Absatzförderung und Arbeitstechnik im Altbuchhandel, einer werten Kollegenschaft auseinandergesetzt von Peter Mulzer
Mittwoch, 26. August 2009
Von Mäusen und Antiquaren oder Bindings Opfergang und die Sacherschließung
Vorbemerkung, notwendige: Eben finde ich, leider sehr verborgen, einen ganz aktuellen Text des Kollegen Plocher, den ich Ihnen als (ungemein erheiternde) Pflichtlektüre ans Herz legen möchte:
http://meyerbuch.wordpress.com/2009/08/26/wer-zu-spat-kommt%E2%80%A6-folge-3/#comments
Ende der Vorbemerkung
http://owplocher.blogspot.com/
vom 25.8.2009
Kollege Plocher führt uns eine Erscheinung vor Augen, die wohl jeder Antiquar schon mit einigem Erstaunen im eigenen Geschäftsbetrieb bemerkt hat (die ein anderer aber so poetisch nicht hätte schildern können): Zufällig, versehentlich beigegebene, hastig mit eingepackte, irrtümlich versandte Titel werden vom verdutzten Kunden oft gern behalten, aufrichtig verdankt und es gibt vergnügte Leser, die ernsthaft fragen nach einer Zusatzrechnung für den unverlangten Irrläufer.
Wenn wir auch hoffen wollen, daß Bindings Opfergang nicht systematisch beigegeben, sondern zuhanden der Mäuse in der Scheune als Wochenbett und zur Schärfung der Beißerchen des Mäuse-Jungvolks weiter liegengelassen wurde (wovon sollen die Antiquariatskatzen sonst leben, bitte) - der Sachverhalt ist richtig benannt und er hat, wir sind ja beide der alemannischen Tradition verbunden, natürlich auch eine Hebelsche Nutzanwendung. Klassische Frage:
Was lehrt uns das?
Sehen wir mal näher hin.
Das (bio-)bibliographische Wissen unserer Kunden ist, von den Fachleuten abgesehen, auch in ausgesprochenen Interessensgebieten sehr gering. Wir Antiquare neigen zu einer notorischen Überschätzung des Horizonts unserer Leser in Sachen retrospektiver Bibliographie.
Das fängt schon bei den formalen Zugangstechniken an. Mit Mühe tastet man sich als Kunde über ZVAB oder Abebooks an das Sachgebiet heran, ganz Kühne (meist Institutssekretärinnen) nutzen auch Eurobuch oder - nicht einmal die dümmste Idee - sie ziehen Google(allgemein) als Suchmaschine für den Kauf alter Bücher heran. Aber so gut wie keiner beherrscht die an sich doch einfachen Zugangstechniken des KVK (Karlsruher virtueller Katalog) und Google Books und Worldcat haben es, jede auf ihre Weise, fertiggebracht, den eiligen Durchschnittsnutzer erst einmal zu vergraulen.
Schwerwiegender noch ist die dramatisch abnehmende Kenntnis über historische Zusammenhänge. Unsere Familie weist einige Lehrer auf, so weiß ich aus erster Hand, wie erbärmlich das historische Wissen, das retrospektive Bewußtsein der meisten Gymnasiasten ist. Was für die allgemeine Geschichte gilt, muß noch weit mehr für die historischen Dimensionen der Bibliographie gelten.
Wenn dem so ist - ich lade jeden Kollegen zu einem Kundentest ein - , dann
*setzen wir bei der herkömmlichen Methode viel zu sehr auf bibliographische Genauigkeit,
wir legen Maßstäbe an, die der Universitätsbibliothekar, der ausgefuchste bibliophile Sammler fordern mag - - die aber für den normalen Kunden weitestgehend überflüssig und belanglos sind und die wir Antiquare uns sparen könnten - und sollten.
Der Schwerpunkt unserer Tagesarbeit muß von der unsäglichen Titelaufnehmerei weg verlagert werden zu einer besseren Inhaltserschließung!
Ich sehe die Reform unserer Titelaufnahmen etwa so (um beim gestrigen Beispiel zu bleiben): Z u e r s t kommt immer die Inhaltserschließung. Die muß aber, um Bündnisse und Standards zu ermöglichen, nach einem allgemein anerkannten, verabschiedeten und angewandten Schema erfolgen. M u ß.
Gesangbuch, protestantisch
Noten > Notendruck in Büchern vor 1900
Lied, Untergruppe Kirchenlied
Pfalz (Landeskunde), Untergruppe Kirche
Schöne Einbände des Biedermeier
Vorsatzpapiere, Untergruppe Phantasiepapiere vor 1850
1840 (als Eintrag in eine allgemeinen Zeitschiene, in 10-Jahres-Abschnitten zu indizieren)
Volksfrömmigkeit (als Untergruppe sowohl von Religion wie von Volkskunde)
Dann erst sehe ich, sozusagen im Anhang, die übliche blöde Titelaufnahme.
Meine These ist: Der Kunde erwirbt den Titel dann fast immer aufgrund einer der thematischen Indizierungen. Auf den rara avis, der den Titel dann noch über die klassische Titelaufnahme sucht, können wir lang warten.
Nun noch was anderes. Es hat wenig Sinn, etwa das ZVAB oder unsere anderen Bücherdatenbanken mit unseren verbesserten und standardisierten Sachgebietsindizierungen zu bestücken. Natürlich ginge das - - aber der Kunde findet diese neue, verbesserte Möglichkeit gar nicht und/oder kann, wenn gefunden, nicht mit ihr umgehen. Auch ist die verbesserte Indizierung dann eines jener Alleinstellungsmerkmale, von denen wir immer singen und sagen (und träumen). Die verschenkt man nicht an Melk- und Ausnutzungsdatenbanken.
Ich war gestern abend nicht besoffen, als ich Björn Biester, falls er auf Arbeitssuche sein sollte, die Verwaltung eines solchen vernetzten Datensystems vorgeschlagen hatte - denn
*interessant und vielfältig sachindizierte Datenbanken müssen b e t r e u t werden.
Man muß die Ergebnisse gefällig, übersichtlich, nutzbar machen.
Noch mehr: Die teilnehmenden Antiquare müssen jeden Tag dahin geprügelt werden, ihre Sachgebietsindizierungen sorgfältig zu erledigen - und die Kunden wollen geprügelt sein, um die Sachgebietskataloge anzunehmen und zu nutzen.
Das könnte man nun auch edler sagen, ich möchte erst gar nicht wissen, welches terminologische Geschwurbel unserem neuer Freund Leander Wattig dazu einfallen würde. Aber es geht hier nur darum, zu erkennen, warum und wie wir die Bücher zu unseren Kunden
*hintragen müssen. U n a u f g e f o r d e r t. Mit der Tür ins Haus fallend.
Wir sollten unsere Kunden verführen, belehren, ihnen Nachhilfekurse geben, unsere Titel ihnen, ohne daß sie vorher ihr Glück erahnen, zwangsweise an den Kopf knallen, bei Nacht und Nebel.
Dies alles leistet die Sachindizierung unserer älteren Bücher.
Eingebunden als Eigentum in ein erweitertes Webseitenbündnis (das so kindlich dann aber nicht mehr benamst werden sollte).
Ans Werk!
Das Bild gehört der Lesegesellschaft Stäfa/ Schweiz (oder dem Verleger, von dem sie es entliehen haben). Jedenfalls danke ich für die Illustrationsmöglichkeit.
Dienstag, 25. August 2009
Deutsches Antiquariat
Erweiterung des Webseitenbündnisses - Erschließung neuer Käuferschichten
Zusammenfassung: Es wird angeregt, daß eine Gruppe interessierter Antiquare, aufbauend auf dem Webseitenbündnis von RFMeyer, gemeinsame Sachkatalogisierungen vornimmt. Die Bestände könnten dann nach detaillierten Sachgruppen sowohl quer durch die einzelnen Webseiten als auch in großen Sammelgebietskatalogen abrufbar sein. Die redaktionelle Arbeit an der Systematik, die Koordination usw. würde Redakteur Biester in einer von den Antiquariaten bezahlten verantwortlichen Nebentätigkeit wahrnehmen.
RF Meyers geniale Idee war es, unter einer Vielzahl sehr heterogener Antiquariatswebseiten durch einfache Versuchsanordnungen eine Auswahl zu treffen, in der stillen Erwartung, mit einer übersichtlichen Kollegenzahl sei besser zu arbeiten, ein Exklusivitätsgefühl könnte sich einstellen, die Kunden würden interessiert von Webseite zu Webseite wandern, sich in den virtuellen Läden des ausgewählten Kreises umsehen, man könne dann zu gemeinsamer Werbung gelangen und was dergleichen Erwartungen mehr waren.
Leider hat sich zunächst nur die eine Regel bestätig, daß Antiquare, die gruppenweise auftreten, schnell in gelinde Faulheit und Gedankenlosigkeit zu verfallen pflegen. Kollege RF Meyer hat sich zudem eine ausgeprägte Liberalität, ein freundliches Laisser-Faire auf die Fahnen geschrieben. Philosophen sind so.
Ist der Kern seiner Idee schon erkannt worden? Ich erinnere mich da an den Vorspruch zu Rühmanns Feuerzangenbowle (Prag 1944): "...ist ein Loblied auf die Schule. Aber es ist möglich, daß sie es nicht merkt". In ganz ähnlicher Weise scheint dem "Webseitenbündnis" noch gar nicht aufgegangen zu sein, was es Neues bringt und worin das Revolutionierende seiner Idee steckt.
Ich spreche von Auswahl, von
*Elitebildung.
Das ist ein leicht angestaubtes Prinzip, seit der Adenauerzeit und Herrn Stoiber aus der Mode gekommen und ich bin der erste, der "Elitebildung" mißtrauisch beäugt, wo immer sie auftritt. Aber hier, im berufsständischen Bereich, hat "Elitebildung" ihren guten Sinn. Nicht zuletzt deshalb, weil sich das neue Bündnis ja grundsätzlich als offen versteht innerhalb der Berufsgruppe. "Elite" kann hier einmal Vorbildfunktion meinen, dann aber auch ein Vorreiter-sein-wollen, den Einsatz als Wegebahner - auf welchem Pfad dann immer mehr interessierte Kollegen nachfolgen und auch teilhaben können und dürfen.
Nur wenn eine Elite aus ihrem eigenen Kreis ihnen vorangeht und sie motiviert - dann kann etwas in die Gänge kommen.
Was aber kann sich diese Elite denn vornehmen?
Wir erinnern uns, daß eine Erweiterung unserer Käuferschichten im Bereich der bibliophilen Ware eigentlich nicht notwendig ist. Hier lag ja auch der Denkfehler des Quack-Katalogs. Um den Absatz unserer bibliophilen Titel braucht uns nicht bange zu sein.
Was vielmehr im Absatz wegbricht, zum Teil ganz dramatisch, sind Millionen älterer, ordentlicher mittlerer und unterer Fach- und Sachgebietstitel.
Aber, leider, wir können unsere ältere Sammelgebietsliteratur nur dann an den Mann bringen, wenn wir sie - endlich - einheitlich gliedern. Diese Gliederung können wir nur selber vornehmen.
Wenn jeder Kollege seine Titel nach einheitlichen, vorher vereinbarten Kürzeln indiziert, dann können wir
*übersichtliche Fachkataloge als Gemeinschaftskataloge
fertigstellen. Sie könnten gedruckt vorgelegt werden, dazu unten mehr, lassen sich aber auch innerhalb des Webseitenbündnisses quer durch die Teilnehmerseiten aufrufen.
Um bei einem unserer Sorgenkinder, bei der Theologie, zu bleiben: Das alte Gesangbuch erhält seine Systematikziffer, ebenso das Buch zur Mariologie, zum Kirchenrecht, zur Geschichte der Reformation oder zur Theorie des Orgelspiels.
Mit Fachgliederungen und Fachlisten können wir innerhalb des Webseitenbündnisses ganz faszinierende, zum Sammeln anregende
*Sammelgebietskataloge
erstellen. Die einzige (harte) Bedingung dafür ist, daß jeder Kollege seinen Netzbestand nach den verabschiedeten Systematikkürzeln indiziert. Das ist nur wenig Schreib- aber sehr viel Kopfarbeit. Diese Sachindizierung ist der Schlüssel zur Gewinnung neuer Käuferschichten. Bitte glauben Sie mir - die bibliographischen Kenntnisse zur älteren Sachliteratur sind bei den Käufern äußerst gering - erst durch unsere Sacherschließung führen wir die Kunden zu neuen Kaufimpulsen.
Inhaltserfassung der älteren Titel ist fast so wichtig wie die Titelaufnahme.
Nur eine Auswahl unter den Antiquaren kann das fürs erste machen. Ich schlage vor, dieser Vorreitergruppe den Namen
"Deutsches Antiquariat"
zu geben.
Diese Webseiten-, Aktions-, Sacherschließungsgruppe, ie etwa 100 Antiquare umfassen sollte, braucht unbedingt ein festes Büro. Die dort tätige Kraft muß bezahlt werden. Denn wenn wir eines aus der Misere im Verbandswesen gelernt haben sollten, dann dies: Ohne Moos nix los, und Gott schütze uns vor den Ehrenamtlichen.
Um wirklich neue Käuferschichten zu gewinnen, sollten sehr schnell Sammelgebietskataloge herausgegeben werden. Dafür empfehle ich, zu der vor etwa 10 Jahren gut erprobten Methode der
*Zeitungskataloge
zurückzukehren, unsere großen Sammelgebietslisten also in sauberem Zeitungsdruck und im großen Zeitungsformat herzustellen.
Da sind wir nun bei Björn Biester - er wäre zur Verwaltung des Büros, zur Koordinierung der ieale Mann, wäre er nicht?
Und dann zügig an die Erweiterung des RFMeyerschen Bündnisses, hin zur Gruppe
"Deutsches Antiquariat".
Nachtrag:
Lieber Kollege Wimbauer,
die Sachgebietskürzel sind nur für den internen Gebrauch der Antiquare da. Es sei z.B.
27k VOLKSFRÖMMIGKEIT
27r GESANGBUCH
45k PFALZ
94e SCHÖNE EINBÄNDE DER BIEDERMEIERZEIT
Als Antiquar, der den Titel bearbeitet, gebe ich in ein "27k, 27r, 45k, 94e" und habe damit mein Gesangbuch nach Sammelgebieten "indiziert". Wenig Schreibarbeit, viel Denkleistung.
Der Kunde aber sieht von diesen Ziffern absolut gar nichts. Er hat nur die ausgeschriebenen Namen. Gibt er die als Suchworte ein oder - besser - klickt er sie aus der Sachgebiets-Gesamtliste an, dann ruft die Datenbank die Kürzel auf.
Wir Antiquare müssen die Sacherschließung für den Kunden leisten. Er hat das Buch eben nicht in der Hand, sondern wir. Diese Arbeit läßt sich überhaupt nicht delegieren. Sie muß aber unter den Kollegen abgesprochen und dann einheitlich durchgeführt werden.
Die schöne Aufnahme der Klosterbibliothek Admont verdanken wir wissenswerkstatt.net. Sie wird auf einfache Anforderung hin entfernt.
Montag, 24. August 2009
Antiquariatsgeschichte als Vertuschung, Heuchelei und Beschönigung
Der Börsenverein wie auch insbesondere Björn Biester sind inzwischen mit ernsthaften und überzeugenden Bemühungen angetreten, um den Vorwurf einer Geschichtsklitteruung durch neue ergänzende Arbeiten zu widerlegen. Festzuhalten bleibt aber: In der Sache hatte ich damals Recht. Björn Biester hat sich mir gegenüber bis heute nicht zu einer Stellungnahme aufraffen mögen, das ist nicht gut.
Dies ist ein Meinungsbeitrag.
http://www.stanford.edu/dept/german/faculty/BachBiesterartikel.pdf
Björn Biester war gestern auf die unglückliche Idee gekommen, uns seinen zusammen mit Ulrich Bach 2002 in der Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat" veröffentlichten Aufsatz "Zur Emigration deutscher und österreichischer Antiquare nach Großbritannien" in börsenblatt.net/twitterdienst neu vorzustellen, uns somit zur Lektüre zu empfehlen.
Ich habe, wie wohl alle buchgeschichtlich interessierten Kollegen, einige Tagebücher, Briefe, auch Gestapoakten, Bibliotheksmitteilungen und Familiengeschichten aus den Jahren 1933-1941 im Hinterkopf, die sich um das Schicksal der emigrierten Antiquare ranken, viel Zerstreutes aus bibliothekarischen Zeitschriften der späten Adenauerzeit, manches aus dem New Yorker "Aufbau", die lang meine Wochenlektüre war, aus den verschiedensten Biographien. Dieses mein Vorwissen war selten fröhlicher Natur (am vergnügstesten noch jener große, gut geglückte Bücherumzug per Kanalschiff aus Berlin), sehr oft aber düster, bestürzend, ganz ergreifend. Da wir selbst Antiquare sind, empfinden wir ja das Schicksal unserer Berufsgenossen ganz unmittelbar und sind ihnen näher als mancher, der dem Gewerbe eher fernsteht.
Als innerer Ablauf hat sich, aus einer Vielzahl von Mosaiksteinen zusammengesetzt, ein historischer Film gebildet im Kopf, der mit der subtilen Diskriminierung durch die Kollegen beginnt, mit den Erpressungsmethoden bei der Gestapo fortgesetzt wird, den widerlichen Machenschaften der "Finanzbehörden", den Schikanen der "Paßämter", den Drohungen der Industrie- und Handelskammern, den Nötigungen und Erpressungen der Banken und Kreditgeber, und über allem die Angst - die Furcht um das Schicksal der Verwandten, der Großfamilie - im jüdischen Leben oft so bedeutsam -, der Fürsorge für jüdische und nichtjüdische Mitarbeiter, dem fast völligen Versagen des hitlerfreundlichen Auslands, der Goebbelschen "Buchkultur" - - das alles im Vorfeld. Dann die "Auswanderung" selbst, die mit diesem widerlich beschönigenden Wort nicht benannt werden sollte, denn es war eine brutale Vertreibung, ob mit subtilen oder deutlicheren Mitteln. Der Augenblick, wenn der Zug über die Reichsgrenze fährt, unwiderruflich... Von den Mühen des Neuanfangs, auch bei eigenem beruflichem Glück doch die Sorgen der Familie im fremden Land, ganz zu schweigen von der Sehnsucht, vom Heimweh...
Dies also war mein Vorwissen, und wenn es denn sein muß, trage ich die Quellen einmal zusammen. Sei es nur, um das helle Entsetzen noch deutlicher zu machen, das mich gleich beim ersten Durchblättern dieser Arbeit überfallen hat und das bis zur Stunde in mir lebendig ist: Wie konnte dieser Aufsatz so geschrieben werden? Was ging in den Verfassern vor?
Es geht um das biographische Schicksal von Kollegen, von Menschen jüdischer Rasse, die zufällig Buchantiquare waren, große und bedeutende zumeist. M e n s c h e n haben G e f ü h l e, muß man daran erinnern? Biographen wie Björn Biester ganz gewiß. Mit dem mir nicht weiter bekannten Ulrich Bach zusammen hat er über ein hochsensibles, menschlich extrem wichtiges und diffiziles Thema geschrieben - - mit der Sturheit eines Panzers und der Sensibilität einer Betonmischmaschine.
Ich habe dabei nicht vergessen, daß sich die Verfasser das Thema der "Emigration in London" gewählt haben. Ihre Biographien beginnen indessen ganz folgerichtig in Deutschland. Sie springen dann aber fast ohne Berücksichtigung der höchst dramatischen, entscheidenden Vorgänge rund um die Vertreibung jeweils verschämt und eilig huschend zur Exilsituation in London.
Auch in einem Kurzaufsatz hätten wir Biester solche Gemütlosigkeit angekreidet. Aber hier breitet er mit löblicher Genauigkeit Lebenswege auf 16 A4-Seiten zweispaltig aus, wahrlich Raum genug, um allen Gesichtspunkten gerecht zu werden.
Nach einer seltsam blassen, selbst als Alibiübung unzureichenden historischen Einführung, die mit sprachlichen Leerfloskeln operiert (...dienten reichsweit koordinierte Aktionen dazu, Juden aus der deutschen Gesellschaft auszuschließen...die staatlich sanktionierte Diskriminierung... Juden wurden weitgehend entrechtet...) kündigt sich schon die schiefe, heuchlerische Grundthese einer jüdischen Emigration als "Auswanderung" an. Wir lesen: "Die Maßnahmen wirkten als Aufforderung zur Emigration aus Deutschland".
Die folgenden Zitate erscheinen zunächst recht harmlos:
(Breslauer) "k a m im Sommer 1937 nach London"
(Breslauer) "v e r l o r die Mitgliedschaft im Börsenverein der Deutschen Buchhändler"
"Nur wenige Bücher begleiteten ihn nach London, der überwiegende Teil w a r ... an den Schweizer Sammler Bodmer verkauft w o r d e n"
(Eisemann) "k a m ...1937 aus Frankfurt nach England"
(Eisemann) "v e r l i e ß Deutschland relativ spät und v e r l o r den Großteil seines Besitzes"
(Feisenberger) "v e r l i e ß 1933 Deutschland"
(Haas) "verkaufte sein Lager an die Kollegen... und e t a b l i e r t e sich in London"
(Paul Hirsch) "v e r l i e ß 1936 Frankfurt"
(Albi Rosenthal) "w a r 1933 nach London g e g a n g e n"
(Eschelbacher) "k a m 1933 nach England"
(Homeyer) "die jüdische Herkunft seiner Frau... und publizistische Attacken gegen ihn in NS-Organen zwangen ihn...im April 1938 nach London zu gehen"
(Hans Fellner) "k a m 1938 im Rahmen der wohltätigen "Kindertransporte" aus Österreich nach England"
"vollzog sich die E i n w a n d e r u n g der deutschen Antiquare nach London in zwei Wellen"
Bei näherem Hinsehen sind diese Formulierungen aber im ganz kommentarlosen, nicht eingeleiteten Zusammenhang schlichtweg pervers. Diese Antiquare "kamen" nicht irgendwohin, sie waren vertrieben worden - dieses Wort findet sich, wenn ich recht lese, an keiner Stelle. Sie waren nicht "ausgewandert"; SIE WAREN VIELMEHR ZUR AUSWANDERUNG GEZWUNGEN; GETRIEBEN; GENÖTIGT; ERPRESST; GEJAGT WORDEN. Dies alles verschweigen die Verfasser.
Sie "verloren" nicht ihren Besitz (das klingt, als hätten sie ihn irgendwo aus Versehen stehen gelassen) - er war ihnen GESTOHLEN, GERAUBT, ABGEPRESST, WEGGEFEILSCHT worden.
Kann Björn Biester so blind gewesen sein, daß er nicht individuell auf das furchtbare Schicksal, auf die grausamen Einzelheiten des Vorspiels dieser "Emigrationen"eingehen wollte - auch nicht auf so vielen Textseiten?
Am widerlichsten berührt mich seine groteske Schlußfolgerung, in der wir lesen: "Der Soziologe Georg Simmel beschreibt den Fremden als einen Wanderer, der heute kommt und morgen bleibt...".
Hier wird die sprachliche U m l ü g u n g von der Vertreibung der Juden aus Deutschland sofort nach 1933 als A u s w a n d e r u n g von Biester und Bach perfekt gemacht. Mir persönlich reichen schon die dutzendfachen Wiederholungen, "...kam nach London", um den Ungeist der Verfasser zu erkennen. Denn diesem "kam" steht kein Bedauern, keine Entschuldigung, kein noch so schwacher Versuch der Einfühlung voran.
Ich schäme mich für diesen Aufsatz vor den jüdischen Kollegen, die ja nun lang nicht mehr leben, deren Verjagung, Vertreibung, Hinausekelung, Bedrohung, Verhöhnung, Verächtlichmachung, Terrorisierung, Entwürdigung, schleichenden Entrechtung und Entmenschlichung in ihrer deutschen Heimat dieser unsägliche Aufsatz - - fast mit keinem Wort erwähnt, nur mit einigen alibihaften Leerformeln.
So eiskalt, unsozial und gefühlsarm möchten wir Antiquariatsgeschichte nicht betrieben wissen.
Ich danke militaryimages.net für die Ausleihe des Bilds, dessen Besitzrechte dort liegen.
Dies ist ein Meinungsbeitrag.
http://www.stanford.edu/dept/german/faculty/BachBiesterartikel.pdf
Björn Biester war gestern auf die unglückliche Idee gekommen, uns seinen zusammen mit Ulrich Bach 2002 in der Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat" veröffentlichten Aufsatz "Zur Emigration deutscher und österreichischer Antiquare nach Großbritannien" in börsenblatt.net/twitterdienst neu vorzustellen, uns somit zur Lektüre zu empfehlen.
Ich habe, wie wohl alle buchgeschichtlich interessierten Kollegen, einige Tagebücher, Briefe, auch Gestapoakten, Bibliotheksmitteilungen und Familiengeschichten aus den Jahren 1933-1941 im Hinterkopf, die sich um das Schicksal der emigrierten Antiquare ranken, viel Zerstreutes aus bibliothekarischen Zeitschriften der späten Adenauerzeit, manches aus dem New Yorker "Aufbau", die lang meine Wochenlektüre war, aus den verschiedensten Biographien. Dieses mein Vorwissen war selten fröhlicher Natur (am vergnügstesten noch jener große, gut geglückte Bücherumzug per Kanalschiff aus Berlin), sehr oft aber düster, bestürzend, ganz ergreifend. Da wir selbst Antiquare sind, empfinden wir ja das Schicksal unserer Berufsgenossen ganz unmittelbar und sind ihnen näher als mancher, der dem Gewerbe eher fernsteht.
Als innerer Ablauf hat sich, aus einer Vielzahl von Mosaiksteinen zusammengesetzt, ein historischer Film gebildet im Kopf, der mit der subtilen Diskriminierung durch die Kollegen beginnt, mit den Erpressungsmethoden bei der Gestapo fortgesetzt wird, den widerlichen Machenschaften der "Finanzbehörden", den Schikanen der "Paßämter", den Drohungen der Industrie- und Handelskammern, den Nötigungen und Erpressungen der Banken und Kreditgeber, und über allem die Angst - die Furcht um das Schicksal der Verwandten, der Großfamilie - im jüdischen Leben oft so bedeutsam -, der Fürsorge für jüdische und nichtjüdische Mitarbeiter, dem fast völligen Versagen des hitlerfreundlichen Auslands, der Goebbelschen "Buchkultur" - - das alles im Vorfeld. Dann die "Auswanderung" selbst, die mit diesem widerlich beschönigenden Wort nicht benannt werden sollte, denn es war eine brutale Vertreibung, ob mit subtilen oder deutlicheren Mitteln. Der Augenblick, wenn der Zug über die Reichsgrenze fährt, unwiderruflich... Von den Mühen des Neuanfangs, auch bei eigenem beruflichem Glück doch die Sorgen der Familie im fremden Land, ganz zu schweigen von der Sehnsucht, vom Heimweh...
Dies also war mein Vorwissen, und wenn es denn sein muß, trage ich die Quellen einmal zusammen. Sei es nur, um das helle Entsetzen noch deutlicher zu machen, das mich gleich beim ersten Durchblättern dieser Arbeit überfallen hat und das bis zur Stunde in mir lebendig ist: Wie konnte dieser Aufsatz so geschrieben werden? Was ging in den Verfassern vor?
Es geht um das biographische Schicksal von Kollegen, von Menschen jüdischer Rasse, die zufällig Buchantiquare waren, große und bedeutende zumeist. M e n s c h e n haben G e f ü h l e, muß man daran erinnern? Biographen wie Björn Biester ganz gewiß. Mit dem mir nicht weiter bekannten Ulrich Bach zusammen hat er über ein hochsensibles, menschlich extrem wichtiges und diffiziles Thema geschrieben - - mit der Sturheit eines Panzers und der Sensibilität einer Betonmischmaschine.
Ich habe dabei nicht vergessen, daß sich die Verfasser das Thema der "Emigration in London" gewählt haben. Ihre Biographien beginnen indessen ganz folgerichtig in Deutschland. Sie springen dann aber fast ohne Berücksichtigung der höchst dramatischen, entscheidenden Vorgänge rund um die Vertreibung jeweils verschämt und eilig huschend zur Exilsituation in London.
Auch in einem Kurzaufsatz hätten wir Biester solche Gemütlosigkeit angekreidet. Aber hier breitet er mit löblicher Genauigkeit Lebenswege auf 16 A4-Seiten zweispaltig aus, wahrlich Raum genug, um allen Gesichtspunkten gerecht zu werden.
Nach einer seltsam blassen, selbst als Alibiübung unzureichenden historischen Einführung, die mit sprachlichen Leerfloskeln operiert (...dienten reichsweit koordinierte Aktionen dazu, Juden aus der deutschen Gesellschaft auszuschließen...die staatlich sanktionierte Diskriminierung... Juden wurden weitgehend entrechtet...) kündigt sich schon die schiefe, heuchlerische Grundthese einer jüdischen Emigration als "Auswanderung" an. Wir lesen: "Die Maßnahmen wirkten als Aufforderung zur Emigration aus Deutschland".
Die folgenden Zitate erscheinen zunächst recht harmlos:
(Breslauer) "k a m im Sommer 1937 nach London"
(Breslauer) "v e r l o r die Mitgliedschaft im Börsenverein der Deutschen Buchhändler"
"Nur wenige Bücher begleiteten ihn nach London, der überwiegende Teil w a r ... an den Schweizer Sammler Bodmer verkauft w o r d e n"
(Eisemann) "k a m ...1937 aus Frankfurt nach England"
(Eisemann) "v e r l i e ß Deutschland relativ spät und v e r l o r den Großteil seines Besitzes"
(Feisenberger) "v e r l i e ß 1933 Deutschland"
(Haas) "verkaufte sein Lager an die Kollegen... und e t a b l i e r t e sich in London"
(Paul Hirsch) "v e r l i e ß 1936 Frankfurt"
(Albi Rosenthal) "w a r 1933 nach London g e g a n g e n"
(Eschelbacher) "k a m 1933 nach England"
(Homeyer) "die jüdische Herkunft seiner Frau... und publizistische Attacken gegen ihn in NS-Organen zwangen ihn...im April 1938 nach London zu gehen"
(Hans Fellner) "k a m 1938 im Rahmen der wohltätigen "Kindertransporte" aus Österreich nach England"
"vollzog sich die E i n w a n d e r u n g der deutschen Antiquare nach London in zwei Wellen"
Bei näherem Hinsehen sind diese Formulierungen aber im ganz kommentarlosen, nicht eingeleiteten Zusammenhang schlichtweg pervers. Diese Antiquare "kamen" nicht irgendwohin, sie waren vertrieben worden - dieses Wort findet sich, wenn ich recht lese, an keiner Stelle. Sie waren nicht "ausgewandert"; SIE WAREN VIELMEHR ZUR AUSWANDERUNG GEZWUNGEN; GETRIEBEN; GENÖTIGT; ERPRESST; GEJAGT WORDEN. Dies alles verschweigen die Verfasser.
Sie "verloren" nicht ihren Besitz (das klingt, als hätten sie ihn irgendwo aus Versehen stehen gelassen) - er war ihnen GESTOHLEN, GERAUBT, ABGEPRESST, WEGGEFEILSCHT worden.
Kann Björn Biester so blind gewesen sein, daß er nicht individuell auf das furchtbare Schicksal, auf die grausamen Einzelheiten des Vorspiels dieser "Emigrationen"eingehen wollte - auch nicht auf so vielen Textseiten?
Am widerlichsten berührt mich seine groteske Schlußfolgerung, in der wir lesen: "Der Soziologe Georg Simmel beschreibt den Fremden als einen Wanderer, der heute kommt und morgen bleibt...".
Hier wird die sprachliche U m l ü g u n g von der Vertreibung der Juden aus Deutschland sofort nach 1933 als A u s w a n d e r u n g von Biester und Bach perfekt gemacht. Mir persönlich reichen schon die dutzendfachen Wiederholungen, "...kam nach London", um den Ungeist der Verfasser zu erkennen. Denn diesem "kam" steht kein Bedauern, keine Entschuldigung, kein noch so schwacher Versuch der Einfühlung voran.
Ich schäme mich für diesen Aufsatz vor den jüdischen Kollegen, die ja nun lang nicht mehr leben, deren Verjagung, Vertreibung, Hinausekelung, Bedrohung, Verhöhnung, Verächtlichmachung, Terrorisierung, Entwürdigung, schleichenden Entrechtung und Entmenschlichung in ihrer deutschen Heimat dieser unsägliche Aufsatz - - fast mit keinem Wort erwähnt, nur mit einigen alibihaften Leerformeln.
So eiskalt, unsozial und gefühlsarm möchten wir Antiquariatsgeschichte nicht betrieben wissen.
Ich danke militaryimages.net für die Ausleihe des Bilds, dessen Besitzrechte dort liegen.
Kollege Plocher, Jean Paul und die idyllische Verfinsterung
http://owplocher.blogspot.com/
vom 24. August 2009
Wenn die von Metternichs Spiegelkabinetten, abgewürgten Zeitungen, geheim und offen zensierten Büchern, brutalster wirtschaftlicher Ausbeutung und oligarchischer Untertanenquälerei, von Bücklingen und Vatermördern erschöpften Zeitenossen des frühen Biedermeier sich erholen wollten, dann griffen sie zu ihrem geliebten Jean Paul. Die Frauen, auch wenn sie, wie immer, nicht verstanden, was der Dichter eigentlich sagen wollte, verliebten sich in seine gefühlvollen Wendungen und Anmerkungen, fühlten sich ihm an und ein und hielten sich den Dichter wie heute Kollege Plocher seine Antiquariatsbüsis - halt etwas fürs Gemüt... Die Männer scherten sich nicht um die Verrisse klarsichtiger Geister wie etwa Goethe, pfiffen auf den grotesken Schachtelaufbau, rochen geduldig in seine Zettelkästen hinein und sagten sich: Wir verstehens zwar nicht, aber gerade deshalb muß er ein großer Dichter sein.
Das dachte ich einstens auch, und weil ich die Soziologie in ihrer strengen Freiburger Ausprägung nicht recht mochte, wechselte ich die Fächer und warf mich der Germanistik in die Arme. Schon sehe ich Kollegen Plochers Augen aufblitzen - richtig, das erste Oberstufenseminar, in das ich mich hochstapelnd hineineskamotiert hatte, ging über - - Jean Paul.
Ich wills kurz machen: Kein Dichter auf dieser unserer Welt, vielleicht abgesehen von dem reimtändelnden Platen oder Blubodichtern wie Blunck oder Busse ist mir seitdem derart verhaßt wie Jean Paul Richter. Sollte ich ein Bild alles dessen malen, in einer Person, was Dichtung Fürchterliches, was Kunst Abstoßendes und was an Obskurantismus Verwerfliches sein kann, dann würde ich das Portrait Jean Pauls zu Papier bringen, ohne zu zögern.
Es geht nicht gegen die Romantiker, ganz im Gegenteil. Eichendorff ist einer meiner Lieblingsdichter, Novalis verehre ich, E.T.A. Hoffmann kenne ich streckenweise bis zum freien Zitieren hin.
Jean Paul aber hat die Romantik geschändet, hat sie in Verruf gebracht, hat sie mißbraucht.
Wer sagt, daß er mehr als fünfzig Seiten Jean Paul in einem Zuge lesen kann und sich dabei wohl und klaren Geistes fühlt - der lügt. Dieser Dichter hat wunderschöne, immer leider auch süßlich-schwüle Textstellen, aber er kann nicht im Ansatz eine vernünftige Handlung, einen nachvollziehbaren Gang irgendwelcher Ereignisse darstellen.
Nun werde ich als guter Deutscher flugs eine "Philosophie" aufbauen und in seine formale Unfähigkeit ein großes, bedeutsames Geheimnis hineindenken, nicht wahr? Daß er nicht schreiben konnte, jedenfalls nicht in vernünftigen Zusammenhängen, das kann und wird und muß ja gerade die tiefere Bedeutung sein...
Ich halte es mit jener alten zweibändigen Literaturgeschichte von Eduard Engel, die mir der Direktor des Humanistischen Gymnasiums, ich war in der Unterprima und wir tauschten beim alten Antiquar Evers flagellantische Pornographica aus, eines Abends schenkte. Dort wird dem Dichter, mit ähnlichem Bedauern, das ich empfinde, bescheinigt, daß er einfach nicht in klaren Handlungssträngen schreiben kann, daß es eine Qual ist, ihn zu lesen und daß man fliehen möge, sobald ein Buch von ihm am Horizont auftaucht.
Zwei große Referate, halbe Zulassungsarbeiten, habe ich über ihn geschrieben. Seither hasse ich ihn. Diesen abgrundtiefen Haß, diese immer neue Verärgerung versuchte ich jedes Jahrzehnt einmal zu überwinden. Komm, Peter, lies ihn doch mal wieder... Angewidert, zutiefst erzürnt, enttäuscht legte ich ihn wieder weg.
Es ist mir unbegreiflich, daß man sich durch seine Texte hindurchquälen kann. O Kollege Plocher, wie ausgeprägt mag Ihre masochistische Komponente sein? Packt Sie niemals der helle Zorn, kommen Sie sich - und das wiegt schwerer - nicht auf Schritt und Tritt veralbert, verhöhnt vor von dem Dicxhter, der mit Ihnen nur unwürdige Winkelzüge, lächerliche Maskenbälle und oft genug - - platte, dümmliche Scherzchen treiben möchte?
Bei mir im Antiquariat hat Jean Paul die zu ihm passende Erscheinungsform: Er kommt fast nur in den unsäglichen Hempel-Ausgaben vor, Berlin 1860-1880, in reichgeprägten Protzeneinbänden, an sich recht klar und sauber gedruckt - - aber auf dem miesesten, tiefbraunen Hozpapier, das man sich vorstellen kann. Mir ist das immer ein Symbol für gekonnte einzelne Textstellen, bei denen aber die elementare Begabung, größere Formen herzustellen, fehlt.
Jean Paul will ich nur in Hempelschen Ruinen sehen.
Imageprobleme im Antiquariat oder: Auch ich ein Edelantiquar
Eigentlich will ich über die Heranbildung/ die "Anfütterung" neuer Käuferschichten für die gut 1000 deutschen Antiquare schreiben. Aber vor die Sachdiskussion haben die Götter ein wenig Systematik gesetzt. - Zuhanden der meisten Leser müssen wir zunächst einen kleinen Vorkurs einschalten. Noch dazu gibt es, als Matrjoschka in der Babuschka, eine Vorbemerkung speziell zur Lage der Antiquare im abgeschotteten deutschen Sprachgebiet.
Im kleinräumigen Feld der Edel- und Messeantiquare gelten viele Gesetze und Regeln anders, nur abgeschwächt oder gar nicht, die im großen allgemeinen Bereich des Buchantiquariats bestimmend sind.
Das ist ein ungeheuer wichtiger Gesichtspunkt, dessen Mißachtung das deutsche Antiquariat treu und hartnäckig begleitet wie die Laus den Landser, als Quelle unendlichen Ärgers. Auch in der gestrigen Börsenblatt-Biester-Diskussion (die schon längst wieder vergessen ist, nur Google merkt sich sowas getreulich, videant consules) stand diese Frage im Mittelpunkt, ohne daß ich allzuviel darauf herumgeritten wäre.
Denn Redakteur Biester vom Börsenblatt ist der Idealtyp, der jene kleine Gruppe der Edel-, Messe- und Versteigerungsantiquare, ihrer Kunden und Liebhaber repräsentiert wie kein anderer. Aus solcher im Gesamtüberblick über das Gewerbe schiefen Sicht des "Antiquariats" entstehen fast alle Irrtümer und Versäumnisse, deren sich das Börsenblatt publizistisch schuldig macht. Wie das?
Der bibliophile Büchersammler, der messe- und edelwarengängige Spitzenantiquar bearbeitet ein Feld, betreut eine Warengruppe und hat es mit Kunden zu tun, für die, wir sagen es noch einmal,
***weitgehend andere Regeln, andere Imagefragen, andere Umgangs- und Präsentationsformen gelten
als für die 95 % Waren und Kunden des nicht-bibliophilen Antiquariats. Weder die sonst so quälende regionale Eingrenzung auf das deutsche Sprachgebiet ist im Edelbereich besonders tragisch - echte Bibliophilie war und ist immer auch international. Die kleine Schicht dieser Kunden stößt sich weder an der Frakturschrift noch fremdelt sie bei englischer Jugenstilgraphik. Sekundärliteratur in französischer, jedenfalls aber in englischer Sprache stellt sie sich gern ins Regal. - Ähnlich grenzüberschreitend sind die Handels- und Kollegenbeziehungen im Edelbereich - - oder sollten es doch sein (bei näherem Hinsehen tun sich da freilich Abgründe auf, die internationale Zusammenarbeit der Antiquare findet, von einem winzigen Grüppchen echter Durchblicker und Könner abgesehen, von Deutschland aus kaum statt - hohler Selbstbetrug und Faulheit machen sich breit, indem nicht stattfindende Kooperation großmäulig plakatiert wird. Die kleine Schar niederländischer Antiquare tut und weiß da mehr als der ganze große Troß deutscher Möchtegern-Internationalisten. Nicht ärgern, Mulzer, alle Kollegen wissen das, aber müssen Sie das dann auch - sagen?).
Das wäre ja nun eine natürliche Sache. Schon ein Rundgang durch die Versteigerungen zeigt, daß es ein internationales Feld der Bibliophilie gibt. Wo liegt nun aber der Haken bei der Geschichte?
- Dieses kleine Grüppchen der wirklichen, echten, sachkundigen und mit entsprechender Ware versehener Antiquare (und Versteigerer) gibt publizistisch gesehen den Ton an.
Nicht nur in der einzigen Fachzeitschrift (das unsägliche zugestaubte Sofa "Aus dem Antiquariat", aus dem die Motten auffliegen, wenn man sich nähert, ist das Musterbeispiel dafür), sondern auch im bisher nicht besonders glücklichen Versuch, einen aktuellen Netzdienst zu etablieren ("börsenblatt.net/Abteilung Antiquariat"), nein, es sind auch die meisten Kollegenblogs und die hochwichtigen Feuilletons unserer überregionalen Zeitungen, die Literaturbereiche bei Rundfunk und Fernsehen, die unter dem Begriff des Antiquariats sich vornehmlich vorstellen - - das bibliophile Antiquariat im klassischen Sinn.
Der Anbeter dieses verqueren, weltfremden Antiquariatsbilds, sein erster Priester ist, wie wir nun zur Genüge wissen, Björn Biester vom Börsenverein.
Die Sache ist ja wirklich kompliziert. Denn wir müssen uns dann doch fragen, wieso die Antiquare selber ein derart falsches, einseitiges, schiefes Bild ihrer Alltagsarbeit in der Publizistik zulassen? Die Antwort kommt aus dem Feld der Seelenkunde: Weil der Umgang mit und das Wissen über "klassische Bibliophilie" vermeintlich oder tatsächlich eine
*Aura verleiht
gerade auch dem kleinen und mittleren Büchertrödler, der nur selten bibliophiles Material zu bearbeiten hat.
Denn es blickt jeder kleinere Kollege insgeheim sehnsüchtig dem Tag entgegen, an dem auch er großes bibliophiles Material bekommen wird, er hat vor sich das Ziel, auch einmal Edelantiquar auf Messen, in der Kö oder am Kudamm zu sein. Also wird das Ziel internalisiert oder wie immer wir den komplizierten seelischen Vorgang nennen wollen, es wird die virtuelle, die Sehnsuchtsflucht unternommen in das höhere Reich des bibliophilen Antiquariats.
Man kanns ja verstehen. Der schwitzende Kistenschieber, der gelangweilte und geplagte Fronarbeiter beim Titeleingeben und Päckchenpacken - - auch er will sensitiv-ätherisch begrüßt werden auf der nächsten Frankfurter Messe von Björn Biester, auch sein Katalog, aus dem dann kein Schwein etwas kauft, soll immerhin durch die Quack verlegt und in der FAZ gepriesen sein, auch seine Handbibliothek, ebenso teuer wie im Nutzwert fragwürdig und fingerdick angestaubt im oberen Schnitt, sie soll doch dastehen, griffbereit, und ihn erinnern und mahnen: Auch Du in Italien...
Auch Du nimmst, wenn freilich noch so schäbig am Rande, doch teil am Raunen und Weben, am Glanz und Strahlen der hohen Bibliophilie.
So kommt es denn, daß die unteren und mittleren Kollegen sich entweder gar nicht zu äußern wagen in Foren oder Blogs, daß sie lammfromm die Edelantiquariats-Beweihräucherung Björn Biesters mitmachen oder doch schweigend hinnehmen - daß sie sich schämen, wenn Mulzer das Handtuch ihrer Selbsttäuschungen wegreißt und ihre Alltagswahrheit entblößt, die in trister, quälender, zumindest aber sinnarmer und mühsam abgehakter Serienarbeit besteht.
Die Edelantiquare nutzen das mit jener schönen Selbstverständlichkeit, die sich aus ihrer Naivität ergibt: Sie haben es ja geschafft, das klassische bibliophile Antiquariat ist ja wirklich und tatsächlich ihr Lebensraum, Sie lügen nicht. Also schreiben sie fröhlich und mit einer bemerkenswerten sozialen Blindheit über ihre erfolgreichen Abwicklungen, ihre schönen Titel, die ihnen wieder, womöglich "mit Handschlag", ins Haus getragen worden sind. Daß es aber 950 Kollegen gibt, denen es anders ergeht, das fällt den 50 Edelhäusern nicht einmal auf.
Kein Wunder, denn erstens sagen diese 950 Kollegen im eher nicht-bibliophilen Schatten keinen Ton, sie geben keinen Mucks von sich, weil sie sich ihrer (klassisch bibliophil gesehen:) Armseligkeit schämen. Scham aber, das wissen wir, ist eines der stärksten Motive im menschlichen Handeln.
So kommt es zu keiner echten Zusammenarbeit unter den Antiquaren, so gibt es weder Solidarität noch Verständnis füreinander. Eine verzweifelte Lage. Wer trägt Schuld?
Nur und in allererster Linie die wenigen, die es besser wissen könnten und müßten. Dazu gehöre ich, wenn ich das rührend-untaugliche Mittel meines Blogs nicht richtig einsetze - dazu gehört vor allen Dingen und allen voran Björn Biester. Er verfügt über das einzige wirklich mächtige Medium in unserem Gewerbe. Er erkennt die Situation.
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Dies alles war nicht etwa eine Fortsetzung des gestrigen Aufsatzes, sondern wirklich die Vorbemerkung zur Vorbemerkung des kommenden Textes, dem wir uns nun morgen erst widmen können, denn der Verfasser eilt jetzt zur Mensa. Gästeessen, vielleicht gibts eine Soljanka, passend zur freundlichen Matrjoschka, der wir oben begegnet sind.
Das Foto gehört magicworld.dk, bei der wir uns für die Ausleihe bedanken.
Samstag, 22. August 2009
Björn Biester - Totengräber des deutschen Antiquariats?
Zwei Jahre später (2011) hat sich am Grundproblem dieses heiklen Beitrags nichts geändert, im Gegenteil. Aus Gründen, über die wir nur Vermutungen anstellen können, hat sich biesters Blick für aktuelle, soziale und strukturelle Probleme des Antiquariats noch mehr verkürzt und verengt. Angesichts der verschärften Problemlage in unserem Beruf ist seine soziale Blindheit eine Katastrophe.
Der folgende Text ist ein Meinungsbeitrag.
Björn Biester ist seit längerer Zeit verantwortlicher Redakteur der Internetausgabe des Börsenblatts für den deutschen Buchhandel, Teilausgabe Antiquariat. Er redigiert auch die Printausgabe der monatlich erscheinenden Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat". Über eine Dienstleistungsgesellschaft ist er de facto Angestellter oder sagen wir besser Beamter beim Börsenverein des Buchhandels in Frankfurt.
Er blickt sanft drein, versichert uns, mit Oberlehrerbrille und schlichtem Theologenhaar, Hauslehrer bei einer verarmten, aber anständigen Familie auf dem Lande zu sein. Mit seiner sanften, sensiblen Telefonstimme hat er keine Feinde, nur Freunde. Er liebt Netzwerke und freundschaftliche Besuche auf Messen. Er ist auch Wissenschaftler. - Wäre er doch Privatdozent für lateinische Lyrik der frühen Neuzeit geworden!
Das Schicksal aber hat ihn unter die deutschen Antiquare geworfen. Er übernahm von einer ebenso freundlichen wie klugen und - unendlich blauäugigen Vorgängerin jenes mit Spinnweben verhangene und auf dem Stand von 1930 verbliebene Gespenst einer Fachzeitschrift, eben unser altes "Aus dem Antiquariat".
Wir hofften auf Reformen. Redakteur Biester wirds richten. Er wird erkennen, in welcher heillosen Lage die Antiquare zwischen Flensburg und Graz sich befinden, wird nach einer Anlaufzeit, die wir ihm zubilligen, klarsichtige Analysen anstellen, Rezepte finden, Ratschläge bereit halten, Mahner und Seher sein, eine Labsal und Freude für den gebeutelten Berufsstand. Biester, geh Du voran!
Eine unselige Parze sperrte ihn in das Prokrustesbett eines Content-Systems, zu deutsch also einer Art Gerüst, das von Tag zu Tag, von Meldung zu Meldung weiterschreitet und den Redakteur, der sich ihm unvorsichtig anvertraut hat, zu gleichförmiger Verzettelung, zu sinnloser Tagesfron, zu immer neuem Beackern uralter, längst dreimal abgenudelter Fachthemen zwingt. Biester wurde rasch zum Opfer des Systems.
Er begann den verwirrten und geneckten Leser mit täglichen Häppchen zu füttern. Rein technisch war auch ein versierter Nutzer nach wenigen Wochen mit vernünftigem Zeitaufwand nicht mehr zum Rückgriff auf alte Meldungen in der Lage. Wir konnten zunächst nur hilflos registrieren, daß wir zu Konsumenten einer seltsamen Fachzeitung im höheren Bildzeitungsstil gedrillt wurden. Jedes Ereignis, wie bedeutsam oder wie belanglos es auch sein mochte, wurde in ewig ähnlicher, mehr oder minder abgekürzter Form serviert, Wichtiges und Läppisches in einem Topf.
Ich habe versucht, das fürchterliche, ebenso sinnlose wie schädliche System zu durchbrechen. Die Kollegen beteiligten sich rege und Kommentarbeiträge bis zu dreistelligen Ziffern hätten auch einen toten Redakteur zum Leben erwecken müssen. Nicht so Björn Biester. Inwieweit das auf Chefredakteur Casimir zurückzuführen war und ist, weiß man nicht - dieser blickt imperial drein, schreibt zu Zeiten giftig und gallig, scharf und rücksichtslos. Man muß Casimir nicht mögen.
Björn Biester dagegen haben wir alle lieb. Deshalb ertrugen wir geduldig verschiedentliche Ausrutscher, allen voran einige peinliche Übernahmen kaum verhüllter, blödsinniger Werbetexte einer Genossenschaft, deren Namen wir hier gnädig verschweigen wollen. An ihrem schlechten Deutsch waren sie leicht zu erkennen. Andere auch nicht schwerwiegende Parteilichkeiten etwa zugunsten des ZVAB wurden benannt und dann bald abgestellt. Wirkliche Anerkennung hat sich unser aller Redakteur erworben bei der Behandlung jener abgrundbösen Affaire um den Karl-May-Nachlaß, damals fand börsenblatt.net den direkten Weg bis ins sächsische Staatsministerium. Schaden wurde abgewendet.
Erwähnen wir für Außenstehende einige Eckpunkte, die jedem (denkenden) Angehörigen unseres Berufszweigs geläufig sein dürften. Vier, seit neuestem wohl 5 Berufsverbände mit sich teils überschneidenden Mitgliedschaften bestehen in unserer vergleichsweise winzigen Berufsgruppe mit knapp über 1000 Tätigen. Die bekannteste, der Verband, scheint durch interne, mühsam unterdrückte Führungsquerelen seit Jahren faktisch lahmgelegt zu sein. Die - leider - auf eine Anregung von mir zurückgehende Genossenschaft erstarrt unter einer einfallslosen Führung zu einem nahezu handlungsunfähigen Gebilde. Andere, teils sehr gut angedachte Vereinigungen kommen nicht in die Gänge, immobilisieren sich selber nach kürzester Zeit. - Das Quasimonopol der Datenbank ZVAB, von der fast alle Antiquare im Vertrieb auf Gedeih und Verderb abhängig sind, wird mühsam vertuscht, kann aber jederzeit, etwa bei einem Weiterverkauf, zur drückendsten Gefahr für den Berufststand werden. Am Horizont winkt die Krake Amazon/ Abebooks mit noch fürchterlicheren Fangarmen. Der Preisverfall schreitet voran, Absatzkrisen wie etwa die gegenüber den Bibliotheken müssen hilflos hingenommen werden. In Sachen Bibliographie, insbesondere in der Sacherschließung, gibt es kaum Fortschritte, die überfällige Zusammenarbeit mit Google wird nicht realisiert, ebensowenig finden Gespräche mit Ebay statt, auch nicht mit DHL wegen der gefährdeten Versandform Büchersendung.
Das mag genügen, um Außenstehenden eine Idee von der Lage des Antiquariats zu geben. Man müßte noch von den dramatischen Rückgängen im Ladenantiquariat sprechen, von der Einmischung gewerbefremder Verkäufer, von der grotesk im Bonsaistadium steckengebliebenen Zusammenarbeit mit dem Neubuchhandel - es ist der Sorgen und Probleme kein Ende, die zu klären sind - schnell, zügig, subito, unter Einsatz aller vereinten Kräfte der Berufsgruppe.
Zurück zum Börsenblatt. Es ist die einzige echte Mitteilungs- und Diskussionsplattform, über die das Gewerbe verfügt. Eine bescheidene Alternative, unglücklicherweise als geschlossene Xing-Gruppe eingerichtet, schmort seit Monaten im eigenen Saft, nicht zuletzt wegen der unklaren Absichten ihres Gründers. Wir kennen die Abrufzahlen von börsenblatt.net im Bereich Antiquariat nicht, ich gehe aber von rund 300 Stammlesern aus. Nochmals - es gibt gar kein irgendwie geartetes Medium, das auch nur von fern einen vergleichbaren Einfluß unter den Antiquaren im deutschen Sprachgebiet hat.
Wie nutzt nun Björn Biester die Macht, die Möglichkeiten dieses Mediums?
Ich schätze ein: Er vertut in ganz unverantwortlicher Weise die Chancen, über die er verfügt. Er verrät publizistisch unser Gewerbe, er verletzt seine Pflichten gröblich, er ergreift keinerlei Initiative, er bleibt weit unter den Möglichkeiten, die ein einsichtiger Redakteur hat.
Ich frage bei alledem nicht nach seiner politischen Einstellung. Auch wir kennen den Satz "Wes Brot ich eß, des Lied ich sing", und niemand wird es ihm ankreiden, daß er sich den Heidelberger und sonstigen, unsäglich rückständigen Grundsätzen des Börsenvereins in Sachen Informationsfreiheit und Urheber- und Verlagsrecht unterwirft. Das ist natürlich alles bedauerlich, aber hier und heute nicht unser Thema. Er muß sich der Großfrankfurter Verlegermentalität unterwerfen. Will er den Scheichs von Dubai, bestgehaßten Schacherern im Nahen Osten, die Füße küssen, wie ers vor einigen Monaten submissest und seitenlang in börsenblatt.net getan hat, soll ers tun.
Wir beurteilen sein Wirken allein nach dem engeren Arbeitsgebiet des Buchantiquariats.
Er wertet nicht und kritisiert nicht. Vor unser aller Augen versagt der Verband, an und für sich noch die größte Hoffnung des Gewerbes, seit Jahren. Er kennt alle Einzelheiten, verschweigt uns nicht, wenn er mit dessen umstrittenem Vorsitzenden beim Weine sitzt. Sagt er uns auch nur mit einer Andeutung, was er dort erfahren hat? Der Verband ist dafür verantwortlich, daß ein selbstverständliches, bitter notwendiges Arbeitsmittel aller Antiquare, das Register der Auktionsergebnisse, für schweres Geld an undurchsichtige Privatfirmen vergeben wird, als jährlich fließende Zwangspfründe, die jeder Kollege zu löhnen hat. Er reagiert nicht einmal auf den Spott, den der unsägliche Vorsitzende auf kritische Nachfragen nach seiner Verantwortung für dieses Monument der Schande eines Berufsverbands von sich gibt. Der gleiche Verband versagt auf internationaler Ebene, Hand in Hand mit der GIAQ, in Sachen ILAB-Datenbank so fürchterlich, daß nicht einmal die Mauschelgenies des Gewerbes am Starnberger See und am Rhein den Scherbenhaufen unter den Teppich kehren können. Wertet Redakteur Biester, frägt er nach, analysiert er, nimmt er Stellung? Nein! Wo er es doch zu tun vorgibt, unterstützt er bei näherem Hinsehen noch die eiligen Verhüllungsoperationen der Verantwortlichen.
Wenn ein ganzer Berufsstand dergestalt auf Gedeih und Verderb von einer Verkaufsdatenbank abhängig ist, wie das deutschsprachige Antiquariat vom ZVAB, dann ist es die heilige Pflicht des Fachredakteurs, jeden Schritt, jede Einzelheit dieser Datenbank kritisch zu begleiten. Ich meine damit sowohl positive Kritik in Form von Anregungen und Entwicklungsperspektiven wie auch negative Analyse und Bewertung. Nichts davon geschieht, im Gegenteil kommt Biester auf die unglückliche Idee, einen Mitarbeiter des ZVAB in sein Schulprogramm einzubinden. Ähnlich präzise muß die kleine, an sich nahezu bedeutungslose Prolibri-Verkaufsdatenbank begleitet werden, denn sie ist die einzige Alternative zum ZVAB und war einst angetreten, um deren Monopol zu brechen. Muß ich noch sagen, daß aus Redakteur Biesters Feder jede kritische Analyse dazu nahezu vergebens gesucht wird?
Das Grauen in der Frankurter Redaktion hat System - da lobt man kleine putzige Ladengründungen, erwähnt Fachkataloge mit irgendwelcher ganz verdienstvoller, im großen Überblick aber nebensächlicher Thematik, verliert sich überhaupt in lächerlich-peinlicher Kulturberichterstattung aus Bibliotheken und Museen, die ebenso willkürlich-punktuell herausgegriffen wie plakativ den Pressemitteilungen der Institutionen entnommen zu sein scheint - mitsamt peinlichster Schleichwerbung für diverse Drohnenverlage ("Museumskatalog 120 Euro") oder Firmen ("Abebooks-Veranstaltung in der Deutschen Bücherei"). Solche Einwendungen gegen seine Arbeit sind aber nur Quisquilien. Mir ist das nicht wichtig.
Von Bedeutung ist nur eines: Nahezu alle Kernfragen unseres Gewerbes werden von ihm, dem zuständigen Fachredakteur, nicht analysiert, kaum kommentiert, nicht begleitet.
Das ist eine publizistische Katastrophe.
Mich erinnert das an gewisse überregionale Tageszeitungen des NS-Regimes in der letzten Kriegszeit, die munter und fleißig über kommende Kulturereignisse berichteten, während die Städte, in denen diese stattfinden sollten, zwischenzeitlich in Schutt und Asche zerfallen waren. Die Technik ist bekannt: Alles wirklich Wichtige, wahrhaft Diskussionswürdige, alles, was auf den Nägeln brennt, was jeden angeht - - das wird mit peinlicher Sorgfalt nicht behandelt. Dagegen wird das Nebensächliche im Kleinstformat "liebevoll" berichtet.
Das ist eine uralte Technik des Einlullens. Den dafür Verantwortlichen muß ein publizistischer Mühlstein um den Hals gehängt werden.
Ich kann hier aus Raum- und Zeitgründen viele weitere Punkte, die anzuführen wären, nicht erwähnen. Auch halte ich meine Enttäuschung, daß der Börsenverein selber nicht wirklich tätig wird für die Antiquare, aus dieser Anklageschrift ausdrücklich heraus. Denn das ist ein anderes Kapitel, ich sehe ein, welche schier unübersteigbaren Hindernisse sich da auftürmen.
Ganz anders, das muß klar unterschieden werden, sieht es mit dem aus, was ich hier am Schluß meiner Ausführungen mit einem klaren Wort bezeichnen möchte:
Nach meiner Einschätzung betreibt Björn Biester publizistischen Verrat an unserer Berufsgruppe.
Denn wer über hübsche, kleine, kulturvolle Ereignisse nett und gut lesbar referiert, dabei aber nahezu alle wichtigen Fragen des Gewerbes verschweigt oder - fast noch schlimmer - verkürzt, verniedlicht, vertuscht und kleinhält, ist der, wenn er als federführender Redakteur für den Teilbereich börsenblatt.net/ Antiquariat verantwortlich ist - - nicht ein Totengräber des deutschen Antiquariats?
Das Deckelbild ist Eigentum des Verlags Bastei-Lübbe. Wir bedanken uns für die Illustrationsmöglichkeit. Bild wird auf einfache Anforderung hin entfernt.
Freitag, 21. August 2009
Bloggende Antiquare - Kollege Plocher und die Freiheit der Nabelschau
http://meyerbuch.wordpress.com/2009/08/20/der-antiquar-ii/#comment-194
Werter Kollege Plocher,
hätten Sie uns heute davon gesprochen, daß jeder Antiquar in seinem Blog das schreiben solle, wozu er Lust hat, hätten Sie die Freiheit, vielleicht sogar die Anarchie des Bloggens gepriesen und gefordert - ich würde Mühe gehabt haben, anderer Ansicht zu sein. Anarchie kann man immer postulieren, oft ist das eine reizvolle Alternative und wenn man ihr am Ende auch wieder den Rücken zukehrt, es war doch ein erkenntnisreicher Ausflug zur leichtgeschürzten Dame Anarchie gewesen.
Aber nichts davon aus Ihrer Feder. Und doch schöpfe ich Hoffnung: Ich habe schon in der Xingschen Zwangsanstalt manchen Ihrer Aufsätze lesen dürfen. Anarchie liegt Ihnen fern, Sie sind durchaus tapfer und aktiv gesinnt. Nur wollen Sie uns leider diszipliniert und kontrolliert jenes Antiquariat verordnen, das Oberstudienrat Dr. Kirchenfenster im Jesuiteninternat St.Blasien, Fächer Geschichte und Philosophie, führen würde, wenn er je auf die Idee käme.
Welches Bild vom Wesen des Antiquars in unserer Zeit haben Sie? Als Träger des Geistes, der kulturellen Überlieferung, des abendländischen Gedankens, irgendwo zwischen Nietzsche, Thomas von Aquin, Ernst Jünger und Albert Schweitzer, haben wir Antiquare das humboldtsche Bildungsideal aufrecht zu erhalten. Hört, hört. Wir verkloppen nicht etwa die Bücher verstorbener Verwirrter jeder Couleur, o nein - in unseren Händen liegt das Wohl der Kulturwelt, der Deutschheit, des Christentums. Oder bring ich Sie da mit Kollegen Kretzer durcheinander, der zur Zeit Buße tut für unbearbeitete Edelkatalogdatensätze und auf Erbsen gen Altötting wallt? Es ist die gleiche Kiste, obenauf sitzt vergnügt der verehrte Kollege RFMeyer und zählt die Schar seiner Bündniskollegen, wie schön, sie sind noch alle da und schlafen auf seiner Idee - weiter.
Solche Gedanken und Zumutungen weisen Sie weit von sich. Wie stellen Sie sich das Antiquariatsbloggen vor? Wir lesen - und staunen:
"zur Expression der Subjektivität seines Betreibers...und somit zugleich zur Profilierung ... in der gesichtslosen Weite des Internets"
Das wollen wir gleich auf Deutsch sagen: Der bloggende Antiquar soll bellen und hüpfen, damit irgendwas von ihm bleibt in der Welt, denn die anderen Hunde bellen ja vielleicht anders, sie hüpfen auch nicht so einzigartig... Der Blog des Antiquars als Webcam, um Zunge und Fell vorzuzeigen und sich dann weniger einsam, vielmehr ein bißchen einzigartig vorzukommen in der weiten Steppe draußen, bis schließlich doch die Geier kommen... Antiquariatsblog als Therapieersatz? O Antiquar, zeig her dein Lätzchen, bell uns ein Lied, gleich wirst du dich besser fühlen.
Werter Kollege, so geht das nicht. Wir sind keine Hausfrauen in der Krabbelstube am Nachmittag. Wir sind vielmehr Männer, die eine Aufgabe wollen und brauchen. Ein Ziel ist auszumachen, festzulegen und dann zu erobern. So läuft das!
Die Memmen sollen in ihren Antiquariatsstuben bleiben, hinter dem Ofen vulgo Computer, sie mögen Nabelschau betreiben. Uns aber zieht es hinauf in die lichten Höhen, in die Berge, mit oder ohne Frühtau, jedenfalls aber mit einem guten deutschen MG, auf der Suche nach der blauen Blume.
Wo aber sucht der bloggende Antiquar sein Ziel?
Sie, werter Kollege Plocher, speisen uns ab mit einem "ich blogge, also bin ich". So indessen läuft das nicht. Wir fragen uns vielmehr: Der Blog ist da. Aha. Was können wir mit ihm anfangen? Wozu nützt er uns? Als welche Waffe ist er einsetzbar?
Ich sag Ihnen die Antwort. Im Blog eines Antiquars möchte ich erfahren, wie er das unsäglich Quälende seines Berufs verarbeitet. Wie er es fertigbringt, tausende der interessantesten Bücher nicht zu studieren, sondern hurtig angelesen weiterzureichen an jene Privilegierten, die Bücher wirklich lesen dürfen. Ich möchte spüren, wie es in ihm arbeitet, um die kleinen und großen Sorgen des Gewerbes, in dem er tätig ist, in den Griff zu bekommen für sich - und wie er dann revolutionäre Zellen, Kampfbünde oder meinethalben auch nur emsige Mauschelgrüppchen gründet, um gemeinsam voranzukommen.
Ich will auch schon zufrieden sein, wenn der bloggende Antiquar einfach nur nach vernünftiger Gestaltung seines beruflichen Alltags sucht, wenn er Mißstände benennt, Stolpersteine aus dem Weg räumt.
A b e r ich will bei ihm nicht lesen, wie er sich hinwegtröstet über Probleme und Ärgernisse, anstatt sie ernsthaft anzupacken. Solches ist weinerlich, eines Soldaten unwürdig. Nur ein einziges Beispiel: Das von einem gewissen Mulzer seit Jahren en detail angedachte (und ein dutzend Mal der spottenden Kollegenschaft vorgestellte) Grossohaus der Antiquare könnte jedem Antiquar im deutschen Sprachgebiet
*täglich mehrere Stunden quälender, geistlosester Arbeitsfron
elegant abnehmen.
Solche Dinge will ich in den Blogs der Antiquare lesen. Unsere "Individualität" dagegen samt Nebelschau und kulturvoller Selbsttröstung ist keinen Pfifferling wert.
Weil ich spüre, daß Sie das wissen, verehrter Kollege, schreibe ich Ihnen diesen Text auf.
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Der hübsche Buchdeckel ist Eigentum des Bastei-Lübbe-Verlags, dem wir für die Illustrationsmöglichkeit danken. Bild wird nach formloser Anforderung sogleich entfernt.
Wie werde ich Buchantiquar? 2.Kapitel
4.
Die ersten selbständigen Ankäufe gehören zum Schwierigsten, was der Antiquar zu leisten hat. Zwar kennt er den Wert der Bücher bisher nur in schwachen Umrissen, trotzdem aber soll er selbstsicher und überzeugend auftreten, die Bücher rotiniert durchsehen, eine Ankaufssumme festsetzen und den Zuschlag erhalten.
Hier muß der Berufsanfänger lernen, eine gewisse Schauspielerei oder richtiger Hochstapelei auszuführen - eine Gottesgabe, die er auch später, nach vielen Berufsjahren, immer wieder einmal beherrschen und anwenden muß. Einige formale Regeln helfen dabei:
Gehen Sie ohne Scheu vor Staub ans Bücherregal oder an den Bücherstapel in der Ecke des Dachbodens, nehmen Sie die Bücher schnell und ohne Zögern zur Hand, zeigen Sie bereits manuell, daß Ihnen Bücher vertraut sind. Bilden Sie einige getrennte Stapel: Buchgemeinschaftsausgaben, Romane, Bildbände, schlecht erhaltene Bücher, Standard-Klassikerausgaben in Fraktur als negative Posten; Heimatliteratur, gute Fachtitel beliebter Sammelgebiete als positive. Begründen Sie diese Stapelbildung dem Kunden gegenüber. Sie gilt zwar nicht für alle Fälle, taugt aber ganz gut für den Anfang.
Wenn Sie über ein hinlängliches Allgemeinwissen verfügen und, noch nützlicher, zu bestimmten Titeln anekdotische Bemerkungen machen können, dann tun Sie Ihrem Redefluß keinen Zwang an. Nichts hat der Kunde lieber als einen klug und unterhaltend plaudernden Antiquar; schweigsame Ankäufer sind nicht beliebt. Wir haben es aus den bekannten Gründen der Alterspyramide ja oft mit älteren Frauen zu tun, die gern zuhören und auch ein wenig Flirt zu schätzen wissen.
Der Wertansatz ist nicht so entscheidend als Ihr Auftreten. In der ersten Zeit können Sie folgendes Schema anwenden: Titel, von denen Sie vermuten, daß sie wenig wert sind, lassen Sie beim Wertansatz außen vor. Dazu zählen vor allem Romane, Buchgemeinschaftsausgaben, Bildbände und Taschenbücher. Später dann werden Sie lernen, daß es in allen diesen Negativgruppen viele positive Ausnahmen gibt, die durchaus ihren Wert haben.
Überschätzen Sie die Bedeutung der guten Erhaltung nicht. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sich vor allem unter Laden- und Messeantiquaren ein Kult der neuwertigen Erhaltung alter Bücher entwickelt, den man nicht immer mitzumachen braucht. Ladenantiquariate, die wie Neubuchhandlungen aussehen, wirken abstoßend. Die Kunden wollen das in aller Regel nicht. Beugen Sie sich also nicht dem Terror der zahlenmäßig wenigen, bei Reklamationen und auch sonst aber leider lautstark sich vordrängenden "Ladenfrisch"-Kunden. Wenn es sich vom Thema her um bessere Titel handelt, dann nehmen Sie auch deutlich benutzte Bücher mit. Nur Anmerkungen mit Filzstift und schmuddelige Griffkanten (Schnitt) lassen Sie immer liegen.
Die von Ihnen rein gefühlsmäßig bzw. nach Verdacht als "besser" eingeschätzten Titel bewerten Sie mit 3 Euro - alle anderen berechnen Sie nicht. Bei typischen Ankäufen kommen Sie mit dieser Methode in der ersten Zeit zu Beträgen zwischen 20 und 200 Euro. Runden Sie mutig auf, bieten Sie nur glatte 5-Euro-Stufen an. Hören Sie sich bereitwillig an, was der Kunde Ihnen über angebliche Ankaufspreise oder gar - vom Antiquar sehr gefürchtet - über von ihm ermittelte ZVAB-Verkaufswerte erzählt, berücksichtigen Sie in der ersten Zeit aber die Kundeninformationen nicht. Später werden Sie abschätzen können, wann sie richtig sind und wann falsch, das hält sich in etwa die Waage. Neben richtigen und nützlichen Kundenhinweisen stehen ganz verkehrte und irreführende. Verstopfen Sie die Ohren davor wie Odysseus beim Passieren der Sirenen.
Zahlen Sie sofort und in bar. Nehmen Sie alle Bücher sofort mit. Zeitaufschub zwischen Angebot und Abholung ist die Mutter vieler Irrtümer und Zerwürfnisse im Ankauf, denn Verwandte und Besucher könnten zielsicher gute Stücke, auf die Sie geboten hatten, in der Zwischenzeit mitgehen heißen. Machen Sie in der ersten Zeit grundsätzlich keine Nur-Angebote, reden Sie sich darauf hinaus, daß der Berufsverband es "nicht zuläßt". Sie bieten lediglich an, eine Summe vor Ort anzubieten, sofort zu bezahlen und im gleichen Zug die Bücher abzuholen. Will der Kunde Bedenkzeit, sollen Sie wiederkommen, dann lehnen Sie das höflich, aber entschieden ab. Auf der Schiene der Angbote, Bedenkzeiten und Verhandlungen kann sich nur der gestandene Kollege sicher bewegen, lassen Sie fürs erste die Hände vom Krieg der Angebote.
5.
Nun haben Sie sich also, mehr oder minder hochstapelnd, einen ansehnlichen ersten Bestand an Titeln erworben. Mit einem eingesetzten Anfangskapital von 1000 Euro für die Bücher und rd. 300 Euro für Inserate verfügen Sie nach etwa 20 Besuchen, worunter 10 ordentliche kleinere Ankäufe, über etwa 500-1000 undurchsuchte Titel jeder nur denkbaren Art. Stellen Sie den Bücherschatz sorgfältig in Reihen auf und beginnen Sie mit dem, was gleich nach dem Jagderlebnis des Ankaufs die zweitwichtigste Übung im Antiquariatsleben ist - die Wertbestimmung.
Es gibt in Ihrer ersten Berufszeit und noch lang darüber hinaus keine andere Preisreferenz als das ZVAB. Über die Gründe wird zu sprechen sein. Meiden Sie insbesondere Metasuchmaschinen. Sie können und sollen trotz seiner verschiedenen formalen Mängeln zunächst nur mit dem ZVAB arbeiten.
Sehen Sie grundsätzlich jeden neu erworbenen Titel dort nach. Die Technik der geschickten Stichwortabfrage wir Ihnen bald geläufig sein - häufige Worte führen mühsamer zum Ziel als seltene. Setzen Sie nicht "Müller" ein oder "Handbuch", sondern "Caprivi" und "gründliches", wenn Sie das "Gründliche(s) Handbuch" der Herren "Müller und Caprivi" nachschlagen wollen. - Daß die Preisspanne eines Buchs, trotz aller gegenteiligen, oft etwas beckmesserischen Klagen der Antiquare, in aller Regel sehr wohl gut begründbar und erkennbar ist, wird Ihnen schnell klar. Neben Zustandsunterschieden sind auch Einbandarten und Auflagen mit preisbestimmend.
In fast jedem Fall wird ein Durchschnittspreis schnell erkennbar. Diesen notieren Sie nun als reine Euroziffer, ohne jeden Zusatz, auf einem schmalen leeren Papierstreifen, den Sie ins Buch einlegen, aber nicht vorn vor den Titel, sondern irgendwo innen, damit er vom Buchblock schön festgehalten wird. Diese Einlagezettel stellen Sie her, indem Sie ein A4-Blatt quer legen und etwa 8 senkrechte Streifen schneiden, je 3-4 Blatt übereinander auf einmal.
Lesen Sie sich bei der Feststellung des mittleren ZVAB-Werts der Bücher nicht fest. Die Gefahr dazu ist groß, widerstehen Sie aber mannhaft. Sie machen hier die erste Bekanntschaft mit dem Fluch unseres Gewerbes - dem Leseverbot, der Unmöglichkeit, jene oft hochinteressanten Titel, die durch unsere Hände gehen, zu lesen.
Wenn Sie feststellen, daß der ZVAB-Wert eines Buchs über 10 Euro liegt, dann kopieren Sie eine Titelaufnahme, die Ihnen korrekt erscheint, mit der zuvor ja schon installierten Kopierfunktion Ihres Firefox *sofort* nach Wordpad. Wordpad ist das ganz schlichte, abgespeckte Schreibprogramm, bei Windows XP etwas versteckt unter den Zubehörprogrammen (Start-Programme-Zubehör) enthalten. Ziehen Sie das Wordpad-Symbol, ein hübsches Stenoblöckchen mit quergelegtem Bleistift, ein für alle Mal in die untere Bildleiste neben "Start", sodaß Sie es immer schnell aufrufen können. Nach Wordpad kopierte Texte verlieren weitgehend ihre Formatierung - ein Gottesgeschenk! Später gehen wir näher auf diesen wichtigen Punkt ein.
Nun beginnt die erste Einübung in Systematik und Exaktheit, zwei unerläßliche Begabungen, die der Antiquar haben muß. Macht Ihnen persönlich das schon Probleme, dann haben Sie sich den falschen Beruf ausgesucht. Die Reihenfolge der Titelaufnahmen, die Sie nun nach Wortdpad einkopieren, muß nämlich die gleiche sein wie die der Titel in Ihrem Arbeitsregal, nichts darf durcheinandergeraten. Zugleich handelt es sich nur um jene Titel, bei denen Sie einen Durchschnittswert über 10 Euro ermittelt haben.
Ich liefere Ihnen hier ganz bewußt keine vereinfachende Schemazeichnung zu diesem Sachverhalt. Sie müssen auch so verstehen, was wir hier machen: Titel mit ZVAB-Wert über 10 Euro werden gesondert gestellt und in identischer Reihenfolge gemäß unserer Bearbeitung auf unser Wordpad-Feld vom ZVAB her überkopiert.
Sie haben in dem Wordpad-Feld also z.B. stehen:
Russell Charles Taze
Dein Königreich komme - - Schriftstudien Band 3 der Bibel- und Traktat Gesellschaft
[nach diesem Titel suchen]
Magdeburg, Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, 1926
366 Seiten , Olwd., 8°, Einband etwas berieben, vorderer Deckel mit kl.Mausbiss, leicht stockfleckig, ansonst guter und sauberer Zustand; Schriftstudien Band 3 der Bibel- und Traktat Gesellschaft; 2. Aufl.
Drittes Werk aus der Reihe Schriftstudien. Russell ist der Begründer der "Zeugen Jehovas".
[Licht-/Luft-/Sonnen-Therapie. -]
Ungewitter, Richard.
Die Nacktheit in entwicklungsgeschichtlicher, gesundheitlicher, moralischer und künstlerischer Beleuchtung.
[nach diesem Titel suchen]
Stuttgart, Selbstverlag, 1920.
Gr.8°. 104 S. mit 60 Abbild. Orig.-Halbleinwand mit goldgepr. Rücken- u. Deckeltitel u. mont. Titelbild; Einband etwas berieben u. lichtgebleicht.
Selten. - Richard Ungewitter (1868-1958) war Lebensreformer, Vegetarier und Anhänger der Nacktkultur (vgl. Rothschuh S.129 ff.). - Die einzelnen Abschnitte behandeln: Wie der Mensch nackt wurde, wie wir zur heutigen Bekleidung gekommen sind, die Nachteile unserer Bekleidung, die gesundheitlichen Vorteile der Nacktheit, Lebensgenuß und Nacktheit, ohne Nacktheit keine wahre Moral, Nacktheit und Kunst, usw. - Die Abbildungen zeigen künstlerische Akt-Photographien. - Vorsatzbl. erneuert, Name auf Titels.; gut erhaltenes Exemplar.
[Schlagwörter: Naturheilverfahren alt, 2008/I; Kleidung; Licht-/Luft-/Sonnen-Therapie; Physiotherapie/Hydrotherapie/Wasserheilkunde; zvab-Heilkunde-Licht-/Luft-/Sonnentherapie]
Nun entfernen Sie alle Zusätze, die Ihnen unnötig erscheinen. Wir werden in einem späteren Kapitel näher auf die Einzelheiten eingehen, heute sollen Sie lediglich Ihren gesunden Menschenverstand einsetzen. Folgende Texte könnten dann z.B. bleiben:
Russell Charles Taze
Dein Königreich komme - - Schriftstudien Band 3 der Bibel- und Traktat Gesellschaft
Magdeburg, Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher, 1926
366 Seiten , Olwd., 8°,
Schriftstudien Band 3 der Bibel- und Traktat Gesellschaft; 2. Aufl.
Russell ist der Begründer der "Zeugen Jehovas".
[Licht-/Luft-/Sonnen-Therapie. -]
Ungewitter, Richard.
Die Nacktheit in entwicklungsgeschichtlicher, gesundheitlicher, moralischer und künstlerischer Beleuchtung.
Stuttgart, Selbstverlag, 1920.
Gr.8°. 104 S. mit 60 Abbild.
Selten. - Richard Ungewitter (1868-1958) war Lebensreformer, Vegetarier und Anhänger der Nacktkultur (vgl. Rothschuh S.129 ff.). - Die einzelnen Abschnitte behandeln: Wie der Mensch nackt wurde, wie wir zur heutigen Bekleidung gekommen sind, die Nachteile unserer Bekleidung, die gesundheitlichen Vorteile der Nacktheit, Lebensgenuß und Nacktheit, ohne Nacktheit keine wahre Moral, Nacktheit und Kunst, usw. - Die Abbildungen zeigen künstlerische Akt-Photographien.
[Schlagwörter: Naturheilverfahren alt, 2008/I; Kleidung; Licht-/Luft-/Sonnen-Therapie; Physiotherapie/Hydrotherapie/Wasserheilkunde; zvab-Heilkunde-Licht-/Luft-/Sonnentherapie]
Sie haben also alles entfernt, was nur auf ein bestimmtes Exemplar bezüglich sein kann, ferner einige doppelt angeführte Begriffe und das blödsinnige "nach diesem Titel suchen".
Dankbar übernehmen Sie die zahlreichen guten Stichworte beim Ungewitter-Eintrag und ebendort die nützliche Inhaltsangabe. - Titelaufnahmen genießen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, grundsätzlich keinen Urheberrechtsschutz. Was eine Sache des Anstands und der Großzügigkeit sein sollte, nämlich die ohnehin schon erstellten Titeleien den Kollegen zur Mitbenutzung zur Verfügung zu stellen, wird leider mit schöner Regelmäßigkeit zum Streitpunkt unter hämischen, unsozialen Kollegen. Lassen Sie sich nicht beirren: Es muß endlich zum Verhaltenskodex des Antiquars gehören, auch etwas ausführlichere Titelaufnahmen zur Mehrbenutzung bereitzustellen. Wie auch immer, juristisch sind Sie beim Eigenverwenden kopierter Fremdtitelaufnahmen auf der sicheren Seite. Kollegialität ist angesagt!
Wir verfügen nun über zwei Titelaufnahmen, die Sie mit den Eigenschaften Ihres eigenen Buchs noch ergänzen müssen (Erhaltungszustand, Namenseinträge, andere Auflage, andere Seitenzahl usw.) und die Sie dann universell einsetzen können:
In der Struktur nahezu unverändert haben Sie damit den Aufnahmetext für das Ebay-Angebot - und nach Eintrag in Ihre CSV-Tabelle verfügen Sie über eine ordentliche Grundlage zur Eingabe in alle Bücherdatenbanken.
Die CSV-Tabelle rufen Sie aus Ihrem installierten Open-Office-Programm auf. Ich breche an dieser Stelle ganz bewußt ab, weil der Umgang mit CSV einen der schmählich vernachlässigten Berufskerne im Antiquariat darstellt. Erstaunlich viele Kollegen beherrschen diese grundlegende EDV-Technik nicht und hängen deshalb hilf- und würdelos am Tropf irgendwelcher Bucheingabe-Hilfsprogramme. Durch Beherrschen der CSV-Technik wird der Antiquar erst zum Herr seiner selbst, wird er souverän im Umgang mit den Datenbanken, die er zum Absatz so notwendig hat.
Ähnlich schwierig ist der Umgang mit Turbolister und mit Resultado, wenn es um den Eintrag der Titel in Ebay-Versteigerungen geht. Aber wie bei der CSV-Technik gilt auch hier: Einmal gelernt, sitzt es und wird nie mehr vergessen. Es ist wie mit dem Autofahren.
Ich möchte, daß Sie an dieser Stelle des Kurses ein Gefühl dafür bekommen, daß die Berufsarbeit des Antiquars viel zu tun hat mit Systematik, mit formaler Zuverlässigkeit, mit Registratur und "Ordnung" im weitesten Sinn. Wenn Sie erkennen, daß Ihnen das nicht liegt und Sie diesen Beruf doch lieber nicht wählen sollten, dann ist schon viel gewonnen.
In unserem Beruf wird viel zu viel von Kultur und Abendland geschwafelt. Die nüchterne Alltagswelt des Antiquars kommt meist zu kurz. Das soll uns nicht passieren.
Das nächste Kapitel führt uns in die Welt der Sammler und der Bibliotheken.
Donnerstag, 20. August 2009
Wie werde ich Buchantiquar? 1.Kapitel
Wie werde ich Buchantiquar?
1. Kapitel
Die meisten der Handlungsanweisungen, die jetzt vorgegeben werden, sind keine Vorschläge, sondern zwingende Voraussetzungen für vernünftiges Arbeiten. Sie sollten vom Anfänger punktgenau befolgt werden.
In einem zweiten Durchlauf werden später alle Abschnitte vertieft, dann erst erfolgen Begründungen und die Diskussion möglicher Alternativen.
1.
Benötigt wird ein handelsüblicher Computer mit Windows XP, möglichst nicht mit Vista. Alle Baumuster ab etwa 2005 sind tauglich. Zum Arbeitsbeginn wird die Festplatte formatiert und danach Windows XP neu installiert. Sie holen sich, ausnahmslos gratis aus dem Netz herunterzuladen, folgende Programme: Firefox, OpenOffice, Avira Antivir Homeversion, Zone Alarm Homeversion. Installieren Sie unbedingt auch die Firefox-Erweiterung AutoCopy. - Schon bald werden Sie auch einen guten Scanner benötigen, am Anfang aber noch nicht. Gleiches gilt für den Drucker, der nur ein Laserdrucker sein darf. - Denken Sie daran, daß gerade für Ihre Zwecke als Buchantiquar eine gute gebrauchte, einige Jahre alte, komplette Ausrüstung mit viel Zubehör, etwa von Aldi=Medion, über örtliche Kleinanzeigen sehr billig und in aller Regel gut funktionsfähig zu kaufen ist, es muß also nichts Neues sein.
Richten Sie sich, auch das ist gratis, Konten ein bei Ebay und PayPal. Besorgen Sie sich eine Gewerbeanmeldung/ Gewerbeschein, Sie erhalten das Formular gegen geringe Gebühr bei Ihrem Bürgeramt/ Rathaus. Keine Angst vor der damit verbundenen automatischen Anmeldung beim Finanzamt; Sie werden sehen, daß der Anfänger im Gewerbe sogar Geld sparen kann damit. Den Gewerbeschein brauchen Sie zur Anmeldung beim ZVAB und zu Ihrer Absicherung gegen Abmahner bei Ebay.
Irgendwelche Nachschlagewerke oder Handbücher benötigen Sie nicht, in der Regel schaden sie eher und verwirren den Anfänger. Dies gilt auch für die Erklärungsschriften des ZVAB für Antiquare, die Sie nach der erfolgten Anmeldung - auf die wir unten zu sprechen kommen - erst einmal ungelesen weglegen sollten, sie enthalten unglaublich verquasten Stuß. Es kann nichts schaden, sich über die Netzversion der Antiquariatsabteilung von börsenblatt.net auf dem Laufenden zu halten im Gewerbe. Die gedruckte Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat" dagegen enthält abgehobenen Edelquark, ist schwer lesbar, eitel und arrogant geschrieben und für den Praktiker unbrauchbar.
2.
Sorgen Sie für eine gute Netzanbindung. Hohe Geschwindigkeit ist nicht erforderlich, wohl aber ein zeitunabhängiger Volltarif, der es Ihnen ermöglicht, jeden Tag viele Stunden im Netz zu bleiben. Spartarife oder gar Billigprovider sind zu vermeiden, wenn irgend möglich wählen Sie die etwas teurere, aber im gewerblichen Bereich sehr zuverlässige Telekom. Ehe Sie nicht Antivir und Zonealarm erfolgreich installiert haben, sollten Sie, außer bei der Telekom, keinerlei Netzkontakte aufgenommen haben. Virensicherheit ist eiserne Voraussetzung für Ihre Arbeit. Machen Sie den Windows Explorer inaktiv (löschen können Sie ihn nicht) und vergessen Sie ihn möglichst schnell. Das gleiche gilt für Word.
Ein großes, kombiniertes Arbeits- und Lagerzimmer reicht aus. Nach den Regeln der Statik können Sie, sofern Sie immer an der Wand bleiben, beliebig hoch rundum Bücherregale montieren. Diese Regale sollten untereinander durch massive Spax-Schrauben verbunden sein, über Eck zusätzlich durch dito verschraubte Eckquerbretter zumindest oben. In die Regale bauen Sie Ihren Arbeitsplatz ein.
Im Idealfall können Sie sich eine große Menge alter Sten-Regale besorgen, die es zwar seit Jahren in der Originalausführung beim Ikea-Möbelhaus nicht mehr gibt, aber sie liegen zu abertausenden in deutschen Lagerzimmern, Dachböden usw. Ein örtliches Kleininserat reicht aus. Kommen Sie an die massive alte Version nicht heran, dann wählen Sie ausdrücklich den Sten-Nachfolger, wenn Sie etwas Neues bei Ikea kaufen wollen. Der heißt sich Gorm und ist, wie Kollege Wimbauer feststellt, durchaus tauglich. - Keine gute Wahl ist das oft genannte Billy, aus vielerlei Gründen sollten Sie sich um Sten bemühen. - Es gehört zu den klassischen, tradierten Irrtümern im Antiquariat, daß zur Ausübung des Berufs ein großes Lager notwendig sei. Das stimmt nicht. Bei konsequenter Platzausnützung mit Sten- oder anderen verschraubbaren Regalen bis zur Decke und in Doppelreihe haben bis zu 5.000 Bände in einem größeren Altbau-Wohnungszimmer Platz.
3.
In der ersten Zeit kommt für Sie aus einer ganzen Reihe von Gründen nur der Kauf von undurchsuchten Beständen aus Privathand in Frage. Übernehmen Sie also keine noch so günstigen "Lose" über Ebay, stützen Sie sich auch nicht auf eigene Büchersammlungen oder auf ausgesonderte Bestände von Bibliotheken, kaufen Sie keine Kisten vom Flohmarkt - alles, was schon durchsucht sein könnte, müssen Sie zumindest am Anfang meiden.
Sie bekommen ohnehin nur dann ein gutes Verhältnis zum Wertobjekt Buch, wenn Sie den Ankauf von der Pike an gelernt und erfahren haben. Sie inserieren dazu an geeigneter Stelle in der Tages- und Wochenpresse, um aus Nachlässen, Altersheimumzügen usw. von Privat Bestände zu erwerben. Der Standardtext ist etwa: "Kaufe alte Bücher, zahle bar, hole überall ab. Klaus Geldreich, Tel. 66666928". Verzichten Sie auf abschreckende Vermerke wie "keine Unterhaltungsromane", vermeiden Sie Angebereien wie "zahle beste Preise", lügen Sie sich auch nicht auf "bin Sammler" heraus.
Achten Sie auf einen gut funktionierenden Anrufbeantworter, am besten ist auch hier der elektronische Dienst der Telekom. Fehler, die bei anderen Providern recht häufig sind, Pannen bei eigenen Anrufbeantwortern wirken sich böse aus. Ihre Ansage dort ist etwa "Besten Dank für Ihren Anruf. Ich möchte Sie heute gegen 19 Uhr zurückrufen, um Sie in Ruhe zu beraten. Hinterlassen Sie daher bitte Name und Telefonnummer. Freundlichen Dank".
Die Technik des Inserierens bleibt einem späteren Kapitel vorbehalten. Fürs erste beachten Sie, daß nur ungestaltete Kleinanzeigen in Frage kommen und suchen Sie sich nur Inseratefelder, in denen vergleichbare Gewerbe aufscheinen wie Antiquitätenhändler usw. Ideal sind Kombinationen mehrerer Anzeigenblätter, unverzichtbar ist, trotz höherer Kosten, das Kleininserat in der örtlichen Tageszeitung. - Der Radius Ihrer Besuchstouren sollte 30-40 km nicht unterschreiten. Legen Sie 4-5 Termine zusammen zu einer vernünftigen Rundfahrt.
Der Wagen wird oft zu groß gewählt. Ein Auto der Golf-Klasse reicht in aller Regel aus, auch Car-Sharing oder das Ausleihen des Wagens bei Verwandten ist für diesen Zweck, bei dem das Fahrzeug ja immer nur für einen Tag benötigt wird, recht gut möglich.
Kommen Sie zu jedem Büchertermin, am Anfang auch dann, wenn nur kleine Mengen oder - angeblich - nur Romane angeboten werden. Fast immer ist doch etwas Lohnendes dabei, jedenfalls dann, wenn der Termin ohnehin auf der Rundreisestrecke liegt und Ihre Zeit nicht teuer bezahlt werden muß. Womit wir vor der Tür des Verkäufers angelangt sind und erwartungsvoll klingeln.
Mehr im nächsten Kapitel.
Sinn und Unsinn des Blogs im Antiquariat
Kaum ist man aus dem Haus, tanzen die Mäuse in Blogbeiträgen und Twitterzettelchen. Da hilft alles nichts, man muß etwas sagen dazu. Mit Korkodill-Bilderchen ist es nicht getan.
Soweit ich das Blogwesen im Antiquariat überblicke, hat alles angefangen bei Xing mit elend langen Beiträgen unseres verhinderten Pfarrers und Kollegen Kretzer. Seine Texte waren in fehlerfreiem Deutsch abgefaßt, was ihnen den ersten Anschein der Vernunft und Klarheit gab. Da sich Koll. Kretzer freiwillig ins Gefängnis der Xing-Gruppe begeben hatte und dadurch nichtöffentlich wurde, versage ich mir, näher darauf einzugehen.
Xing, dem wir nun endlich auch gerichtlich bescheinigt sehen, daß es die dort eingestellten Texte in bedenklicher Weise zur Eigennutzung reklamiert, beherbergt auch den werten Kollegen Plocher.
1.
Plochers Texte können wir jetzt als öffentlichen Blog lesen. Er verfügt über die nicht geringe Kunst, kulturell wichtige Stücke wie alte Landkarten vom Jadebusen oder die Buffoniade eines Herrn Ebert nicht nur korrekt zu beschreiben, sondern gut lesbare, amüsante Kommentartexte danebenzusetzen.
Soweit, so löblich. Aber was leistet er damit? Wie wir alle ächzt er unter der grausamen Verpflichtung, dem einzelnen Objekt nur sehr begrenzte Zeit widmen zu dürfen. Immer dann, wenns spannend und lohnend würde, wenn vertieftes Studium, gründliche Recherche beginnen müßte - bricht er mit Blick auf die Uhr ab. Nochmals: Das geht uns allen so. Nur machen wir keinen edlen Kult aus dieser fatalen Oberflächlichkeit, zu der uns unser Beruf zwingt, sondern wir verrichten unser Amt klaglos und ohne jenen Schwulst, der sich immer dann ergibt, wenn wir,
*als Redakteure im Niveau lokaler Anzeigenblättchen, die eine Ausstellung in der Kreissparkasse zu besprechen haben,
unser aus der Not geborenes Tagewerk hochstilisieren zu niveauvoller geistig-kultureller Arbeit. Die vollbringen wir aber in Wahrheit so gut wie nie, können und sollen sie nicht abliefern, wir vermitteln im unteren Wiki-Bereich Sachinformationen, geben wenige persönliche Eindrücke hinzu (wobei es dann leicht peinlich wird, aber lassen wir das), exzerpieren geschickt einige - in aller Regel völlig überflüssige - Handbuch-Einträge, und das wars dann.
Ich gebe ja zu, lieber Kollege Plocher, daß das Instrument "Blog" mitsamt den prächtigen Illustrationsmöglichkeiten, der würdigen Typographie und mit der stets wachen Aufmerksamkeit unseres Redakteurs Biester dazu verführt, die eigene triste Anzeigenblatt-Zweckschreiberei zu veredeln, hochzustilisieren. Aber das Ergebnis ist schrecklich - irgendwo zwischen Anbiederei, Schmusekitsch und den Ergüssen poetischer Hausfrauen wird alles peinlich hoch 4.
2.
Einen anderen Blog-Typ verkörpert unser verehrter Kollege RF Meyer. Ihm eilt der Ruf voraus, seit gut 15 Jahren aktiv im Bereich des deutschen Antiquariats kritisch mitgedacht und mitgelitten zu haben, womit es ihm ähnlich ergeht wie mir - man fürchtet ihn, hört ihm aufmerksam zu, aber man liebt ihn nicht. Unbestechlichkeit ist nicht gefragt, besonders dort nicht, wo sich, wie im deutschen Antiquariat, Intrigiererei, Mauschelei, Einbildung, täppisches Agieren und dumme Faulheit zu einem ungenießbaren Brei vermengen.
Da kann der aufrechte Ritter gegen den Muff eines Berufsstands entweder wie Mulzer zum belächelten Idioten vom Dienst werden - oder er zieht sich zurück in das ewig freie, schöne Reich der Philosophie.
Diesen zweiten Weg hat sich Kollege RF Meyer ausgesucht. Tatsächlich mag man dem Rat des Philosophen bei so fürchterlicher Tätigkeit wie dem reihenweisen Eingeben von Titeln, die man nicht lesen, nicht benutzen, nicht erforschen, ja nicht einmal liebend besitzen darf, die man - weiterzugeben hat, keinesfalls entraten.
Alltagsphilosophie oder besser Philosophie in der Lebensplanung ihres Adepten - das sind seltsame und hochgefährliche seelische Wirkkräfte. Der Philosoph mag sich beizeiten nach der Couch eines guten Psychiaters umsehen oder nach den Eremitensitz im Wald. Ungestraft betreibt man nicht Philosophie! Besonders fatal hat es den werten Kollegen in der Reichshauptstadt erwischt, denn mitunter ist ihm die Gabe eines fast hellsichtigen planerischen Geistes verliehen, er erkennt Notwendigkeiten und Chancen, die er auch darstellen kann.
Dann aber, ein furchtbares Verhängnis, kommt ihm die Philosophie in die Quere. Er begibt sich, anstatt im Kampfesgetümmel munter weiterzufechten, auf den hohen Turm seiner Philosophie und denkt über den Kampf nach, anstatt ihn zu führen. Mit den Resultaten erfreut er uns dann, und zur allgemeinen Verblüffung lesen wir halbverdaute Metaphilosophien aus und über unser Gewerbe oder, noch ärger, über die Welt im allgemeinen. Was anderen der Gichtanfall oder die monatliche Depression, das ist für RF Meyer der Trieb, philosophieren zu müssen.
3.
Nun zum dritten und vierten Typ Blog, zu konzentrieren auf zwei Merkmale, die sich überall als Begleitmelodie finden. Zunächst die meist etwas melancholische Beschreibung des eigenen Zustands und des Umfelds, in dem der Schreibende lebt und arbeitet. Kollege Wimbauer ist hier ein gutes, wenn auch mitunter beim Überlaufen seiner Twittereien etwas lähmendes Beispiel. Wir hören gern von den Büsis, der Qualität seines Abendessens und den Umständlichkeiten des Finanzanmts, sei es auch nur, um befriedigt zu nicken: Also auch dir geht es nicht anders als uns, schau schau. Aber dieses Interesse der Kollegen hat enge Grenzen und bald gähnt der Leser - - so genau wollten wir das alles nicht wissen.
Ich habe deshalb die Schweizer Bratkartoffeln, die ungeflickten Socken wie auch Spinnen und Käferchen in meinem Büchergrab immer nur kurz behandelt. Das Persönliche ist ja ganz nett, aber bitte nur kurz, eine Prise Salz.
Ein anderes Blogmerkmal führt uns vom Salz zum Gift, von der Prise zum Eßlöffel. Wir sind bei der ironischen Kritik angelangt, beim Grenzbereich zwischen Spott und Verleumdung, bei der hämischen Herabsetzung. Es ist schwer umzugehen damit. Wenn ich Kritik an Personen besonders ernst meine, versuche ich immer, sachlich-neutral zu schreiben, wohl wissend, daß auch dies verletzend sein kann - im Idealfall vergebe ich Noten wie in jenem legendären Aufsatz zur Webseitenkritik. Greife ich in die Kiste mit den Salzsäurefläschchen, auf denen "Ironie" und "Spott" steht, sollte ich mich eigentlich bemühen, nicht mehr als eine zu entkorken. Da mir das aber regelmäßig *nicht* gelingt, indem also aus der beabsichtigen Mäßigung in aller Regel bei mir eine Schlammschlacht wird, schäme ich mich über fast alle meiner alten Beiträge. Ich lese meine Texte so gut wie nie ein zweites Mal, nachdem sie einmal im Blog stehen. Wer will denn so ironisch-vergiftete Beiträge auch noch - lesen müssen?
Immerhin habe ich durch tägliche Übung den effektiven Umgang mit dem gefährlichen Material technisch - leider nicht taktisch - gelernt. Wo aber im Bösesein ungeübtere Kollegen polemisch und aggressiv zu schreiben versuchen (ich versage mir Beispiele), dort wird das Verletzende oft übermächtig. Mit anderen Worten - auch giftig zu schreiben will gelernt sein.
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Fassen wir zusammen. Es gibt im Antiquariat Blogs, in denen
- die öde tägliche Arbeit hochstilisiert wird zu kulturellem Schmonzes,
- philosophische Weltflucht gepredigt wird,
- sensitiv-larmoyante Umwelt- und Lebensbeschreibung abgeliefert wird,
- Gift und Galle, Zynismus und Kritik verbreitet werden.
Alle vier Formen halte ich für schädlich.
Was wir brauchen, ist eine fortwährende Analyse unseres Berufsalltags mit dem einzigen Ziel einer sofortigen, praktischen
*Verbesserung.
Mit anderen Worten - wir brauchen mehr berufsständisches Denken und eine größere Hilfsbereitschaft, ein Streben nach allgemeiner Berufsverbesserung, gerade auch in den Blogs.
Kaminfeger, Putzfrauen und Angestellte in Irrenanstalten wissen das - wir Antiquare müssen es erst noch lernen.
Ich danke F.K. Waechter für die Ausleihe seines Bilds. Alle Rechte daran gehören ihm.
Dienstag, 4. August 2009
Was sich Antiquare schon immer gewünscht haben
Wir sind, wenn wir berufsbezogene Blogs schreiben, im allgemeinen keine Internatstöchter, die sich nach menschlicher Wärme und Austausch sehnen. Wenn ich in den Kommentaren lese, ich könnte die Mitarbeit, das Mitmachen der Kollegen in meinem Blog vermißt haben, dann stimmt das nur ganz am Rand. Der Blog, in dem Sie sich gerade aufhalten, versteht sich als Mikrofon in meinem Studierzimmer, als Denk-Recorder, als automatisches Stenogramm der seltsamen Vorgänge, die sich in meinem Gehirn abspielen. Dialog aber findet anderswo statt und vor dem "Austausch" der kulturbeflissenen Plauderer möge uns Gott bewahren.
Wir haben hier nämlich, nach meinem Verständnis, ganz konkrete Aufgaben gemeinsam zu lösen. Hilfreich dabei kann ein Blog nur insoweit sein, als er längere programmatische Zusammenfassungen und Grundsatzartikel bringt. Die Diskussion aber muß einem der braven altmodischen Foren vorbehalten bleiben, früher bevorzugte man Yahoo, heute sind Google Groups das Medium der Wahl. Dieses Forum kann aber nur die zukünftige allgemeine Berufsgruppe einrichten.
Soviel zum Formalen. Inhaltlich, das sei vorausgeschickt, ergreift mich bei einem Rundgang zu den Blogs der Kollegen ein tiefes Unbehagen. Wie kann ein Berufsstand so blind sein gegenüber seinen vordringlichen Aufgaben, wie kann er sich derart kindisch verrennen und vergeuden in kulturvollem Gebimse, in metaphilosophischem Raunen, in kleinlichsten "Qualitäts"fragen, in Portosatz- und Oxfam-Quisquilien - - während die vordringlichsten Aufgaben unerledigt, ja oft genug unangesprochen bleiben? In RFMeyers Blog wurde gestern die Frage nach der "Linie" von Redakteur Biester angesprochen. Dazu kann ich nur sagen, daß ich ihn, Herrn Biester, für einen der Hauptschuldigen an der völligen Vernebelung unserer Köpfe halte.
Seine unselige Häppchentechnik ist unerträglich - kaum ist ein wichtiges Thema angerissen, wie immer bei ihm ohne Analyse, ohne Wertung, ohne Nutzanwendung, hüpft er schon nervös weiter zu völlig nebensächlichen, oft genug geradezu lächerlichen Randthemen. So verhindert man, ohne es zu wollen, systematisch jeden Ansatz zum Überdenken und Lösen der Kernfragen.
Redakteur Biester gewichtet nicht - das ist eine Todsünde in problematischen, gefährlichen Sachbereichen. Ich hatte ihn, man erinnert sich, in geradezu tollkühnen Aktionen zu einer konzentrierten Behandlung der wichtigsten Fragen zwingen wollen - zeitweise sah es, bei Antwortziffern über 50, bald so aus, als solle die Redaktion des Börsenblatts durch mich gekapert werden. Gelernt hat er nichts daraus, und in seinem angekündigten Blog droht er uns das Fürchterlichste an: Er will uns dort "nicht anstrengen", gelobt nur kurze Beiträge zu schreiben... Mein Gott, was geht in dem Mann vor?
Die weitaus beste Idee, die je über die Kollegenblogs transportiert worden ist, war RFMeyers Bündnisgedanke. Dieser Ansatz ist, nicht nur von ihm, in geradezu lästerlicher Weise organisatorisch zugemüllt worden - aus einem wunderschönen Ei, das uns in glänzender Frische begrüßt hatte, ist ein struppiges, altes, heiseres Suppenhuhn geworden. Ein Handarbeitszirkel im zweiten Husumer Altersheim für debile Melkerinnen kann sich besser einrichten, besser planen und vernünftiger funktionieren als dieses fürchterliche Webseitenbündnis.
Wenn eine sehr gute Idee jämmerlich in den Dreck gefahren wird, dann schmerzt das weit mehr, als wenn sie erst gar nicht das Licht der Welt erblickt hätte. Wir lernen daraus, daß weder über das Medium Blog noch gar über das übliche Gemauschele per Telefon und direkte Emails irgendetwas auf die Beine zu stellen ist. Es wurde unzureichend diskutiert - das ist alles! Denn die Kollegen haben durchaus jenes Sachwissen, das gebündelt zum Erfolg führen könnte. Zur Bündelung aber bedarf man eines Forums, in dem aktuell diskutiert wird, und zwar von Tag zu Tag. Und keineswegs nach Sachgruppen aufgetrennt.
Was ist aus meiner heutigen Sicht wichtig?
1.
Wir brauchen eine eigene Datenbank, oder aber die Kontrolle über eine fremde. Das äußerst finstere Debakel um die ILAB-Datenbank und das - auf den ersten Blick unbegreifliche - Dahindümpeln von Prolibri zeigen, daß zwei formal durchschnittliche bis sehr gute Portale trotzdem scheitern können - - offenbar hängt alles, aber auch wirklich alles vom Bekanntheitsgrad im Netz ab.
2.
Es gibt nur (nur, ganz ausschließlich und nur!) eine einzige Werbemöglichkeit, mit der eine Altbuchdatenbank neu durchgesetzt werden kann: Wenn sie die Datenbank aller Antiquare im deutschen Sprachraum ist. Nur dieses Fanal kann unsere Kulturredakteure, unsere bücherkaufenden Lehrer und Karl-May-Sammler vom Hocker reißen. Wir sagten, daß Werbung, Bekanntheit im Netz alles bei einer Bücherdatenbank sei.
Es gibt kein besseres Werbeargument für den Absatz alter Bücher, als das, wenn eine ganze, kulturell wichtige Berufsgruppe gemeinsam auftritt. "Die Antiquare".
Dabei müssen wir uns hüten, in den Fehler von Prolibri zu verfallen und eine kleine Auswahl aus dem rund 1000-1200 Kollegen als ausreichend anzusehen. Das verführt dann leicht zu jener Hochstapelei, die ich seit Jahren jedesmal, fast reflexartig, brandmarken muß, wo immer sie auftritt - daß man nämlich versucht, sich eben doch zu einem bedeutsamen Teil der Berufsgruppe zu stilisieren, wo man doch in Wahrheit nur ein Splittergrüppchen darstellt. Das rettende Zauberwort aber ist bekannt und man darf es ruhig übernehmen, auch wenn es das Kainsmal Mulzerscher Provenienz trägt: Niedrigschwelligkeit.
Wir dürfen weder im formalen Anspruch (Ausbildung, Standard der Titelaufnahme, Mindestumsatz) noch in Geldfragen (Beitragsforderungen) irgendwelche Schranken aufrichten. Alle drei vorhandenen Berufsgliederungen (die des Kollegen Hoefs dürfen wir inzwischen wohl als sanft entschlafen betrachten) machen mindestens den Fehler, durch nicht unerhebliche Beitragsforderungen im vorhinein abzuschrecken.
Wenn, was der Fall ist, von rd. 1200 Kollegen erst gerade einmal knapp 300, also ein Viertel, organisiert sind, dann liegt das ganz überwiegend an den geforderten Beiträgen, zu einem nicht unbedeutenden Teil aber auch am Herumgetöne von "Qualität", "Verpflichtung zu ethischen Grundsätzen" noch vor dem Beitritt usw. Sowas ist zwar bitter nötig, sogar sehr, und die Beiträge auch - aber immer erst einmal niedrigschwellig die Kollegen kommen lassen, bitte!
Nochmals: Wenn 3 von 4 Berufskollegen nicht organisiert sind, dann läßt das tief blicken. Hier wurde so ziemlich alles falsch gemacht, hier muß radikal umgedacht werden!
3.
Die neue, niedrigschwellige Berufsvereinigung für die Antiquare im deutschen Sprachraum muß aus sich heraus ihre Verfassung diskutieren. Ihr Hauptzweck ist die Schaffung oder Übernahme einer berufsgruppeneigenen Datenbank.
Neben einer Monopol-Absicherung (gegen ZVAB, Amazon/ Abebooks) und einer Gebührensenkung steht ein drittes Argument im Vordergrund: Für die eigene Datenbank arbeiten alle Kollegen sehr viel engagierter, einfallsreicher und bereitwilliger. Wir können den ganzen Komplex der Absatzförderung dort, in der eigenen Datenbank, mit neuem Elan angehen! Wer will schon für eine Datenbank denken und planen, die uns im Fremdauftrag melkt?
Daß fernerhin eine separate Edel-Datenbank ein Unding ist, ist offenkundig. Selbstverständlich übernimmt die Datenbank der Antiquare auch die ILAB-Datenbankaufgaben im deutschsprachigen Raum. Mehr als das, wir sollten unbedingt die Grundidee der Übernahme von sehr hochpreisiger Ware, man erinnert sich an die unglückliche Hamburg-Frankfurter Jurastudentin, von Anfang an integrieren. Die Versteigerer sind inzwischen unnötig wie ein Kropf.
Aber das ist ein anderes Kapitel.
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