Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Freitag, 30. Oktober 2009
Grundriß einer neuen Antiquariatszeitschrift (Vorschlag)
1.
Die Zeitschrift berichtet für und über
a) Büchersammler und Nutzer gedruckter Informationen überhaupt,
b) Buchantiquare mit Schwerpunkt "mittleres Antiquariat"
c) allgemeine und Fachbüchereien, Archive, Dokumentationsstellen, Museen und andere korporative Altbuchkäufer
Sie hat dabei immer wechselseitige Information im Auge. Die Fachbücherei und der Privatsammler sollen über Vorgänge im Antiquariatswesen ebenso informiert werden, wie der Buchantiquar unterrichtet werden soll über für ihn wichtige Ereignisse und Überlegungen im Bibliothekswesen und in den Organisationen und Foren der Sammler.
Teil dieser gegenseitigen Informationspflicht ist auch eine unparteiische, neutrale Ombudsman-Funktion. Die gerade in Antiquariatskkreisen übliche, beckmesserische Abqualifikation der Kunden, das einseitige Vertreten der Buchhändlerinteressen muß ein Ende haben und sorgsamer Abwägung der Anliegen beider Seiten Platz machen.
Die Erweiterung des Berichtskreises auf Bibliotheken und Archive ist für die Antiquare von großer Bedeutung. Hier liegen bedenkliche Informationswüsten zutage, kaum ein Kollege kennt die Etats, Ankaufswünsche und Sammelpflichten etwa der Museen oder der Fachbibliotheken.
2.
Kontinuierlich bearbeitet die Zeitschrift, auch in den Leitartikeln, einige für die Antiquare und ihre Kunden dringliche Aufgaben und Themenbereiche. Das sind insbesondere
a) Katalogisierungstechniken, bibliographische Erschließung, die Propagierung einer verbindlichen Sachgliederung für die Altbestände,
b) Portal- und Datenbankfragen, damit verbunden Absatzförderung, Rationalisierung im Versand, Lagerhaltung, Monopolbekämpfung, Reform der Bücherdatenbanken, ZVAB, Abebooks, Amazon
c) Verbesserung, teils auch Normierung, vor allem aber systematische Darstellung und Erschließung der überwiegend unsäglich schlechten Kollegenwebseiten
d) Einwirkung auf Bund und Länder dahingehend, daß das personell unterbesetzte, unzureichend finanzierte Bearbeiten der diversen *retrospektiven* Sammelaufgaben im Bereich der alten Bücher durch öffentlich geförderte Bibliotheken, Archive, Museen usw. endlich besser in den Griff genommen wird,
e) Förderung der Zusammenarbeit mit dem Neubuchhandel
f) Kritische Beleuchtung und neutrale Diskussion der überwiegend peinlichen, untätigen, verqueren Gruppierungen innerhalb der Antiquare,
g) Propagierung neuer Generallösungen im Antiquariat, Erörterung des zentralen Katalogisierungsbetriebs mit Auslieferungslager insbesondere für Unter- und Mittelware, Propagierung des "Hauses der Bücher" auf Ortsebene, um dem Ladensterben Einhalt zu gebieten
3.
Der Redaktionsbetrieb soll im Kern nicht in der Entgegennahme von Informationen aus "interessierten" Quellen bestehen, vielmehr müssen eigenständig Informationen aus dem Internet eingeholt werden. Dies ist in aller Regel *nicht* möglich durch Google-Stichwortabfragen etwa nach dem Suchwort "Antiquariat", vielmehr muß sowohl das örtliche Zeitungswesen über die tagesaktuellen Portale ausgewertet werden, wie auch die Fachzeitschriften, Portale und Foren der für das Antiquariat wichtigen Fach-(besser: Sach-)gebiete durchgesehen werden sollten.
Dabei gilt, daß die Probleme der Antiquare und Büchersammler weltweit identisch sind - es gibt kein "deutsches" Antiquariat mehr. Die Sorgen des Kollegen in Brisbane sind auch unsere.
In der ersten Phase der nichtkommerziellen Nutzung kann ziemlich freizügig mit Teilzitaten umgegangen werden. Es muß berücksichtigt werden, daß Quellenangaben (Links) im Netz, nicht nur in der Tages- und Wochenpresse, sondern auch in Blogs usw. oftmals schon nach wenigen Wochen nicht mehr greifbar sind. Texte von Bedeutung müssen also immer im Rahmen der Zeitschrift dokumentiert werden.
4.
Täglich sollten zwei Texte im Kopf der Webzeitschrift *zweispaltig* angeboten werden, einer in der Regel ein Leitartikel als persönlich gestalteter Kommentartext, der andere ein interessanter Fund aus dem Internet. Unterhalb dieser zweispaltigen Rubrik wird in *drei* Spalten in sachlicher Anordnung weiteres Material geboten, das dann zeitlich wie in Blogs von oben nach unten wandert und nach 2-3 Tagen aus der Titelseite verschwindet.
Artikel, die aus der Titelseite zeitlich herausfallen, werden auf thematisch streng geordneten Archivseiten gesammelt. Die Anordnung in den Archivseiten sollte nicht in zeitlicher Abfolge, sondern nach Umfang oder Bedeutung erfolgen.
Systematische Verweise auf andere Medien oder Blogs durch Links ("Linksammlungen") unterbleiben. Die Zeitschrift stellt sich die Aufgabe, alle Informationen selbst zu bringen und sie zu gewichten. Auf genaue Quellenangaben ist natürlich immer zu achten.
5.
Am Monatsende werden Meldungen und Kommentare nach Sachgruppen locker geordnet in Zeitschriftenform ausgedruckt. Die Sachordnung tritt hier, wie schon in den Archivseiten des Webportals, an die Stelle der blösinnigen "alphabetischen Register", "Themenwolken" und was andere Spielereien mehr sind. Es zählt immer nur die schnelle und praktische Information.
In der ersten Phase wird auf fehlende Lesefähigkeiten der Nutzer in den zwei Fremdsprachen Englisch und Französisch keine Rücksicht genommen.
6.
Der "Clou" der Zeitschrift dürfte in der konsequenten Zusammenführung der Interessen und Themen der Käufer mit denen der Verkäufer bestehen. Davon profitieren beide Seiten.
Unser Dank für die Verwendungsmöglichkeit des Fotos vom Brand der Anna-Amalia-Bibliothek geht an den Fernsehsender RBB.