcher Textstellen mit dem, was er einst durchaus besessen hat - mit dem gesunden Menschenverstand eines erfahrenen Großstadt-Antiquars. Und Kollege Plocher weiß uns heute nichts besseres zu bieten als das weit hergeholte Variieren eines äußerst schwachen und zudem aus dem Zusammenhang gerissenen Fontanezitats. In der Sache aber herrscht weiterhin Nebel am Niederrhein und anderswo.
Es sind nun zehn Jahre her, daß ich die Idee einer Genossenschaftsbildung in der ersten Hess-Runde vor gut 250 Antiquaren vorgestellt und propagiert hatte, parallel und ohne Beziehung zum amerikanischen Tomfolio. Die noch älteren britischen Unternehmungen in dieser Richtung, auf die uns später Plurabelle aufmerksam gemacht hat, waren damals, in Vorgooglezeiten, ganz unbekannt. Es ist - das bereitet Prolibri heute noch Alpträume - also nachweisbar m e i n K i n d, um das es sich da handelt. Und die eigenen Kinder betrachtet man bekanntlich besonders kritisch.
Drei Todsünden hat die junge, hoffnungsvolle Genossenschaft teils noch vor, teils während der Berliner Gründungsversammlung begangen. Gegen alle drei habe ich verzweifelt angekämpft, in der Hess-Runde alles hübsch dokumentiert und nachweisbar:
1) die Verletzung einer demokratischen, offenen Diskussionskultur, stattdessen das Fortführen einer scheußlichen Mauschelei, Grüppchenbildung und Intrigiererei, teilweise, das muß man einräumen, durch die kreuzunglücklichen, hoffnungslos veralteten gesetzlichen Regelungen im Genossenschaftswesen begründet,
2) die Abkehr von einer niedrigschwelligen Zugangspolitik zugunsten einer psychologisch und taktisch verheerenden, elitär hohen Start-Beteiligungsforderung, die von den Kollegen vorher schon jenes Vertrauen einfordert, das sie erst später entwickeln sollen und können - war während der ZVAB-Übernahmezeit vielleicht notwendig, hätte dann aber sofort umgeändert werden müssen,
3) die Wahl fürchterlicher, peinlicher, lächerlicher und struntzdummer Namen - mit GIAQ fing das an.
Wobei wir beim Thema sind. Wer so meschugge ist, GIAQ als Bezeichnung für eine große allgemeine Selbstorganisation im Antiquariat festzuschreiben, dem sind noch weitere Namensblödheiten zuzutrauen. Ich schieße mich da keineswegs nur in die niederrheinischen Nebel-Niederungen ein (die jetzt bis nach Köln reichen), auch Kollegen wie Kretzer et alii scheinen zwei linke Hände zu haben in mancherlei Hinsicht.
Vor allem aber in dieser:
Die Datenbank, und damit die Seele der Genossenschaft, tauft sich jetzt um in "Antiquariat". Wie das im einzelnen geschehen soll, ob "nur" mit Internetadresse oder als Gesamtbezeichnung der Datenbank oder Teil einer solchen - immer ist das juristisch unzulässig. Die Folgen werden überaus peinlich sein. Das kann sich doch jeder ausmalen. Teils recht gute Arbeit (etwa das Shopsystem und die Bebilderung) wird dadurch entwertet und wohl schließlich zerstört. Denn Fehler, Wechsel, Peinlichkeiten bei der N a m e n s - Wahl oder Adressenwahl sind heute, das weiß man, tödlich. Es gibt nichts Schlimmeres für ein Verkaufs- und Werbeinstrument!
Die Gründe sind hier noch einmal in knappster Form zusammenzufassen:
Es muß darauf abgestellt werden, was "Antiquariat" in der Vorstellung der meisten, der durchschnittlichen T e i l n e h m e r am Markt ist. Da die Rechte der Mitbewerber der Verkaufsdatenbank ebenso geschützt werden müssen wie die Rechte der Käufer = Verbraucher, nicht aber die irgendwelcher anderer Leute, gibt es nur ein Kriterium zur Prüfung der Zulässigkeit einer Bezeichnung:
*Wie denkt (werbepsychologisch auch: wie f ü h l t) der Teilnehmer am Markt der alten Bücher darüber?
Hier gilt nun, daß "Antiquariat" eine einzelne Firma darstellt für den Verbraucher. Mit "Antiquariat" verbindet sich die persönliche Leitung, mehr noch der S t i l eines Hauses (dieser Aspekt wurde noch gar nicht angesprochen), die Verantwortung, eine gewisse Betreuung, eine weitaus größere S i c h e r h e i t für den Käufer (auch davon war bisher die Rede noch nicht).
Wenn ich also bei einer Bücherdatenbank, einem Portal einkaufe, dann hab ichs mit 200 oder 500 oder 1000 Antiquariaten zu tun, ebensooft also mit der Unsicherheit und Unwägbarkeit immer neuer, immer anderer Antiquariate. Will ich das in Kauf nehmen - gut, meine Verantwortung.
Was aber auf gar keinen Fall geschehen darf, ist, daß mich eine Datenbank über ihre Unwägbarkeit und Unsicherheit der Vielzahl von teilnehmenden Antiquariaten HINWEGTÄUSCHT durch die Verwendung des Begriffs "Antiquariat".
Das ist wahrscheinlich Täuschung, möglicherweise Betrug, ganz sicher aber eine Verletzung der Grundregeln im Wettbewerb.
Weil das ganz klar ist, wird die "neue" Namenswahl der Prolibri in ein riesiges, peinliches Desaster führen. Die Verantwortlichen sind nun gewarnt, hinterher können sie sich nicht mehr herausreden.
Rasch noch der Hinweis auf einen bemerkenswert hellsichtigen Beitrag im Börsenblatt:
http://www.boersenblatt.net/350742/
Das Täuschungsbild verdanken wir encarta. Es wird auf einfache Anforderung hin sofort entfernt.
Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Donnerstag, 31. Dezember 2009
Mittwoch, 30. Dezember 2009
Blaues Wunder mit kleinen Fehlern - Webseitenkritik Bilger
http://www.fonsblavus.de/
Kollege Bilger erfreut uns mit einer guten Webseite.
Vorspruch: Jeder Antiquar plagt sich in Gedanken, Worten und Werken mit der Planung und dem Ausbau einer eigenen Webseite. Man sollte deshalb nicht einfach Antiquariatsseiten vorstellen und dann den Redakteursblock wieder zuklappen, wie heute im Börsenblatt geschehen, sondern Gestaltung und Inhalt auch besprechen und bewerten. Solche kritischen Besprechungen können nur förderlich sein. Auch würde ich anregen, die Stellungnahmen von Kollegen, wenn man schon auf die löbliche Idee kommt, sie anzurufen, etwas ausführlicher zu gestalten. E c h t e Kollegen-Interviews sind stets ungemein nützlich, wir lesen sie alle gern. Nur sollten es keine ausgefeilten schriftlichen Stellungnahmen sein, dann wirs eher langweilig - Stormchen hatte seinen Antiquariats-Anzeiger leider zeitweise genau damit lahmgelegt.
Biester könnte das ganz gut, er hat eine konziliante Telefonstimme. Aber zurück zur Bilgerschen Webseite.
Das Blau der Startseite mit dem kreisrunden Bild ist wunderschön. Leider macht Bilger den Fehler, mit dem uns auch RFMeyer zu ägern pflegt - er bedenkt nicht, daß man auf der Startseite gern mit e i n e m Blick alles überblicken möchte. Das schönste Bild nutzt nix, wenn ich es nur in Teilen sehen darf. Wie ungeschickt, die gute Grundidee durch den Zwang zum Herunterscrollen zu beeinträchtigen.
Die Klappmenus oben in der Startseite sind graphisch unklar, ich weiß nicht recht, ob ich unter "Aktuelles" n u r "Buch des Monats" und "Messen" anklicken soll, oder auch "Aktuelles" selbst, ist "Aktuelles" also nur die Überschrift zum darunterliegenden Klappmenu oder birgt sich in ihm a u c h eine eigenständige Information? - Menus zum Herunterklappen verstehen sich entweder mit oder aber ohne ihre Überschrift. Kompliziert zu beschreiben, sehen Sie es sich an, dann begreifen Sie sofort, was ich meine. Das sollte also geklärt werden, graphisch. Ohnehin warne ich vor allzuvielen Spielereien. Ist es nicht besser, k l a r anzuzeigen, was auf der Webseite alles geboten wird? Muß ich unbedingt einen Teil erst einmal "verstecken", damit der Leser überrascht wird wie beim Öffnen von Weihnachtskalendern - - was mag wohl hinter dem Türchen sein?
"Aktuelles" sollte irgendwie w i c h t i g sein. Ein Neujahrsgruß, so nett er auch klingen mag, ist nicht "aktuell". - Der farblich sehr gute Scan des herausgehobenen (sehr schönen) "Buchs des Monats" wirkt leider höchst künstlich und verquer durch die Marotte des Kollegen, nur Vorderdeckel und Rücken auf einer Ebene zeigen zu wollen. Der Rücken liegt ja in der Natur nicht plan zusammen mit dem Vorderdeckel, wenn ich nur Vorderdeckel und Rücken zeige, er ist dann "eigentlich" schräg im Bild. - Hier bin ich längst zum flachen Auflegen des ganzen Buchs gekommen, das sieht natürlicher aus - wenn freilich auch der zweite, hintere Deckel nichts zusätzlich Informatives bringt. So jedenfalls wie hier wird die Optik des Buchs vergewaltigt.
Bei dem Beschreibungen bitte ich mir aus, daß mir als Leser nicht der ganze Wust der - inhaltlich exzellenten! - Beschreibung in einem Durchsatz an den Kopf geknallt wird. Durch diese schreckliche Unsitte ist ein ganzer Katalog, jener ominöse Pleitegeier, der bei mir unter "Sammelkatalog der Quack" läuft, verdorben worden. Wir bitten also um Absätze, noch besser um unterschiedliche Typengrößen usw.
Dies gilt in der Folge auch für die unter "Messen" angezeigten Exemplare.
Wer so liebevolle und sachkundige Ermittlungen und Hintergrundberichte zu seinen Titeln fertigbringt, gerade der müßte sich zu einer optisch-typographisch klaren Darstellung durchringen können. Bleiwüsten wirken ernüchternd.
Unter "Kataloge" wirkt das "Bitte auf den Katalog klicken" recht ungeschickt. Sowas löst man graphisch anders, nicht so kindlich. Eine Antiquariats-Webseite ist kein Eiermännchen-Spiel.
Leider, leider eröffnet sich dann, wer hätts gedacht, unter "Kataloge" das schwer handhabbare, ungeschickts ins Netz geknallte Druckmanuskript eines Katalogs, das man herunterscrollen muß. Das ist nicht gut! Gerade ältere und würdigere Semester, an die sich der Kollege doch wendet, h a s s e n diese ungeschickteste aller Darbietungsformen von Katalogen. Hier ist unbedingt ein Umdenken angesagt. Es ist eine Sache von ein bis zwei Stunden, um aus dem Druckmanuskript eine gut bedienbare echte kleine Datenbank zu schustern.
Bei der Registerkarte "Fons Blavus", hinter der sich dann "über uns" eröffnet, tritt das oben schon erwähnte Problem der Mehrdeutigkeit verborgener Unterregister wieder auf. - Der persönliche Einführungstext ist außerordentlich sympathisch und zurückhaltend, sowas bin ich bei Antiquaren leider sonst gar nicht gewohnt. Vielleicht einen Tick noch zurücknehmen, etwa beim "Betreuen" der Kunden, ansonsten aber - - sympathisch! So soll es sein!
Es ist Geschmackssache in einem tieferen Sinn, ob überhaupt und wenn dann welche Kollegen ich direkt verlinke. Man weiß nicht - sind das jetzt "Freunde", "Messekollegen", "Antiquare, mit denen ich zusammenarbeite", "...die ich empfehlen möchte" - oder was sonst? Bitte erklären. - Die bibliographischen Links sind, mit Verlaub, etwas heruntergehudelt. Das muß besser durchdacht sein und auf die angebotene Warenart abgestellt werden. Sonst lieber nichts bringen.
Kollege Bilger entgeht dann unter "Kontakt" doch nicht der Versuchung, ein großes Portrait "gewinnend lächelnd" einzustellen. Das könnte in dieser Form auch das Börsenblatt zieren, Stil Wetscherek-Wien oder, o Gott, der Jüngling von "Ich mach was mit Büchern". Solche Psychotricks sollte man unterlassen.
Die erwähnten Kleinigkeiten ändern, bis auf die Unsitte, dem Kunden PDF-Kataloge an den Kopf zu knallen, nichts an meiner Einschätzung dieser Webseite als Lichtblick mitten im sonstigen Elend der Kollegenseiten. Gesamtnote wäre 2-3, ohne das PDF-Ungeheuer sogar durchaus eine gute 2+.
Rechtlicher Hinweis: Webseiten, die dem Verkauf an Kunden im Internet dienen, dürfen einer kritischen Beurteilung unterzogen werden. Wer sich persönlich gekränkt fühlt, möge mich zur Nacharbeit einzelner Textstellen auffordern, ich werde tun, was möglich ist. Aber im Interesse der Kunden wie auch der Antiquare selber kann und soll es, wie bisher so auch in Zukunft, Webseitenkritiken geben.
Das Foto vom Blautopf gehört der Stadt Blaubeuren, bei der wir uns bedanken für die Verwendungsmöglichkeit.
Dienstag, 29. Dezember 2009
Unseren Absatzproblemen auf der Spur - ein Selbstversuch. Teil I
Um verläßliche Daten zu bekommen über die Schwierigkeit, in dieser Zeit durchschnittliche ältere Bücher zu verkaufen, beschloß ich vor 14 Tagen, mich einem Selbstversuch zu unterziehen. Nur so kann ich mein Vorgehen steuern und Normen definieren.
Ich sortierte aus meinem weitgehend ungeordneten Bestand, den ich in einer großen Altbauwohnung, in Kellern usw. in 30 Jahren angesammelt habe, alle Titel aus, für die zutreffen sollte:
*Fachgebiet Theologie, beide Konfessionen, sowohl Fachtheologie als auch Volksfrömmigkeit (unter Ausgrenzung der Traktatliteratur und der religiösen Dichtung)
*Zeitraum 1800-1930
*Mittelwert bei bookfinder/ ZVAB unter 50 Euro, aber über 10 Euro
Ich brachte die letzten beiden Adventwochen mit dieser Aufgabe zu, bei der weit über 20.000 ungeordnete Bände aller Fachgebiete durchzuschauen waren, die teils in Dreier- und Viererreihen stehen (schmale und breite Sten-Bretter, sapienti sat). Halbtot, staubbedeckt und von Schimmelpilzen überzogen tauchte ich wieder aus dem Chaos auf.
Die Titelzahl in Sachen Theologie war nun überschaubar, etwa 5000 Titel, nicht mehr, schon weil andere Sachgebiete in meinem Ankaufsgebiet seit jeher dominieren, als da sind Trivialromane, meist 1860-1920, unendliche Militaria-Reihen, Broschüren und Nonbooks (über die ich heute sehr froh bin), Papier, Papier...
Von den Bucharten und Themen her beobachte ich nun innerhalb "meiner" Theologie eine erfreuliche Ausgewogenheit, was nicht zuletzt daher kommt, daß ich nie eine geschlossene theologische Bibliothek kaufen konnte, aber in Pfarrhäusern aller drei Konfessionen des Ankaufsgebiets gut bekannt bin.
Die nächsten Schritte, die ich vornahm, sind natürlich allen Kollegen vertraut:
*Alphabetische Sortierung nach Anfangsbuchstaben, dann Auswahl eines Buchstabens zur ersten Bearbeitung, ich wählte "B" aus, und hier wiederum die Untergliederung "Ba" (teils bis "Be"). Das waren etwa 120 Titel, immer beschränkt auf den Zeitraum 1800-1930.
*Abfrage aller Titel (es waren übrigens kaum Mehrfachtitel dabei) in bookfinder. Ich rate allen Kollegen, das in Paranthese, dazu, Preise nicht mehr im ZVAB, sondern in bookfinder nachzusehen, aus vielerlei Gründen, über die wir ein andermal diskutieren können. Hauptgrund ist natürlich die realistischere Preisüberschau nach *unten* hin, aber bei alten oder schwierigen Titeln ist auch die ganz geniale Darbietung der Titelvarianten dort sehr hilfreich. Bookfinder ist gottseidank auch schneller geworden.
*Ausscheidung aller Titel, die öfter als etwa 3x angeboten werden, bei teuren dürfen es auch 4 oder 5 sein, und/oder die im Mittelwert unter etwa 12 Eur liegen.
Nach dieser Operation blieben von den 120 Titeln ba (-be) noch 43 übrig. - Grund für die Ausscheidung der billigen und/oder der häufigen Titel ist die Erwägung gewesen, daß ich das Ergebnis durch eine Hereinnahme der Mehrfach- und der Billigtitel nicht herabdrücken wollte.
So nützlich der Titeltransfer nach System Wiesler auch ist für neuere Titel, muß ich diese Methode aus Qualitäts- wie auch aus Zeitgründen für ältere Titel verwerfen. Das bringt einerseits zuviele zeitraubende Fehler, zum anderen stimmt bei Wiesler die Qualität nicht (immer). Ich legte mir also eine Reihe solcher Registerkarten in Firefox an, die unmittelbar verwertbare Titeleien ("ISBD-Dateien") aus großen Bücherdatenbanken liefern. Aus etwa 2/3 aller Datenbanken kann man sie extrahieren, oft freilich muß man den Eingang zum ISBD erst mühsam suchen. Hat man ihn aber einmal gefunden und jeweils notiert, gehts wies Bretzelbacken.
Im Fall der älteren Theologie war das (in der Reihenfolge der Brauchbarkeit) VThK, dann KVK, hier freilich nur der GVK-Zugang, das exzellente Baden-Württemberg-Katalogmodell usw., während Bayern in Sachen flotter Titelextraktion eine Stätte des Grauens darstellt und Deutsche Bibliothek Leipzig (wir sprechen von der Retrokonversion der älteren Titel) wie auch Staatsbibliothek Berlin durch unsägliche Titelschluderei enttäuschen. Darüber können wir ein andermal sprechen.
Vor allem dank des rührend gepflegten, ganz erstaunlich guten VThK konnte ich aus allen Titelquellen insgesamt 40 von 43 Titeln direkt einkopieren, natürlich nach Wordpad, um die teils recht tückischen Formatierungen auf alle Fälle loszuwerden.
Dann setzte ich, für jeden Titel von Hand, die für die Erstellung der CSV-Datei notwendigen Sternchen ein (Sternchen lesen sich später am leichtesten), in meinem Fall vor bzw. zwischen
Autor*Titel*Jahr*Beschreibung*Nummer*Preis*Anmerkung*Schlagworte
wobei ich unter "Jahr" Ort, Verlag und Jahr subsumiere, unter "Beschreibung" Seitenzahl und Einbandart, unter "Anmerkung" den Zustand des Buchs. Auf Ausfüllung der Rubrik "Schlagworte" verzichte ich vorerst, aus Zeitgründen. Ich stelle Ihnen die fertige Transferdatei, bereit zum Überspielen nach ZVAB, in einem Ausschnitt mal vor:
"Autor"~"Titel"~"Jahr"~"Medienschlüssel"~"Beschreibung"~"Nummer"~"Preis"~"Anmerkung"~"Schlagworte"
"Bachmann, Philipp:"~" Nun aber halte ich Dein Wort : ausgewählte Predigten / von Philipp Bachmann. - "~"München : Kaiser : 1932. - "~0~"OLn VIII, 194 S."~"tb01"~13~"schön erhalten"~
~"Liber duodecim prophetarum : Textum masoreticum accuratissime expressit, e fontibus Masorae varie illustravit, notis critics confirmavit ... / Hrsg. von Seckel Baer. - "~"Lipsiae : Tauchnitz, 1878. - "~~"Hln. X, 102 S., Einheitssacht.: Prophetae minores"~"tb02"~12~"sehr klarer Druck"~
~"Liber Genesis : Textum masoreticum accuratissime expressit, e fontibus masorae varie illustravit, notis criticis / confirmavit S. Baer; praefatus Fr. Delitzsch. - "~"Leipzig : Tauchnitz, 1869. - "~~"Hln. VIII; 96 S."~"tb03"~12~"klarer Druck"~
"Alonzo L. Baker: "~"Die Hoffnung der Welt. "~"Pacific Press, Brookfield 1926. "~~"OLn. 384 Seiten"~"tb04"~19~"Vordergelenke etwas gelockert. - eindrucksvoll illustriert im Stil der Pfingst- und Zeltmission in den USA"~
"Philipp Balzofiore "~"Lebensgeschichte der ehrwürdigen Dienerin Gottes Anna Maria Taigi : (1769 - 1837) / von Philipp Balzofiore, übrsetzt von: Wimmer, Boniface. 2., unveränd. Aufl. 1873. "~"Regensburg [u.a.] : Pustet, 1873."~~" OBroschur XVI, 134 S. : Ill., Aus dem Ital. übers."~"tb05"~24~"Broschur noch uneröffnet, letzte Blätter gering geknickt"~
Die Sternchen sind, weil das ZVAB das will, hier einfach in Tilden~ umgewandelt worden, das Programm bietet diese Möglichkeit automatisiert an.
Die weiteren Schritte zur Behandlung der CSV-Datei habe ich mit "OpenOffice CALC" (Freeware) vorgenommen, ich warne ausdrücklich vom dem teuren Windows-Tabellenprogramm. - Die zunächst etwas kniffelige Rückverwandlung der CSV-Tabelle in das von den Datenbanken geforderte TXT-Programm ist auch für EDV-Laien wie mich keine Hexerei. Man muß es einmal lernen, ein Nachmittag, dann sitzt es.
Dann scannte ich *jeden* Titel mit einem sehr schnellen A3-Scanner ein (ein uralter Epson GT-15000).
Nach leidvoller Erfahrung mit billigeren A4-Scannern, die mich zur Raserei gebracht hatten, arbeite ich nun vergnügt mit dieser Maschine. Sie hat ziemlich stur einen Ebay-Gebrauchtpreis von 400-500 Euro (neu unsäglich viel mehr). Dieses Geld habe ich nie bereut. Beißen Sie in diesen sauren Apfel, tun Sie es! Gebraucht reicht aus, da diese großen Maschinen für hunderttausend und mehr Scans ausgelegt sind.
Viele Kollegen fürchten sich vor der Forderung der Datenbanken, daß die Bezeichnung des Scans bzw. Fotos übereinstimmen muß mit der dazugehörigen Buchnummer. Hier ist wieder eine gute Stunde anzusetzen, in der Sie das richtige Einsetzen der Startsignatur beim ersten Scan lernen und, noch wichtiger, das automatisierte Herunternummerieren in der Buchnummern-Spalte des OpenOffice-SCV.
Mit Tinypic (gratis) verkleinern Sie die Bilder in Sekundenschnelle herunter. Versuchen Sies erst gar nicht mit Irfan, viel zu kompliziert. Tinypic!
So, jetzt haben wir eine ganz wichtige Z e i t - Größe, die für alle älteren und/ oder schwierigen Titel genau gleich gelten dürfte:
BEZOGEN AUF DEN SCHLIESSLICH EINGESTELLTEN=VERWENDETEN TITEL:
Sortieren A-Z mit Feinsortierung 1 min
Preisermittlung/ Aussondern über Bookfinder: 3 min (hierin sind enthalten ca. 3 Nachschauungen, da ja ca. 2 entfallen, einer bleibt)
Scans einschl. Vor- und Nacharbeit 1 1/3 min
Hereinholen der Grundtitelei 2 min
Sternchen-Einsetzen 2/3 min
Eintrag von Preis, Einbandart, Zustand 2 min
SA. 9 1/2 = 10 Minuten je definitiv eingestelltem Titel
Diese 10 Minuten sind eine ziemlich grauenhafte, weil viel zu hohe Bezugsgröße. Mein Gefühl sagt mir, daß hier der springende Punkt liegt. Egal, ob ich die ganzen Arbeiten delegiere (wer kann das eigentlich sonst noch machen?) und dann den Arbeitslohn bezahlen muß, oder ob ich selber am Kasten sitze - wird da wenigstens ein Putzfrauenlohn herauskommen für mich?
Der mittlere Verkaufspreis der Ware in diesem Selbstversuch liegt übrigens brutto etwa bei 24 Eur.
Ich habe gestern die 42 Titel in ZVAB und Abebooks eingegeben und warten nun auf das Resultat. Ich vermute, daß es verheerendausfallen wird.
Eine ganze Menge der üblichen relativierenden Argumente ("das ist doch bei jedem Kollegen wieder anders") glaube ich durch die sorgfältige Versuchsanordnung ausgeschaltet zu haben. Jetzt kann jeder die Bezugsgrößen für sich selber nachprüfen. Und alte Theologie ist als Gebiet immerhin doch noch im unteren Mittelmaß der Beliebtheit, vorausgesetzt es wird sorgfältig ausgesiebt, wie ichs doch wohl getan habe.
Das Ergebnis wird, nach meiner Schätzung, bei etwa 2-3 % verkauften Titeln liegen - und damit wird die Unrentabilität unserer Arbeit unter den gegenwärtigen Marktbedingungen dann klar zutage treten.
Wenn das so sein sollte, dann kann ich mich, immer unter Verwendung der Standards, an die ich mich gehalten habe, an eine Untersuchung des Marktes machen.
Das wird dann der zweite Teil des kleinen Selbstversuchs sein.
Wir müssen herausbekommen, weshalb wir mittlere Titel der hier vorgestellten Art in so beschämend geringem Maß loswerden. Dafür gibt es Gründe. Kennen wir die, können wir uns konkrete Maßnahmen zur Absatzförderung ausdenken.
Zunächst aber brauche ich die Ergebnisse dieses kleinen Selbstversuchs, über den ich Sie gern ins Bild gesetzt habe.
Für das Foto "Selbstversuch" danke ich Landsbytossen, von wo ichs ausgeliehen habe.
Nebel am Niederrhein
http://www.boersenblatt.net/351386/template/b4_tpl_antiquariat/
Ein Antiquar vom Niederrhein, dessen Namen wir gnädig verschweigen wollen, führt uns im Kommentar Nr. 14 mit Brillianz vor, was es heißt, uneinsichtig und unbelehrbar zu sein und, als wäre dies noch nicht genug, munter M y t h e n zu konstruieren und Skandale herbeizureden.
http://www.boersenblatt.net/351386/#comments
Die hier für einmal vereinigten Antiquare RFMeyer und Mulzer, ansonsten eher auf kritischer Distanz zueinander, haben seit zwei Tagen mit Schafsgeduld versucht, in immer neuen Wendungen und in mehreren Beiträgen ihm das Problem klarzumachen, das in einer Namenswahl zu sehen ist, die auf T ä u s c h u n g im Internethandel hinausläuft und schon im Vorfeld einer juristischen Klärung erbärmlichen Schiffbruch erleiden muß.
Wenigstens meinen wir das, und wir begründen es auch. Redakteur Biester deutet zart an, daß er hier auch ein, sagen wir es so, Fragezeichen am Horizont sieht und jedenfalls Klärungsbedarf besteht.
Was macht unser niederrheinischer, hier nicht zu nennender Kollege? Geht er überhaupt auf das Thema ein? Macht er sich für 5 Pfennig Gedanken über diese Frage?
Weit gefehlt. Stattdessen konstruiert er ein wolkiges Mythengebilde von sich gegen die Genossenschaft verschwörenden anonymen Menschen, unterstellt er Björn Biester das Tolerieren düsterer böser oder doch wenigstens "armer" Medienverschmutzer.
Das mag er halten, wie er will. Aber es wäre eine Frage des vernünftigen Diskutierens, zu einem Problem Stellung zu beziehen, das z w e i Kollegen ihm mit viel Mühe und Zeitaufwand aufgedröselt und begründet haben.
Merke - M y t h e n und Verschwörungsbramabardisierungen tragen zur Klärung wichtiger Fragen nichts bei.
Das schöne Foto (Nebel am Niederrheim) gehört U.Verbarg. Wir danken für die Verwendungsmöglichkeit; Bild wird auf einfache Anforderung hin entfernt.
Freitag, 18. Dezember 2009
Randbemerkung
http://meyerbuch.wordpress.com/2009/12/28/nur-ein-paar-marginalien/
http://meyerbuch.wordpress.com/2009/12/24/mein-name-ist-hase-nicht-igel/
http://www.boersenblatt.net/351386/template/b4_tpl_antiquariat/
Mit Seitenblick auf die derzeitige Diskussion im Börsenblatt darf ich anregen, zwei Diskussionsstränge sauber auseinanderzuhalten.
1.
Zunächst der juristische Gesichtspunkt. Weitaus wichtiger als die Frage nach der Internet-Adresse, etwas verwirrend und nicht immer glücklich neudeutsch auch "domain" genannt, ist die
*Wettbewerbsfrage
im Zusammenhang mit der Geschäftsbezeichnung der Datenbank/ des Portals. Dieses Thema ist so alt wie das neuere Rechtswesen überhaupt und seit über hundert Jahren gibt es dafür eine Reihe klarer Regeln.
Die Geschäftsbezeichnung muß w a h r sein in Hinsicht auf mehrere Gesichtspunkte. Einer der wichtigsten ist, daß sowohl die Natur, die A r t des Gewerbes durch den gewählten Namen richtig dargestellt sein muß, ebenso auch dessen G r ö ß e.
Ich darf also nicht schreiben "Frischfischrestaurant", wenn ich Tiefkühlfisch aus Alaska auftaue, darf mich nicht "Deutsche Großspedition" nennen, wenn ich nur ein Dreiradwägelchen im Stadtverkehr zu laufen habe. Hier verletzt die Bezeichnung "Antiquariat" für eine Datenbank / ein Portal die Forderung nach Wahrheit und Klarheit über die A r t des Gewerbes.
Man kann das mit etwas Rabulistik so hindrehen, daß es "anscheinend" paßt. Juristisch halbwegs wasserdicht bekäme man dies aber nur dann hin, wenn es, wie ich das im "Deutschen Antiquariat" geplant hatte, mit einer überzeugenden Organisation der Antiquare verbunden sein würde, die eben diesen Namen tragen würde. Nur dann könnte man es durchkriegen, aber selbst das wäre, wie Koll. RFMeyer mir mitgeteilt hat, rechtlich ziemlich wackelig.
Beim Wettbewerbsrecht, um diesen Punkt abzuschließen, ist maßgebend die naive, spontane Beurteilung des Durchschnittsverbrauchers. Durchaus auch des fachkundigen Durchschnittsmenschen. Gerade für den aber ist der Unterschied zwischen einem "Antiquariat" und einem "Datenbank-Portal" ganz wichtig. Wir sollten auf dieser Schiene einfach nicht weiterdiskutieren, es wäre sinnlos. Der fachkundige Laie würde durch die Bezeichnung "Antiquariat" für die Datenbank/ das Portal g e t ä u s c h t. Und damit ist die Bezeichnung gestorben.
Im Domainrecht wird von der internationalen Rechtsprechung nach einigen Anfangsschwierigkeiten und Verirrungen ganz klar
***das allgemeine Wettbewerbsrecht über das Domainrecht gestellt.
Dies ist auch nur logisch, auch wenn es wehtun mag, wenn ich eine Domain hergeben bzw. geschäftlich, ja sogar privat nicht verwenden darf, nur weil dadurch das übergeordnete Wettbewerbsrechte verletzt würde. Fazit: Ich bitte händeringend, sich auf dem toten Gleis der wettbewerbsrechtlichen Namens-Grundfrage nicht weiter abzumühen. Der Fall i s t klar.
2.
Nach wie vor müssen wir einen rein formalen Mangel an beruflicher Diskussionskultur beklagen. Ich bin wirklich entsetzt, mit welcher Naivität da bisher im Bereich des Antiquariats verquere Konstruktionen, Umständlichkeiten, Ungeschicklichkeiten in Szene gesetzt worden sind.
Ein berufliches Forum muß unter Beachtung einiger Grundregeln auf die Beine gebracht werden. Dazu gehört neben einer Allgemeinzugänglichkeit ein System des Wiederfindens und Archivierens älterer Beiträge (retrieval) ebenso wie leichte Bedienbarkeit, Übersichtlichkeit usw., auch die nicht leichte Aufgabe einer neutralen Redaktion und Supervision. Mir persönlich war das alte System der Hess-Runde am sympathischsten, man würde heute von einer "Mailing-Liste" sprechen. Jeder Beitrag kommt sofort in den Briefkasten jedes Teilnehmers, oder aber, das hatte Kollege Hess nicht bieten können, man liest alle Beiträge an einem zentralen Ort nach. Ich möchte also an eine Art Yahoo- oder heute auch Google-Gruppe denken.
Hier versagt das Börsenblatt rein technisch. Ansonsten darf man, dies im Nebensatz, Redakteur Biester eine weitgehend neutrale und vernünftige Führung seiner Antiquariatsabteilung zugestehen. Ich halte es für töricht, ihm "Parteilichkeit" zu unterstellen.
Wie auch immer, es gibt derzeit (noch) kein vernünftiges gemeinsames Berufsforum. Solange das fehlt, wird es auch immer den Eindruck geben, bei Prolibri /GIAQ würde "gemauschelt", intern entschieden und nicht viel von offener Diskussionskultur gehalten. Ich will mich nicht wiederholen: Wir brauchen eine neutrale, allgemeine, offene, technisch ausgereifte Plattform zur Diskussion unserer Berufsfragen. Das ist tatsächlich fast nur eine t e c h n i s c h e Frage. Aber es muß gemacht werden.
Idealer Träger wäre der Börsenverein und ein guter Moderator Herr Biester. Angesichts des chaotischen und schmuddeligen Images, das wir Antiquare beim allgemeinen Börsenverein haben (Koll. Hohmann hat das dankenswerterweise angedeutet), dürfte das aber nicht möglich sein. Wäre die Xing-Gruppe zu reformieren? Ich habe da tiefe Zweifel. Ein abgewandelter "Antiquariats-Anzeiger" könnte Träger eines guten berufskundlichen Forums für alle sein, aber hat Koll. Stormchen den Atem zu einem zweiten Anlauf?
Das Bild verdanke ich chinside.de, es ist vermutlich nicht frei. Wird auf einfache Anforderung hin entfernt.
http://meyerbuch.wordpress.com/2009/12/24/mein-name-ist-hase-nicht-igel/
http://www.boersenblatt.net/351386/template/b4_tpl_antiquariat/
Mit Seitenblick auf die derzeitige Diskussion im Börsenblatt darf ich anregen, zwei Diskussionsstränge sauber auseinanderzuhalten.
1.
Zunächst der juristische Gesichtspunkt. Weitaus wichtiger als die Frage nach der Internet-Adresse, etwas verwirrend und nicht immer glücklich neudeutsch auch "domain" genannt, ist die
*Wettbewerbsfrage
im Zusammenhang mit der Geschäftsbezeichnung der Datenbank/ des Portals. Dieses Thema ist so alt wie das neuere Rechtswesen überhaupt und seit über hundert Jahren gibt es dafür eine Reihe klarer Regeln.
Die Geschäftsbezeichnung muß w a h r sein in Hinsicht auf mehrere Gesichtspunkte. Einer der wichtigsten ist, daß sowohl die Natur, die A r t des Gewerbes durch den gewählten Namen richtig dargestellt sein muß, ebenso auch dessen G r ö ß e.
Ich darf also nicht schreiben "Frischfischrestaurant", wenn ich Tiefkühlfisch aus Alaska auftaue, darf mich nicht "Deutsche Großspedition" nennen, wenn ich nur ein Dreiradwägelchen im Stadtverkehr zu laufen habe. Hier verletzt die Bezeichnung "Antiquariat" für eine Datenbank / ein Portal die Forderung nach Wahrheit und Klarheit über die A r t des Gewerbes.
Man kann das mit etwas Rabulistik so hindrehen, daß es "anscheinend" paßt. Juristisch halbwegs wasserdicht bekäme man dies aber nur dann hin, wenn es, wie ich das im "Deutschen Antiquariat" geplant hatte, mit einer überzeugenden Organisation der Antiquare verbunden sein würde, die eben diesen Namen tragen würde. Nur dann könnte man es durchkriegen, aber selbst das wäre, wie Koll. RFMeyer mir mitgeteilt hat, rechtlich ziemlich wackelig.
Beim Wettbewerbsrecht, um diesen Punkt abzuschließen, ist maßgebend die naive, spontane Beurteilung des Durchschnittsverbrauchers. Durchaus auch des fachkundigen Durchschnittsmenschen. Gerade für den aber ist der Unterschied zwischen einem "Antiquariat" und einem "Datenbank-Portal" ganz wichtig. Wir sollten auf dieser Schiene einfach nicht weiterdiskutieren, es wäre sinnlos. Der fachkundige Laie würde durch die Bezeichnung "Antiquariat" für die Datenbank/ das Portal g e t ä u s c h t. Und damit ist die Bezeichnung gestorben.
Im Domainrecht wird von der internationalen Rechtsprechung nach einigen Anfangsschwierigkeiten und Verirrungen ganz klar
***das allgemeine Wettbewerbsrecht über das Domainrecht gestellt.
Dies ist auch nur logisch, auch wenn es wehtun mag, wenn ich eine Domain hergeben bzw. geschäftlich, ja sogar privat nicht verwenden darf, nur weil dadurch das übergeordnete Wettbewerbsrechte verletzt würde. Fazit: Ich bitte händeringend, sich auf dem toten Gleis der wettbewerbsrechtlichen Namens-Grundfrage nicht weiter abzumühen. Der Fall i s t klar.
2.
Nach wie vor müssen wir einen rein formalen Mangel an beruflicher Diskussionskultur beklagen. Ich bin wirklich entsetzt, mit welcher Naivität da bisher im Bereich des Antiquariats verquere Konstruktionen, Umständlichkeiten, Ungeschicklichkeiten in Szene gesetzt worden sind.
Ein berufliches Forum muß unter Beachtung einiger Grundregeln auf die Beine gebracht werden. Dazu gehört neben einer Allgemeinzugänglichkeit ein System des Wiederfindens und Archivierens älterer Beiträge (retrieval) ebenso wie leichte Bedienbarkeit, Übersichtlichkeit usw., auch die nicht leichte Aufgabe einer neutralen Redaktion und Supervision. Mir persönlich war das alte System der Hess-Runde am sympathischsten, man würde heute von einer "Mailing-Liste" sprechen. Jeder Beitrag kommt sofort in den Briefkasten jedes Teilnehmers, oder aber, das hatte Kollege Hess nicht bieten können, man liest alle Beiträge an einem zentralen Ort nach. Ich möchte also an eine Art Yahoo- oder heute auch Google-Gruppe denken.
Hier versagt das Börsenblatt rein technisch. Ansonsten darf man, dies im Nebensatz, Redakteur Biester eine weitgehend neutrale und vernünftige Führung seiner Antiquariatsabteilung zugestehen. Ich halte es für töricht, ihm "Parteilichkeit" zu unterstellen.
Wie auch immer, es gibt derzeit (noch) kein vernünftiges gemeinsames Berufsforum. Solange das fehlt, wird es auch immer den Eindruck geben, bei Prolibri /GIAQ würde "gemauschelt", intern entschieden und nicht viel von offener Diskussionskultur gehalten. Ich will mich nicht wiederholen: Wir brauchen eine neutrale, allgemeine, offene, technisch ausgereifte Plattform zur Diskussion unserer Berufsfragen. Das ist tatsächlich fast nur eine t e c h n i s c h e Frage. Aber es muß gemacht werden.
Idealer Träger wäre der Börsenverein und ein guter Moderator Herr Biester. Angesichts des chaotischen und schmuddeligen Images, das wir Antiquare beim allgemeinen Börsenverein haben (Koll. Hohmann hat das dankenswerterweise angedeutet), dürfte das aber nicht möglich sein. Wäre die Xing-Gruppe zu reformieren? Ich habe da tiefe Zweifel. Ein abgewandelter "Antiquariats-Anzeiger" könnte Träger eines guten berufskundlichen Forums für alle sein, aber hat Koll. Stormchen den Atem zu einem zweiten Anlauf?
Das Bild verdanke ich chinside.de, es ist vermutlich nicht frei. Wird auf einfache Anforderung hin entfernt.
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