Montag, 1. Februar 2010

Weinbrenners Xing-Gruppe: Ein notwendiger Untergang?

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http://www.boersenblatt.net/355940/template/b4_tpl_antiquariat/



Nun ist sie also vorbei, die Herrlichkeit. Ich hatte dem Unternehmen von Herrn Weinbrenner - als Kollegen kann ich ihn nicht so recht bezeichnen - von Anfang an nicht getraut. nicht etwa, weil Weinbrenner aus der Apothekenwerbung kam, oder so ähnlich, auch nicht wegen der geradezu erschütternden Naivität seiner ersten Titelaufnahmen. Geld verdienen darf und soll man, auch über die düsteren Umwege, die XING eröffnet, ein Kommunikationssystem, dem vor einigen Monaten endlich der institutionalisierte Klau des Verwendungsrechtes a l l e r dort veröffentlichten Texte gerichtlich untersagt worden ist, wenn ich mich nicht irre.

Nein, auch nicht jener cholerische Wesenszug, der das mitmenschliche Verhalten Weinbrenners trüben mußte, weil er eben nicht mit der liebenswürdigen, ausgleichenden Freundlichkeit aufwarten konnte, die impulsive Schreiber sonst auszeichnet - er war wirklich harsch und ungnädig.

Auch das darf man sein, aber man sollte dann nicht auf die Idee kommen, ein Forum zu leiten.

Schwerer wiegt für mich, daß Weinbrenner, der seine Xing-Gruppe durchaus offen zugänglich hätte einrichten können, auf den scheußlichen, ganz verfehlten Holzweg geraten war, die Gesprächsrunde zu sekretieren, sie "geheim" einzurichten, Google außenvorzulassen. Eingeschriebene Mitgliedschaften in Ehren, das erleichtert die (sehr aufwendige) Moderatorentätigkeit und ist nicht zu verwerfen. Was aber des Teufels ist: Man darf Gruppen, die dem allgemeinen Fortschritt einer ganzen Branche dienen sollen, nicht von der Öffentlichkeit total abschotten wollen.

Über Mechanismen, zu denen viel zu sagen wäre, läuft dann ein Abwürgemechanismus, ein Austrocknen der Diskussion - und auch die Hochzüchtung innerer, interner Konflikte, denen die Öffentlichkeit als natürliches Regulativ ganz fehlt.

Dazu kommt die besondere Struktur unserer Berufsgruppe. Bei bestimmten Komplizierungen, bei einer "Übermoderation", bei Überkontrolle und paranoider Verheimlichung bleibt in unseren Berufsforen immer nur ein ganz kleiner aktiver Kern, der mitdiskutiert, als Prototyp würde ich den geschätzten Kollegen Kretzer benennen wollen. Das ist an sich schön, und alle lesen sowas gern, aber die aktive Mitarbeit der anderen erlahmt, wenn nicht Transparenz, Demokratie, Offenheit und, vor allem Öffentlichkeit g e w a g t wird.

Da man von mir offene Worte erwartet, halte ich auch nicht hinterm Berg mit meiner persönlichen Einschätzung: Herrn Weinbrenners Projekte waren mir nie ganz koscher vorgekommen; man sollte versuchen, ein berufliches Forum möglichst nicht mit pekuniären Interessen zu verknüpfen.

Die unkommentierte Meldung heute im Börsenblatt ist, die Kritik sei gestattet, in dieser Form äußerst mager. So brisante Themen derart schäbig und knapp abzuhandeln, erinnert mich an die Deutschaufsätze gewisser Mitschuüler, die - mit Recht - trotz gutem Stil nie über ein "ausreichend" hinausgekommen sind. Redakteur Biester sollte vermeiden, daß sich die interessanten Sätze schließlich ganz in die Kommentare verlagern.

Dem "Antiquariats-Anzeiger" von Stormchen, freundlichen Andenkens, habe ich eine kleine Träne nachgeweint. Weinbrenners Xing-Zwangsanstalt dagegen hat ihr Ende verdient. So geht das nicht.

Wie aber dann? Darüber wird nachzudenken sein.


Nachtrag:
(Zitat aus der Feder von bookmarathon im Börsenblatt:) "Für mich habe ich erkannt, dass Gruppen usw. völlig sinnlos sind. Letztendlich entscheidet das Geschick jedes Einzelnen über wirtschaftlichen Erfolg oder Untergang. Informationen gibt genug im Netzt, dafür braucht kein Mensch mehr irgendeinen Antiquar seine "Geheimnisse" zu entlocken." (Ende Zitat)

Solang, unwidersprochen, im Kommentateil des Bösenblatts derartiger Unfug, so blödsinniger Schwachsinn geäußert werden kann, ohne daß Kollegen energisch widersprechen, bedarf unsere Branche der Aufklärung und Gruppenbildung mehr denn je.


Das Foto gehört "Titanic Adventure Slide". Wird auf einfache Anforderung hin entfernt.