Dienstag, 27. Oktober 2009

Regionale Darstellung von Antiquariaten: Wie es nicht geht!



.

.

.


Kooperationen: Antiquariate im Rhein-Main-Gebiet

(Kooperationen im Antiquariatsbuchhandel,Folge 2).




Das Börsenblatt stellt uns heute ein "Kooperations"-Projekt im Rhein-Main-Raum vor. Der Grundton ist wohlwollend-konstruktiv, ein Anlaß, genauer hinzusehen. Das Börsenblatt lobt bekanntlich jedes noch so törichte Projekt, wenn es nur dazu dient, die Antiquare ruhigzustellen, sie mit kindlichen Planspielen zu beschäftigen und sie von ihrer Hauptaufgabe abzulenken, sich von der Monopolkrake ZVAB endlich zu befreien.

Reden wir Tacheles: Das heute vorgestellte Unternehmen ist sowohl dumm als auch frech.

Frech ist es und unkollegial, weil es eine ganz selektive, grotesk lückenhafte Auswahl der Antiquariate im interessanten Bücherkreis rund im Frankfurt darstellt. Hier haben sich einige Kollegen zufällig gekannt. Das ist eine gute Motivation für den Start eines gemeinsamen Arbeitsvorhabens. Aber: Sozioal denkenden Antiquaren sträubt sich das Nackenhaar beim Gedanken, die kleineren Kollegen links liegen zu lassen, wenn es um regional eng begrenzte Arbeitsvorhaben geht. Oder ist das die neue soziale Kälte, Schwarzgelb läßt grüßen?

Dumm ist das dahingestümperte Webvorhaben in mehrfacher Hinsicht. Erstens deshalb, weil Bezeichnungs- oder besser Benennungs-Frechheit, die an Roßtäuscherei grenzt, von den Kunden mit Mißvergnügen registriert wird und keineswegs zu erhöhter Kaufbereitschaft führt. Formal stimmt natürlich alles, da nur von (einigen) Antiquariaten und nicht von "den" Antiquariaten die Rede ist. Psychologisch aber hören wir die Nachtigall trapsen.

Das Mindeste - mit Google Maps in einer Stunde herzustellen - wäre eine Karte des Rhein-Main-Gebiets mit Eintrag *aller* Antiquariate gewesen. Dann wäre immer noch die Möglichkeit geblieben, in die Datenbank Bestände nur ausgewählter, interessierter Kollegen aufzunehmen, das zu begründen und auch farblich hervorzuheben.

Sehen wir hier eine vernünftige Planung in absatzstrategischen Sinn? Das Vorhaben ist ganz fürchterlich in den Sand gesetzt worden. Welchen Nutzen soll denn, bitte, die regionale Verzeichnung solcher Datenbanktitel haben, die ich üblicherweise und mit gutem Erfolg übers Internet bestelle, mir als Päckchen schicken lasse?

Regionale Vernetzungen und Selbstdarstellungen sind *nur* sinnvoll, wenn die Bestände am Ort als Ganzes greifbar und durchschaubar sind, wenn ich als Kunde also kommen kann und soll zum Stöbern.

Wo aber Bücher nach Nummern stehen, wegen der erfolgten Katalogisierung streng geordnet stehen müssen, dort verliert das Stöbern, die persönliche Präsenz des Kunden, weitgehend allen Reiz. Das Stöbern in einem Versandantiquariat ist absolut nicht anregend, sondern eine nüchterne und gequälte Sache. Das weiß man doch.

Welcher Teufel der Blödheit reitet also das kleine Häuflein der also Auserwählten im Rhein-Main-Bereich?

Das unsympathische Selbstlob auf der Startseite links unten (beste niederrheinische Quack-Schule) stößt den sensibleren Käufer ab.

Das Datenbänklein selber macht, abgesehen von der im Börsenblatt bereits erwähnten Langsamkeit, auf den ersten Blick einen aufgeräumten Eindruck. Aber um solche Qualitäten geht es dort überhaupt nicht, wo eine Benutzung wegen völlig verfehlter Strategie so gut wie nicht erfolgen wird, nicht erfolgen kann.

Hier waltet eine wohltuende Gerechtigkeit: Das unsoziale eigensüchtige Verhalten der beteiligten Kollegen führte zu weitgehend sinnfreiem Tun. Selten wurden strategische Blödheit und unkollegiale Herzensarmut so prompt bestraft.