Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Montag, 8. Juni 2009
An die Berliner AG-Vorlage anzutackern, wenns beliebt
Vormerkung: Zur Brutalo-Graphik dieses Blogs bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind - irgendwann hat sich das entwickelt, "doch mit der Zeit so peu à peu, gewöhnt man sich daran" (Große Freiheit Nr.7, Originalfassung 1943, einer meiner Lieblingsfilme). Farbe und Lettern also wie in der Früh- und Revolverzeit des Zeitungswesens, Dakota 1864, "Beobachter und Kampfhund des Nordens". Es ist nicht "schön" und solls auch gar nicht sein. Zur Nachahmung nicht empfohlen.
Wir wir heute wissen, ist der Betrieb eines gut funktionierenden großen Verkaufsportals technisch gesehen eine nur mittelschwere Routineaufgabe für jeden in Netztechnik ausgebildeten Berufsanfänger; Absolventen der technischen Fachuniversitäten zum Beispiel bringen das ohne weiteres. Gerade uns älteren, immer noch in Ehrfurcht erstarrten Datenbanknutzern aus der Frühzeit des ZVAB ist es schwer klarzumachen, daß das Hexenwerk von einst inzwischen schiere Durchschnittsarbeit geworden ist und sich die Fachleute nach so einfach abzuhandelnden, uniformen Objekten, wie es unsere Titelbeschreibungen darstellen, geradezu die Finger lecken.
Warum sage ich das? Weil es für uns wichtig ist festzustellen, daß es finanziell und organisatorisch ein Leichtes ist, die eigene Datenbank des kommenden Börsenvereins der Antiquare (AG) auf die Beine zu stellen.
Ich kann übrigens sprachliches und taktisches Ungeschick ganz gut trennen von technischer Begabung. Deshalb rege ich an, schlicht und einfach die bestehende, technisch untadelige Datenbank der Quack zu übernehmen. Dies betrifft allerdings nur den technischen Teil; das gesamte, bisher dort recht unglückliche Portal ist dann Sache der AG, die das Portal der Datenbank als ihre "Börse" demokratisch aus dem Kreis der Nutzer heraus ganz neu entwerfen sollte.
Die neue Datenbank bekommt ein ganz ungeheuer wertvolles Patengeschenk in die Wiege gelegt - sie ist von Anfang an die eigene Datenbank des Berufsstands. Mit Geld ist ein Werbe- und Wettbewerbsvorteil dieser Art gar nicht zu bezahlen. Sie wird fast vom Start an beachtliche Umsätze an sich ziehen, wenn wir einige Vorleistungen erbringen.
Dazu gehört die breite Einwerbung von Mitgliedern der Billigvariante, Jahresbeitrag 50 Euro. Für diesen Betrag werden sie teilnahme- und abstimmungsberechtigt im neuen, netzgestützten Informations- und Abstimmungsdienst der AG (Googlegruppe, notfalls auch Yahoo-Gruppe). Die Gruppe sollte redigiert werden, entweder übernimmt das Redakteur Biester oder meine Wenigkeit. Wir erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung und rechnen je Stunde Arbeitszeit ab.
Sehr wichtig wird dort ein Beratungsdienst sein, stets zugänglich als eine Art FAQ für alle Blog-Mitglieder, der sich vor allem den Fragen der unteren und mittleren Kollegen zuwendet. Wir werden nämlich erleben, daß jenes Potential der kleineren Internet- und Ladenantiquare, das bisher abseits gestanden ist, in Massen auf eine solche Google-Gruppe zukommt. Sie werden nicht lange Texte schreiben, aber viele praktische Fragen stellen, die verantwortungsvoll beantwortet werden müssen.
In erster Linie werden das Tips zum Geschäftsbetrieb sein, die erwartet werden. Hier muß man über seinen Schatten springen und darf "Betriebsgeheimnisse" nicht verschweigen.
Die etwa 50 Spitzenantiquare können mit alledem nicht viel anfangen. Da sie aber ohnehin untereinander schon gut vernetzt sind, sollen sie ruhig ihre Messen planen und ihre ILAB-Probleme wälzen. Die anderen 950 Kollegen interessiert das wenig. Wir könnten aber, ich werde das zur Abstimmung stellen, versuchen, das bisher, trotz ILAB, nie richtig in die Gänge gekommene Anliegen einer besonderen Datenbank für Spitzenware (ab etwa 100 Euro) in Gestalt eines halbseparaten kleinen Verkaufs-Portals zu fördern.
Diese Datenbank nur mit "Edelware" dient dann zugleich als Imagewerbung fütr die allgemeine große Bücherdatenbank. Man wird sich das vorstellen als jene Netzversion, die der GIAQ-Katalog hätte sein können, wenn er denn ins Netz gestellt und nicht als Grufti-Bleiwüste gedruckt würden wäre.
Man muß mit der Trägheit viele Kollegen rechnen, auch mit ihrer Ungeübtheit. Für sehr viele beschränkt sich die elektronische Praxis auf das Eintippen von Büchern und etwas Email-Briefwechsel. Deshalb ist jene (Google- oder Yahoo-) Version zu wählen, bei der jede Mitteilung als aktive Email ins Briefkastenfach des Teilnehmers gelangt (also eine Abart der guten alten Mailing-Liste, zugleich aber mit Gesamtarchivierung aller Texte). Nur so kann der kleinere Kollege zur aktiven Mitarbeit gebracht werden, siehe unsere Hess-Runde, siehe noch weit besser die Planungsrunde zu Tomfolio in den USA.