Für die folgenden Überlegungen beanspruche ich (damit die Juristen was zum Lachen haben) eine ganz neue Form des Rechtsschutzes: Den der Fairness unter Kollegen.
Ich hatte, fast auf den Tag genau gleichzeitig und parallel zu den amerikanischen Kollegen von Tomfolio den Genossenschaftsgedanken in Deutschland auf die Bücherdatenbanken angewandt und in der Hess-Runde vorgeschlagen. Ähnlich bitte ich nun auch die folgende neue Grundidee aufzufassen: Als öffentlich dargelegtes Generalprogramm.
Weil ich etwas verwirrt und müde auf die über 100 Postings in meinen eigenen zwei Antiquariatsblogs zurückblicke, die zu nichts nutze waren und offensichtlich keine Seele interessiert haben, fasse ich mich nun kurz. Ich begründe nicht jeden der nun folgenden Schritte. Für die Katz ist es ja sowieso, ist es nicht?
1.
Von den Kunden ausgehen: Das Sammelgebietsprinzip
Von den Sammlern des "seltenen und teuren Buchs" einmal abgesehen, sammelt fast jeder Antiquariatskunde im oberen Wertbereich oft, im mittleren und unteren Bereich fast ausnahmslos alte Bücher nach Sachgebieten, die sich bei näherem Hinsehen dann eher als Sammelgebiete entpuppen. Mitunter sind es auch mehrere; aber immer sucht der Kunde nach "seinen" Gebieten und läßt den ganzen Rest links liegen.
Diese Tendenz zeigt sich noch deutlicher bei den von uns so sehnlich herbeigewünschten neuen Käuferschichten, die ja fast nur vom Neubuch herüberkommen können und oft genug nur durch ihr besonderes Neubuch-Sammelgebiet zum Altbuchkauf verführt werden können.
2.
Der Kunde will anonym finden, aber persönlich kaufen
Das Faszinierende an der (von mir erst spät begriffenen) Bündnis-Idee ist die dadurch erreichte Aufhebung jener eiskalten Funktionalität und Neutralität, die die großen Bücherportale wie etwa das ZVAB auszeichnet - praktisch, aber vom Kunden her betrachtet viel zu ungemütlich. Der Altbuchsammler will zwar schnell sein Buch finden, aber dann will er von der Fundstelle in "sein" Antiquariat geführt werden. Das mag die große Datenbank nicht leisten, da sie allzu engen Kontakt des Kunden mit dem Antiquariat nicht wünschen kann - die Provisionen gehen im direkten Verkehr flöten.
Abgesehen davon wirkt die Sachgebietssuche in den Riesenportalen gerade auf ungeübtere neue Käuferschichten sehr abschreckend. Der Laie will eigentlich keine Datensatz-Bleiwüsten, sondern gemütliche Einkaufsräume bei persönlich zu kontaktierenden Antiquaren sehen.
Sind nun die Bündnisantiquare selbst die Besitzer der Datenbank, dann können sie die Provisionsfrage unter sich irgendwie anders lösen, sie haben die Möglichkeit, vom gefundenen Buch subito "in" das Antiquariat des einzelnen Kollegen umzuleiten.
3.
Antiquare haben unterschiedliche Gestaltungshöhen
Es gibt sehr verschiedene Begabungen, Interessen und Geldmittel unter den Antiquaren, die dazu verwendet werden können, um eigene Webseiten zu gestalten. Ich habe heute mehrere Stunden brainstorming an der idyllischen Dreisam gebraucht, bis mir die Lösung für dieses Grundproblem eingefallen ist: Wir brauchen eine gestaltete Datenbank, die zwei grundsätzliche Ebenen aufweist, einmal einen Teil mit hübsch illustrierten, aufbereiteten, gut kommentierten Webseitenteilen ambitionierter Kollegen - und dann das ganz simple alphabetische Datenbankfeld für die "einfacheren" Kollegen.
Alles natürlich nach den obligatorischen Sammelgebieten aufgedröselt.
Beispiel: Sachgruppe 44c = Landwirtschaft, Gartenbau
Drei oder mehr Kollegen können Ausschnitte aus ihren eigenen Webseiten bringen, graphisch aufbereitet, einige Fotos. Die bringen wir "oben", oder "links". Untendran oder rechts folgt dann die alphabetische Aufreihung jener Kollegentitel zur Sachgruppe 44c, die nur als Datensätze überspielt worden sind.
Das bedeutet, leider, daß jede Sachgruppe redaktionell betreut werden muß. Denn der erste, gestaltete Teil sollte graphisch hübsch aufbereitet werden, auch mit Wiki-Artikeln, gemeinfreien Fotos aus dem Sachgebiet, Holzstichen(!) des Sachgebiets usw.
4.
Das Geheimnis 1: Die Verlinkung zur Antiquariatsseite
Sowohl die gestaltete, man kann auch sagen die Eingangs-Fläche zum Sachgebietskatalog als auch jeder einzelne Katalogeintrag sind durch eine Vielzahl direkter Links vernetzt mit der jeweiligen Kollegenseite (die den Bildteil gestaltet bzw. den Titel eingegeben hat). Das Problem der Rück-Verlinkung bzw. des Rahmens zur Rückkehr muß sorgfältig gelöst werden.
5.
Das Geheimnis 2: Die Suggestion eines großen Antiquariats
Das ZVAB treibt es in seiner Google-Werbung seit Monaten unverschämt, es bezeichnet sich als "das größte Antiquariat", was wettbewerbsrechtlich natürlich höchst angreifbar ist und für die ehrwürdige Tante ZVAB verderblich werden könnte, so sie das nicht endlich ändert.
Aber ein Kern Wahrheit steckt drin, so wie Redaktor Biester nicht ganz Unrecht hat, wenn er das ZVAB heute via Twitter als bereits bestehendes "Haus der Bücher" der Antiquare "mit dezentraler Lagerung" bezeichnet...
Die Antiquare können und müssen der Öffentlichkeit gegenüber (auch) als großes Antiquariat auftreten. Natürlich gilt es, meinen alten Vorschlag aufzugreifen und das Gebilde "Deutsches Antiquariat" zu benennen (in der Hess-Runde endete die Diskussion darüber mit dem Vorwurf, ich würde durch Verwendung des Wortes "Deutsch" die Untaten der SS verteidigen und "Mein Kampf" anbieten, wer erinnert sich noch - Himmelkreuztürkennot...)
"Deutsches Antiquariat" ist sehr hilfreich, um Untergruppen zu postulieren.
Wir bilden, um es zu verdeutlichen, ja für unsere rd. 100 gemeinsam genau festgelegten Sammelgruppen alter Bücher entsprechende rd. 100 Portale. Und die nennen wir:
Deutsches Antiquariat für Buchwesen und Bibliographie
Deutsches Antiquariat für Studentica und Universitätswesen
Deutsches Antiquariat für Philosophie
Deutsches Antiquariat für Altertumskunde
Deutsches Antiquariat für die Geschichte und Kultur des Mittelalters und der Reformationszeit
....
Deutsches Antiquariat für Textil, Bekleidung, Mode
Deutsches Antiquariat für alte Handwerke
....
Deutsches Antiquariat für Sport und Spiel
....
Alle teilnehmenden Anitquariate sind jeweils Träger von allen rd. 100 Portalen.
6.
Also stehen die rd. 100 Sammelgebietsportale jedem Kollegen offen. Er zahlt irgendwie einen gerechten Gebührenanteil. Gebühren sind erstens die reinen Datenbankkosten. Und zweitens die Kosten für Redaktion des "schönen", gestalteten Teils und der angeschlossenen Fachdatenbank.
Das ist das Ding nämlich in den Augen der Öffentlichkeit. Ich kenne meine Pappenheimer, Werbewesen ist mein Hobby seit olims Zeiten. Das Wort "Fachdatenbank
Die hübsche Graphik gehört der Stadt Yuma - gar nicht so weit weg von den Vorplanungen zu Tomfolio.